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Das Dilemma in der Kriegsfrage

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Veröffentlicht von Klaus Straßburg in Ethik · Donnerstag 18 Apr 2024
Tags: EthikKriegFriedePolitikFeindesliebeVersuchung

Das Dilemma in der Kriegsfrage
Worin das wahre Dilemma besteht
Klaus Straßburg | 18/04/2024

Markus Lanz befragte in seiner Sendung vom 9. April die Bundestags-Vizepräsidentin und Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt zum Konflikt zwischen Israel und der Hamas – besser gesagt: zum Krieg im Gazastreifen. Lanz ist ja als beharrlicher Interviewer bekannt. Wenn er eine Frage stellt, lässt er sich nicht mit irgendeinem Geschwurbel abspeisen. Das hat er auch in diesem Interview bewiesen.

Für mich war dieses Interview interessant, weil Göring-Eckardt sich als Christin bekennt. Sie bezeichnete sich sogar einmal als "fromm". Göring-Eckardt studierte mehrere Jahre Theologie (ohne Abschluss), war Mitglied des Präsidiumsvorstands des Deutschen Evangelischen Kirchentags, gehört dem Präsidium des Kirchentags an, leitete den Kirchentag 2011 in Dresden als Präsidentin und wurde im Jahr 2009 zur Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland gewählt. Und das sind noch nicht alle Ämter, die sie innehatte und -hat.


Der Begriff "Dilemma" ist offensichtlich in christlichen
Kreisen beliebt, um Kriege zu rechtfertigen

Man denkt bei dieser Biographie (nach Wikipedia): Wow, die Frau muss es echt drauf haben. Jedenfalls ist sie eine der bekanntesten Christinnen Deutschlands. Und so viele Präsidentinnen-, Präses- und Präsidiumsämter muss man erst mal sammeln.

Also, so meint man, muss sie doch etwas zu sagen haben über das christliche Verhältnis zum Krieg im Gazastreifen. Lanz fragte beharrlich nach, ob es im Gazastreifen Kriegsverbrechen der israelischen Armee gebe und ob Deutschland in dieser Situation noch Waffen an Israel liefern sollte.

Und Göring-Eckardt? Sie schwurbelte endlos herum, ohne die Fragen zu beantworten. Schließlich zog sie sich auf das Dilemma zurück, in dem man angeblich stehe. Ich fand das erbärmlich.

Der Begriff "Dilemma" ist offensichtlich in christlichen Kreisen beliebt, um Kriege zu rechtfertigen. Schon in den kirchlichen Diskussionen um den Ukrainekrieg tauchte er immer wieder auf, zum Beispiel bei der damaligen Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland, Annette Kurschus.

Weil dieser Begriff so wichtig zu sein scheint, sah ich mal in meinem Fremdwörter-Duden nach. Dort wird "Dilemma" so erklärt: als "eine Wahl zwischen zwei (gleich unangenehmen) Dingen", als "Zwangslage" oder "Zwangsentscheidung". *


Es muss getötet werden, damit nicht getötet wird

Ich will mal versuchen, dieses Dilemma im Bezug auf den Krieg im Gazastreifen durchzubuchstabieren: "Es ist ja so furchtbar. Zehntausende sind schon im Krieg umgebracht worden. Unschuldige Kinder sterben. Menschen verhungern. Es gibt kaum noch eine medizinische Versorgung. Aber – wir sind in einer Zwangslage. Israel kann nicht anders: Es muss diesen Krieg so führen, wie es ihn führt. Und wir müssen Waffen liefern, damit es ihn so führen kann, wie es ihn führt. Natürlich kritisieren wir Israel: Es muss mehr Hilfslieferungen ins Land lassen. Aber es kann sich keine Waffenpause leisten. Denn das würde die Hamas stärken, und dann würden ja wieder Israelis von der Hamas hingemetzelt werden."

Das hat Göring-Eckardt nicht wörtlich so gesagt. Aber so kann man wohl das Dilemma interpretieren, von dem sie sprach. Und das angeblich rechtfertigt, dass wir Israel mit Waffen versorgen, mit denen Palästinenser umgebracht werden. Auch Kinder.

Soweit die Argumentation der Christin Göring-Eckardt. Kurz gesagt, läuft sie darauf hinaus: Es muss getötet werden, damit nicht getötet wird. Und wir müssen Waffen liefern, mit denen getötet wird, damit nicht getötet wird. Das sei das Dilemma, in dem wir stehen. Gemeint ist ein politisches Dilemma.

Dahinter steht der Gedanke, dass die Terrororganisation Hamas vernichtet werden muss, weil es sonst keinen Frieden für Israel gibt.

Ein anderer Gast in der Sendung von Markus Lanz, die Reporterin Sophia Maier, hat vor kurzem Israel und Palästinensergebiete besucht. Sie berichtete davon, dass sich im Westjordanland schon Kinder zu Hamas-Anhängern radikalisieren und die Zahl der Befürworter der Hamas ansteigt. Es scheint also nicht so richtig zu klappen mit der Vernichtung der Hamas.

Die Ethik Jesu liest sich irgendwie anders als das, was Göring-Eckardt sagte. In ihr gibt es keine Begriffe wie "Dilemma", also "Zwangslagen", mit denen man rechtfertigt, andere zu töten, damit nicht getötet wird.

Um es gleich vorweg zu sagen: Ich bin Israel-Freund. Ich stehe zu hundert Prozent zum Existenzrecht Israels. Denn Israel ist und bleibt Gottes auserwähltes Volk. Von daher hat es ein unverbrüchliches Existenzrecht.

Das heißt aber nicht, dass man Israel nicht kritisieren darf. Das hat inzwischen ja sogar die Bundesregierung gemerkt.


Jesus kannte nur ein einziges Dilemma: das Schwanken
zwischen unserem Hang zum Bösen und seiner Forderung
des Guten

Zurück zu Jesus. Der kritisierte zu seiner Zeit die Autoritäten Israels scharf, ohne Antisemit zu sein. Und seine "Bergpredigt" kennt weder Dilemma-Situationen noch irgendwelche Zwangslagen. Da heißt es eindeutig:

Ihr seid das Licht der Welt [also kein Zwielicht].
(Mt 5,14)
Selig sind die Friedenmacher [also nicht die Friedenredner].
(Mt 5,9)
Selig sind die Trauernden [also nicht die in Trauer Versetzenden].
(Mt 5,4)
Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist [...] schuldig [wieviel mehr der, der ihn tötet].
(Mt 5,22)
Wer dich auf deine rechte Wange schlägt, dem wende auch die andere hin [anstatt zurückzuschlagen]!
(Mt 5,39)
Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen [anstatt sie zu hassen und umzubringen]!
(Mt 5,44)
Alles, was ihr wollt, das euch die Menschen tun, das tut ihnen auch [also wenn ihr nicht getötet werden wollt, dann tötet auch selber nicht]!
(Mt 7,12)

Das sind deutliche Worte. Ohne Geschwurbel, politische Rücksichtnahmen, Bedingungen oder Ausnahmen. Keine Rede von einem politischen Dilemma, durch das die Nächstenliebe relativiert wird.

Die rabbinische Theologie zur Zeit Jesu hatte die Gebote durch tausend Sonderregelungen für irgendwelche speziellen Situationen aufgeweicht und ihnen die Spitze abgebrochen. Dagegen wandte sich Jesus.

Jesus kannte nur ein einziges Dilemma – und das ist das eigentliche, das echte Dilemma, in dem wir stehen: das Schwanken zwischen unserem Hang zum Bösen und seiner Forderung des Guten. Wir sind immer wieder geneigt, uns dem Bösen zuzuwenden, um für uns selbst etwas scheinbar Gutes zu erreichen. Das ist kein politisches Dilemma, sondern ein Glaubensdilemma. Das ist die dramatische Versuchung, die auf uns lastet. Darum sollen wir beten (Mt 6,13):

Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Paulus hat dieses Dilemma so ausgedrückt (Röm 12,21):

Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse mit dem Guten.

Das echte Dilemma besteht darin, dass wir uns fragen, was wir niemals fragen sollten: "Sollte Gott gesagt haben ...?" (1Mo/Gen 3,1). Sollte Gott, sollte Jesus wirklich gesagt haben, dass ich lieber selbst Leid auf mich nehmen soll, als dem anderen Leid zuzufügen? Sollte Gott, sollte Jesus wirklich gesagt haben, dass ich meinem Feind mit Liebe begegnen soll anstatt mit der Absicht, ihn zu töten?

Das wahrhaft den Menschen zerreißende Dilemma besteht darin, Leid und Tod zu fürchten und deshalb dem Willen Gottes zu widerstreben. Stattdessen unser Leben getrost in Gottes Hände zu legen – dazu müssen wir uns tatsächlich immer wieder durchringen, so wie auch Jesus sich dazu durchringen musste (Mt 26,39).

Jesus hat das gelebt. Er hat das Getötet-werden dem Töten vorgezogen. Wir sollen versuchen, das schwerste zu tun, was es gibt: ihm nach Kräften darin nachzufolgen. In der Kraft seines Geistes ist das möglich. Wenn wir das aber nicht können, dann sollten wir zumindest bereit sein, ein kalkuliertes Risiko für uns selbst einzugehen, anstatt dem anderen sein Leben zu nehmen. Dieses kalkulierte Risiko einzugehen sollte jedem Christen im Vertrauen zu Gott möglich sein.


Es gibt Vereinfachungen, die ethisch unverantwortlich sind.
Genauso wahr ist aber: Es gibt auch Verkomplizierungen,
die ethisch unverantwortlich sind

Darum sollte Deutschland in der jetzigen Situation keine Waffen an Israel liefern, mit denen größeres Leid zugefügt als vermieden wird und außerdem die Hamas nicht vernichtet werden kann. Eigentlich sollte es sowieso für Christen ausgeschlossen sein, an irgendwen Waffen zu liefern, der dann damit machen kann, was er will – auch das, was christlich unverantwortlich ist.

Manche sind der Meinung, das sei eine Vereinfachung, die Lage sei eben kompliziert. Damit ist man wieder beim Dilemma. Es ist zwar wahr: Es gibt Vereinfachungen, die ethisch unverantwortlich sind. Genauso wahr ist aber: Es gibt auch Verkomplizierungen, die ethisch unverantwortlich sind.

Die einfache Antwort schließt nicht aus, dass es kompliziertere Situationen gibt. Es kann ethisch verantwortlich sein, einem Aggressor mit Gewalt das Handwerk zu legen, um größeres Leid zu verhindern. Aber: Es ist nicht ethisch verantwortlich, Menschen großes Leid zuzufügen, um kleineres zu verhindern.

Markus Lanz hat beharrlich nach Kriegsverbrechen Israels und den deutschen Waffenlieferungen an Israels gefragt. Die Christin Karin Göring-Eckardt hat ihm keine Antwort gegeben. Doch die christliche Wahrheit ist nicht so schwierig, wie sie glauben machen wollte.

Sie ist einfacher und schwieriger zugleich. Sie lautet: Leg dein Leben in Gottes Hände und gib so dem Frieden eine Chance. Kämpfe um die Bereitschaft, im Vertrauen zu Gott Leid auf dich zu nehmen, wenn du dadurch viele Leben unschuldiger Menschen retten kannst. Stelle dem anderen keine Waffen zur Verfügung, mit denen er zu Unrecht töten kann. Fordere ihn vielmehr auf, den Weg des Gottvertrauens zu gehen statt den des Gewaltvertrauens. Betreibe keinen Selbstschutz auf Kosten unschuldiger Menschen, sondern lass Gott, den Herrn der Geschichte, deinen Schutz sein im Leben und im Sterben.

Ein beharrliches Nachfragen nach der Ethik Jesu und Hinterfragen der eigenen politischen Position könnte helfen, dem vermeintlichen politischen Dilemma zu entkommen.


* * * * *


* Duden. Fremdwörterbuch. Duden Band 5. Bibliographisches Institut / Dudenverlag. Mannheim, 3. Aufl. Mannheim u.a. 1974. S. 178.

Foto: Gerd Altmann auf Pixabay (bearbeitet).




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Rezensionen
Jochen
Freitag 19 Apr 2024
Hallo Klaus,
meine Erfahrung aus dem Heiligen Land ist die, dass Israel vertreten durch die IDF dort bestmöglich den gewaltlosen Alltag garantiert. Und das auf sehr professionelle Art und Weise. Als wir in Hebron waren, warf uns ein Palästinenser, der mein Sohn sein könnte, am Eingang zum Grab der Patriarchen auf unsere Antwort "we're from Germany" NS-verherrlichende Parolen entgegen, die ich hier nicht wiedergebe. Fünfzig Meter weiter sass eine IDF-Soldatin, die meine Tochter sein könnte und wohl ihren Wehrdienst ableistete und sicherlich ganz andere Dinge in ihrem Leben vorhat, obwohl das Risiko einkalkuliert ist. Sie fragte wo wir herkommen. "From Germany" - "You're welcome".

Die Seligpreisungen, sie bekommen ein ganz anderen Klang, wenn man sie an die Hamas adressiert: Die Hamas wird weder das Land erben (Mt. 5,4), noch Barmherzigkeit finden (Mt. 5,7), noch werden ihre Anhänger als Söhne Gotte gelten (Mt. 5,9). Aber ich frage mich, was die UN gegen die Hamas unternimmt? Etwas mehr als "Nichts" wäre wohl glatt übertrieben.


Freitag 19 Apr 2024
Hallo Jochen,

ich bin gegen alle, die Gewalt ausüben und unschuldiges Leben töten - also auch gegen die Hamas. Darum habe ich bereits kurz nach deren Angriff auf Israel deutlich gemacht, dass die Terroristen der Hamas inhaftiert oder getötet werden müssen, weil sie anders nicht zu stoppen sein werden.

Aber auch Israel tötet nun zigtausend Unschuldige, darunter auch viele Kinder. Nicht alle Palästinenser sind Anhänger der Hamas. Ich kann über deren Leid nicht hinwegsehen, zumal man davon ausgehen muss, dass die Hamas dadurch noch größeren Zuwachs erhält. Natürlich werden die Terroristen nicht die Erde besitzen (so wörtlich Mt 5,5). Natürlich sind sie nicht barmherzig. Natürlich sind sie keine Friedenmacher (so wörtlich Mt 5,9). Aber die nationalreligiöse Regierung Israels spielt gerade auch nicht die Rolle des Friedenmachers und lässt auch keine Barmherzigkeit walten. Darum kann ich mich nicht einseitig auf die eine oder andere Seite schlagen. Ich habe das bereits vor Monaten deutlich gemacht.

Wie siehst du das: Sollen noch Zigtausende Unschuldige hingerafft werden, um den größten Teil der Hamas-Terroristen zu töten? Ist die Verhältnismäßigkeit der Opfer (was für ein grausamer Begriff) dann noch gewahrt? Sollte nicht Israel als der Stärkere den ersten Schritt zum Frieden hin tun, weil Israel...
Jochen
Sonntag 21 Apr 2024
Hallo Klaus,
dass Israel nicht wirklich in seiner Existenz gefährdet sei, ist eine Ansicht, die ich so nicht teile. Das ist wenn überhaupt nur durch Opferbereitschaft von jungen Menschen erreicht, die ansonsten etwas ganz anderes im Sinn haben. Man stelle sich mal vor: Im Oktober begann das Wintersemester, und in Israel stellten die Unis ihren Lehrbetrieb ein, weil der Großteil der Studenten einberufen wurde.
Sonntag 21 Apr 2024
Hallo Jochen,

jeder Militärdienst ist mit Opferbereitschaft verbunden. Aber Opferbereitschaft junger Menschen ist meiner Meinung nach etwas anderes als Existenzgefährdung des Staates Israel.
Dienstag 30 Apr 2024
Mir kommt gerade folgende Frage in den Sinn:
Was würde passieren, wenn alle Bewohner eines feindlichen Landes aufgefordert würden für den Frieden ihre gewalt- und hass-angetriebenen Extremisten auszuliefern? Machen sich dann nicht die Bewohner mitschuldig, wenn sie es nicht tun? Darf man sie dazu auffordern? Was, wenn sie aufgefordert werden für den Frieden zumindest zu kooperieren, damit solche Extremisten schnell einer fairen Justiz übergeben werden. ... Welche Konsequenzen und Folgen haben "Unschuldige" zu tragen oder zu akzeptieren?
Dienstag 30 Apr 2024
Das sind ja interessante Fragen. Spontan würde ich antworten: Wenn die Bevölkerung eines Landes in der Lage ist, die gewalt- und hassgetriebenen Extremisten unschädlich zu machen, sollte sie das tun und die Extremisten einem gerechten Urteil zuführen. Dazu müssen sie ja nicht einmal an die gegnerische Macht ausgeliefert, sondern nur der inländischen Justiz übergeben werden. Falls die gegnerische Macht die Auslieferung fordert, könnte auch das geschehen unter der Bedingung, dass die Extremisten von der gegnerischen Macht menschlich behandelt werden.

Die Sache scheitert aber in der Regel schon daran, dass die Extremisten die Macht über die Bevölkerung haben und nicht umgekehrt. So ist es ja auch im Gazastreifen. Die Bevölkerung ist Gefangene und Geisel der Hamas. Ich denke, dass bei freien Wahlen über die Macht im Gazastreifen ein großer Teil der Bevölkerung den Extremisten ihre Stimme verweigern würde. Leider gibt es diese freien Wahlen nicht, seitdem die Hamas dort gewaltsam die Macht an sich gerissen hat.

Jedenfalls aber werden die Extremisten ihrem gerechten Urteil nicht entgehen, denn auch sie müssen einmal vor dem Richterstuhl Gottes erscheinen, der ein gerechtes Urteil sprechen wird (Röm 14,10; 2Kor 5,10). Traurig ist nur, dass sie bis dahin noch Gewalt und Tod verbreiten können. Doch auch ihre Opfer können auf ein gerechtes Urteil Gottes hoffen - der ihnen vielleicht ein Leben schenkt, das sie alles irdische Leid vergessen lässt (Röm 8,18).
Dienstag 30 Apr 2024
Wie hätten sich somit christliche Mit-Bürger eines solchen Landes bei dieser extremistischen Gewalt-Entwicklung verhalten müssen? Rechtzeitig auswandern? Predigen wie Jona? ... Erinnert irgendwie an Jerusalem im Jahr 77.
Dienstag 30 Apr 2024
Auch eine gute Frage. Ich weiß gar nicht, ob es christliche Palästinenser im Gazastreifen gibt. Auswandern ist für Arme wohl schwierig. Außerdem verlässt man nur im äußersten Notfall seine Heimat und seine Großfamilie. Gegen Gewalt predigen? Wenn es nicht den eigenen Kopf kostet, ist das immer gut. Wenn man dadurch von Nachbarn und Verwandten geächtet wird und möglicherweise sogar sein Leben riskiert, muss es jeder selbst entscheiden. Nicht jeder hat die Kraft dazu. Viele sind eingebunden in die Familie, die ihrer bedarf. In Armut leben und dann noch geächteter Außenseiter sein macht das Leben vielleicht unerträglich. Aber das ist alles aus der Theorie gesprochen. Man müsste Betroffene dazu befragen ...
Mittwoch 01 Mai 2024
Google antwortet darauf mit: Weltweit gibt es über eine Million Christen palästinensischer Herkunft, aber im Gazastreifen sind es nur 3.000 (vor 2006 waren es mindestens doppelt so viele), was 0,7% der Bevölkerung entspricht.
Mittwoch 01 Mai 2024
Danke! 👍
Montag 06 Mai 2024
Lieber Klaus, wie stellst Du dir vor: „Leid auf mich nehmen“ statt „Leid zuzufügen?“. Uns steht es NICHT zu Israel SEINE Reaktion auf den Terror vorzuschreiben. Die Vaterunserbitte spricht vom Bösen in der Welt – allen kleinen und großen! Wir leben darin, können darin leben, indem wir Gott vertrauen UND gleichzeitig SEINE Vorgaben befolgen. Den Geprügelten im Stich lassen – Ukraine – ist unmöglich! Die Bitte des Paulus hat einen anderen Kontext, wie Mt 7,12 und die Seligpreisungen! Wo dir Böses geschieht antworte mit Gutem, das geht weder in Israel noch der Ukraine. Wer sich aus der Verantwortung stiehlt, wendet sich dem Bösen zu.
Wer Leid und Tod fürchtet ist nicht geschaffen für eine Begegnung mit Christus. Wir können unser Leben und Tun Gott überlassen (!) sofern wir mit ihm in Verbindung stehen und seine Vorgaben im Herzen tragen. Klaus, Jeus lebt im hier und jetzt, er begleitet die die ihm vertrauen. Ein Leben mit ihm ist kein Risiko, dein Kalkulieren wäre Vertrauensbruch.
Montag 06 Mai 2024
Hallo Johanne,

vielen Dank für deine kritische Stellungnahme und deine Argumente. Es geht mir nicht darum, irgendjemandem etwas vorzuschreiben - das kann ich ja gar nicht und das sollte man sowieso nicht tun. Die Frage ist aber, ob Deutschland in der gegenwärtigen Situation Waffen an Israel liefern sollte, mit denen im Gazastreifen getötet wird. Das lehne ich aus christlicher Überzeugung ab.

Mit dieser Haltung, die auch für die Ukraine gilt, lasse ich keinen Geprügelten im Stich und stehle mich nicht aus der Verantwortung. Im Gegenteil! Ich nehme christliche Verantwortung wahr. Zurückzuschlagen ist wohl meistens der einfachere Weg, aber das heißt nicht, dass er christlich verantwortlich ist. Den Maßstab dafür, worin die christliche Verantwortung besteht, entnehme ich allerdings - anders als wahrscheinlich die meisten Menschen - dem Neuen Testament. Ich versuche, wo Böses geschieht, mit Gutem zu antworten - ein Satz des Paulus, von dem du sagst, das ginge weder in der Ukraine noch im Gazastreifen. Bei Paulus lese ich von keinen Einschränkungen. Bei Jesus auch nicht. Wenn der Satz weder in der Ukraine noch im Gazastreifen gelten soll - wo soll er denn dann überhaupt gelten??

Was du im letzten Absatz schreibst, finde ich alles richtig. Nur eins verstehe ich nicht: Was meinst du mit "meinem Kalkulieren"? Ich kalkuliere doch gar nicht, sondern setze auf Vertrauen zu Gott und vertrauensbildende Maßnahmen unter den Menschen. Kalkulieren tun alle d...
Montag 06 Mai 2024
P.S. Du brauchst übrigens, wenn du einen Kommentar schreibst, unter "Website im Internet" nicht meine Website einzugeben, sondern kannst die Zeile frei lassen. Gemeint ist: Wenn jemand (in diesem Fall du) eine eigene Website betreibt, dann kann er diese dort eintragen.
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