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Veröffentlicht von Klaus Straßburg in Theologie verständlich · Donnerstag 14 Mär 2024
Tags: TrinitätGottesbildOffenbarungLeiden_Gottes

Jesus: Mensch? – Gott? – Halbgott?
Klaus Straßburg | 15/03/2024

Dass Jesus gelebt hat, ist historisch belegt. Mehrere römische Geschichtsschreiber, die keine Christen waren, bezeugen das, zum Beispiel Tacitus und Josephus. Aber was war dieser Jesus eigentlich für ein Mensch?

Die Christenheit hat ihn von Beginn an als einen Menschen und zugleich als Gott verehrt (z.B. Phil 2,6-8). Denn Jesus war nach seinem Tod seinen Jüngerinnen und Jüngern lebendig begegnet. Und nur ein Gott kann leben, obwohl er gestorben ist. Nur ein Gott ist stärker als der Tod.

Darin gründet der christliche Glaube, dass mit dem Tod nicht alles aus ist. So wie Jesus von den Toten auferweckt wurde, so will Gott auch uns von den Toten auferwecken, wenn wir ihm unser Leben anvertrauen (Joh 3,16).

War Jesus also so etwas wie ein Halbgott: halb Mensch und halb Gott?


Wenn wir wissen wollen, wie Gott ist,
dürfen wir nicht im Himmel suchen

Halbgötter gibt es in der griechisch-römischen Mythologie zuhauf. In der Bibel werden solche Wesen nur einmal abwertend erwähnt (1Mo/Gen 6,1-4). Und auch Jesus wurde nie als Halbgott verstanden.

Jesus war nicht halb Mensch und halb Gott, sondern ganz Mensch und zugleich ganz Gott. Er war der Mensch, in dem Gott sich der Menschheit kundgetan hat. Oder anders herum: Er war der Gott, der die Gestalt eines Menschen angenommen hat (Phil 2,6f).

Weil Jesus zugleich Mensch und Gott war, können wir in ihm Gott erkennen. Wenn wir wissen wollen, wie Gott ist, dürfen wir nicht im Himmel suchen, sondern brauchen nur auf den Menschen Jesus zu blicken.

Dass Jesus Mensch war, bedeutet, dass er verletzlich und sterblich war. Dass er Gott war, bedeutet, dass er allmächtig war und ewig ist.

Wie kann man das zusammenbringen? Gott vereint in sich beides: Verletzlichkeit und Allmacht, Ewigkeit und Tod.


Gott hat uns als Menschen erschaffen, die die Macht haben,
mit ihm und in seinem Sinn über die Erde zu herrschen

1. Der Allmächtige macht sich verletzlich, indem er Mensch wird. Seine Allmacht besteht gerade darin, dass er sie zurücknehmen kann und andere Mächte neben sich duldet. Zugleich lässt er sich aber nicht von diesen Mächten unterdrücken, sondern bleibt der, der das Heft in der Hand behält.

Gott hat uns als Menschen erschaffen, die die Macht haben, mit ihm und in seinem Sinn über die Erde zu herrschen (1Mo/Gen 1,28). Er erträgt es, dass wir diese Macht gegen ihn wenden und in einer Weise herrschen, die nicht in seinem Sinn ist. Es verletzt ihn, wie man besonders im Buch des Propheten Jeremia lesen kann (z.B. Jer 2,12f.29-32; 3,19f; 9,9; 14,17f).

2. Der Ewige wird sterblich, indem er Mensch wird. Seine Ewigkeit besteht gerade darin, dass er sich dem Tod hingeben kann, ohne darin zugrunde zu gehen. Indem er sich den Tod einverleibt, besiegt er ihn.

Weil Gott sich dem Tod hingibt, sind wir in unserem Tod nicht allein. Gott schreibt uns nicht ab, wenn wir tot sind, sondern er öffnet uns die Tür zum ewigen Leben.

Warum macht sich Gott verletzlich und wird sterblich?


Gott gibt sein Geschöpf nicht dem Tod preis,
obwohl sein Geschöpf Gott dem Tod preisgibt

1. Er tut es, weil er die Liebe ist (1Joh 4,8.16). In Liebe nimmt Gott seine Allmacht zurück, indem er dem Menschen, seinem Geschöpf, Macht gibt. Mit der Schöpfung des Menschen zieht Gott seine Allmacht zurück und macht sich verletzlich. Er tut das, weil er sein Geschöpf liebt: Er will es nicht missen, auch wenn es seine Macht missbraucht.

Unterdrückende Macht verletzt die Unterdrückten. Die Macht der Liebe hingegen macht den Liebenden verletzlich.

Gott will uns nicht unterdrücken, sondern lässt es aus Liebe zu uns geschehen, dass wir ihn unterdrücken.

2. Gott gibt sich dem Tod hin, weil er die Liebe ist. Denn der Mensch lebt so, dass er seinen Schöpfer totschweigt – verachtet, verspottet, mundtot macht, überhört, ignoriert, aus der Welt verbannt, quasi beerdigt. Indem der Mensch in dieser Weise gottlos wird, ohne Gott wirklich loszuwerden, stirbt seine Gottesbeziehung. Gott ist für ihn tot. Und Gott lässt das geschehen. Er lässt sich aus der Welt, seiner Schöpfung verbannen und für tot erklären. Er lässt es geschehen, weil er sein Geschöpf trotzdem liebt: Gott gibt sein Geschöpf nicht dem Tod preis, obwohl sein Geschöpf Gott dem Tod preisgibt.

Wer leben will, muss seine Feinde töten. Wer hingegen seine Feinde liebt, muss selbst den Tod auf sich nehmen.

Gott nimmt den Tod auf sich, und gerade so bleibt er der Gott, der seine Feinde liebt. Gerade so bleibt der Gott, der die Liebe ist, lebendig.

So lässt uns Gott leben, obwohl wir ihn wie einen Toten behandeln. Er tut das, weil er uns über alles liebt.


Die Tür, den Weg zum ewigen Leben ohne Leid und Tod
zu beschreiten, steht offen

Darum ist es wichtig, dass wir an Jesus als wahren Gott und als wahren Menschen glauben.

Wäre Jesus nur wahrer Gott gewesen, der gar nicht wirklich Mensch war, dann hätte Gott nicht wirklich gelitten und wäre nicht wirklich gestorben, so wie jeder Mensch leiden und sterben muss. Er hätte nur scheinbar gelitten und wäre nur scheinbar gestorben. Gottes Leiden und Sterben wäre ein Fake gewesen.

Gott leidet und stirbt aber wie wir. Darum ist er im Leiden und Sterben an unserer Seite und lässt uns Leid und Tod überwinden, wenn wir seine Nähe zulassen.

Wäre Jesus nur wahrer Mensch gewesen, der gar nicht wirklich Gott war, dann hätte uns Jesus nicht wirklich Gott kundtun und Gottes Liebe leben können. Er hätte nur, wie andere Menschen auch, in unvollkommener Weise von Gott geredet und wie Gott geliebt. Er hätte aber nicht in letztgültiger Weise Gott offenbaren und wie Gott die Liebe in Person sein können.

Jesus aber offenbart uns die Fülle Gottes (Kol 1,19; 2,9) und seine vollkommene Liebe, in der Gott leidet und den Tod auf sich nimmt, um uns den Weg zu einem Leben ohne Leid und Tod zu eröffnen.

Wir alle können diesen Weg gehen. Denn die Tür, den Weg zum ewigen Leben ohne Leid und Tod zu beschreiten, steht offen. Es braucht einen ersten Schritt, um hindurchzugehen und auf dem Weg des Lebens zu wandeln.


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Foto: Frank Davis auf Pixabay.




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