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Die Kraft der Schwachheit

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Veröffentlicht von in Theologie verständlich · 4 April 2022
Tags: GeboteGottesverehrungGlaubeUnglaubeGnade

Die Kraft der Schwachheit
Klaus Straßburg | 04/04/2022

Unser Leben hat viele Dimensionen. Wichtig sind zum Beispiel unsere Beziehungen, also die Familie, die Ehe oder Partnerschaft und die Freundschaften, die wir pflegen. Wichtig ist auch die Arbeit oder der große Bereich der Freizeit.

Für manche Menschen spielt auch der Glaube eine Rolle in ihrem Leben. Doch unser Glaube ist oft klein und wankelmütig. Welche Rolle der Glaube neben den anderen Dimensionen des Lebens spielt, kann sehr unterschiedlich sein.

In 5Mo/Dtn 6,5 wird gesagt, welchen Stellenwert der Glaube einnehmen sollte. Jesus hat diesen Satz aufgegriffen und wiederholt (Mk 12,29):

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit aller deiner Kraft.

Das klingt sehr herausfordernd. Können wir dem gerecht werden? Was ist damit gemeint?

Im christlichen Glauben geht es nicht um einen Teil unseres Lebens, sondern ums Ganze. Deshalb leuchtet es ein, dass der Glaube eine zentrale Rolle in unserem Leben spielen sollte. Er soll keine Randerscheinung sein und nicht nur eine wichtige Dimension unseres Leben unter vielen anderen: Ich bin Pastor, Ehemann, Vater, Hobbyfotograf und Wanderer, und neben all dem bin ich dann eben auch noch Christ.

Wäre es so, dann würde mein Glaube nur einen Teil meines Lebens betreffen neben all den anderen Dimensionen, die einen anderen Teil abdecken. Das kann nicht richtig sein, wenn es im Glauben um mein ganzes Leben geht.

Ich denke, es sollte so sein: Mein Glaube sollte das Zentrum meines Lebens sein, von dem her alles andere dann seinen Stellenwert und seine Bedeutung erhält: Was ich als Pastor, Ehemann, Vater, Hobbyfotograf und Wanderer bin, das bin ich immer als Christ. Mein Glaube ist allem anderen übergeordnet und bestimmt es.

Das heißt nicht, dass all das andere unwichtig wird. Im Gegenteil: Es erhält erst von meinem Glauben her seine besondere Bedeutung. Als Wanderer zum Beispiel kann ich mich an der wunderbaren Schöpfung Gottes erfreuen. Als Vater kann ich meinen Kindern Gottes Liebe zu ihnen bezeugen. Wenn ich also die verschiedenen Dimensionen meines Lebens in meinen Glauben einbeziehe, erhalten sie ihren besonderen Sinn.

Aber mein Glaube ist schwach. Gott spielt nicht immer die erste Geige in meinem Leben. Ich ehre Gott nicht immer von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all meiner Kraft. Ich suche seine Nähe nicht mit jeder Faser meines Lebens.

Man kann sich von dem biblischen „Du sollst ..." leicht überfordert fühlen. Und wir sind davon auch überfordert. Darum ist es gut, dass Gott uns diesen Glauben schenken will (1Kor 12,9a; Phil 1,29a). Das einzige, was für uns zu tun übrig bleibt, ist, dass wir dieses Geschenk annehmen.

Eigentlich ziemlich leicht, oder?

Aber gerade das fällt uns schwer. Deshalb ist unser Glaube manchmal nur ein schwaches Pflänzchen, ein glimmender Docht, kurz vor dem Erlöschen.

Doch im Wenigen kann die Kraft sitzen. Das Wenige kann das Entscheidende sein. Das fast Erloschene, das winzig Kleine kann unserem Leben eine Wendung geben. Und es kann wachsen und groß werden. So wie aus einem winzigen Samenkorn ein großer Strauch wird, in dem die Vögel nisten (Mk 4,30-32).

Nicht wir machen unseren Glauben groß und stark, sondern Gott kann es tun. Er lässt unseren Glauben entstehen und wachsen, so wie er es für richtig hält. Und das Maß der Gnade Gottes ist dann auch genug für uns. Wir müssen sein Wirken in uns nur zulassen.

Jesus sagte zu Paulus (etwas anders als Martin Luthers Übersetzung von 2Kor 12,9):

Meine Gnade ist genug für dich; denn die Kraft wird in Schwachheit vollendet.

Auf Gottes Kraft in der Schwachheit wollen wir vertrauen!


* * * * *




2 Kommentare
Michael Kröger
2022-04-05 19:20:46
"Wir müssen Gottes Wirken in uns nur zulassen".

Wir dürfen offenbar die Gnade Gottes als Geschenk annehmen - so wie Kinder sich beschenken lassen dürfen ohne gleich wie Erwachsene an Gegenleistungen zu denken.
Wenn doch Glauben immer so einfach wäre....
2022-04-05 21:33:51
Ja, und die Frage ist, warum es uns eigentlich so schwerfällt, uns beschenken zu lassen, ohne gleich an Gegenleistungen zu denken. Oder anders gefragt: Warum wir beim Glauben immer gleich an eine Leistung denken, die wir selbst erbringen müssen damit Gott uns gnädig ist.
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