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Wie das Gottesbild das Menschenbild formt

Christsein verstehen
Veröffentlicht von in Theologie verständlich · 23 Oktober 2021
Tags: GötzenGlaubeFreiheitGeboteEthik

Wie das Gottesbild das Menschenbild formt
Ein Gastartikel von god.fish | 23/10/2021

Es ist nicht egal, was wir glauben im Leben. Wenden wir diese simple Einsicht auf theologische Themen an, könnte man es mit Martin Luther so zusammenfassen: das, woran wir glauben, das ist unser Gott.

Christlich gesehen gibt es nur den einen Gott, denjenigen, der alles erschaffen hat.

Die Menschen haben aber auch weitere Götter, die Bibel spricht dann hier von Götzen. Götzen sind Götter, die man sich selbst erschaffen hat.

Das, woran man sein Herz hängt, das ist sein Götze.

Reichtum und Geld kann ein Götze sein. Macht. Emotionale Abhängigkeit von einem Partner. Emotionale Abhängigkeit von anderen Menschen. Ehrgeiz kann ein Götze sein. Geiz kann ein Götze sein. Missgunst kann ein Götze sein. Fast alles kann ein Götze sein.

Einem Gott oder einem Götzen opfert man einen Großteil seiner Gedanken, seiner Emotionen, seiner Ambitionen und letztlich auch seines Lebens. Drum ist es nicht egal, an was man glaubt.

Lautet der Götze, an den man glaubt, vielleicht Karriere, dann wird man alles, aber wirklich alles für die Karriere tun. Da der Mensch aber nicht unbegrenzt Kapazitäten und Zeit hat, heißt das, dass andere Dinge zurückstehen. Freundschaften, Beziehungen, die Familie, die Liebe. Karriere geglückt, Familie kaputt, oberflächliche Beziehungen zu anderen Menschen.

Einem Götzen opfert man also viel, weil man glaubt, er sei es wert.

Das ist bei dem echten Gott, der hinter aller Existenz steht, nicht anders. Und dennoch ist hier etwas komplett anders. Denn dieser Gott, christlich gedacht, hat verschiedene Bereiche, die ihm wichtig sind und die dem Menschen, der sich diesem Gott zuwendet, dann ebenfalls wichtig werden.

Der christliche Gott, so der Gedanke ganz am Anfang der Bibel, schuf den Menschen zu seinem Ebenbild. Da also alle Menschen eine Art Ebenbild Gottes sind, in dem Sinne, dass sie von Gott als eigenständiges Gegenüber geschaffen wurden, soll man also dementsprechend mit allen Menschen anständig umgehen. Jesus von Nazareth konkretisierte diesen Gedanken dann auf den ethischen Impetus der Nächstenliebe, der Selbstannahme und sogar der Feindesliebe, der sich aus der Gottesliebe, der Liebe zu diesem Gott, fast automatisch ergibt.

Und dann steht zu Beginn der Genesis noch der Gedanke, dass dieser Gott, der hinter allem steht, uns Menschen die Erde gegeben hat, um sie uns untertan zu machen, in dem Sinne aber, dass wir wie ein guter König über sie regieren, und nicht so, dass wir sie ausbeuten.

Wer an diesen Gott glaubt, den Jesus von Nazareth uns Menschen mitteilt, läuft also nicht in die Falle, in die er, wie oben am Beispiel der Karriere erwähnt, laufen würde, wenn er sich einen Götzen schafft. Sondern wer an diesen Gott des Jesus von Nazareth glaubt, weiß, dass er mit Gottes Schöpfung und mit seinen Mitmenschen, selbst, wenn sie Feinde sind, so umgehen soll und muss, als wenn sie Ebenbilder Gottes wären.

Und ein solches Gottesbild, eine solche Vorstellung von Gott, verändert natürlich alles. Eine solche Vorstellung verändert das Leben eines gläubigen Menschen dergestalt, dass sie oder er die Welt besser machen möchte, für seine Mitmenschen, für alle Lebewesen, letztlich auch für sich selbst, und dies alles zur Ehre Gottes. Deswegen beginnen die Zehn Gebote damit, dass Gott vorgestellt wird: Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Der Gedanke ist nämlich, wenn wir andere Götter neben Gott hätten, dann wären es nur Götzen. Und als Einleitung zu den 10 Geboten kommt die Selbstvorstellung Gottes:

Ich bin der Gott, der deine Väter aus der Sklaverei aus Ägypten befreit hat. Ich bin ein Gott, der dir Freiheit schenkt. Wer sich an mich bindet, wird befreit von anderen Bindungen, von Bindungen an selbst geschaffene Götzen nämlich, wird befreit, um mit seinen Mitmenschen und der gesamten Schöpfung in Freiheit und Nächstenliebe zu leben.



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