Was ich heute Morgen erlebte
Klaus Straßburg | 16/12/2021
Kaum zu glauben: Heute morgen habe ich den blauen Himmel gesehen!
Es waren nur ein paar kleine blaue Fetzen hinter der grauen Dunstglocke, die sich nun schon gefühlt seit Monaten über unser Land gelegt hat. Wie der blaue Himmel aussieht, hatte ich fast schon vergessen.
Und dann zeigten sich kurze Zeit diese kleinen blauen Schnipsel hinter all den grauen Wolken, die das Bild bestimmten. Es war wie ein Versprechen: Es ist ja doch nicht alles grau in grau! Es gibt ja doch noch das Blau des Himmels! Und es wird irgendwann auch wieder der ganze Himmel blau erstrahlen.
Für mich war es in diesem Moment wie ein Versprechen Gottes: Das Leben ist nicht nur grau in grau. Hinter den trüben Tagen, hinter all dem Ungemach, das uns betrübt und gar kein Ende nehmen will, gibt es noch etwas anderes: ein Leben, das im Licht erstrahlt, das Farbe hat und froh macht. Es gibt eine Herrlichkeit hinter dem Bedrückenden, eine Herrlichkeit, die unsere Augen nicht sehen.
Zugleich war dieses Versprechen wie eine Verheißung für mich: Es werden Tage kommen, da wird der ganze Himmel wieder im hellen Blau erstrahlen, da wird die Sonne uns Licht spenden und wärmen. So werden wir, auch wenn unser Leben in der Betrübnis versinkt, irgendwann wieder das Licht Gottes über unserem Leben aufgehen sehen. Die dunklen, schweren Wolken werden sich verziehen, und wir werden Gottes Gegenwart wieder spüren.
Und einstmals, wenn unser Leben in der Dunkelheit des Todes versinkt, werden wir dem hellsten aller Lichter entgegengehen: dem Himmel, in dem es keine Wolken mehr gibt, dem Himmel, der nicht nur ein paar Tage lang das herrliche Blau der Unendlichkeit zeigt, sondern in Ewigkeit nichts anderes für uns bereithält.
Wenige Minuten später lag übrigens wieder eine undurchdringliche, dichte Nebelwolke über dem Land. Aber ich sah diese Nebelwolke nun mit anderen Augen: in der Gewissheit, dass sie nur eine dünne und vorübergehende Schicht ist, hinter der sich der blaue Himmel verbirgt.
In der Erwartung des lichten Himmels kann ich die trüben Tage leichter ertragen. So lautet ja auch die nächtliche Weihnachtsbotschaft des Engels an die Hirten, die damals ein sehr hartes Leben führten und als Außenseiter am Rande der Gesellschaft gemieden wurden: „Fürchtet euch nicht! ... Denn euch ist heute der Heiland geboren" – der Erlöser, der Retter, der Überwinder ist da! Und er wird uns befreien von aller Trübsal, die uns getroffen hat. Kaum zu glauben ...
* * * * *