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Überfluss in Pandemiezeiten

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Veröffentlicht von in Theologie aktuell · 27 Februar 2021
Tags: CoronaEthikPolitikArbeitslebenArmut

Überfluss in Pandemiezeiten
Klaus Straßburg | 27/02/2021

Es ist bedrückend zu sagen: Wir stehen in Deutschland am Beginn der dritten Pandemiewelle. Epidemiologen rufen dazu auf, jetzt noch ein paar Wochen durchzuhalten und die Kontakte zu beschränken. Vor allem wenn Schulen und Kindertagesstätten geöffnet werden, müssen an anderen Stellen die Kontaktbeschränkungen aufrechterhalten werden.

Für mich klingt das logisch: Wenn an einer Stelle Kontakte ermöglicht werden, müssen sie an anderer Stelle eingeschränkt werden.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier verfolgt eine andere Logik. Er sagte gestern, dass wir uns „eine unveränderte Fortführung der Lockdown-Maßnahmen immer weniger leisten" können. „Es geht um die Substanz unserer Wirtschaft." So hält er unter Einhaltung der Hygienevorschriften auch eine Öffnung der Außengastronomie um Ostern herum für möglich. Es gehe um eine Perspektive, die Mut mache.

Diese Perspektive bedeutet: Endlich wieder Einnahmen für die Wirtschaft, aber auch mehr Kontakte, mehr Erkrankungen, mehr langfristige Gesundheitsschädigungen und mehr Todesfälle. Die können wir uns offenbar nach Meinung des Ministers leisten, weil wir uns eine Fortführung der Lockdown-Maßnahmen nicht mehr leisten können.

Ich bin wie der Minister für eine Perspektive, die Mut macht. Kann die aber nur so aussehen: mehr Öffnungen und mehr Kontakte zum Preis von mehr schweren Erkrankungen und Todesfällen?

Auch einige Landesregierungen sind in eine Art „Öffnungswettbewerb" eingetreten, und das mitten hinein in die ansteigenden Infektionszahlen. Ich finde das nicht ermutigend.

Meine Mut machende Perspektive sieht anders aus: Zeitlich begrenzte Steuererhöhungen für alle, die es sich leisten können (nur für die!), damit wir uns weiterhin finanzielle Hilfen für notleidende wirtschaftliche Betriebe leisten können und uns zugleich mehr schwere Erkrankungen nicht zu leisten brauchen.

Das ist sicher im „Superwahljahr" nicht besonders förderlich für eine Wiederwahl, dafür aber biblisch angemessen. Denn biblisch gesehen soll sich unser Handeln an den Schwächsten orientieren.

Ps 82,3: „Schafft Recht dem Geringen und der Waise, dem Elenden und Bedürftigen lasst
Gerechtigkeit widerfahren."

2Kor 8,14: „In der jetzigen Zeit diene euer Überfluss ihrem Mangel, damit auch ihr Überfluss [später] eurem Mangel diene, damit Gleichheit entstehe."

Lk 12,22f.33f: „Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr essen sollt, und nicht um den Leib, was ihr anziehen sollt! Denn das Leben ist mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung. [...] Verkauft eure Habe und gebt Almosen! Macht euch Geldbeutel, die nicht veralten, einen Schatz in den Himmeln, der unerschöpflich ist, wo kein Dieb sich nähert und keine Motte vernichtet! Denn wo euer Schatz ist, dort wird auch euer Herz sein."

Wer die Verse 22 bis 34 alle liest, merkt sofort: Der Mut für die Mut machende Perspektive kommt aus dem Vertrauen, dass Gott für uns sorgen wird, auch wenn wir etwas von unserer Habe abgeben. Vertrauen auf Gott hat immer Konsequenzen für unser Handeln.

Wir müssen unsere Habe auch gar nicht verkaufen. Wir (nur diejenigen, die es sich leisten können) müssen nur bereit sein, dem Staat etwas mehr zu geben und es den Regierenden nicht übel zu nehmen (und sie damit zu bestrafen, dass wir sie nicht mehr wählen) – damit Gleichheit entsteht zwischen denen, die zur Zeit Überfluss haben und denen, die Mangel leiden.

Wenn wir das nicht tun: Ähneln wir dann nicht denen, die im Überfluss leben und die wir so gern dafür kritisieren?



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