Tulpenblut
Klaus Straßburg | 03/05/2022
Auf einer Wiese fand ich vor einigen Tagen eine einsame Tulpe. Gerade aufgerichtet streckte sie ihr Haupt gen Himmel. Weit und breit war sie die einzige Blume ihrer Art. Niemand weiß, wie sie dorthin gekommen ist. In all ihrer einsamen Schönheit machte ich einige Fotos von ihr.
Nachdem ich heute einige Texte des genialen Bob Dylan gelesen hatte, kamen mir plötzlich folgende Zeilen in den Sinn:
tulpenbluteine blüte dort, wo sonst nichts blühteine einzelne tulpe, die keiner verstehtsie spricht von sich selbst, ohne einen lautund bleibt ein geheimnis, über das man stauntsie steht einsam da, wie alles, was lebtauch wenn es in einer großen menge schwebtin ihrem kampf ist sie wehrlos alleinda erfasst sie der sturm, langsam knickt sie einund das blut tulpenrot ergießt sich übers haupt –sie klagt nicht, sie stöhnt nicht, doch in ihr ist es lautsind die tränen, ist der schrei, den niemand hat vernommennur der Eine, der vormals ihr leben hat begonnenund sie fällt, wie so viele, die der feuersturm erlegtund kein herz ist da, das ihr fallen bewegtsie fällt als einsame, die niemand vermisstin die hände des Einen, der sie nicht vergisstder sie auferstehen lässt zu unbekannter prachtes ist der, der besiegt hat des todes macht.

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