Christentum ist keine Seelenwellness. Paulus erklärt, dass Gott gleich einem Töpfer das Recht habe, aus seinem Ton – sprich: uns – zu machen, was er will: Tafelgeschirr oder Nachtgeschirr. Welch krasse Beleidigung menschlicher Autonomie und Würde! Doch nur solch krasses Christentum kann uns Selbstgefälligen Stachel im Fleische sein. Honig schmiert uns der Zeitgeist schon genug ums Maul.
Thea Dorn
Selbstbestimmung und Menschenwürde sind ein hohes Gut. Der säkulare Mensch schließt daraus: Nur ich selber darf über mich bestimmen. Und alle anderen haben meine Würde als selbstbestimmter Mensch zu achten.
Nun kommt der Schöpfer daher und erschafft uns so, wie er es will. Er bestimmt, wer wir sind, wie wir leben und was wir tun sollen. Das erscheint uns als eine unerträgliche Beleidigung unserer Autonomie und Würde.
Doch der Schöpfer raubt uns damit gar nicht unsere Autonomie und Würde. Im Gegenteil: Er verschafft uns damit allererst Autonomie und spricht uns Würde zu.
Denn als Menschen, die aus sich selber leben, sind wir in Selbstgefälligkeit gefangen und vom Honig des Zeitgeistes abhängig. Aber als Menschen, die aus Gottes Zuwendung leben, sind wir dauerhaft geschätzte Partner des Schöpfers. Gerade darin sind wir frei und haben eine unverlierbare Würde.
Gott schenkt dem Menschen eine Selbstbestimmung und Würde, die ihm nirgendwo sonst zuteil wird: die Selbstbestimmung, die frei ist vom Honig des Zeitgeistes, und die Würde, ein Partner Gottes zu sein.
Wenn der säkulare Mensch nur wüsste, was ihm hier verloren geht!
Quelle: DIE ZEIT Nr. 45 vom 27.10.2016.