„Geboren von Maria der Jungfrau": Ich denke, dass wir uns hier den Glauben nicht von vornherein schwer machen müssen dadurch, dass wir jetzt versuchen, uns naturwissenschaftlich vorzustellen, was das bedeuten soll. Am naturwissenschaftlich konstatierbaren Vorgang scheint mir gar nichts zu liegen. Was mit diesem Satz gesagt werden soll, ist doch wohl dies: in dieser Geburt ist etwas völlig anderes geschehen als in der Geburt irgendeines Menschen [...] Wir sind nicht gefragt, ob wir uns den Geburtsvorgang so oder so vorstellen; wohl aber, ob wir es glauben wollen, dass in diesem Jesus von Nazareth und nirgends sonst Gott Mensch geworden, Gott zu uns gekommen ist.
Eduard Schweizer
Es geht nicht darum, ob Maria eine Jungfrau war. Sondern es geht darum, ob wir Jesus als einen Menschen verstehen, der in einzigartiger Weise mit Gott verbunden war und deshalb als einziger Mensch uns Gott in seiner Fülle kundgetan hat.
Quelle: Eduard Schweizer: Einübung im Glauben anhand des Heidelberger Katechismus. Vadian Verlag St. Gallen 1953. S. 29.
Das ist auch eine Möglichkeit, im Bekennen ehrlich zu bleiben.
Es geht überhaupt nicht darum, Gott klein zu machen oder unseren Verstand als Maßstab für Gottes Möglichkeiten zu nehmen. Wie der Text von Eduard Schweizer schon sagt, besteht der Sinn der Aussage von der Jungfrauengeburt darin, Jesus einzigartig groß zu machen. Der Sinn dieser Aussage ist aber nicht eine naturwissenschaftliche Feststellung. Das eigentliche Wunder der Geburt Jesu liegt doch nicht darin, dass etwas naturwissenschaftlich Unerklärliches geschehen ist, sondern darin, dass Gott Mensch geworden ist. Dass Gott Mensch geworden ist, hängt aber nicht von der Jungfräulichkeit Marias ab. Wollte man die Betonung auf die Jungfräulichkeit Marias setzen, dann bestände die Gefahr, das eigentliche Wunder unterzubelichten, das darin besteht, dass es wirklich Gott ist, der hier Mensch wird, und dass es wirklich ein Mensch ist, dessen Gestalt Gott hier annimmt.
Ich persönlich hätte keine Schwierigkeiten damit, mit Jesu Geburt von der Jungfrau Maria vorzustellen. Mir ist aber wichtig, dass dies nicht das Entscheidende der Geschichte ist und dass man deshalb nicht an die Jungfrauengeburt glauben muss, um an die Gottessohnschaft Jesu zu glauben. Eine solche Forderung könnte es Menschen schwer machen, zum Glauben zu finden.
Zur biblischen Grundlage: Im Alten Testament steht, dass der Messias von einer "jungen Frau" geboren werden wird (Jesaja 7,14). Für "Jungfrau" hat das Hebräische ein anderes Wort. Die Übersetzung des Alten Testaments ins Griechische (die "Septuaginta") benutzte dann ein Wort, das ebenfalls "junge Frau" bedeutet, aber auch "unverheiratetes Mädchen" und "Jungfrau". Dieses Wort steht nun im Matthäus- und Lukasevangelium, und dort ist eindeutig "Jungfrau" gemeint. Beide Evangelien wollten damit aber nicht ein naturwissenschaftliches Wunder betonen, sondern die Göttlichkeit Jesu.
Fazit: Wenn du an die Jungfrauengeburt als historisches Faktum glauben kannst, dann tu es. Wenn du nicht an dieses historische Faktum glauben kannst, aber an die einzigartige Göttlichkeit Jesu glaubst, dann hast du den Kern der Botschaft erfasst.
Mit deinem bzw. seinem Kerngedanken komme ich ja sehr gut zu Recht und der steht für sich und außer Frage. Vielleicht sollte gerade man weil diese Aussage ein solches Gewicht hat, dies auch mit göttlicher Handschrift signieren lassen. Nicht die Unterschrift ist das Wesentliche, sondern die Worte. Die Unterschrift soll ja nur bestätigen. Und wie könnte man das besser als mit einer jungen Frau, die eine Jungfrau ist.
Dazu dienten die Fragen :-) ... mehr nicht ... :-)
das, was über Maria und Jesus verkündet wird, glaube ich nach anfänglichen Bedenken inzwischen.
Viele Grüße
Hans-Jürgen
ich kann deine Haltung sehr gut verstehen und finde sie völlig in Ordnung. Ich kann aber eine andere Haltung ebenso gut verstehen und finde, dass sie dem Wunder des Weihnachtsgeschehens nicht weniger gerecht wird. Insofern ist, um in deinem Bild zu reden, die Wahrheit der Aussage nicht von der Unterschrift abhängig. Umgekehrt entkräftet natürlich auch die Unterschrift nicht die Wahrheit der Aussage. Man muss nur wissen, dass die Aussage das Entscheidende ist.
vielen Dank für dein Bekenntnis, das ich gut nachvollziehen kann.
Viele Grüße
Klaus