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Putins Spiel mit dem Feuer

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Veröffentlicht von in Theologie aktuell · 19 Februar 2022
Tags: UkraineKriegSündeStrafeGerichtHölle

Putins Spiel mit dem Feuer
Klaus Straßburg | 19/02/2022

Wer einen anderen Staat militärisch angreift, muss wissen, was er tut.

Wladimir Putin droht damit, die Ukraine anzugreifen. Die Drohung ist auch schon eine Art Angriff. Denn sie setzt die Ukraine unter Druck, erzeugt Angst und übt dadurch Gewalt auf sie aus. Wenn der Angriff dann tatsächlich militärisch vollzogen wird, werden vielleicht zehntausende Menschen sterben und körperlich sowie seelisch Schaden nehmen.

Was ist eigentlich in den russischen Präsidenten gefahren? Fühlt er sich wirklich von der NATO bedroht? Das könnte man ja noch verstehen. Aber ein Angriff auf die Ukraine würde diese angebliche Bedrohung ja gar nicht verbessern. Im Gegenteil: Die NATO würde dann in allen Nachbarländern ihre Truppen verstärken, wie sie es ja jetzt schon tut. So würde Putin also sein Ziel, die Bedrohung zu verringern, gar nicht erreichen – jedenfalls solange nicht, wie die Ukraine nicht in die NATO aufgenommen wird.

Was also mag den russischen Präsidenten antreiben? Wir Menschen sind ja ziemlich komplizierte Wesen. Unser Handeln ist oft bestimmt von Motiven, die uns gar nicht bewusst sind. Putin wird dieses Jahr 70 Jahre alt. Er hat also das meiste hinter sich. Da stellt sich schon mal – bewusst oder unbewusst – der Wunsch ein, etwas Bleibendes zu schaffen und als Präsident in die Geschichtsbücher einzugehen. Wenn nun Putin die Ukraine erobert, dann wäre er der erste russische Präsident, der nach dem Zerfall der Sowjetunion das russische Reich wieder vergrößert hat. Er wäre ein Großer der russischen Geschichte.

Dass ihn das antreibt, kann natürlich nur eine Vermutung sein. Aber ausgeschlossen ist es nicht. Denn wir haben wohl alle den Wunsch, nicht einfach sang- und klanglos diese Welt zu verlassen, sondern wenigstens den Nachkommen in guter Erinnerung zu bleiben. Was eignet sich da besser für einen Präsidenten als ein Krieg, der sein Reich vergrößert?

Auch das Alte Testament enthält Berichte von schauerlichen Eroberungskriegen. Wenn diese Kriege im Alten Testament auch noch gerechtfertigt werden, ist das sicher ein Problem. Andererseits ist dasselbe Alte Testament aber erstaunlich deutlich, wenn es darum geht, kriegerische Auseinandersetzungen zu verurteilen:

Du sollst nicht verschieben die Grenze deines Nächsten, welche die Vorfahren als dein Eigentum gezogen haben, das du bekommst in dem Lande, das dir Jahwe, dein Gott, zu eigen gibt.
(5Mo/Dtn 19,14)

Verflucht ist, wer die Grenze seines Nächsten verschiebt. Und alles Volk soll sprechen: So sei es [wörtlich: Amen]!
(5Mo/Dtn 27,17)

Die Worte sind, wie alle Gebote des Alten Testaments, an das Volk Israel gerichtet. Jesus und mit ihm das frühe Christentum haben sie sich aber zu eigen gemacht, indem sie das Alte Testament für sich gelten ließen. Darum gelten diese Worte auch für uns.

Der russische Präsident will durch seinen Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine Stärke demonstrieren. Er will dadurch seine – aus seiner Sicht berechtigten – Interessen durchsetzen, die ihm, wie er meint, von der NATO streitig gemacht werden. Er hat die Macht, Grenzen zu verschieben, wie er es schon durch die Besetzung der Krim getan hat. Er kann sich offenbar nicht zufriedengeben mit dem, was Gott ihm mit seinem riesigen Land gegeben hat (5Mo/Dtn 32,8).

Was allerdings wirkliche Stärke ist, thematisierte der Prophet Jeremia:

So spricht Jahwe: Der Weise rühme sich nicht seiner Weisheit, der Starke rühme sich nicht seiner Stärke, der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums; sondern dessen rühme sich, wer sich rühmen will: einsichtig zu sein und mich zu erkennen, dass ich, Jahwe, es bin, der Gnade, Recht und Gerechtigkeit auf Erden schafft; denn an solchen [Menschen] habe ich Wohlgefallen, spricht Jahwe.
(Jer 9,22f)

Man soll sich also nicht seiner Stärke rühmen und auf sie setzen. Das richtige Rühmen besteht vielmehr in der Einsicht und in dem Vertrauen, dass Gott demjenigen, dem sein Recht streitig gemacht wird, Recht verschafft. Gott gefallen die Menschen, die sich nicht ihrer eigenen Stärke rühmen, sondern auf die Stärke und Gnade Gottes vertrauen.

Man kann natürlich fragen, ob Gott wirklich allen Menschen, denen ihr Recht streitig gemacht wird, Recht verschafft. Es gibt doch zu viel Unrecht in der Welt, ohne dass Gott Recht zu schaffen scheint.

Doch ist die Frage, ob der gewaltsame Einsatz der eigenen Stärke wirklich dazu geeignet ist, Recht zu schaffen, oder ob nicht vielmehr das Unrecht dadurch nur noch vergrößert wird. Denn wer in einem Krieg Leid und Tod über zehntausende Menschen bringt, schafft damit bestimmt kein Recht.

Interessant ist, dass Jeremia nicht nur von Recht und Gerechtigkeit spricht, sondern in einem Atemzug damit von Gnade. Wir würden wohl nicht auf die Idee kommen, Recht mit Gnade zu verbinden. Recht ist für uns etwas schriftlich Festgelegtes, wodurch eindeutig Recht und Unrecht unterschieden werden. Verbindet man aber Recht mit Gnade, dann bekommt das Recht einen geradezu weichen Zug: Recht kommt nur dann zustande, wenn derjenige, der es durchsetzt, zugleich gnädig ist.

Das aber ist im Fall eines Krieges ausgeschlossen. Krieg ist immer ungnädig, erbarmungslos. Wer den Krieg wählt, um sein Recht auf eigene Faust durchzusetzen, vertraut nicht auf Gott und demonstriert seine Gnadenlosigkeit.

Auch Jesus hat etwas zu den Gnadenlosen und Gewalttätigen zu sagen gewusst:

Ihr wisst, dass die Fürsten der Völker gewalttätig über sie herrschen und die Großen ihre Macht über sie missbrauchen. Unter euch soll es nicht so sein, sondern wer unter euch groß sein will, sei euer Diener, und wer unter euch der Erste sein will, sei euer Sklave; gleichwie der Menschensohn nicht gekommen ist, damit ihm gedient werde, sondern damit er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.
(Mt 20,25b-28; ähnlich Mk 10,42b-45)

Gewalt und Machtmissbrauch sind unter den Herrschenden nichts Ungewöhnliches. Unter den Christinnen und Christen soll es anders sein: Bedeutend für Gott sind nicht diejenigen, die sich mit Macht durchsetzen, sondern diejenigen, die ihre eigenen Interessen zurückstellen können zugunsten der Interessen der anderen. Denn so hat Jesus selbst es vorgelebt.

Putin wählt offenbar einen anderen Weg – wie viele der politisch Mächtigen. Sollte er wirklich die Ukraine mit Krieg überziehen, dann würde er wohl Zehntausende töten, tiefes Misstrauen säen und eine über Jahrzehnte mühsam errichtete europäische Friedensordnung in einen Kalten Krieg zurückversetzen. Man mag sich das kaum vorstellen.

Man mag sich aber auch nicht vorstellen, dass solch ein Mensch nach seinem Tod einfach so in den Himmel springt, weil Gott ihm gnädig ist. Putin verspielt ja schon zu Lebzeiten seine Größe, sein Ansehen vor Gott. Im Jüngsten Gericht dann, dem sich auch Putin wird stellen müssen, werden seine schlechten Taten, bildlich gesprochen, im Feuer verbrennen. Das wird seiner Person Schaden zufügen: Schaden im Sinne eines Verlustes und einer Einbuße (so drückt es Paulus in 1Kor 3,15 aus).

Leider erläutert Paulus nicht näher, worin diese Einbuße besteht. Der Hintergrund ist aber, dass im ewigen Leben, in der himmlischen Gemeinschaft mit Gott, das Böse keinen Platz mehr hat.

Nun könnte man sich vorstellen, dass von einem schlechten Menschen, dessen schlechte Taten und Persönlichkeitsanteile im Jüngsten Gericht ausgelöscht werden, nicht viel übrig bleiben wird – nur das Gute an ihm wird übrig bleiben, und das mag unter Umständen nicht viel sein. Mit knapper Not, „wie durchs Feuer hindurch", kann er dennoch von Gott gerettet werden (1Kor 3,15).

Man könnte sich weiter vorstellen, dass von durch und durch schlechten Menschen gar nichts übrig bleibt, sondern dass sie sozusagen einen „zweiten Tod" (Offb 2,11; 20,6.14; 21,8) sterben. Sie existieren dann einfach nicht mehr.

Ich kann natürlich kein Urteil über Wladimir Putin fällen. Aber es ist doch vielleicht nicht ganz abwegig, dass von ihm, sollte er unsagbar viel Leid über seine Mitmenschen bringen, nach dem Jüngsten Gericht nichts mehr übrig bleibt. Es gibt dann gar keine Person mehr, der Gott gnädig sein könnte. Armer Geschichtsbuch-Putin! Wollte er doch vielleicht durch seinen Angriff auf die Ukraine ein Großer werden, und dann wäre er – Nichts!

Nochmal: Ich will kein Urteil fällen und auch nicht zu viel sagen über die Vorgänge beim Jüngsten Gericht, die uns verborgen sind. Ich schließe auch nicht aus, dass Gott auch einem Wladimir Putin (wie vielen anderen Gewaltherrschern und Massenmördern der Geschichte) gnädig sein kann.

Was ich hier betreibe, ist eher ein Gedankenspiel, das allerdings nicht freischwebend spekuliert, sondern sich an biblischen Texten zu orientieren versucht. Diesem Gedankenspiel nach könnte die „ewige Strafe", von der das Neue Testament spricht (z.B. Mt 25,46), in der ewigen Nichtexistenz des Menschen bestehen.

Wie immer dem auch sei: Wer einen anderen Staat militärisch angreift, muss wissen, was er tut – nicht nur anderen antut, sondern auch sich selbst.


* * * * *



6 Kommentare
Désirée
2022-02-20 21:58:26
Es ist nicht Putin, der einen Krieg anzetellen will. Die NATO braucht ihn, um ihre Verbrechen zu vertuschen. Wenn ihr tatsächlich Christen sein, solltet ihr auch richtig und vollkommen recherchieren. Vertraut nicht den Mainstream Medien, die euch nur anlügen! Wenn Leid über die Menschen kommt, sind die 3+4-Buchstabenagenturen dafür verantwortlich, zusammen mit Big Media, Big Tech, Big Pharma etc.
2022-02-20 22:25:27
Hallo Désirée,

im Moment ist es gerade Putin, der möglicherweise die Ukraine überfallen wird. Dass er sich dazu von der NATO gebrauchen lässt, denke ich nicht, weil er mächtig genug ist, um sein eigenes Ding zu machen. Das bedeutet aber nicht etwa, dass die NATO alles richtig gemacht hat und richtig macht. Das habe ich in diesem Artikel zu beschreiben versucht.
2022-02-21 07:49:54
Hallo Klaus,

in diesem Zusammenhang von dir etwas zum Thema Jüngstes Gericht zu lesen, hat mich überrascht. Ich finde diese Idee aus alter Zeit ebenso psychologisch verständlich wie komplett absurd. Wie soll das denn bitte funktionieren? Für mich gehört das zu den Sachen, die ich nicht glauben kann.

Womit ich etwas anfangen kann, ist das Wort aus Mt 16,26: "Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?"

Und andererseits denke ich: Was hilft es den Menschen, die jetzt unter Putin leiden oder sich vielleicht bald in einem Krieg befinden, wenn die Verantwortlichen oder das, was von ihnen übrig ist, sich dermaleinst vor einem solchen Gericht verantworten müssen, und selbst dann eine gute Chance auf Gnade haben?

Mit nachdenklichen Grüßen

Thomas
2022-02-21 15:40:39
Hallo Thomas,

danke für deine Stellungnahme. Ich möchte vorausschicken, dass vom Jüngsten Gericht im Neuen Testament die Rede ist und Glaubende sich deshalb irgendwie mit diesem Thema auseinandersetzen müssen, wollen sie nicht die biblischen Aussagen einfach ignorieren. Sich auseinandersetzen heißt nicht, diese Aussagen fraglos und ohne Nachzudenken hinzunehmen, sondern zu versuchen, sie zu verstehen.

Sicher ist das für den sich für autonom haltenden Menschen kein angenehmes Thema, zumal manche Bibelstellen von ewigen Qualen sprechen. Andererseits gibt es im Menschen ein Bedürfnis, ja eine Sehnsucht nach Gerechtigkeit: Wir möchten es doch nicht einfach so hinnehmen, dass z.B. das Opfer einen qualvollen frühen Tod stirbt, während der Täter sich des Lebens freut, im hohen Alter stirbt und beide gleichermaßen umstandslos in der ewigen Gemeinschaft mit Gott landen. Mir geht es jedenfalls so, dass ich mir schon auf Erden zuweilen wünsche, dass ein Übeltäter die Strafe erfahren möge, die er verdient hat, und er sich ihr nicht einfach durch Flucht oder Macht entziehen kann. Gerade auch die Opfer erleben dadurch eine Art Genugtuung, einen gewissen Ausgleich, der psychologisch wichtig ist, wenn auch keine Wiedergutmachung. Leider gibt es diesen Ausgleich auf Erden nicht immer. Daher der Wunsch, dass Gott ihn herbeiführen möge.

Nun bedeutet unser Wunsch ja nicht, dass es auch so geschieht. Andererseits belegt ein menschlicher Wunsch oder ein psychisches Bedürfnis nicht, dass ein himmlischer Ausgleich bloß erfunden ist und nicht stattfindet. Ich finde es jedenfalls nicht abwegig, dass Gott, wenn er denn gerecht ist, einen solchen Ausgleich herstellen kann und wird. Das schließt ein, dass Gott auch in der Lage ist, ein gerechtes Urteil zu fällen, bei aller Komplexität der menschlichen Natur, in der immer Böses und Gutes ineinanderfließen. Jedenfalls passt es nicht zur Vollkommenheit des Menschen in der ewigen Gemeinschaft mit Gott, dass er dann auch noch seine zerstörerischen Persönlichkeitsanteile haben wird; die sollen dann ausgelöscht sein.

Es geht mir hier nicht darum, dass ein Mensch von Gott nach seinen Verdiensten beurteilt wird. Im Gegenteil, ich traue der Gnade Gottes sehr viel zu, aber ich kann mir vorstellen, dass es auch in der Ewigkeit Unterschiede gibt ("Die Ersten werden die Letzten und die Letzten werden die Ersten sein", z.B. Mk 10,31) und dass dennoch die voneinander Unterschiedenen mit Gott und miteinander versöhnt sein werden (z.B. ohne Neid der Letzten gegenüber den Ersten und ohne Hochmut der Ersten gegenüber den Letzten). Womit ich Schwierigkeiten habe, ist die Vorstellung von ewigen Qualen, die als Strafe für zeitliche Sünden verhängt werden. Da scheint mir ein Ungleichgewicht zu herrschen oder, wie wir heute sagen, da ist die Verhältnismäßigkeit nicht gewahrt - jedenfalls aus menschlicher Sicht, Gott mag ja noch eine ganz andere Perspektive darauf haben.

Dein zitiertes Wort aus Mt 16,26 passt, finde ich, ganz gut dazu, denn dem Vers 26 folgt ja der Vers 27, der von der Vergeltung nach den Taten spricht. Die Taten sind also bei aller Gnade Gottes, die ich für größer halte, als wir uns vorstellen können, nicht ganz unbedeutend. Für mich jedenfalls ist die Vorstellung, dass die schlimmsten Massenmörder dieser Welt genauso flott und lustig in den Himmel springen können wie die unschuldigen Kinder, die ihnen zum Opfer gefallen sind, auch nicht gerade überzeugend.

Natürlich hilft es den potentiellen Opfern Putins, wie du feststellst, in ihrem jetzigen Leid wenig, wenn sie wissen, dass Putin sich einmal vor Gott wird verantworten müssen. Aber ganz bedeutungslos ist es für sie nicht, denke ich. Eine ausgleichende Gerechtigkeit, und wenn sie auch erst nach dem irdischen Leben erfolgt, ist den Opfern wichtig und vielleicht sogar tröstlich. Ich kann das auch nachempfinden. Die Theologie hat diese Opferperspektive in den letzten Jahren stärker hervorgehoben als früher oder sogar erst jetzt wirklich entdeckt, was ich gut finde.

Aber das ist sicher ein Thema, über das sich noch lange nachdenken lässt.

Viele Grüße
Klaus
2022-02-23 11:33:01
Hallo Klaus,

muss ich mich als einfacher Glaubender mit allem auseinandersetzen, was im Neuen Testament steht? Muss ich versuchen, das alles zu verstehen? Du als Theologe und Pfarrer musst das vielleicht tun, weil von dir Antworten auf die Fragen von ganz verschiedenen Typen von Gläubigen (und Ungläubigen und Andersgläubigen) erwartet werden. Ich nicht! Ich bin schon froh, dass ich in meinem Glauben nach den Stürmen von historisch-kritischer Kritik, philosophischer Kritik, naturwissenschaftlicher Kritik, fortdauerndem Theodizeeproblem, Kritik an der Kirche als Institution usw. zu einem belastbaren Glaubenskern gefunden habe, und auch das erst mit Ü50. Theologie hätte ich niemals studieren können und auch nicht wollen, Presbyter zu werden habe ich aus Mangel an Übereinstimmung mit der offiziellen Kirchenlehre abgelehnt und dem Pfarrer das auch so erklärt.

Im Übrigen habe ich mich ja mit den biblischen Vorstellungen von einem Jüngsten Gericht und einer nachlaufenden Gerechtigkeit auseinandergesetzt, Zusammenfassung: keine Anhaltspunkte in der Realität, nicht überprüfbar, absurd, wenn auch psychologisch verständlich (s. auch voriger Kommentar). Die Bibel ist für mich eine Sammlung von Glaubenszeugnissen aus der Antike, die Bezeichnung als "Gottes Wort in Menschenwort" geht in Ordnung, aber sobald das auch nur in Spuren von Verbalinspiration umschlägt, bin ich raus.

Viele Grüße

Thomas
2022-02-23 18:32:27
Hallo Thomas,

dass du einen Glaubenskern gefunden hast, der für dich „belastbar" ist, ist doch eine tolle Sache, über die du dich freuen und für die du dankbar sein kannst. Dennoch wird es für uns Glaubende – ob „einfacher Glaubender" oder Theologe – immer Texte im Neuen Testament geben, an die wir Fragen haben und die für uns schwer oder gar nicht verständlich sind. Ich verfahre mit solchen Texten so, dass ich sie erstmal unbeantwortet liegen lasse. Ob ich später mal Antworten auf meine Fragen erhalten und einen Text vielleicht ein wenig (besser) verstehen werde, weiß ich nicht. Ich bin aber offen dafür. Ich denke, mehr ist nicht drin, als offen zu sein für neue Einsichten und für Perspektiven, die uns zuvor verborgen waren – und darum zu bitten, diese zu bekommen.

Was ich über das Jüngste Gericht geschrieben habe, ist ja auch nur ein Verstehensversuch. Wie oben schon gesagt, habe ich Schwierigkeiten mit der Vorstellung ewiger Höllenqualen. Ich möchte aber die biblischen Aussagen über ein Jüngstes Gericht auch nicht einfach übergehen. Mit dem Gedanken, dass es auch im ewigen Leben Unterschiede zwischen den Erlösten geben wird, die aber keine Einschränkung ihrer Versöhnung bedeuten, und dass die Übelsten unter den Übeltätern dann vielleicht einfach nicht mehr da sein werden, kann ich aber leben.

Eine Garantie, dass es sich genau so verhalten wird, habe ich aber nicht. Ob Gott am Ende nicht vielleicht doch allen gnädig ist? Ich will das nicht behaupten, aber auch nicht ausschließen – auch wenn ich von manchen Fundamentalisten dafür des Unglaubens bezichtigt werde.

Viele Grüße
Klaus
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