Kann ein grausamer Tod Gottes Bestimmung sein?
Merkwürdige Gedanken nach dem Tod einer Maus
Klaus Straßburg | 30/08/2024
Meine Frau und ich saßen im Garten und betrachteten frustriert das Beet, in dem letztes Jahr noch so viele bunte Blumen geblüht hatten. Das Beet lag öde ohne blühende Blumen vor uns. Denn Wühlmäuse hatten die Wurzeln sämtlicher Stauden gefressen.
Unser Kater schien am Mäusefangen kein großes Interesse zu haben. Deshalb hatten die Mäuse ein schönes Leben bei uns. Weil wir Tierfreunde sind, regte ich an, ein paar Lebend-Mausefallen zu kaufen. Meine Frau stimmte zu.
Doch fast im selben Moment huschte blitzschnell eine lebendige Mausefalle neben uns über den Weg und verschwand in einem Busch. Meine Frau hatte nur zwei Schatten gesehen, so schnell ging es. Dann hörten wir ein jämmerliches Quieken. Meine Frau sah im Busch nach und entdeckte eine erlegte, noch blutende Maus.
Wir regten uns nicht und verhielten uns mucksmäuschenstill. Nach etwa einer Minute tauchte der Kopf eines Minimonsters aus einem Loch in der Wiese auf. Vorsichtig erkundete es die Lage nach allen Seiten. Als die Luft rein war, spurtete es über den Weg und verschwand im Busch. Alles ging so schnell, dass wir gar nicht mitbekamen, wie es wieder mit Beute in seinem Loch verschwand. Meine Frau stellte nur noch fest, dass die tote Maus aus dem Busch verschwunden war.
Das Minimonster erinnerte uns an einen Minimarder. Mit seinen ausgeprägten Zähnen, die er uns zeigte, sah er wirklich gefährlich aus. Wir mussten nicht lange recherchieren, um herauszufinden, dass das Minimonster tatsächlich ein Marder war, und zwar einer, der zur Art der Wiesel gehört: ein Mauswiesel nämlich – laut Wikipedia "das kleinste Raubtier der Welt".
Das Mauswiesel ernährt sich gern von Wühlmäusen. Dabei dringt es in die Mäusegänge ein und lässt den Mäusen keine Chance. Unsere Maus war offensichtlich in Panik aus ihrem Gang unter den Busch geflüchtet, aber auch dort war sie dem Wiesel ausgeliefert.
Natürlich tat die Maus uns leid. Ich musste sofort denken: So ist das Leben in Gottes Schöpfung: fressen und gefressen werden. Das klingt absolut nicht danach, dass die Schöpfung sehr gut ist, wie es in 1 Mo/Gen 1,31 heißt.
Manche Christinnen und Christen argumentieren nun so, dass es das "fressen und gefressen werden" vor dem Sündenfall noch nicht gegeben habe. Tatsächlich steht in 1Mo/Gen 1,29, dass Gott allen Tieren Gras und Kraut zu fressen gegeben hat. Demnach gab es vor dem Sündenfall noch keine Raubtiere.
Aber warum ist das nach dem Sündenfall nicht mehr so? Die Tiere hätten doch auch danach Vegetarier bleiben können.
Nun kann man sagen: Die ganze Schöpfung ist von Gott abgefallen. Wir leben nicht mehr im Garten Eden (1Mo/Gen 3,24). Aber warum müssen die unschuldigen Tiere, die nicht gesündigt haben, unter der Sünde der Menschen leiden?
Ich habe darauf keine Antwort. Und für mich bleibt es anstößig, dass die von Gott geschaffene Natur nicht nur schön ist, sondern auch grausam.
Manchmal habe ich den zugegeben etwas merkwürdigen Gedanken, dass ein gefressenes Tier seine Bestimmung dadurch erfüllt, dass es einem anderen Tier zur Nahrung dient und dadurch dessen Leben ermöglicht. Aber kann es sein, dass Gott Tiere dazu bestimmt hat, dass sie gefressen werden?
Ich könnte mir vorstellen, dass das Leben für Gott weit mehr ist als das rein biologische Leben. Für uns gibt es nur: Entweder ist ein Lebewesen lebendig, oder es ist tot. Dazwischen gibt es nichts.
So einfach wurde es in biblischen Zeiten nicht gesehen. Die Menschen damals wussten, dass es den Tod auch mitten im Leben gibt. Zum Beispiel wenn ein Mensch in gestörten Beziehungen lebt oder wenn er von schwerer Krankheit geplagt wird. Natürlich auch dann, wenn die Beziehung zu Gott nicht in Ordnung ist. Ein solcher Mensch, so meinte man damals, ist zwar biologisch noch am leben – aber seelisch oder geistlich schon im Bereich des Todes (z.B. Ps 22,15f; 88; Lk 15,24; Röm 6,13; Eph 2,1; 1Tim 5,5f).
Tatsächlich kann es sein, dass ein Mensch sich bei bester Gesundheit wie tot fühlt – einsam, verzweifelt, ohne Perspektive. Martin Luther konnte von sich selbst sagen:
Mehr als eine Woche lang war ich den Toren der Hölle und des Todes nahe. Ich zitterte an allen Gliedern. Christus war mir verloren. Ich war hin- und hergeschüttelt von Verzweiflung und Gotteslästerung.
Luther beschreibt hier nicht etwa eine fiebrige Infektion mit Schüttelfrost, sondern die Verzweiflung, die ihn seelisch und körperlich erfasste, als er das Vertrauen auf Gottes Gnade verloren hatte.
Mit Leben und Tod ist es also nicht so einfach, wie wir moderne Menschen es uns meist machen. Man kann biologisch lebendig und zugleich seelisch oder geistlich tot sein.
Umgekehrt kann ein Mensch biologisch tot sein und zugleich das Leben haben (Mt 9,24; 16,25; Joh 5,25; 11,25f).
Wenn dem so ist, dann ist das eigentlich Furchterregende des Todes nicht seine biologische Dimension, sondern seine geistliche. Tot ist, wer ohne Gott und deshalb ohne Lebensperspektive lebt. Tot ist, wer keine Beziehung zum Ursprung und Ziel seines Lebens hat. Fürchterlich ist es, wenn ein Mensch die Bestimmung und damit den Sinn seines Lebens verfehlt.
Das, was dem modernen Menschen die größte Angst bereitet, nämlich dass sein biologisches Leben erlischt, wäre dann gar nicht das Schlimmste. Auch irdische Leiden wären nicht das Schlimmste. Paulus schreibt in diesem Sinne (Röm 8,18):
Ich meine, dass die Leiden der jetzigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.
Ich verstehe das so: Die Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll, ist das Leben nach dem Tod in der vollkommenen Gemeinschaft mit Gott und allen Lebewesen, die dann mit uns ewig leben. Dieses herrliche Leben lässt alle irdischen Leiden verblassen. Sie haben im Vergleich zu diesem Leben überhaupt keine Bedeutung mehr.
Man könnte daraus schließen, dass Gott folgenden Blick auf unser Leben hat: Wir sollen eine Zeit lang auf Erden leben, sollen dort unsere gute und sinnvolle Bestimmung erfüllen, sollen dann sterben und danach zum ewigen Leben auferweckt werden. Der biologische Tod ist dann nicht die Tragödie unseres Lebens. Er ist zwar ein Abschied, aber zugleich der letzte Schritt zu unserer endgültigen Bestimmung. Wer im Glauben stirbt, müsste dann den biologischen Tod nicht fürchten.
Dann wäre der biologische Tod eines von Gott geschaffenen und geliebten Geschöpfs auch für Gott keine Tragödie. Wir denken ja gern: Es muss doch schlimm für Gott sein, wenn eins seiner Geschöpfe stirbt. Vielleicht ist dem gar nicht so. Und vielleicht ist es für das Geschöpf auch gar nicht so schlimm, zu sterben.
Um nicht missverstanden zu werden: Ich halte das biologische Leben für ein extrem hohes Gut. Es ist Gottes Gabe an uns, dass wir leben. Darum ist dieses Leben hoch zu schätzen und vor Schaden zu bewahren.
Ich will also keineswegs der Gleichgültigkeit gegenüber dem biologischen Leben das Wort reden. Unser irdisches biologisches Leben ist Gott wichtig und sollte deshalb auch uns wichtig sein. Wir sollen unser eigenes Leben und das unserer Mitgeschöpfe schützen, anstatt es zu zerstören.
Das biologische Leben ist also eins der höchsten Güter. Aber ein Leben, das seine göttliche Bestimmung erfüllt, könnte doch ein ebenso hohes Gut sein. Und ein biologisches Leben, das erlischt, wäre nicht so tragisch, wie wir es meist empfinden.
Wir müssten also zu unterscheiden lernen, welcher Tod zur göttlichen Bestimmung eines Lebewesens gehört und welcher nicht.
Wenn ein Kind durch einen Autounfall ums Leben kommt, ist das bestimmt nicht die göttliche Bestimmung für dieses Kind. Wenn ein Autofahrer einem Kind ausweicht und bei diesem Manöver gegen einen Baum prallt und zu Tode kommt, könnte das seine göttliche Bestimmung gewesen sein.
Für uns bleibt es aber immer schwierig zu erkennen, ob etwas eine göttliche Bestimmung ist oder nicht. Letztlich bleibt uns nur die christliche Hoffnung über den Tod hinaus.
Einfacher ist es vielleicht, wenn es um Tiere geht. Eine ihrer göttlichen Bestimmungen könnte es doch sein, ein Glied in der Nahrungskette zu sein und so anderen Tieren zum Leben zu verhelfen.
Etwas ganz anderes ist es, wenn die von uns Menschen gehaltenen sogenannten Nutztiere gemästet und nach der Mast getötet werden. Zuvor werden sie zudem oft noch durch eine Tierhaltung gequält, die nicht ihrer Natur entspricht. Das ist bestimmt keine göttliche Bestimmung dieser Tiere.
Die vom Mauswiesel getötete Maus, deren letztes Quieken wir noch hörten, tat uns wirklich leid. Eine Lebendmausefalle wäre uns lieber gewesen. Aber vielleicht hat diese Maus ja ihre der Schöpfung innewohnende Bestimmung erfüllt.
Ich würde es ihr auf jeden Fall gönnen.
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Foto: jplenio auf Pixabay.
womit ich viel anfangen kann, ist der Gedanke, dass sich die Entwicklung des Lebens in einem Wechselspiel von Zufall und Notwendigkeit vollzogen hat und noch vollzieht. Es gibt diverse Tiere, bei denen man anhand ihrer biologischen Merkmale (z. B. Zahnbau, Verdauungstrakt) erkennen kann, dass sie von Beutetieren oder Aas leben. Und natürlich muss es dann auch Beutetiere geben. Häufig sind die verschiedenen Tierarten darüber hinaus Teil eines sensiblen ökologischen Gleichgewichts. Das war schon so, bevor es Menschen gab, die sich darüber Gedanken machen konnten.
Etwas weniger wissenschaftlich, dafür bäuerlich-praktisch: Früher haben Mäuse den Menschen das Getreide weggefressen und Katzen sich nicht von Dosenfutter ernährt, sondern die Mäuse kurz gehalten. Die dabei auftretenden Grausamkeiten haben Menschen, auch tief gläubige Menschen, ohne große Sentimentalität in Kauf genommen. Es ging schließlich auch darum, dass sie selbst mit ihrer Ernte über den Winter kommen mussten.
Mit Gott kenne ich mich nicht so aus wie du. Ich kann aber viel mit der heutigen Tageslosung anfangen: "Der Ratschluss des HERRN bleibt ewig bestehen" (Psalm 33,11). Damit lässt sich sowohl ein detaillierter Determinismus als auch die Entwicklung der Dinge aus Zufall und Notwendigkeit gut vereinbaren, und er ist auch sonst vielseitig einsetzbar.
Viele Grüße
Thomas
P.S.: Ich finde übrigens den Tod vieler Menschen, die wegen guter Ernährung und Medizin alt geworden sind und dann noch Dinge wie Dekubitus oder Rippenbrüche wg. Knochenkrebs, so dass jeder Atemzug Schmerzen bereitet, erleben müssen, durchaus grausamer als den Tod einer Maus durch den Biss eines Mauswiesels.
vielen Dank für deinen Beitrag, auch den naturwissenschaftlichen Teil. Vielleicht haben die gläubigen Menschen früher ja tatsächlich die notwendige Dezimierung der Mäuse durch die Katzen als einen weisen Ratschluss des Schöpfers verstanden - auch in dem Sinne, dass es eben die Bestimmung der Katzen ist, die Mäusepopulation einzudämmen. Ich bin kein Biologe, aber man könnte wahrscheinlich entsprechende sinnvolle Bestimmungen der Wühlmäuse finden, z.B. den Boden aufzulockern (was auch Maulwürfe tun). Das wäre noch einmal eine bessere, weil positivere Bestimmung als mein Gedanke, nur ein Glied in der Nahrungskette zu sein.
Den Vers Ps 33,11 kann ich auch gut als Entwicklungsratschluss des Schöpfers in der Spannung von Zufall und Notwendigkeit verstehen. Und es stimmt: Das lange Leiden eines Menschen kann durchaus grausamer sein als ein schneller Tod. Insofern kann auch der schnelle Tod eines Menschen ein Ratschluss Gottes sein - so wie manche nach dem plötzlichen Tod eines Angehörigen sagen: "Man weiß nicht, was ihm dadurch erspart geblieben ist." Wir werden es nie wissen - aber es könnte wirklich ein gnädiger Ratschluss Gottes sein.
Viele Grüße
Klaus
Entscheidend ist richtig zu leben! Wie wir sterben steht nicht in unserer Hand.
Gruß Johanne
danke für deine Anmerkung. Der Blick auf Gottes Möglichkeiten ist immer wichtig. Dennoch gibt es wohl auch Leid, das so brutal ist, dass man nicht mehr nach vorne schauen und neue Möglichkeiten entdecken kann. Dann hilft nur, sich in der Finsternis ganz zu Gott hin fallen zu lassen: "Wir können nicht tiefer fallen als in Gottes Arme."
danke für deinen Kommentar. Ich stimme dir zu: Man kann tatsächlich falsch, d.h. nicht Gottes Zuwendung entsprechend, leben. Aber wenn das Sterben zu unserem Leben gehört, dann kann man auch falsch sterben. Was aus uns nach dem Sterben wird, das steht wahrhaftig nicht in unserer Hand.
Viele Grüße
Klaus
Hallo Klaus
Danke für deine wiederum sehr klaren Worte. Meine Frage ist nur: Wie kannst Du solche wirklich grundlegenden Sätze formulieren, die uns Menschen doch eigentlich als Bestimmungen Gottes erscheinen?
Mit herzlichen Grüssen
Michael
ich bin nicht sicher, ob ich deine fundamentale Frage richtig verstehe: Zielt sie darauf, wie ich auf solche grundlegenden Sätze über den Tod des biologisch lebendigen Menschen komme? Worin die Legitimation zu solchen Sätzen besteht? Woher die Vollmacht stammt, solche weit- und folgenreiche Sätze zu formulieren, die eigentlich doch nur Gott selbst formulieren könnte?
Wenn das der Sinn deiner Frage ist, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich formuliere philosophisch das, was mir durch eigenes Nachdenken bewusst geworden ist und was ich als für alle Menschen gültig erachte. Oder ich formuliere theologisch das, was mir durch die biblischen Schriften bewusst geworden ist und was deshalb für alle Menschen gültig ist, weil nach meiner Überzeugung durch diese Schriften Gott zu jedem Menschen sprechen will. Du wirst dir denken können, dass für mich nur die zweite Möglichkeit in Frage kommt. Ich gehe also davon aus, dass durch die biblischen Autoren Gottes Wort an uns ergeht. Das ist auch der Grund dafür, dass ich immer wieder Schriftstellen in meine Texte einbinde: Ich habe mir das alles nicht ausgedacht, ich ergehe mich nicht in Spekulationen über Gott und die Welt, sondern ich versuche, das, was die heilige Schrift sagt, für die heutige Zeit und unsere gegenwärtige Situation fruchtbar zu machen. Und weil das alle Glaubenden machen sollten, gibt es die Empfehlung, selber die Bibel zu lesen, um ihre Weisheit und ihren Trost am eigenen Leib und an eigener Seele zu erfahren.
Dass durch die ganz und gar menschlichen Worte der Bibel Gott selbst zu uns sprechen will, ist natürlich nicht beweisbar und deshalb eine Glaubensaussage. Die Bibel ist in ca. 1.000 Jahren entstanden, also in völlig unterschiedlichen Zeiten und Lebenswelten und außerdem durch völlig verschiedene Menschen. Sie ist immer und immer wieder abgeschrieben und dabei ergänzt worden. Es wurden Abschreibfehler gemacht, es gibt unterschiedliche Textvarianten und es gibt auch hier und da Lücken im Text, die bis heute eine Leerstelle darstellen, weil bis heute keine vollständige Abschrift von diesen Stellen gefunden wurde. Es gibt sogar Stellen, die unübersetzbar erscheinen und für die man nur durch leichte Textänderungen eine sinnvolle Bedeutung erschließen kann.
All das scheint nicht für göttliche Worte zu sprechen. Aber die Bibel ist eben ein geschichtlich entstandenes Dokument und kein von Gott einem einzigen Menschen Wort für Wort eingegebenes, wie es angeblich für den Koran gilt. Und der Gott, den sie beschreibt, ist kein im Jenseits sich aufhaltender und von der Weltgeschichte unberührter Gott, sondern einer, der in Jesus Christus in die Geschichte eingegangen, in ihr gelebt, gewirkt und gelitten hat und in ihr gestorben ist. Es ist ein Gott, der sich nicht nur von der Geschichte berühren lässt, sondern in ihr gegenwärtig ist. Und so, wie Jesus als Mensch von all den anderen Menschen empirisch ununterscheidbar war, so ist auch die Bibel von allen anderen geschichtlichen Dokumenten empirisch ununterscheidbar. Die Unterscheidbarkeit sowohl Jesu als auch der Bibel ist immer ein subjektiver Akt, eine subjektive Gewissheit, niemals ein objektiv empirisches Wissen. Aber diese subjektive Gewissheit - das sage ich aus eigener Erfahrung - kann stärker sein als jedes objektive empirische Wissen.
Denn mit der Gegenwart Jesu und mit den Aussagen der Bibel lassen sich Erfahrungen machen. Diese Erfahrungen sind kein objektiver Beweis für ihre Wahrheit, aber sie können subjektive Gewissheit ihrer Wahrheit erzeugen. Das heißt nicht, dass diese Gewissheit nicht immer wieder ins Wanken geraten kann. Aber dennoch kann sie eine feste Gewissheit bleiben. Denn - und auch das ist eine Glaubensaussage - sie ist nichts, was wir selber in uns geschaffen haben, sondern etwas, was uns von Gott geschenkt wurde und immer wieder wird.
Mit anderen Worten: Christen haben nichts in der Hand. Sie leben von dem, was ihnen geschenkt wird. Sie bezeugen das, was ihnen zur Wahrheit wurde, und hoffen darauf, dass Gott durch ihre durch und durch unvollkommenen, lückenhaften, fehlerhaften, widersprüchlichen und von Unklarheiten und Irrtümern durchsetzten Einsichten andere Menschen beschenkt.
Das war nun eine lange Antwort auf eine kurze Frage. Ich hoffe, ich habe den Sinn deiner Frage getroffen. Wenn nicht, lass es mich bitte wissen.
Herzliche Grüße
Klaus
Du hast auf meine Frage für mich sehr nachvollziehbar geantwortet. Herzlichen Dank! Ob aus einer "subjektiven Gewissheit " so etwas wie eine historisch gegenwärtige Wahrheit entstehen kann, erscheint mir wirklich als ein Geschenk - ob nun durch Gott vermittelt oder zwischen Menschen temporär ausgetauscht - das vermag ich zumindest nicht zu entscheiden ... aber es muss ja auch nicht immer alles eindeutig entschieden werden ....
Herzlich grüsst dich
Michael