Kälte und Wärme
Klaus Straßburg | 06/05/2021
Es ist kaltwo gemessen gezählt gewogenFakten errechnet Erkenntnis erhobenin Millisekunden Daten geballtüberprüft korrigiertals richtig erwiesen publiziertin Zahlenreihen und Kurven langdie Welt exakt erkanntwo alles als Gegenstand entgegen standbin ich alleinmuss Kälte seinkein Herz kein Wirund ich frierund such nach Dirnach Nähe, nach Haltnach der einen guten Machtdie alles zum Einssein gebrachtwo die Seele sich vereintmit dem Schönen, das erscheintwo Wunder werden und Weisheit wächstwo die Welt erschaffen, bewahrt, gehaltendurch des Schöpfers gnädiges, treues Waltenunsichtbar, dennoch gewissweil endlose Liebe istFakt aller Faktenjenseits des Exaktenwo das, was in Liebe erkanntdie Kälte verbanntda bin ich von Wärme, von dem Einen erfülltda ist die Sehnsucht auf immergestillt
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Der Bub hatte die Plastiktüte dabei
für die erste Belobigung
am letzten Schultag bei der Zeugnisausgabe
er wusste es, hatte nachgerechnet.
Doch bei der Zeugniskonferenz
hatten sie seinen Namen in der Liste gelesen
und gar nicht erst gerechnet: der doch nicht.
ich halte den Szientismus (Kälte im ersten Teil Deines Gedichts) auch für eine große Gefahr unserer Zeit, und finde dass die Kirche und auch die Philosophie viel zu wenig Widerstand dagegen leistet. Die Naturwissenschaft ist erfolgreich darin, den Weg der "Analyse" zu gehen, orientiert sich an den Elementarprozessen. Wo das radikal ohne jede Rückstellkraft geschieht, verliert der Mensch aus Fleisch und Blut das Bewußtsein dafür, dass er von Gott her, von oben her gedacht ist, und nicht von unten her, vom Atom.
Ob Liebe nicht rechnet? Ich bin zu leidenschaftlich mathematisch orientierter Naturwissenschaftler, dass ich dem zustimmen könnte. Die Zahlen sind m. E. eine der größten Entdeckungen der Menschheit, die half Familien zu ernähren (vom Zählen der Mammuts bis hin zur Bestimmung von Zeiten der Aussaat). Man darf nur nicht den Fehler machen und mehr in ihnen sehen als sie sind. Und haben denn die blutflüssige Frau (Mt. 9,18-26) oder die Ausländerin (Mt. 21-28) nicht so eine Art "Kalkül des Glaubens" vorgetragen, das Jesus ziemlich beeindruckt hat?
ich stimme dir voll zu, dass man aus Zahlen nicht mehr machen darf als sie sind. Sie haben an ihrem Ort und in ihren Grenzen ihr gutes Recht. Und natürlich kann Liebe auch mal rechnen. Ich meinte das Aufrechnen von Leistungen oder guten Taten gegen schlechte, das mit der Liebe nicht gut zusammenpasst. Aber die Mathematik kann sozusagen eine Hilfswissenschaft sein, um Liebesprojekte umzusetzen, und ist dafür manchmal sicher unentbehrlich.