Ist alle Geschichte in Gott aufbewahrt?
Ein Gastartikel von god.fish | 29/08/2021
Angenommen, Gott ist die Quelle und Grundlage aller Existenz und somit von allem, was es gibt, dann könnte man davon ausgehen, dass auch alle Erlebnisse und sämtliche Geschichte in Gott für immer vorhanden ist. Dies beträfe dementsprechend natürlich die Vergangenheit.
Wie sähe es aber mit der Zukunft aus?
Nun, wir können nur sehr menschlich denken, aber würde Gott auch sämtliche Zukunft voraussehen können oder wollen, wäre es so, als hätte er ein riesiges Spielfeld aufgebaut, welches sich in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufteilt. Er könnte bequem in den Teil der Vergangenheit zurückschauen, zu den Spielfiguren und Gebäuden und Ereignissen, die dort aufgebaut wären, ebenso könnte er das für die Zukunft tun.
Das hieße aber auch, dass es für ihn keine Überraschungen gäbe. Und das ließe dann die Frage aufkommen, warum er überhaupt etwas erschaffen hätte, weil er dann doch alles, was es gibt, schon wüsste. Sämtliche Lebewesen würden zwar irgendwie agieren, es gäbe aber für Gott keine Überraschungen. Wäre das nicht etwas langweilig für Gott? Wäre das in der Unendlichkeit nicht vielleicht sogar ziemlich langweilig, vor allem für jemanden, der so kreativ ist, wie wir es von Gott vermuten?
Wie gesagt, das ist natürlich sehr menschlich gedacht und läuft zugunsten einer freiwilligen Selbstbeschränkung Gottes dessen theologisch postulierter Allwissenheit entgegen. Aber falls man diesem Gedanken folgen möchte, hätte man hierin auch eine mögliche Erklärung und Lösung der christlichen Theodizeefrage, der Frage also, weshalb es überhaupt Leid in und auf der Welt gibt. Das Leid würde deswegen existieren, weil Gott alle Existenz so geschaffen hätte, dass die Zukunft bedeutungsoffen ist und von den von ihm mit eigenem Willen und eigenen Entscheidungmöglichkeiten geschaffenen Lebewesen selbst gestaltet und gesteuert werden kann.
Von god.fish.
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In einer unendlichen Struktur sind alle endliche Strukturen immer gleich präsent, das gilt für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, da das Unendliche eine andere Perspektive als das Endliche einnehmen kann, im Gegensatz zu unserer Beschränktheit und Begrenztheit.
Mit dem freien Willen, ohne das es die (Anti-)Liebe nicht gäbe, wird jede endliche Struktur gesteuert. Sie hat allerdings einen selbst-erhaltenden oder selbst-auflösenden Charakter des Lebens.
Dabei ist Leid immer das Ergebnis von Endlichkeiten, die sich überlagern oder überschneiden,
was somit den Begriff der Moral einführt, also eine Freiheits-, Rechts- und Wissensüberschreitung.
Überraschungen gibt es nicht nur in Endlichkeiten, sondern auch in Unendlichkeiten, weil sie die unerreichbare kreative Summe aller Endlichkeiten ist. Für einen Allmächtigen aber immer leicht lenk- und steuerbar.
Nur so ein paar Gedanken dazu ...
Sonst wäre es ja langweilig für ihn.