T h e o l o g i e z u m W e i t e r d e n k e n
Geschenkte Wahrheit
Klaus Straßburg | 24/04/2020
Schon oft habe ich Sätze gehört wie „Es gibt keine Wahrheit" oder „Die Wahrheit gibt es nicht."
Ich habe dann immer widersprochen und etwa gesagt: „Wenn es keine Wahrheit gibt, wird alles beliebig" oder „Es gibt sehr wohl eine Wahrheit, aber keiner kann sie vollkommen erkennen."
Heute denke ich: Vielleicht waren die Sätze, denen ich widersprochen habe, nur eine unbeholfene Formulierung dafür, dass jemand sich von anderen Menschen nicht vorgeben lassen wollte, was er zu glauben habe.
Das ist völlig berechtigt.
Denn kein Mensch „hat" die Wahrheit. Wir sind vielmehr alle auf der Suche nach ihr – nach dem wahren Sinn des Lebens, nach dem wahren Glück, nach dem wahren ethischen Handeln, nach der politischen Wahrheit.
Wir können nicht leben in der Nacht der Beliebigkeit, in der alle Katzen grau sind. Wir müssen uns täglich entscheiden. Und um uns entscheiden zu können, brauchen wir Wahrheit.
Wir müssen Wahrheit von Unwahrheit unterscheiden, um nicht der Unwahrheit zu erliegen.
Wo aber finden wir die Wahrheit? Und: Was ist eigentlich Wahrheit? Diese Frage richtete schon Pontius Pilatus an Jesus, als er ihn verhörte (Joh 18,38).
Im allgemeinen verstehen wir Wahrheit als Übereinstimmung einer Aussage mit der Wirklichkeit. Wenn ich sage „Die Ampel ist rot" und sie ist wirklich rot, dann halten wir die Aussage für wahr.
Doch dass schon solche scheinbar einfachen Aussagen mitunter schwer zu überprüfen sind, zeigen Gerichtsprozesse, in denen Zeugen dieselbe Situation völlig unterschiedlich schildern: Während die einen sagen, die Ampel sei rot gewesen, behaupten die anderen, sie sei grün gewesen.
Noch viel schwieriger wird es bei komplexen Zusammenhängen. Die Suche nach der Wahrheit über das Glück beispielsweise muss sich vielen Fragen stellen: Was ist überhaupt Glück? Bedeutet Glück für jeden dasselbe? Ist des einen Glück vielleicht des anderen Unglück? Wie kann man unterschiedliche Glücksansprüche auf einen Nenner bringen? Wie lässt sich eine Aussage über das wahre Glück überprüfen?
Die letzte Frage leitet dazu über, uns die Person dessen, der eine Aussage macht, vor Augen zu führen. Wir kennen wohl alle einen Menschen, den wir für vertrauenswürdig und wahrhaftig halten und dem wir deshalb gern Glauben schenken. Wir sind bereit, uns auf eine Aussage dieses Menschen einzulassen, ohne einen Beweis für die Wahrheit seiner Aussage zu haben.
Wahrheit bekommt damit eine personale Dimension. Einem Menschen, den wir für wahrhaftig halten, trauen wir zu, dass er die Wahrheit sagt. Er ist nämlich selbst ein Teil dieser Wahrheit.
Im Neuen Testament bezeichnet Jesus sich selbst als die Wahrheit (Joh 14,6). Er sagt die Wahrheit (Joh 8,45) und bezeugt sie (Joh 18,37), nämlich die Wahrheit Gottes (Joh 1,14).
Damit knüpft Jesus an das Alte Testament an. Dort bedeutet „Wahrheit" die Treue, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit eines Menschen oder auch Gottes (z.B. Ps 57,11). Gott ist in seiner Treue zu Israel und in seinem liebevollen Handeln an Israel absolut zuverlässig und glaubwürdig. Auf ihn ist Verlass. Insofern ist er die Wahrheit.
Und Jesus ist die Wahrheit, indem er an Gottes Wahrheit in vollkommener Weise Anteil hat und uns diese Wahrheit in einzigartiger und verbindlicher Weise kundtut (Joh 1,16-18).
Nun brauchen wir diese Wahrheit Gottes eigentlich nur noch mit unseren Herzen aufzunehmen. Aber genau das können wir nicht (Joh 1,9-11). Darum besitzt kein Mensch die Wahrheit.
Wenn es aber doch dazu kommt, dass ein Mensch in der Wahrheit Gottes lebt und diese Wahrheit tut (Joh 3,21), dann gelingt ihm das nicht aus eigener Kraft. Es ist vielmehr die Kraft des Geistes Gottes, die ihn zur Wahrheit führt (Joh 16,13). Gott selbst bewirkt es also, dass ein Mensch in der Wahrheit Gottes lebt.
Den Geist Gottes aber besitzen wir nicht. Er weht, wo er will (Joh 3,8). Er muss uns immer neu geschenkt werden und kann uns auch verlassen. Und wir können ihn betrüben und unterdrücken (Eph 4,30; 1Thess 5,19; Gott lässt sich von uns betrüben und unterdrücken!).
Darum kann kein Mensch, und sei er noch so fromm, die absolute Kenntnis der Wahrheit Gottes für sich beanspruchen.
Und er kann natürlich auch nicht gegenüber anderen behaupten, dass er diese absolute Kenntnis der Wahrheit Gottes habe. Er ist vielmehr, wie alle Menschen, darauf angewiesen, diese Wahrheit immer wieder gesagt zu bekommen (Joh 8,40; Röm 10,17).
Wir öffnen uns für Gottes Wahrheit im Hören auf den anderen. Eine wichtige Dimension dieses Hörens ist das Gespräch. Wer schon alles weiß, kann aber kein Gespräch mehr führen. Er kann nur den anderen unterdrücken.
Damit aber unterdrückt er Gottes Geist. Denn Gottes Geist ergreift nicht einfach einen einzelnen Menschen, sondern führt den einzelnen Menschen in die Gemeinschaft der Christ*innen (Apg 2,42-47).
Und wer den anderen unterdrückt, der unterdrückt zugleich die Wahrheit Gottes, die sich im Gespräch durchsetzt. Die Gemeinschaft der Christ*innen ist der Ort, an dem wir glauben lernen und im Glauben wachsen.
Das alles bedeutet nicht, dass nun alles grenzenlos pluralistisch, also beliebig wird. Das Kriterium der Wahrheit Gottes ist und bleibt Jesus Christus. An ihm sind alle Wahrheitsansprüche zu messen.
Gerade deshalb kann aber kein Mensch einen Absolutheitsanspruch auf die Wahrheit erheben. Damit würde er sich an die Stelle Jesu Christi setzen. Er ist der einzige Mensch, der absolute Wahrheit für sich beanspruchen kann.
Wer so denkt und handelt, schafft Frieden. Denn Frieden entsteht gerade nicht dadurch, dass man alle Kriterien für die Wahrheit über Bord wirft. Dann entbrennt der Streit um die Wahrheit umso heftiger.
Frieden wird dann geschaffen, wenn alle sich der Unvollkommenheit ihrer eigenen Erkenntnis bewusst sind. Und wenn sie lernen, mit dieser Unvollkommenheit zu leben.
Wenn wir um Gottes Treue zu den Unvollkommenen wissen, können wir mit unserer Unvollkommenheit leben.
Dann muss keiner mehr dem anderen vorschreiben, was er zu glauben hat.
* * * * *
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danke für diesen Artikel, der mir wieder gute Impulse gibt. Ein paar Punkte, die du hier zum Thema Wahrheit ansprichst, kamen mir auch sofort bei dem Stichwort in den Sinn, so die Frage des Pilatus: Was ist Wahrheit? Oder auch das Jesus-Wort: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.
Ich stimme dir auch zu bei der Einschätzung, dass es zwar Wahrheit gibt, auch Wahrhaftigkeit, dass aber kein Mensch die Wahrheit exklusiv für sich beanspruchen kann.
Ich würde aber gern etwas ergänzen: es ist zwar meist schwer, objektiv zu erkennen und vor allem zu belegen, dass etwas wahr ist. Umgekehrt ist es aber oft möglich, zu zeigen, dass etwas nicht wahr ist, nicht wahr sein kann. Das gilt z. B. bei in sich widersprüchlichen Aussagen. Und wenn sich zwei Personen in ihren Aussagen klar widersprechen, können nicht beide recht haben. Ich gehe z. B. auch davon aus, dass Aussagen, die gut gesicherten naturwissenschaftlichen Erkenntnissen klar widersprechen, nicht wahr sind. Damit lässt sich schon eine Menge Unwahres aussortieren.
Ich habe den Eindruck, dass gerade die Kirchen ein großes Problem mit der Wahrheit haben. Sie beanspruchen Wahrheit, unter anderem unter Berufung auf das von dir zitierte Jesus-Wort. Dabei wissen Theologen eigentlich, dass noch nicht einmal gesichert ist, dass Jesus das selbst gesagt hat.
Es gibt nicht wenige Christen, die die Bibel für wörtlich wahr halten, in jedem einzelnen Satz. Und auch viele von denen, die auf konkretes Nachfragen einräumen, dass es wohl nicht so ist, verwenden die Bibel praktisch dann doch, als wäre es so, wenn sie z. B. einen einzelnen Vers aus der Bibel zitieren, um eine ihrer Aussagen zu belegen. Dabei kann man in der Bibel diverse Aussagen finden, die sich untereinander widersprechen, so dass mindestens eine davon falsch sein muss.
Auch gibt es unterschiedliche christliche Konfessionen und Dogmatiken, die alle Wahrheit für sich, beanspruchen, manchmal sogar exklusiv. Dabei ist doch klar, dass nicht alle zugleich recht haben können. Vom Abgleich mit anderen Religionen habe ich dabei noch gar nicht gesprochen.
Es gab und gibt viele Personen in den Kirchen, die ich für wahrhaftig halte. Unter den moderneren davon spielt für mich Dietrich Bonhoeffer eine besondere Rolle. Er hat mich auch in kritischen Zeiten bei der Kirche gehalten, weil er sich meinem Eindruck nach getraut hat, auch für die Kirche selbst und ihre Wahrheitsansprüche unbequeme Sätze zu sagen, z. B. wenn er Defizite der Kirchen im Hinblick auf ihre intellektuelle Redlichkeit konstatiert. Ich glaube, dass Kirche hier noch einen weiten Weg zu gehen hat.
Deshalb lese ich auch lieber bei Philosophen als bei Theologen nach, wenn ich etwas zum Thema Wahrheit wissen will.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas
vielen Dank für deine ausführlichen Ergänzungen. Ich denke, wir sind uns darin einig, dass kein Mensch (Jesus ausgenommen) die Wahrheit exklusiv für sich beanspruchen kann, also auch niemandem vorzuschreiben hat, was er glauben muss, um ein Christ zu sein. Das bedeutet natürlich nicht, dass ein Christ einem anderen Menschen bezeugen sollte, was er für die christliche Wahrheit hält. Das tun wir letztlich in jedem Gespräch.
Zum Verhältnis von Naturwissenschaft und Glaube möchte ich sagen: Die Erkenntnisse bewegen sich auf verschiedenen Ebenen. Die naturwissenschaftliche Erkenntnis bestätigt oder widerlegt durch Versuchsanordnungen Gegebenheiten, die die Materie betreffen, aus der unsere Welt besteht. Die Glaubenserkenntnis kommt durch eine innere Gewissheit zustande, die sich im Leben bestätigen oder durch bessere Erkenntnis widerlegt werden kann, und sie bezieht sich nicht einfach auf materielle Gegebenheiten der Welt, sondern primär auf Gott und erst von daher auch auf den Menschen. Gott ist naturwissenschaftlich weder beweisbar noch widerlegbar. Dasselbe gilt von Gottes Gnade, Gottes Zorn, Gottes Handeln in der Welt usw. Es geht also um unterschiedliche Erkenntnisgegenstände. Wie der Glaube keine Aussagen darüber machen kann, ob die Erde ein Teller ist oder ein Ball, so die Naturwissenschaft keine Aussagen darüber, ob die Erde Schöpfung Gottes ist oder durch Zufall entstanden. Oder anders gesagt: Dem Glauben geht es nicht um die Wahrheiten der Naturwissenschaft, sondern um die Wahrheiten, die von Gott her relevant werden. Und der Naturwissenschaft geht es nicht um die Wahrheit Gottes, sondern um die
Wahrheiten der materiellen Welt. Darum sollte der Konflikt gar nicht auftreten, dass von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen her unwahre religiöse Erkenntnisse aussortiert werden. Wenn Christen sich zutrauen, naturwissenschaftliche Aussagen zu machen, überschreiten sie ihre Kompetenz. Auch die Bibel will keine Naturwissenschaft betreiben, sondern Gott bezeugen.
Damit bin ich beim zweiten Thema: die Wahrheit der Bibel. Dazu nur soviel: Es geht den biblischen Autoren nicht um historische oder naturwissenschaftliche Wahrheiten, sondern um Glaubenswahrheiten. Damals kannte man gar keine Geschichtswissenschaft im Sinne einer „objektiven" Geschichtsschreibung. Und man kannte auch keine Naturerforschung durch Versuchsanordnungen, wenngleich man schon Beobachtungen machte und ordnete. Die „wörtliche Wahrheit der Bibel" ist deshalb für mich immer eine Verkündigungswahrheit, keine historische oder naturwissenschaftliche. Den biblischen Autoren ging es um Verkündigung. Darum habe ich auch keine Probleme mit den unterschiedlichen Überlieferungen in den Geschichten der neutestamentlichen Evangelien oder in den Jesusworten. Ich glaube allerdings, dass die Geschichten und Jesusworte nicht einfach aus der Luft gegriffen sind, sondern etwas mitteilen, was so oder so ähnlich geschehen ist oder von Jesus gesagt wurde, oder was zumindest so geschehen sein und von Jesus gesagt worden sein könnte. Was die Bibel schildert, entspricht also der Person, dem Handeln und Reden Jesu und widerspricht ihm nicht. Darauf vertraue ich, und darin sehe ich die Wirksamkeit des Geistes Gottes: dass er die biblischen Autoren nichts hat aufschreiben lassen, was seinem Willen widerspricht. Das lässt sich natürlich nicht beweisen, denn es ist eine Glaubensaussage. Es lässt sich aber auch nicht widerlegen. Die Widersprüche in der Bibel verstehe ich so, dass sie auf den Reichtum des Wesens Gottes hinweisen, der eben nicht in eindimensionale Wahrheiten zu fassen ist, sondern manchmal auch in uns widersprüchlich erscheinenden Sätzen. Gottes Wahrheit ist größer als unser Verstehen. Die Theologie spricht bewusst von einem spannungsvollen, dialektischen Verständnis Gottes, das heißt: Spannungsvolle Aussagen widersprechen dem Wesen Gottes nicht, sondern gehören dazu!
Dasselbe gilt für Dogmatiken und Konfessionen. Sie sind alle Verstehensversuche auf dem Weg zu Gott. Sie sind also noch nicht am Ziel. Wir leben alle im Glauben, nicht im Schauen (2Kor 5,7), und wir erkennen Gott jetzt nur wie in einem antiken Spiegel, der bloß ein verzerrtes Bild lieferte (1Kor 13,12). Darum kann keine Dogmatik oder Konfession einen Absolutheitsanspruch erheben, sondern alle können nur ihr jeweiliges Zeugnis in das Gespräch über Gott einbringen. Wer meint, er hätte die letztgültige Erkenntnis, wähnt sich schon am Ziel, nämlich im Himmel – und irrt sich sehr. Denn erst im Himmel werden wir Jesus nichts mehr fragen (Joh 16,23).
Das gilt natürlich auch für die Kirchen. Sie können Anspruch auf Wahrheit nur in dem genannten Sinn erheben. Wenn sie das tun, dürfte es auch keine Defizite bzgl. ihrer intellektuellen Redlichkeit geben. Die Kirchen sollten natürlich ihre Sicht auf die Wahrheit Gottes kundtun und alle religiösen Aussagen an Jesus Christus messen. Jesus Christus ist nun mal ihr Kriterium der Wahrheit, das sie auch nicht aufgeben dürfen, wollen sie nicht sich selbst verraten. Aber sie müssen sich immer bewusst sein, dass es Erkenntnis Jesu Christi nicht nur in ihren Reihen gibt, sondern dass Gott überall Erkenntnis schaffen kann, im Bild gesprochen: dem Abraham aus Steinen Kinder erwecken kann (Mt 3,9; Lk 3,8).
So, nun ist es wieder sehr lang geworden – ich kann nicht anders. Ich hoffe aber, dass es weiterführt, d.h. zum Weiterdenken anregt.
Liebe Grüße
Klaus
ich gebe dir recht, das Theologie und Naturwissenschaften unterschiedliche Sachverhalte mit unterschiedlichen Methoden bearbeiten. Aber Bibel und Natur sind nicht vollständig voneinander getrennt. In der Bibel stehen einige Aussagen, die die Natur betreffen. Und Jesus war Teil dieser Welt, zwischen „vom Weibe geboren“ und „am Kreuz gestorben“, und das gehört von Anfang an zu einer der stärksten christlichen Botschaften. Es gibt diverse biblisch berichtete Wunder, die aus heutiger naturwissenschaftlicher Sicht so nicht stattgefunden haben können. Es mag sein, dass viele Christen dieser unangenehmen Wahrheit aus dem Wege gehen können; ich als Dipl.-Ing. kann das nicht, wenn ich wahrhaftig und ehrlich zu mir selbst sein will. Bei mir tritt der Konflikt zwischen christlichem Glauben und Naturwissenschaft auf, ich muss ihn für mich lösen.
Du sprichst von Glaubenswahrheiten und Verkündigungswahrheiten. Was bitte ist das anderes als Glauben und Verkündigung? Die Wahrheit hat es nicht verdient, als bedeutungsarmes Anhängsel dieser Begriffe zu enden. Überhaupt bin ich skeptisch, ob es sinnvoll ist, von Wahrheit im Plural zu sprechen.
Einen schönen Sonntag!
Thomas
Vielen Dank für eure " Diskussion " .
Du Klaus, du sprichst,mir was die Naturwissenschaften an geht aus dem Herzen -komme selbst aus diesem Bereich und habe Probleme mit der " Wahrheit" der biblichen Aussagen.
Ich klammere mich dann immer an die Aussagen von Klaus, wie oben von ihm beschrieben: die Wahrheit lt. Altem Testament =vertrauen...
Ich versuche, darauf zu vertrauen, dass es einen liebenden Gott gibt, der aber gleichzeitig ein Geheimnis für mich bleibt .
Auch die Gebete und ihre Wirkung stelle ich in Frage (Autosuggestion??) . Ich fange an, meine Zweifel zu akzeptieren als zu mir gehörend, und ich hoffe vertrauensvoll auf die Wahrheit Gottes und damit auch auf Jesus.
Nochmal ein Dankeschön an euch beide 👍
Bleibt optimistisch und genießt den Frühling mit all seiner Schönheit
Birgit
du hast recht damit, dass die Bibel auch Aussagen über die Natur macht. So wird z.B. der Hase als Wiederkäuer bezeichnet (Lev/3Mo 11,6; Dtn/5Mo 14,7). Das sind Aussagen, die der damaligen Erkenntnis entsprechen. Solche Aussagen über die Natur machen aber nicht den Kern der biblischen Botschaft aus. Wir sehen daran nur, dass die Bibel von fehlbaren Menschen geschrieben wurde, die immer auch Menschen ihrer Zeit waren und darum in den Kategorien ihrer Zeit dachten. Das kann man nur dann ignorieren, wenn man einem "Buchstabenglauben" anhängt, der letztlich an den biblischen Buchstaben glaubt, was nicht ungefährlich ist.
Was die Wunderberichte anlangt, hatte ich noch nie Probleme damit zu glauben, dass der Schöpfer der Naturgesetze sich auch über die Naturgesetze hinwegsetzen kann. Dennoch sind Wunder keine Mirakel oder so etwas wie Zauberei. Für mich geht es um das Wirken Gottes in der Geschichte, und zwar durch die Naturgesetze oder auch ihnen entgegen. Und ich glaube, dass es so etwas auch heute noch gibt. Es gibt z.B. unerklärliche Heilungsprozesse, die in der Medizin dann "Spontanheilungen" genannt werden - ein säkularer Begriff für ein Wunder. Aber wie gesagt: Es geht nicht um Spektakuläres, Unerklärliches, sondern um Gottes wunderbares Handeln in dieser Welt. Das eigentlich Wunderbare ist für mich, dass Gott diese Welt und uns Menschen noch immer nicht aufgegeben hat, sondern dass er für uns handelt und leidet und unsere Welt vor dem Untergang bewahrt. Ob durch oder gegen die Naturgesetze, ist für mich dann zweitrangig.
Mit Glaubens- und Verkündigungswahrheiten meine ich das, was Christ*innen als Wahrheit erkannt haben und bekennen, was aber nicht immer identisch ist. Insofern gibt es viele erkannte Wahrheiten, die alle etwas von der einen Wahrheit Gottes in unvollkommener Weise abbilden und wiedergeben. Du hast recht: Es gibt nur eine Wahrheit Gottes. Da aber niemand diese "objektive" Wahrheit vollkommen erkennen kann, gibt es viele erkannte "subjektive" Teilwahrheiten. Und ich denke, wenn wir bereit sind, die von den anderen erkannten Wahrheiten zu hören, zu prüfen und ggf. von ihnen zu lernen, dann ereignet sich Gemeinde, dann kann Gottes Geist unter uns wirken und uns im Glauben und Erkennen wachsen lassen.
In diesem Sinne auch dir einen schönen Sonntag!
Klaus
Hallo Birgit,
deine Stellungnahme bewegt mich dazu, mich darüber zu freuen, dass Gott ein Geheimnis ist. Wie wunderbar, dass nicht alles an ihm offen zutage liegt! Schon ein Mensch ist für uns nicht bis ins Kleinste ergründbar, sondern bleibt ein Geheimnis, und das ist gut so. Wie ärmlich wäre ein Gott, der kein Geheimnis mehr wäre! Und der dann auch unsere Gebete so erfüllen müsste, wie wir es uns vorstellen. Das wäre kein Gott, sondern ein menschengemachter Roboter.
Genieße auch diesen Sonntag mit den Wundern der Schöpfung!
Klaus
wenn ich solche Sätze lese:
"Was die Wunderberichte anlangt, hatte ich noch nie Probleme damit zu glauben, dass der Schöpfer der Naturgesetze sich auch über die Naturgesetze hinwegsetzen kann",
dann habe ich immer das Gefühl, dass ich vielleicht doch bei den sog. Humanisten besser aufgehoben wäre.
Naturgesetze sind für mich etwas komplett anderes als juristische Gesetze, die man übertreten und von denen ein Souverän willkürlich Ausnahmen beschließen kann. Ich glaube auch nicht, dass es jemals einen alten Herrn irgendwo im einem Himmel gegeben hat, der z. B. auf Wunsch eines gewisssen Josua die Sonne auf ihrem Weg um die Erde (bzw. die Erdrotation nach heutigem Verständnis) eine Zeit lang angehalten hätte, oder mal eben dafür gesorgt hätte, dass sich Wasser an der Chemie vorbei kurzfristig in Alkohol verwandelt hätte, weil sein Sohn aus Kana angerufen hatte, dass es bei einer Hochzeit nicht mehr genug zu trinken gäbe.
Natürlich ist das Zitat erst einmal nur deine persönliche Aussage, und dagegen kann ich eigentlich nichts haben. Aber solche Haltungen nehme ich als sehr verbreitet wahr.
Ich vermisse in meiner Kirche klare grundsätzliche ernsthaft moderne Ansagen zu solchen Themen. Stattdessen kommen Sätze wir deiner, die traditionell Gläubigen eine breite Brücke bauen, mir aber nur die Alternativen lassen, entweder Störenfried zu sein oder aber den Mund zu halten und wegzubleiben oder gleich aus der Kirche auszutreten.
Viele Grüße
Thomas
ich habe den Satz bewusst als Ich-Aussage formuliert und wollte damit keinerlei Vorgaben für andere machen. Es ging mir nur um meinen persönlichen Umgang mit den Wunderberichten. Ob diese Haltung weit verbreitet ist, weiß ich nicht. Aber wenn es so wäre, würde das ja weder für noch gegen sie sprechen. Jedenfalls bist du für mich kein Störenfried, denn deine Einstellung stört mich überhaupt nicht, und du bist für mich auch keiner, der den Mund zu halten hat oder wegbleiben und aus der Kirche austreten sollte. Denn ich mache Glauben nicht daran fest, ob jemand an Mirakel glaubt oder nicht.
Noch einmal: Es geht bei den biblischen Wundergeschichten nicht um spektakuläres Durchbrechen von Naturgesetzen, sondern um die Macht des Schöpfers über den Tod, über alles Materielle und über die Gestirne, die in der Antike in vielen Völkern als Götter angebetet wurden. So kann ich auch die von dir genannte Josua-Geschichte verstehen, und das ergibt für mich einen Sinn, auch wenn ich nicht glaube, dass die Erde sich nicht mehr um die Sonne drehte. In diesem Fall würde ich also nicht an einen Stopp der Erdumdrehung glauben, aber darum geht es meiner Meinung nach auch gar nicht. Der viel tiefere Sinn der Geschichte liegt auf einer ganz anderen Ebene, und wer den Kern der Geschichte in der Durchbrechung der Naturgesetze sieht, verfehlt den wahren Sinn der Geschichte. Was für ein armseliger Gott, der seine Macht dadurch beweisen müsste, dass er den Erdumlauf stoppt! Dasselbe gilt für das Weinwunder in Kana und für viele andere Wundergeschichten. Es kann also meiner Meinung nach jemand, der nicht an der Durchbrechung der Naturgesetze klebt, die Geschichten viel tiefer verstehen als jemand, der den Akzent auf das Umwerfen der Naturgesetze legt. Trotzdem will ich Letzteres für manche biblischen Geschichten gar nicht ausschließen, aber ich verlange nicht, dass irgendjemand das genau so sieht.
Ich hoffe, meine Haltung damit klarer gemacht zu haben.
Viele Grüße
Klaus
danke für die Klarstellung!
Viele Grüße
Thomas
Wer den Weg der Wahrheit gehen will, reinigt sich von aller Lüge, von allen Halbwahrheiten und übernimmt Verantwortung für seine Unvollkommenheiten, weil sie uns etwas wichtiges lehren. Etwas das uns nicht nur lehrt, damit wir unseren Nächsten lieben können, sondern wie wir auch immer mitfühlend demütig genug bleiben, weil wir selbst und immer Vergebung benötigen.
Wer viel Wahrheit in sich trägt und mehrt schafft sich ein unglaubliches Vermögen, darf sich glücklich schätzen, weil er damit Früchte ernten darf und auf etwas bauen kann, wie es nur wenige in dieser Welt können. Der Welt Ideale sind leider an ihre Existenz und ihren Vorteil geknüpft. Wahre Liebe wächst ganz leicht erkennbar nur aus einem fruchtbaren Boden, nämlich aus der Wahrheit. Und vieles mehr wächst auf diesem Boden der Vertrauenswürdigkeit, was unsere Herzen zu einem Paradies machen, wenn wir uns als Gärtner bewähren. So werden wir zu einem Wohnort für unseren himmlischen Vater und seinen Sohn. Die Wahrheit verbindet uns mit dem Geist Gottes. Wie das Internet die Grundlage für die Kommunikation zwischen Menschen ist, so ist die Wahrhaftigkeit die Grundlage für die Kommunikation mit Gott.
Jede Unreinheit wird Gott von uns entfernen, damit die Übertragung seines Geistes immer besser wird. Es liegt allein an uns, wie wahrhaftig wir sein wollen bei aller Unvollkommenheit, die uns zu eigen ist. Aber wie bei allem im Leben: Die Herausforderung mit der Unvollkommenheit (die der Eigenen und der Anderen) liegt darin, auf vollkommene Weise mit ihr umzugehen.
Die einzigste Person, die die Wahrheit und damit die Wahrhaftigkeit förmlich verkörpert ist Jesus. Alles was er sagte, war so wie er sagte, bestätigt durch seine Auferstehung zu neuem Leben, weil es in der Liebe Gottes kein Ende für die Wahrheit gibt. Daran ändert auch nicht unser irdischer Tod(esschlaf).
Sobald wir die Wahrheit erkennen und ihr treu sind, kann uns die Wahrheit frei machen, weil wir alle Vergebung und Gnade in Gott erfahren und finden dürfen, damit wir diesen Weg weitergehen können, bis in alle Ewigkeit.
Nun ja für Pilatus war die Wahrheit auch nur wie vieles, ein dienliches Mittel für die eigenen Interessen, somit nichts besonderes. Eben ein Mittel das man nutzt solange man einen Vorteil davon hat. So ist es aber nicht beim einem Christen. Denn Christen dienen wie Hiob, nicht aus einem Vorteilsdenken heraus, sondern weil sie die Wahrheit und die Gerechtigkeit lieben und bekennen wollen. Daher haben sie einen besonderen Geist, den Geist der Wahrheit, welcher der Gottes Geist ist. Und er macht deutlich, dass es ein Gericht für die Unwahrheiten der Ungerechtigkeiten gibt, daher sollte wir das lieben was wahrhaft gut und liebenswert ist und wirklich allen zum Vorteil gereicht.
Andererseits erscheint es mir so, als wolltest du sagen, dass Christ*innen die Wahrheit sozusagen als Besitz in sich haben.
Für mich ist es so: Gott schenkt uns seinen Geist, der uns in alle Wahrheit leiten wird. Das heißt: Wir können die Wahrheit nicht aus uns selbst hervorbringen. In der Wahrheit zu leben ist ein Geschenk. Das wollte ich mit meinem Artikel sagen. Wir besitzen die Wahrheit nicht. Wir bekommen sie geschenkt, wenn Gott uns seinen Geist schenkt.
Ob und wann er uns seinen Geist schenkt, ist Gottes freie Entscheidung. Wir können Gott nicht dazu zwingen. Wir können uns das Geschenk des Geistes nicht verdienen. Wir werden zu einem Wohnort Gottes nicht durch das, was wir tun, denken oder glauben. Nicht die Wahrheit, die in uns ist, verbindet uns mit Gottes Geist. Sondern Gottes Geist verbindet uns mit der Wahrheit. Und das täglich aufs Neue, wenn Gott es will und uns gnädig ist.
Ich finde, das ist ein Unterschied. Dass die Wahrheit in uns ist, liegt nicht in unserer Macht. Es ist ein täglich neues Geschenk, das wir nur dankbar annehmen können. So wie wir Gottes Liebe nicht erzwingen oder hervorrufen können, so auch das Geschenk der Wahrheit nicht. Und wenn es geschieht, dass ein Mensch in der Wahrheit lebt, dann lebt Christus in ihm. Christus können wir aber nicht festhalten. Er gibt sich uns, aber er kann sich uns auch entziehen. Darum ist alles Gnade.
So verstehe ich es. Es ist mir sehr wichtig, weil daran die menschliche Freiheit hängt. Nur Beschenkt-werden und Geliebt-werden macht frei. Unser eigenes Streben und Bemühen, das Vertrauen auf uns selbst oder auf einen inneren Besitz machen unfrei. Denn auf uns selbst ist kein Verlass. Verlass ist nur auf die Liebe unseres himmlischen Vaters. Vielleicht siehst du das ja auch so.
Es gibt nur eine Wahrheit. Erst wenn wir erkennen, wer wir sind, bei dem Versuch, wer wir sein wollen, offenbart uns wer Jesus ist. Petrus war wahrhaftig und konnte erkennen, dass er der Sohn Gottes sein muss. Der Vater hatte es ihm geoffenbart, weil er ein reines Herz und großen Glauben hatte, trotz aller Unzulänglichkeiten. Wer bei sich nicht anfängt reumütig wahrhaftig zu werden, schafft nicht den Raum, um Jesus zu erkennen. (Matt 25) Jeder Mensch hat ein Gewissen, und sobald er auf selbstgerechte Weise lügt und betrügt, sich und andere, weiß er dass er eine Grenze überschritten hat, weil der die negativen Konsequenzen an seinen Mitmenschen und später an sich selbst bemerkt. Er weiß, er hat nicht die Wahrheit sagte und betrog. Er weiß es, weil jeder Mensch von Natur das göttliche Gesetz in sich hat und damit weiß, ob er wahrhaftig ist. Mit dem Geist der Wahrheit kann er weit mehr, aber den gibt es nur durch Jesus. Wer also immer wahrhaftiger werden möchte, - weil er die Wahrheit liebt - , den führt den Geist in die ganze Wahrheit. Und dann kommt niemand mehr an Jesus vorbei, um zum Vater gelangen zu können. Denn mit Jesus kam die Gnade und die Wahrheit dauerhaft. Mit ihm können wir die Wahrheit nähren, mehren, pflegen und teilen, weil er den heiligen Geist hat. Einen Geist den niemand hat, weder der unpersönliche methodische Buddhismus noch der hyperpersönliche monotheistische Hinduismus. Wenn diese Geister die Wahrheit lieben, dann können sie Jesus unmöglich ablehnen. Im Gegenteil, sie würden seine Wahrheit lieben und als Wahrheit erkennen. Und so wie der himmlische Vater die Wahrheit ist, so ist es sein Sohn und alle die den Geist Jesu ich sich haben. Gott und die Wahrheit sind wie die Sonne, sie ist für die Erdbewohner immer da, aber die Entscheidung ob wir die Sonne schätzen, spüren und nutzen können entscheiden wir allein und nicht er. Dafür gibt es den freien Willen und diese sündige Realität. Ihn interessiert wie wir uns entscheiden, unsere Freiheit nutzen oder ggf. missbrauchen, in all unseren Prüfungen und Herausforderungen des Lebens. Die Gnade ist da und die Wahrheit ist da. Sie war immer da, bis sie durch die Israeliten genetisch entkernt und geistlos gemacht und begraben wurden, weshalb sie die Anbetung nichtig machten. Sie erfüllten nicht mehr den Willen Gottes. Damit das nicht mehr möglich ist, brauchte es den heiligen Geist, den es aber nur noch für alle Gläubigen gibt, denn durch Glauben wird das Herz erreicht. Ein Herz, dass mit der Liebe Gottes gefüllt und erfüllt sein will, damit man lebt und leben kann, aus göttlicher Perspektive. Dankbarkeit und Wertschätzung für die Liebe Gottes sind eine freie Willensentscheidung aber auch Verantwortung. Niemand wird gezwungen Gott zu lieben. Die wichtigste Wahrheit hinter der Goldenen Regel ist: Gott ist Liebe, Gott liebt dich, egal was dir in dieser vollkommenen Welt an Negativem widerfährt und was du sagst und tust. Die Liebe endet in dem Moment, wenn man gegen die heiligen Geist sündigt, wenn jemand die Liebe mit vorsätzlicher Lieblosigkeit erwidert, wenn jemand die Wahrheit zur Lüge erklärt, weil er seine eigene Freiheit über die Freiheit anderer stellt (siehe Adam, Satan, ...). Bekanntlich war das für Pharao tödlich und für Ninive lebensrettend, weil sie bereuten.
Der einzigste und wahre Besitz den der Mensch hat, ist daher: Die Liebe Gottes! Und ja, sie ist ein Geschenk Gottes. Und wie sagte schon ein weiser Beobachter der Liebe: Liebe ist die stärkste Macht der Welt, und doch ist sie die demütigste, die man sich vorstellen kann.
Wie gesagt, wer Wahrheit über Gott finden möchte, verschwendet seine Zeit, wenn er sich allein mit der endlichen Schöpfung beschäftigt. Die Materie ist für uns nur eine temporäre Erscheinungen. Es ist eine moralische Frage, keine Materielle und keine Geistige. Es geht nicht darum Informationen zu sammeln und zu bewerten, um endliche Wahrheiten zu mehren. Es geht darum ewigliche Wahrheiten zu finden, und die beginnen bei uns selbst, mit unseren moralischen Entscheidungen und der Umgang mit Freiheiten, wodurch wir Gott und seine Liebe kennen lernen dürfen. Denn wir wollen uns nicht verführen lassen (Schlange), die Frucht vom Baum der Erkenntnis über Gut und Böse zu essen, indem wir am Irdischen hängen (Eva). Denn die Wahrheit ist: Wer sich eine Freiheit herausnimmt, die ihm nicht zusteht, respektiert nicht wer er selbst ist und vertraut nicht der Liebe Gottes.
Mit dem freien Willen ist es so eine Sache. Martin Luther hat ihn bekanntlich abgelehnt. In Phil 2,13 steht: "Gott ist es, der in euch sowohl das WOLLEN als auch das VOLLBRINGEN wirkt um seines Wohlgefallens willen." Daraus kann man schließen, dass der Geist Gottes auch unseren Willen lenkt, so dass wir uns nur für ihn entscheiden können, wenn Gott unseren Willen entsprechend leitet. Dennoch muss es wohl so etwas wie ein Minimum eigener Entscheidungsfreiheit geben, denn sonst wären wir nur Maschinen oder Marionetten an Gottes Fäden. Ich kann mir das so vorstellen: Gott lenkt unseren Willen, so dass wir uns nicht ohne ihn für ihn entscheiden können. Aber wir können uns GEGEN ihn entscheiden, indem wir uns sozusagen gegen unseren eigenen von Gott gelenkten Willen entscheiden; indem wir mit uns selbst uneins werden. Konkret: Ein Mensch fühlt sich zu Gott hingezogen, sein Wille zieht in dorthin, aber er wendet sich sozusagen gewaltsam dagegen, also auch gegen seinen eigenen Willen. So ist er mit sich selbst, mit dem Geist und mit Gott zugleich uneins.
Du schreibst, dass die Israeliten die Gnade und Wahrheit genetisch entkernt, geistlos gemacht und begraben haben. Ich denke, man sollte, wenn man über die Israeliten oder Juden spricht, immer bedenken, dass Jesus von Juden und Heiden (also Nichtjuden) hingerichtet wurde. "Sie sind allzumal Sünder", schreibt Paulus. Wir sind nicht besser als die Juden. Wenn jemand "besser" ist, dann weil Gottes Geist in ihm wirkt. Das geschieht auch in Juden, nämlich in den messianischen Juden, die an Jesus als den Messias glauben. Man sollte also nicht "die Israeliten" verurteilen. In der Kirchengeschichte ist zu viel Schlechtes dadurch geschehen. Die Juden wurden zu oft zu Sündenböcken gemacht. Das dürfen m.E. Christen nicht mitmachen. Immerhin wird nach Paulus GANZ Israel gerettet werden, und Israel bleibt das Eigentumsvolk Gottes bis zum Ende der Tage - auch ohne Glauben an Jesus.
Phil 2,23 werde ich mir mal genauer ansehen, bevor ich was schreibe. Danke für deine Sichtweise und Beschreibung.