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Gerechtigkeit im Reich Gottes

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Veröffentlicht von in Theologie verständlich · 30 Oktober 2021
Tags: GerechtigkeitReich_GottesZeit

Gerechtigkeit im Reich Gottes
Ein Gastartikel von Hans-Jürgen Caspar | 30/10/2021

In vielen Ländern der sogenannten Dritten Welt herrscht oft große Arbeitslosigkeit. Die gab es auch zu biblischen Zeiten, und sie spielt im 20. Kapitel des Matthäus-Evangeliums eine Rolle (Übersetzung "Hoffnung für alle"):

1 Mit der neuen Welt Gottes ist es wie mit einem Weinbauern, der frühmorgens Arbeiter für seinen Weinberg anwarb. 2 Er einigte sich mit ihnen auf den üblichen Tageslohn und ließ sie in seinem Weinberg arbeiten. 3 Ein paar Stunden später ging er noch einmal über den Marktplatz und sah dort Leute herumstehen, die arbeitslos waren. 4 Auch diese schickte er in seinen Weinberg und versprach ihnen einen angemessenen Lohn. 5 Zur Mittagszeit und gegen drei Uhr nachmittags stellte er noch mehr Arbeiter ein. 6 Als er um fünf Uhr in die Stadt kam, sah er wieder ein paar Leute untätig herumstehen. Er fragte sie: 'Warum habt ihr heute nicht gearbeitet?' 7 'Uns wollte niemand haben', antworteten sie. 'Geht doch und helft auch noch in meinem Weinberg mit!', forderte er sie auf. 8 Am Abend beauftragte er seinen Verwalter: 'Ruf die Leute zusammen, und zahl ihnen den Lohn aus! Fang beim Letzten an, und hör beim Ersten auf!' 9 Zuerst kamen also die zuletzt Eingestellten, und jeder von ihnen bekam den vollen Tageslohn. 10 Jetzt meinten die anderen Arbeiter, sie würden mehr bekommen. Aber sie erhielten alle nur den vereinbarten Tageslohn. 11 Da beschwerten sie sich beim Weinbauern: 12 'Diese Leute haben nur eine Stunde gearbeitet, und du zahlst ihnen dasselbe wie uns. Dabei haben wir uns den ganzen Tag in der brennenden Sonne abgerackert!' 13 'Mein Freund', entgegnete der Weinbauer einem von ihnen, 'dir geschieht doch kein Unrecht! Haben wir uns nicht auf diesen Betrag geeinigt? 14 Nimm dein Geld und geh! Ich will den anderen genauso viel zahlen wie dir. 15 Schließlich darf ich doch wohl mit meinem Geld machen, was ich will! Oder ärgerst du dich, weil ich großzügig bin?' 16 Ebenso werden die Letzten einmal die Ersten sein, und die Ersten die Letzten.

Auf den ersten Blick kann man den Unwillen derer, die den ganzen Tag geschuftet hatten, verstehen; doch ist er berechtigt? Bei genauerem Hinsehen stellt man fest: nein, denn zum einen bekamen sie den vorher verabredeten Lohn und wurden dadurch, dass die anderen dasselbe erhielten wie sie, nicht geschädigt.

Zum anderen richtete sich der Weinbauer zwar nicht nach dem Grundsatz "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit"; dafür aber überbot er ihn für die zuletzt Gekommenen, wie es in V. 15 heißt, großzügig.

Er wußte, dass der an alle ausgezahlte Lohn – in anderen als der hier wiedergegebenen Bibelübersetzung von "Hoffnung für alle" wird er "Denar" genannt – gerade den Tagesbedarf einer Familie deckte. Hätten diejenigen, die fast den ganzen Tag vergeblich auf Arbeit warteten und erst in der letzten Stunde eingestellt wurden, nur einen entsprechend kleinen Teil eines Denars bekommen, hätten sie abends kaum zu essen gehabt und wären praktisch leer ausgegangen. Das vermied der aufmerksame, menschenfreundliche Weinbauer, von dem nach der Überlieferung des Evangelisten Jesus erzählte.

In einigen Bibelübersetzungen des Weinberg-Gleichnisses bei Matthäus heißt es in V. 15 statt "Oder ärgerst du dich, ... ?" noch etwas deutlicher: "Oder bist du neidisch ... ?"

Nach kirchlicher Auffassung ist Neid nicht nur eine schwere Sünde, sondern er wirkt sich auch auf den, der ihn empfindet, ungünstig aus. Neid ist sinnlos. Er führt nicht zu einer Änderung bestehender, unerfreulicher Verhältnisse. Neid erzeugt innere Unzufriedenheit und Ärger, untergräbt, wenn er länger andauert, die Gesundheit. Nicht umsonst sagt man, jemand werde von ihm "zerfressen". Wohl dem, der nicht neidisch ist!

Vers 16 legt nahe, wofür dieses Gleichnis steht: bei Jesus bedeutet der Weinberg nicht eine Volksmenge, sondern das Reich Gottes. Auch hier ist er der Weinbergbesitzer; die Arbeiter sind diejenigen, die an ihn glauben. Gott sieht nicht auf Leistung ("gute Werke"), misst die Menschen nicht danach. Wenn die "Letzten", d. h. die erst spät zum Glauben Gekommenen, als erste in Gottes himmlisches Reich aufgenommen werden, so erleiden diejenigen, die schon länger an ihn glauben und ihm dienen, dadurch keinen Nachteil. Sie werden ebenso "Gott schauen" und bei ihm sein; in welcher zeitlichen Reihenfolge, ist dabei, angesichts der Ewigkeit, nicht von Bedeutung.

Ein Gastartikel von Hans-Jürgen Caspar


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2 Kommentare
2021-10-30 22:58:53
Hallo Hans-Jürgen

Was löste dies aus, so dass es die unterschiedlichen Gesinnungen der Arbeiter offenbarte?
Die "Großzügigkeit" des Arbeitgebers, da er einfach mitfühlend, emphatisch, hilfsbereit, liebevoll, weitsichtig, vorausschauend, dankbar, ... ist. Solche geistigen Qualitäten an Eigenschaften in ihm, haben ihn veranlasst genau solche und nicht andere Belohnungs-Vereinbarungen zu treffen, wobei er unsere Umstände sieht und berücksichtigt, obwohl das überhaupt nicht seiner Verantwortung wäre. Er ist ein Arbeitgeber, der sich nicht nur für deine Arbeit, sondern weit mehr, nämlich an deinem Wohl interessiert ist. Auch wenn das für ihn selbst große Opfer bedeuten könnte. ... Es ist zudem kein leistungsfreier Lohn. Es ist auch kein leistungsabhängiger Lohn. Daher kommt der Lohn einem Bekenntnis gleich, sich für IHN zu entscheiden!
Leider betonen manche die eigene Leistung mehr als dieses Bekenntnis,
was sich dann logischerweise im Vergleich bei der Suche nach Leistungsgerechtigkeit als Neid offenbart. Eigentlich schade, wenn jemand einen solchen herrlichen Arbeitgeber nicht zu schätzen weiß!!!

2021-10-31 16:41:48
Hallo pneumatheou,

für einen solchen "Arbeitgeber" kann man nur dankbar sein. Glücklich der, der Ihn kennt!

Viele Grüße
Hans-Jürgen
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