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Eine entscheidende Unterscheidung

Christsein verstehen
Veröffentlicht von in Glaubenszweifel · 26 Januar 2021
Tags: ZweifelGlaubeVertrauenMisstrauenVergebungGnadeHeilsgewissheit

Eine entscheidende Unterscheidung
Von der Weisheit, den Zweifler nicht mit seinem Zweifel gleichzusetzen
Klaus Straßburg | 26/01/2021

Theologie ist die Kunst des Unterscheidens, hat Martin Luther gesagt. Also unterscheiden wir mal, nämlich den Zweifel vom Zweifler.

Glaube ist das Vertrauen, dass Gott uns über alles liebt, dass er gut für uns sorgt und uns nicht verloren gehen lässt. Er wird letztlich alles zu einem guten Ende führen – wenn nicht in dieser Welt, dann in der nächsten.

Der Zweifel stellt dagegen die Liebe und Fürsorge Gottes in Frage: „Sollte es Gott wirklich gut mit mir meinen? Sollte er wirklich gesagt haben, dass er mich über alles liebt?" (vgl. 1Mo/Gen 3,1) Der Zweifel ist also Misstrauen gegenüber Gottes Liebe und Fürsorge.

Wir kennen dieses Misstrauen alle. Es gibt keinen Menschen (Jesus ausgenommen), der nicht an Gottes Liebe zweifeln würde. Wenn es einen solchen Menschen gäbe, dann wäre er ein vollkommener Mensch. Er wäre kein Sünder mehr.

Also sind wir alle Zweifler. Der Zweifel ist ein ständiger Begleiter unseres Glaubens. Den vollkommenen Glauben gibt es nicht, auch wenn wir uns ungern eingestehen, dass unser Glaube von Zweifeln durchsetzt ist.

Wenn wir aber alle Zweifel haben und den Zweifel auch nicht austreiben können: Was wird dann aus uns? Wie können wir dann vor Gott bestehen? Jakobus schreibt immerhin (Jak 1,6-8): Wer Gott um Weisheit bittet, der "bitte im Glauben und zweifle in keiner Weise. Denn der Zweifler gleicht einer Woge des Meeres, die vom Wind bewegt und hin und her getrieben wird. Denn ein solcher Mensch meine nicht, dass er etwas vom Herrn empfangen wird, ein Mann, der zwei Seelen hat, der unbeständig ist auf allen seinen Wegen."

Das klingt hart. Man fragt sich, wer dann überhaupt noch etwas von Gott empfangen wird. Doch Jakobus sprach von einer bestimmten Situation: Ein Mensch bittet Gott um Weisheit; zugleich zweifelt er aber so sehr, dass beständig zwei Seelen in seiner Brust schlagen und er einen unbeständigen Lebenswandel führt. Das passt nun gar nicht zu einem Weisen: dass er von den Umständen hin und her getrieben wird und haltlos lebt. Solange er so lebt, kann er keine Weisheit von Gott empfangen.

Wir sollen jedenfalls an Gottes Liebe und Fürsorge nicht zweifeln. Wir sollen aber auch nicht an unserem Zweifel verzweifeln. Deshalb tun wir gut daran (und es könnte sogar weise sein), Zweifel und Zweifler zu unterscheiden. Gott hat unser Vertrauen verdient. Wenn wir zweifeln, geben wir ihm nicht die Ehre, die er verdient hat. Darum ist der Zweifel nicht zu rechtfertigen. Gott verurteilt ihn.

Anders steht es mit dem Zweifler. Er wird trotz seines Zweifels von Gott geliebt. Gott liebt nicht den Zweifel, aber er liebt den zweifelnden Menschen.

Das steht zwar so nicht in der Bibel. Aber es steht dort, dass sogar Jesu Jünger Zweifler waren (z.B. Mt 14,31; 28,17). Dennoch hat Jesus seine Jünger geliebt und dazu berufen, ihn in der Welt zu bezeugen (Mt 16,15-19; 28,18-20). Und es wird im Neuen Testament dazu aufgerufen, dass man sich über die Zweifler erbarmen soll (Judas 22). Wenn wir uns über die Zweifler erbarmen sollen, kann es doch wohl nicht sein, dass Gott die Zweifler verwirft. Er wird sich auch über sie erbarmen.

Unser Zweifel also wird Gott nicht gerecht und darum von ihm verurteilt. Wir, die Zweifler, werden aber von Gott geliebt und, wenn wir uns seine Liebe gefallen lassen, in die ewige Gemeinschaft mit ihm aufgenommen.

Darum ist es entscheidend wichtig, zwischen Zweifel und Zweifler zu unterscheiden.


* * * * *



8 Kommentare
2021-01-28 16:17:16
Hallo Klaus,

in einer alten Filmklamotte (mit Danny DeVito, soweit ich mich erinnere) kam ein Mann vor, der eine ungleich attraktivere Frau an sich zu binden versuchte, indem er ihr ständig sagte: „Du bist hässlich, aber ich liebe dich trotzdem.“

Ähnlich absurd gönnerhaft kommt mir deine Empfehlung für den Umgang mit Zweiflern vor, mit der du im Übrigen meinem Eindruck nach in Kirchenkreisen durchaus im Mainstream liegst. Sie verkennt aber die geänderte Ausgangssituation. Früher konnte es sehr gefährlich sein, seine Glaubenszweifel offen zu äußern. Es konnte einen auf den Scheiterhaufen bringen oder später zumindest noch in die soziale Isolation. Heute ist die Situation eine andere; jedes Jahr treten viele Leute aus der Kirche aus, ohne dass es ihnen gesellschaftlich übelgenommen würde.

Heute muss sich eher derjenige rechtfertigen, der in der Kirche bleibt. Der Glaube an einen liebenden Gott mag ja grundsätzlich noch angehen, selbst wenn man das Theodizeeproblem ernst nimmt (gestern z.B. war Auschwitz-Gedenktag), aber mit naivem Wunderglauben macht man sich in einer technikgeprägten Welt mehr als früher zum Narren. Theologische Lehren, die ihre Herkunft aus antikem oder mittelalterlichem Denken (Monarchie, Feudalherrschaft und Sklaverei als Grundmodell) nicht verleugnen können, stoßen zu Recht in einer modernen Gesellschaft auf Widerstand. Und seit viel mehr Menschen Zugang zu Bildung haben und nicht mehr wie früher – vor allem auf dem Dorf - der Doktor und der Pastor fast die einzigen Studierten sind, die der Normalbürger in seinem Leben kennenlernt, wird auch mehr gefragt und viel weniger einfach der autoritären Ansage (sprich: Verkündigung) geglaubt.

Mit der Unterscheidung zwischen dem abzulehnenden Zweifel und dem anzunehmenden Zweifler kommt ihr nicht weit, wenn der Zweifler sich einfach umdreht und geht.

Viele Grüße

Thomas
2021-01-28 19:40:50
Hallo Thomas,

da liegt wohl ein Missverständnis vor. Es ist nicht mein Anliegen, jemanden an die Kirche zu binden. Ich möchte nur darauf hinweisen, wie Gott meiner Erkenntnis nach mit Zweiflern umgeht. Was du über die veränderte Situation schreibst, ist ja alles richtig. Aber was bedeutet das? Soll man dem sich umdrehenden und weggehenden Zweifler nachrufen „Du bist verdammt!", wie es früher oft geschah? Oder vielleicht doch lieber „Gott bleibt dir in Liebe verbunden!"? Ich rufe lieber das Letztere.

Aber vielleicht gibt es ja noch andere Möglichkeiten, oder man ruft ihm gar nichts mehr nach. Eigentlich ging es mir auch nicht um Menschen, die weggehen, sondern um solche, die dableiben, unter ihrem Zweifel leiden und Ängste vor Gott entwickeln. Denen würde ich gern ihre Ängste nehmen.

Aber vielleicht hast du ja noch andere Ideen. Was würdest du denn einem Zweifler, der bleibt, und einem anderen, der weggeht, nachrufen (falls du etwas rufen würdest)?

Viele Grüße
Klaus
2021-01-28 22:40:29
Hallo Klaus,

bei einem Zweifler, der geht, ist im Grunde das Spiel schon vorher verloren gegangen. Da würde ich, je nach Situation, nur noch „Auf Wiedersehen“, „Vaya con dios“ oder „Geh mit Gott“ sagen.

Mit dem Zweifler, der bleibt, würde ich mich unterhalten. Ich betrachte ihn als Bruder im Geiste. Ich würde unter Anderem versuchen, herauszufinden, ob er an Gott zweifelt oder an der Kirche oder an etwas anderem.

Das Problem sehe ich mehr bei der Kirche als bei den Zweiflern. Die Kirche hat im Großen und Ganzen noch nicht gelernt, das Evangelium für mündige Menschen zu predigen. In vielen ihrer althergebrachten Sprachregelungen hat sie sich angewöhnt, zu suggerieren, sie wisse etwas, wo sie eigentlich nur glaubt oder eine Tradition weiterführt. Sie lebt so in einem Zustand permanenter intellektueller Überschuldung. Es ist objektiv schwer, von dieser Droge herunterzukommen, zumal insbesondere die treuesten ihrer Anhänger genau diese demonstrative Sicherheit sogar erwarten und als Glaubensfestigkeit honorieren.

Ich denke, es muss noch einige Zeit ins Land gehen und die Kirche muss auf ihrem bisherigen Weg noch deutlich kleiner werden, bevor dieses Problem lösbar wird.

Viele Grüße

Thomas
2021-01-29 15:06:38
Hallo Thomas,

zwei Dinge in deinen Stellungnahmen verstehe ich noch nicht:

1. Was soll schlecht daran sein, einem Zweifelnden zu sagen „Gott liebt dich trotzdem"?

2. Worin besteht für dich der Unterschied zwischen Glauben und Wissen? „Ich glaube" heißt ja nicht (wie im allgemeinen Sprachgebrauch): „Ich weiß es nicht genau, ich vermute". Ich verstehe unter Glaube eine Art von Wissen, die sich sowohl von den sog. „exakten" Wissenschaften als auch von unserem Alltagswissen („Ich weiß, dass es regnet") unterscheidet. Glaube ist für mich z.B. das Wissen oder besser die Gewissheit, dass Gott mich liebt, also kein empirisch nachprüfbares Wissen, sondern eine Beziehungsgewissheit, ein Wissen um Gottes Liebe und ein Vertrauen zu ihr.

Ich bin gespannt auf deine Antworten.
Klaus
2021-01-29 19:13:00
Hallo Klaus,

kurz zu deinen Fragen:

Was soll schlecht daran sein, einem Zweifelnden zu sagen: „Gott liebt dich trotzdem.“

An und für sich ist das nicht schlecht. Es ist nur die Frage, ob es der Situation angemessen ist. Ich vergleiche es mal mit der Situation, wo in einer ernsten Beziehungskrise ein Mann seiner Partnerin am Ende eines Gesprächs ein Küsschen zu geben versucht, bei ihr aber genau damit die Botschaft ankommt, dass er das, was sie vorher gesagt hat, nicht verstanden hat oder sie nicht ernst nimmt.

Und deine zweite Frage ist für mich geradezu eine Demonstration für die gewohnten Sprachspiele der Kirche und ihrer Vertreter mit der Folge intellektueller Überschuldung. Klar, auch das was wir als Wissen bezeichnen, ist oft nicht zu 100 % sicher. Klar, Glauben im kirchlichen Sinne ist etwas Anderes als Glauben im Sinne eines Fürwahrhaltens. Und klar, man kann Glauben natürlich auch auf eine Beziehungsebene bringen und mit dem schöneren Wort Vertrauen verbal aufwerten. Aber mit dieser Art von Begriffsdehnungen kannst du unter Gleichgesinnten vielleicht Beifall ernten; gegenüber einem kritischen Gegner kommst du damit jedoch nicht weit. Vielleicht kannst du dich selbst rein verbal retten, aber du wirst ihn nicht überzeugen. Am Ende deiner Frage, die eigentlich ein Plädoyer ist, geht es dann richtig los: da wird aus dem Glauben zunächst die Beziehungsgewissheit, die schon mal ein „wiss“ im Bauch hat und schließlich ein direkt ein „Wissen“, nämlich das um Gottes Liebe.

Um wieder mit meinem Beziehungsbeispiel von oben zu arbeiten: es ist, als ob der Mann seine Partnerin in ein baufälliges Haus (aka: Dogmengebäude) locken will. Sie hat schon mal etwas von Statik gehört, sieht und kennt die Schwachstellen, hat auch schon mal von eingestürzten Häusern dieser Bauart erfahren, weiß andererseits sehr wohl, dass viele Leute in solchen Häusern lange und gut gelebt haben, kann aber nicht hinter ihr Wissen zurück und steht in der Tür, jederzeit auf dem Sprung, falls es kracht. Jetzt redet der Mann unaufhörlich von Vertrauen, Beziehung und persönlicher Gewissheit, begreift auch gar nicht ihre Einwände aus der Statik oder will sie nicht begreifen, weil dieses Haus sein Erbe ist. Irgendwann wird sie sagen: „Tut mir leid, Junge“ und gehen und ist damit aus meiner Sicht sogar gut beraten.

Viele Grüße

Thomas
2021-01-30 10:17:31
Hallo Thomas,

ich verstehe deinen Standpunkt jetzt etwas besser, habe aber den Eindruck, dass wir manchmal aneinander vorbeireden.

Zum ersten Punkt: Ich setze natürlich immer voraus, dass man mit einem Zweifelnden ein Gespräch über seine Zweifel führt und, wenn es sich anbietet, auch über die eigenen Zweifel spricht, wie ich es auch schon in verschiedenen Beiträgen hier im Blog getan habe. Das ist für mich gar keine Frage. Ich würde einem Zweifler natürlich nicht einfach auf seinen Zweifel antworten „Gott liebt dich trotzdem", und das war's. Warum unterstellst du mir das? Das wäre seelsorglich unverantwortlich. Mein Artikel ist ja kein seelsorgliches Gespräch, was ja gar nicht möglich wäre. Zweifel können ja ganz unterschiedliche Gründe haben, von denen ich im Blog auch schon manche angesprochen habe. Diese Gründe können nur gesprächsweise geklärt und nur im Gespräch kann angemessen darauf reagiert werden. In diesem Artikel ging es mir darum, einem zweifelnden Menschen, der wegen seiner Zweifel darum bangt, von Gott verdammt zu werden, diese Angst zu nehmen, mehr nicht. Das heißt nicht, dass jeder Zweifelnde diese Angst haben muss, aber es gibt welche, die darunter leiden.

In meinem zweiten Punkt ging es mir nicht um Sprachspiele, sondern darum, dass Glaube etwas anderes ist als objektivierbares Wissen. Glaube ist ein ganz persönliches, nicht empirisch nachprüfbares, verifizierbares oder falsifizierbares Wissen; deshalb passt auch der Begriff „Gewissheit" besser. Wie will man empirisch beweisen oder widerlegen, dass Gott einen Zweifler liebt? Und Glaube ist zugleich mehr als das Fürwahrhalten eines „Dogmengebäudes", wenn auch das Zustimmen zu wesentlichen Glaubenswahrheiten (z.B. dass Gott die Zweifler liebt) dazu gehört. Aber das ist für mich kein Dogmengebäude, das erstmal für wahr gehalten werden muss, bevor man dann Gott vertrauen darf. Wenn ein Mensch, der Gott vertraut, es für wahr hält, dass Gott ihn liebt, ist das kein Dogmengebäude, das er für wahr halten muss, sondern vielleicht ein wichtiger Stein in diesem Gebäude. Insofern hast du recht damit, dass Vertrauen und Führwahrhalten zusammengehören. Denn wenn man nicht für wahr hält, dass man von Gott geliebt wird, kann man ihm auch nicht vertrauen. Wenn dann später andere Steine im Glauben dazukommen, ist das nicht verkehrt. Wobei es in der evangelischen Kirche kein offiziell anzuerkennendes Dogmengebäude gibt, sondern nur die Glaubenswahrheiten, die jede/r Christ*in für sich als wahr erkannt hat und um die man dann streiten kann. Es gibt eben kein bestimmendes und Dogmen festlegendes Lehramt.

Darum hat jede/r Glaubende seine eigenen Glaubenserkenntnisse, und das ist auch gut so. Allerdings wird man sich dann, wenn man nicht in einer Blase leben will, auf den Streit einlassen müssen. Das gilt auch für das Pfarrpersonal. Sicher ist das nicht überall so, vielleicht sogar eher selten, und vielleicht ist das der Punkt, auf den du anspielst. Vielleicht hast du damit recht, dass zu viele Christ*innen sich nicht auf eine Diskussion einlassen wollen. Ich erlebe das in meinem Umfeld und innerhalb der Theologie anders, weil gerade in der Theologie wirklich alles in Frage gestellt wird und die Meinungen teilweise weit auseinandergehen. Dass es hier kein allseits gültiges Dogmengebäude gibt, zeigt sich schon daran, dass immer wieder neue Dogmatiken geschrieben werden, die sich dem Streit um die Wahrheit stellen. Und ich selbst versuche ja gerade hier im Blog, ein Diskussionsfeld zu eröffnen. Deshalb verstehe ich nicht, dass du bei mir eine nicht gesprächsbereite oder nur pseudo-gesprächsbereite Haltung vorzufinden meinst (dein Beispiel mit dem Mann und seiner Partnerin). Wir diskutieren doch schon lange miteinander, und ich bemühe mich aufrichtig, dich zu verstehen. Wenn du dich nicht verstanden fühlst, tut mir das sehr leid. Ich denke schon, dass ich gesprächsbereit bin und mich auf deine Fragen einlasse, wobei aber auch Differenzen bestehen bleiben. Der Streit um die Wahrheit und unterschiedliche Sichtweisen gehören dazu. Das finde ich aber nicht tragisch und würde dir nicht den Glauben oder das Ringen um den Glauben absprechen – ebensowenig wir mir selbst, denn ich habe die Wahrheit ja auch nicht im Gepäck.

Viele Grüße
Klaus
2021-01-30 13:48:08
Hallo Klaus,

es kann gut sein, dass wir manchmal aneinander vorbeireden.

Ich habe mehr Talent zum Pointieren als zum Integrieren. Als Pfarrer wäre ich komplett ungeeignet, Theologie wäre kein Studienfach für mich, was ich auch rechtzeitig erkannt habe. Trotzdem habe so etwas wie eine spirituelle Sehnsucht und ein Fach voller theologischer Bücher, das seine eigene Sprache spricht (Liste steht in meinem Blog).

Ich bin kein Zweifler des Typs, den du beschreibst, der mit eingezogenem Kopf herumläuft und dem die Angst genommen werden muss. Ich bin davon überzeugt, dass der Glaube, der sich auf Jesus Christus gründet, tiefe Wahrheit und Weisheit enthält, mich persönlich weiterbringt und auch das Potenzial hat, die Menschheit weiterzubringen. Um sich dieser Wahrheit zu nähern, muss man meiner Meinung nach aber auch Falsches erkennen, benennen und sich davon trennen.

Wenn man das auf eigene Faust tut, bekommt man leicht Schwierigkeiten mit der etablierten Kirche. Ich bin ganz froh darüber, dass mir die evangelische Kirche hier viel Freiheit lässt. Dafür nehme ich in Kauf, dass ich mich in theologischen Diskussionen manchmal wie ein vermeintlich Irrer in der Gummizelle fühle (wieder so eine Pointierung, die aber hoffentlich etwas verdeutlicht). Man kann anstellen, was man will, man erreicht nichts, kann sich aber auch nicht selbst verletzen. Das Beste, was man tun kann, ist, sich ruhig zu verhalten, bis man freigelassen wird.

Ich habe durch hartnäckige Suche, anderweitige (musikalische) Bindung an die Kirche und etwas glücklichen Zufall zu einer für mich konsistenten Form des Glaubens gefunden. Viele Leute, die aus einer ähnlichen Denkschule kommen wie ich, treten aus der Kirche aus. Wenn ihr die halten oder zurückgewinnen wollt, müsst ihr verstehen, wie die ticken.

Viele Grüße

Thomas
2021-01-30 21:08:08
Hallo Thomas,

danke für deine Klarstellung. Ich hoffe, du fühlst dich auf meinem Blog nicht wie ein Irrer in der Gummizelle, der nichts erreicht und sich ruhig verhalten und warten muss, bis er freigelassen wird. Da wäre es vielleicht sogar besser, wenn wir beiden Irren in der Gummizelle säßen und sich miteinander streiten würden, ohne einander zu verletzen, und das Gefühl hätten, nichts zu erreichen, was aber ein Trugschluss wäre, und darauf warten würden, freigelassen zu werden, ohne zu merken, dass die Tür gar nicht verschlossen ist. Und wenn wir es dann doch merken würden und gemeinsam rausgingen, würden wir feststellen, dass die Leute draußen ganz anders drauf sind als wir und uns mehr miteinander verbindet, als uns drinnen bewusst geworden ist.

Jedenfalls hoffe ich, dass du hier auf meinem Blog keine Schwierigkeiten mit der etablierten Kirche bekommst, der ich zwar formal angehöre, der ich aber durchaus kritisch verbunden bin, wie du sicher auch schon bemerkt hast. Vielleicht wäre es deshalb auch besser, aus der Ich-Ihr-Haltung herauszukommen, die ich bei dir immer wieder bemerke, und mehr zu einer Wir-Haltung zu finden (was nicht bedeutet, dass man zu einer Symbiose verschmelzt, wohl aber, dass man die Gemeinsamkeiten betont und darauf aufbaut). Ich jedenfalls fühle mich mit dir nicht weniger verbunden als mit manchen Theologen, so dass ich mich in einer Ich-Ihr-Haltung gar nicht wiederfinde, sei es, dass das "Ihr" die Theologen meint oder die etablierte Kirche.

Einen guten Sonntag
Klaus
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