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Ein menschliches Buch

Christsein verstehen

Ein menschliches Buch
Klaus Straßburg | 09/10/2020

Vor drei Tagen habe ich eine Veranstaltung besucht, auf der ein Religionswissenschaftler zum Thema "Religiöser Pluralismus in unserer Gesellschaft" gesprochen hat. Der Wissenschaftler wirkte sympathisch auf mich, sehr locker und gar nicht akademisch. Er sprach frei und unkompliziert. Das hatte jedoch den Nachteil, dass er den Zeitrahmen nicht im Blick hatte und wichtige Fragen gar nicht mehr ansprechen konnte.


1. Der Vortrag

Ich nenne hier nur wenige Punkte seines Referats, die mir wichtig erschienen. Im ersten Teil sprach der Religionswissenschaftler über die religiöse Vielfalt in unserem Land und zeigte dazu einige Grafiken. Aus einer ging ein überraschender Sachverhalt hervor: Je mehr unterschiedliche Religionsgemeinschaften es in einer Stadt oder Region gibt, desto mehr Menschen gehören gar keiner Religionsgemeinschaft mehr an. Als eine mögliche Erklärung dafür nannte er, dass die Entscheidung für eine bestimmte Religion bei einer großen Fülle von Möglichkeiten den Menschen schwerer falle als bei einer kleinen Auswahl.

Sein zweiter Punkt war die religiöse Identität der Menschen. Er stellte sich selbst als einen Menschen dar, der eine multiple (vielfältige) Religiosität lebte, und zwar als Christ und als Buddhist. Es war für ihn kein Widerspruch, an einen Gott als Person zu glauben und zugleich an ein unpersönliches Göttliches.

Schließlich äußerte er sich noch zum Dialog zwischen den Religionen. Er nannte als ein Element des Miteinanders auch das gemeinsame Beten von Gläubigen derjenigen Religionen, die sich auf Abraham beziehen. Das sind das Judentum, das Christentum und der Islam. Sie könnten in einem Gottesdienst nicht nur nacheinander beten, wie es zuweilen geschieht, sondern sollten es gleichzeitig tun.


2. Das Gespräch

Nach dem Vortrag gab es die Möglichkeit, Fragen an den Referenten zu stellen. Ich habe mich gemeldet, und es entspann sich ein kleines Gespräch, das ungefähr so verlief:

Ich:
Sie haben davon gesprochen, dass man verschiedene Religionen gleichzeitig ausüben kann und unter Angehörigen verschiedener Religionen auch gleichzeitig miteinander beten kann. Im Alten Testament ist es so, dass dort der eine Gott Israels verehrt wird. Und es wird wiederholt ausdrücklich davor gewarnt, Israels Gottesverehrung mit anderen Religionen, vor allem mit der Verehrung Baals, zu vermischen. Von daher ist es unvorstellbar, dass die Israeliten in einen Dialog mit den anderen Religionen getreten wären, um irgendwelche Gemeinsamkeiten zu finden. Das wird im Neuen Testament fortgeführt. Dort ist alles auf die Person Jesu Christi konzentriert. Er ist der Versöhner und Erlöser, und es wird ausdrücklich festgestellt, dass "in keinem anderen das Heil ist" (Apg 4,12). Von daher wird auch im Neuen Testament kein Dialog mit den Römern über deren Gottheiten angestrebt, um sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu einigen, unter dem man dann irgendwie gut miteinander auskommen kann. Ich habe nichts gegen einen Dialog zwischen den Religionen, um einander kennenzulernen und besser zu verstehen. Aber ich finde eine Religionsvermischung schwierig.

Er:
Die Bibel ist ja von Menschen geschrieben, wie die religiösen Schriften anderer Religionen auch. Menschen sind aber fehlbar und in ihrer Erkenntnis begrenzt. Darum darf man die Bibel nicht fundamentalistisch Wort für Wort als die Wahrheit nehmen. Wahrheit gibt es nicht nur in der Bibel, sondern auch in anderen Gotteserfahrungen und in den religiösen Schriften, die diese Gotteserfahrungen ausdrücken.

Ich:
Wenn das stimmt, dann müsste man auch Schriften wie zum Beispiel das Buch Mormon hinzuziehen, um sich der Wahrheit zu nähern (er hatte das Buch Mormon, die Offenbarungsschrift der Mormonen, zuvor kurz in seinem Vortrag genannt). Und man kann alle möglichen Offenbarungen, die es irgendwo gibt, als gleichwertig mit der Bibel behandeln.

Er:
Es kommt nicht so sehr darauf an, dass wir einem Buch folgen, sondern dass wir uns heil und frei fühlen mit dem, was wir glauben. Denn es geht es in der Religiosität auch um unsere eigenen Gotteserfahrungen und Gefühle, die wir ernst nehmen müssen – und zwar auch dann, wenn unsere Erkenntnismöglichkeiten begrenzt sind. Diese Begrenzung lässt uns demütig werden.

Ich:
Als demütig würde ich es empfinden, das, was in der Bibel steht, als wahr anzuerkennen und meine eigenen Erkenntnisse und alles, was ich mir über Gott so denke, nicht über die biblischen Erkenntnisse zu stellen.

Er:
Jede Erkenntnis, die wir aus der Bibel gewinnen, ist eine persönliche Interpretation. Darum hat jede Bibelauslegung auch immer mit mir selbst und meiner subjektiven Sicht zu tun. Es gibt keine Bibelauslegung, die unabhängig von dem ist, der sie auslegt. Darum ist es schwierig, eine bestimmte Bibelauslegung über andere Auslegungen zu stellen.

Ich habe das Gespräch dann nicht mehr fortgesetzt, weil ich auch die anderen Besucher*innen der Veranstaltung zu Wort kommen lassen wollte. Das Gespräch gibt aber typische Argumente wieder.


3. Die Infragestellung der Maßgeblichkeit der Bibel

Wie sich zeigte, waren wir schnell bei der eigentlichen Frage hinter den unterschiedlichen Standpunkten: der Frage, inwiefern die biblischen Schriften für die Wahrheitsfindung in Geltung stehen.

Gegen die Maßgeblichkeit der biblischen Schriften werden oft folgende Argumente angeführt:

  • Die Bibel wurde von fehlbaren Menschen geschrieben. Sie sei deshalb nicht Wort für Wort ein Ausdruck der Wahrheit.
  • Weil die Bibel von fehlbaren Menschen geschrieben wurde, steht sie grundsätzlich nicht über anderen religiösen Schriften, die ebenfalls von fehlbaren Menschen geschrieben wurden.
  • Die Bibel und alle anderen religiösen Schriften geben menschliche Erfahrungen und Erkenntnisse wieder. Darum sind auch eigene Erfahrungen und Erkenntnisse bei der Wahrheitsfindung zu berücksichtigen.
  • Jede Auslegung der Bibel ist geprägt von demjenigen, der sie auslegt. Sie ist darum subjektiv und kann nicht beanspruchen, die einzig richtige Auslegung zu sein. Wichtig ist bei jeder Auslegung, dass es dem Menschen damit gut gehe, dass er sich heil und frei fühle.


4. Gottes Wirken in fehlbaren Menschen

Meine Meinung dazu ist folgende: Diese Argumentation ist eine Mischung aus richtigen und falschen Behauptungen. Das macht es manchmal schwierig, gegen sie zu argumentieren. Man darf sich aber durch diese Mischung nicht irritieren lassen.

Niemand wird bestreiten, dass es fehlbare Menschen waren, die die biblischen Schriften verfasst haben. Ich halte es jedoch für falsch, daraus zu folgern, dass die Bibel nur eine eingeschränkte Geltung beanspruchen dürfe. Denn dann vergisst man, dass Gott Menschen mit seinem Geist begaben und so dazu führen kann, der Wahrheit Ausdruck zu verleihen.

Für den christlichen Glauben ist es meines Erachtens zentral, dass Gott in der Geschichte zugunsten der Seinen wirkt. Die Seinen sind angehalten, auf dieses Wirken zu vertrauen. Darum gehört zum christlichen Glauben auch das Vertrauen darauf, dass die Entstehung der biblischen Schriften eine von Gott geleitete Geschichte ist. Darum beinhaltet das Apostolische Glaubensbekenntnis auch den Glauben "an die heilige, christliche Kirche". Christ*innen glauben demnach nicht an die guten Taten von Menschen, sondern an das Wirken Gottes in fehlbaren und der Sünde verfallenen Menschen.

Das gilt auch für die Bibelauslegung. Auch hier sind fehlbare Menschen am Werk. Ihre Erkenntnis ist "Stückwerk". Vieles bleibt "rätselhaft", "dunkel" (1Kor 13,12). Und dennoch macht Gott es möglich, dass durch dieses Stückwerk seine Wahrheit bekannt wird (z.B. Lk 24,27.44f; Röm 15,4).

Dieser Gott hat unendlich viele Möglichkeiten, sich selbst unter den Menschen bekannt zu machen. Er kann sich auch aus Steinen Kinder erwecken (Mt 3,9; Lk 3,8). Von daher ist es völlig richtig, dass es nicht nur in der Bibel, sondern auch in anderen Schriften Wahrheit gibt. Der springende Punkt ist aber, dass alles, was sich als Wahrheit ausgibt, an den biblischen Aussagen gemessen werden muss. Denn die biblischen Schriften sind das vorrangige Zeugnis von der Wahrheit Gottes.


5. Gottes Wirken bei der Entstehung der biblischen Schriften

Die Verfasser der neutestamentlichen Schriften berufen sich nicht auf irgendwelche religiösen Schriften, die es auch damals schon zuhauf gab. Stattdessen beziehen sie sich beständig auf die hebräische Bibel, unser Altes Testament. Es war für Jesus und die Verfasser des Neuen Testaments das entscheidende Zeugnis von der Wahrheit Gottes.

In der frühen Christenheit bediente man sich verschiedener christlicher Schriften in den Gottesdiensten. Weil viele unterschiedliche Schriften in Umlauf waren, stellte sich nach und nach die Frage, welche Schriften maßgebend sind und welche nicht. Gegen Ende des 2. Jahrhunderts entstand die erste neutestamentliche Schriftensammlung, die als maßgebend anerkannt wurde (der sog. Canon Muratori). Es dauerte aber noch bis zum Jahr 393, dass festgelegt wurde, was zum Neuen Testament gehört und was nicht. Dies geschah auf der Synode von Hippo Regius (im heutigen Algerien an der Ostküste gelegen). Kriterien für die Geltung einer biblischen Schrift waren die Verfasserschaft durch einen Apostel oder Apostelschüler, das Alter der Schrift, ihr theologischer Gehalt und die Verbreitung und Bewährung der Schrift in der Christenheit.

Man kann diese Entscheidung der frühen Kirche für fehlbar halten. Man kann aber auch darauf vertrauen: Gott hat die Seinen auch an dieser Stelle (durch alle Irrungen und Wirrungen hindurch) auf gutem Weg geleitet. Er hat die durchaus fehlbare Kirche nicht immer und überall vor Irrtum und Fehlverhalten bewahrt, aber er hat sie als Ganze und auf lange Sicht nicht der Unwahrheit preisgegeben hat.


6. Gottes Wirken im persönlichen Denken

Durch ein solches Vertrauen wird das eigene Denken nicht ausgeschaltet. Es wird vielmehr zuhöchst herausgefordert. Denn das Ernstnehmen der Bibel führt dazu, intensiv in ihr nach der Wahrheit zu suchen. Und das ist wohl schwieriger als ein Finden der Wahrheit in den eigenen Gedanken und Erfahrungen und in den Schriften, die meine Gedanken und Erfahrungen am besten wiederspiegeln.

Das Suchen nach der Wahrheit in den biblischen Schriften wird dadurch erschwert, dass nicht jede biblische Schriftstelle gleiches Gewicht hat. Man muss sogar damit rechnen, dass (trotz grundsätzlicher Geistbegabung der Verfasser) hier und da das Evangelium missverständlich oder verfälscht wiedergegeben wurde. Insofern hat die Bibel teil an allem Menschlichen: Sie ist, wie alles Menschliche, nicht vollkommen. Darum sucht die Theologie nach einer "Mitte der Schrift", nach einem Zentrum, von dem her alle Schriftstellen zu interpretieren sind. Martin Luther hat Jesus Christus als dieses Zentrum verstanden. Nach Joh 1,1 ist er das "Wort", das Gott bezeugt.

Jedenfalls sollten sich Christ*innen fragen, ob sie ihre eigenen Erkenntnisse und Erfahrungen über die biblischen Schriften stellen oder sie an den biblischen Schriften messen wollen. Dabei ist gar nicht zu bezweifeln, dass jede Bibelauslegung subjektiv ist. Doch auch hier gilt das Vertrauen darauf, dass die rechte Erkenntnis nicht von uns selbst kommt, sondern uns von Gott geschenkt wird (1Kor 1,4-6; Kol 1,9). Der Anfang des Erkennens ist darum nicht mein Glaube oder mein Denken, sondern das Gebet um Gottes Gnade – auch beim Lesen der Bibel.

Im übrigen stellt sich die rechte Erkenntnis nicht nur beim einsamen Bibellesen im Kämmerlein ein, sondern auch im Gespräch mit denen, die mit mir auf der Suche nach der Wahrheit sind. Im Lernen voneinander und positiven Streiten miteinander setzt sich die Wahrheit durch.

Die Geltung der Bibel ist nicht zu beweisen. In der Frage nach ihrer Geltung geht es vielmehr um Glaubensaussagen. Auch hier leben wir nicht im Raum der Anschauung durch die Vernunft, sondern im Raum des Vertrauens auf Gottes Wirken (2Kor 5,7).


7. Die Frage nach dem christlichen Standpunkt

Zum Schluss hätte ich noch eine Frage an den Referenten, der zu diesem Artikel den Anlass gab. Er hat ja festgestellt, dass dort, wo es sehr viele unterschiedliche Religionen gibt, die Anzahl der Menschen besonders groß ist, die gar keiner Religion mehr angehören. Könnte ein Grund dafür nicht darin bestehen, dass für viele Menschen in dem Wust religiöser Standpunkte gar kein christlicher Standpunkt mehr erkennbar ist? Dass ihnen alles miteinander verschwimmt? Wenn aber von den christlichen Kirchen keine Orientierung mehr geboten wird und letztlich egal ist, was man glaubt – warum soll man dann überhaupt noch einer religiösen Vereinigung angehören?

Ich halte es für denkbar, dass das ein wichtiger Grund ist für die beobachtete Enthaltsamkeit vieler Menschen gegenüber den religiösen Gemeinschaften.


* * * * *



2 Kommentare
2020-10-11 09:44:46
Hallo Klaus,

ein sehr interessanter Beitrag, der ein Schlaglicht wirft auf die Situation der christlichen Kirchen in einer religiös pluralistischen Gesellschaft.

Synkretismus, wie ihn der beschriebene Religionswissenschaftler praktiziert, funktioniert meiner Meinung nach schlechter als jede der großen Religionen für sich.

Ich finde es gut, dass du die Herausforderung einer solchen Diskussion annimmst. Bisher passiert dies viel zu wenig.

Gleichzeitig führen solche Diskussionen zwangsläufig zu einer Relativierung der eigenen christlichen Position, die sich negativ auf die Mitgliederbindung auswirken kann.

Deine Argumentation mit dem Heiligen Geist hilft meiner Meinung nach nur wenig weiter. Auch andere Religionen haben entsprechende Konstrukte, z. B. der Islam Mohammeds Beauftragung zur Verkündigung auf dem Berg Hira.

Besser und brauchbarer im christlichen Sinne finde ich die Formulierung der Barmer Theologischen Erklärung, Jesus Christus, wie er in der Bibel bezeugt ist, als das eine Wort Gottes anzusehen. Das markiert ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den anderen Buchreligionen, ist gleichzeitig flexibler als der von Vornherein zum Scheitern verurteilte Versuch eines wortwörtlichen Bibelverständnisses, und zeigt deutlich, dass es sich letzten Endes doch um eine Entscheidung handelt.

Im Moment sieht es noch so aus, dass die konservativeren christlichen Gemeinschaften ihre Mitglieder besser binden. Die katholische Kirche z. B. verliert trotz objektiv größerer Probleme (Zölibat und Nichtzulassung von Frauen zum Priesteramt) weniger Mitglieder als die EKD. Dazu scheint auch das uneinheitliche Bild der EKD beizutragen (von Barth bis Sölle, erlaubt ist, was gefällt). Die evangelische Kirche scheint für mich in einem andauernden Prozess der Selbstfindung zwischen Tradition und Moderne festzuhängen. Ein Patentrezept zur Lösung dieses Problems habe ich auch nicht; ich bin froh, es für mich selbst hinbekommen zu haben, bilde mir aber nicht ein, dass das für andere auch so funktioniert.

Einen schönen Sonntag wünscht

Thomas Jakob
2020-10-11 12:03:45
Hallo Thomas,

vielen Dank für deine weitgehend zustimmende Stellungnahme zu meinem Artikel. Damit hatte ich gar nicht gerechnet, und darum freut es mich besonders, dass wir in Vielem einig sind.

Deinen Hinweis auf die Barmer Theologische Erklärung vom Mai 1934 finde ich völlig richtig. Für alle, denen sie nicht so gegenwärtig ist, zitiere ich hier nochmal aus der 1. These:

"Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen."

Damit ist deutlich gesagt, dass es keine anderen christlichen Erkenntnisquellen gibt als Jesus Christus, wie er uns in der Bibel bezeugt ist. Alle "Privatoffenbarungen", Visionen, Erfahrungen und Gefühle scheiden damit als Erkenntnisquelle ebenso aus wie andere religiöse Schriften, seien sie christlicher, esoterischer oder religionsstiftender Herkunft.

Ein Problem besteht freilich darin, dass man durch die Rückbindung der Erkenntnis Jesu Christi an die Heilige Schrift doch wieder auf Schriftauslegung angewiesen ist. Damit sind aber alle genannten Einwände gegen die Geltung der Schrift und alle aufgeworfenen Fragen nach ihrer Entstehung und Auslegung wieder auf dem Tisch. Ich wüsste deshalb nicht, wie man an dem Vertrauen auf einen von Gott gelenkten Prozess und einer grundsätzlichen (nicht immer und überall sich durchsetzenden) Geistbegabung der Kirche vorbeikommt, will man nicht "Jesus Christus" zu einer Chiffre für das machen, was man sich selber über ihn zusammenreimt (was ja auch häufig geschieht).

Den kirchlichen "Prozess der Selbstfindung zwischen Tradition und Moderne", den du ansprichst, sehe ich auch. Mein Gedanke dazu ist: Könnte im Hintergrund die Tatsache stehen, dass dieser Prozess in der Natur der Sache liegt, nämlich dasselbe unveränderliche Evangelium immer neu und in einer der jeweiligen Zeit entsprechenden Weise zum Ausdruck zu bringen? Dann wäre der Prozess der Selbstfindung der Kirchen verbunden mit ihrer Aufgabe, die evangelische Wahrheit der Tradition in die Moderne zu übersetzen und die Moderne für die evangelische Wahrheit der Tradition zu öffnen.

Dass dies nicht durch Verflüssigung der Tradition, also Relativierung der christlichen Position geschehen kann, sehe ich genauso wie du.

Einen schönen Sonntag auch dir
Klaus

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