Der ungläubige Glaube
Klaus Straßburg | 11/02/2020
Unzählige Gedanken prasselten auf mich ein und wirbelten mir im Kopf herum. Kein Übermaß an Informationen oder Anforderungen, sondern Schlimmeres: etwas, was mich in der Tiefe der Seele traf. Mein Weltbild geriet ins Wanken, der Sinn meines Daseins verlor seinen Grund. Ich drohte Gott zu verlieren.
Seit kurzem besuchte ich eine christliche Jugendgruppe. Wir trafen uns regelmäßig, diskutierten über Bibeltexte und verbrachten unsere Freizeit miteinander. In dieser Zeit fing ich an, über meinen Glauben nachzudenken.
Ich begriff, dass alles nicht so klar war, wie ich bisher angenommen hatte. Es gab unterschiedliche Bibelauslegungen, und man konnte sich Gott auf sehr verschiedene Art vorstellen.
Darüber gelangte ich ins Grübeln. Ich zog mich in mich selbst zurück, saß oft am Fenster und starrte nach draußen. Meine Gedanken kreisten um die Fragen: Warum gab es so viele unterschiedliche Gottesvorstellungen, und welche war die richtige? War der ganze Glaube vielleicht nur eine Illusion? Was heißt eigentlich, an Gott und Jesus Christus zu glauben? Wie kann man an einen liebevollen Gott glauben, wenn es so viel Leid auf der Welt gibt? Wie kann ich jemals Jesu Forderungen an ein Christenleben gerecht werden? War mein Glaube groß genug? Betete ich oft genug? Müsste ich nicht missionarisch aktiv sein und andere zum Glauben einladen?
Ich begann an allem, was ich über Gott zu wissen meinte, zu zweifeln. Meine Fragen konnte mir niemand beantworten. Die meisten Menschen verstanden sie nicht einmal. Für sie gab es diese Fragen nicht. Für sie war der christliche Glaube selbstverständlich.
Mir aber drohte mein Glaube zu zerbrechen. Alles geriet ins Wanken. Ich verlor den Boden unter den Füßen. Denn einen Zweifler konnte Gott doch wohl nicht liebhaben und annehmen.
Der Zweifel hatte mich fest im Griff – jahrelang. Ich suchte verzweifelt nach Antworten. Eine erste Spur fand ich in Büchern. Ich verschlang sie, und später gewann ich weitere Erkenntnisse hinzu.
1. Gott liebt die Zweifelnden
Die erste Erkenntnis, die ich in einem kleinen Taschenbuch mit Texten von Martin Luther fand, war: Es geht bei der Frage, ob Gott mich annimmt, nicht um das, was ich leiste. Es geht nicht um meine guten Taten, meine missionarische Aktivität, die Richtigkeit meines Betens usw. Es geht überhaupt nicht um etwas, was ich selbst hervorbringe. Es geht auch nicht um die Festigkeit meines Glaubens. Gottes Liebe ist von alldem unabhängig. Sie ist einfach da. Gott liebt mich, weil er mich lieben will. Und weil er mich liebt, nimmt er mich als sein Kind an. Auch wenn ich der größte Versager und Zweifler bin.
Diese Erkenntnis war unbeschreiblich befreiend für mich. Sie ergriff mich nicht mit einem Schlag, sondern setzte sich erst im Laufe der Zeit fest – aber dann umso fester.
Später fand ich all die Bibelstellen, die das bestätigen. Hier nur eine kleine Auswahl:
- Dtn/5Mo 9,6: Gott spricht zu Israel
Wisse, dass der Herr, dein Gott, dir nicht um deines Wohlverhaltens willen dieses schöne Land [Kanaan] gibt, damit du es in Besitz nimmst; denn du bist ein halsstarriges Volk.
- Röm 4,4f:
Dem, der [gute] Taten vollbringt, wird der Lohn nicht gemäß der Gnade zugerechnet, sondern gemäß der Schuldigkeit; dem aber, der keine [guten] Taten vollbringt, sondern an den glaubt, der dem Gottlosen das Heil zuspricht, wird sein Glaube als Heil gewertet.
- Gal 3,11-13:
Dass aufgrund der Weisungen [Gottes] niemand bei Gott das Heil zugesprochen bekommt, ist klar; denn nur der, der aus Glauben am Heil teilhat, wird leben. Aber die Weisungen [Gottes] sind nicht [heilstiftend] aus Glauben; sondern der, der sie getan hat, wird durch sie leben. Christus hat uns von dem Fluch der Weisungen [Gottes] losgekauft, indem er für uns zum Fluch geworden ist.
- Mk 9,24: Eine an Jesus gerichtete Bitte
Ich glaube; hilf meinem Unglauben!
- Eph 2,8: An die christliche Gemeinde gerichtet
Aus Gnade seid ihr gerettet [vermittelt] durch Glauben; und dies nicht aus euch, Gottes Geschenk ist es.
Es gibt keine Bedingungen dafür, dass Gott uns annimmt. Wir müssen keine Voraussetzungen erfüllen, um von Gott geliebt zu werden. Liebe kennt keine Voraussetzungen. Liebe kennt nur sich selbst: die Zuwendung zum geliebten Menschen.
Aber muss man nicht glauben, um von Gott angenommen zu werden?
Auch diese Frage beschäftigte mich lange Zeit. Heute denke ich, dass die Frage falsch gestellt ist. Sie setzt nämlich voraus, dass der Glaube etwas ist, was wir aus eigener Kraft zuwege bringen: eine Tat, ein Wohlverhalten Gott gegenüber, das wir zu erbringen in der Lage sind. Und wenn wir es erbracht haben, dann nimmt Gott uns an. Eph 2,8 sagt aber deutlich, dass der Glaube ein Geschenk Gottes ist. Wenn wir glauben können, ist das Gnade, nicht eigenes Vermögen. Das einzige, was uns zu tun übrig bleibt, ist das Annehmen dieses Geschenks. Dieses Annehmen aber ist nicht unsere Leistung, sondern das Selbstverständliche. So wie jeder Verhungernde selbstverständlich das rettende Brot annimmt.
Und nun geschieht das schier Unglaubliche, dass wir das rettende Brot nicht (oder nur halbherzig) annehmen. Dass wir bezweifeln, ob der Gott, der uns beschenkt, es wirklich gut mit uns meint.
2. Wir zweifeln an Gottes Liebe
Die drei Evangelien Matthäus, Markus und Lukas berichten übereinstimmend: Jesus wird von Johannes getauft und empfängt dabei Gottes Geist (Mt 3,16; Mk 1,9f; Lk 3,21f). Und das nächste Ereignis im Leben Jesu ist, dass Gottes Geist ihn in die Wüste führt, wo er vom Teufel versucht wird (Mt 4,1ff; Mk 1,12f; Lk 4,1ff). Versuchung heißt: Der Teufel (man kann auch sagen: das Böse mit all seiner Macht) versucht, Jesus zum Misstrauen Gott gegenüber zu verführen.
Matthäus und Lukas erwähnen ausdrücklich, dass Jesus in der Wüste 40 Tage lang fastete und danach Hunger litt. Seine Versuchung bestand in der Frage: „Soll ich mir aus Steinen Brot machen, um den Hunger zu stillen?" Mit anderen Worten: „Sorgt Gott wirklich für mich? Ich spüre gar nichts davon! Warum lässt er mich hungern? Soll ich mir nicht lieber selber helfen, anstatt mich auf Gott zu verlassen? Bin ich bei ihm wirklich gut aufgehoben?" Auch die beiden weiteren Versuchungen, denen Jesus ausgesetzt war, kann man im Sinne dieser Fragen deuten.
Jesus hat der Versuchung standgehalten. Dass die Versuchung aber unmittelbar nach seiner Taufe erfolgt, zeigt uns: Wo Gottes Geist einen Menschen ergreift, ist die Versuchung nicht fern. Wo ein Mensch Gott vertraut, drängt uns das Böse zu der Frage, ob dieses Vertrauen berechtigt ist. Es gibt keinen Glauben ohne die Anfechtung des Zweifels.
Und wir alle verfallen dieser Versuchung immer wieder. Denn kein anderer Mensch ist so vollkommen mit Gott verbunden, wie Jesus es war. Kein anderer Mensch kann von sich sagen, er sei ohne Sünde (Joh 8,7) – er sei ohne Misstrauen Gott gegenüber. Kein anderer Mensch ist vollkommen in seinem Glauben. Vom Zweifel ist darum jeder Christ und jede Christin befallen – es gibt keine Ausnahmen.
Man kann sich seine Zweifel allerdings gut verheimlichen. Oder anders gesagt: Die Zweifel selbst verbergen sich vor unserem Blick. Das Böse in uns macht sich immer klein, damit uns das Böse im Anderen umso größer erscheint (Mt 7,3-5; Lk 6,41f). Wer meint, er habe keinerlei Zweifel, geht dem Bösen auf den Leim.
Der Zweifel sitzt nicht einfach in unseren Gedanken, denen wir das Zweifeln ganz gut verbieten können, indem wir uns bestimmte Gedanken verbieten. Der Zweifel sitzt aber viel tiefer in unseren Gefühlen und Stimmungen, zum Beispiel in unserer Unausgeglichenheit und Wehleidigkeit oder in unserer Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit. Und diese Gefühle und Stimmungen werden wir nicht los.
Ich spreche also nicht von den recht harmlosen Zweifeln unseres Verstandes. Der Verstand kann manches bezweifeln, ohne dass es uns tiefer berührt. Ich spreche von den Zweifeln unseres Vertrauens, die unsere Gottesbeziehung in Frage stellen und damit den Grund und Sinn unseres Lebens. Diese Zweifel (zu denen die Verstandeszweifel beitragen können) stellen eine fundamentale Vertrauens- und Sinnkrise dar, die uns in Verzweiflung stürzen kann.
3. Das Glück derer, die trotzdem vertrauen
Oft entstehen Zweifel an Gottes Liebe und Fürsorge uns gegenüber dann, wenn wir Leid erfahren, seine Gegenwart nicht spüren oder von Gott enttäuscht sind. Von Mutter Theresa wurde nach ihrem Tod bekannt, dass sie zeitlebens unter der Erfahrung der Abwesenheit Gottes litt und deshalb an Gott zweifelte. Mutter Theresa hat sich täglich dem Elend der Menschen ausgesetzt. Ich kann gut verstehen, dass ein Mensch, der Tag für Tag die Armen und Kranken in Kalkutta von den Straßen aufsammelt, das Gefühl hat, Gott sei dort nicht anwesend. Wo ist Gott? Sorgt er für seine Geschöpfe? Oder ist er nur eine Phantasiegestalt?
Jesu Jünger, so wie sie das Neue Testament schildert, sind Paradebeispiele für zweifelnde Christen (z.B. Mt 14,31; 21,21; 28,17). Und der „ungläubige Thomas" zeigt, dass wir erst dann zum Glauben bereit sind, wenn wir sehen und berühren, was wir glauben sollen (Joh 20,24-29). Jesus schreibt uns ins Stammbuch: „Glücklich sind die, die nicht sehen und doch glauben." Ein glückliches Leben führen die, die keine Anhaltspunkte oder Beweise für Gottes Wirken, für seine Anwesenheit in unserer Welt suchen. Glücklich schätzen können sich die, die Gott auch dann vertrauen, wenn solche Anhaltspunkte und Beweise ausbleiben.
Zweifel sind also nicht gut für uns. Sie untergraben das Vertrauen zu Gott und rauben uns das Glück des Glaubens. Und sie schmerzen Gott, weil wir ihm, wenn wir zweifeln, seine Liebe nicht glauben. Und dennoch haben wir das verständliche Bedürfnis, etwas zu sehen und zu spüren von Gottes Wirken. Dass er so oft nicht einzugreifen scheint, macht uns zu schaffen. Dann schleichen sich Zweifel ein und machen uns das Leben schwer. Wie können wir damit umgehen?
4. Fünf Tipps, mit Zweifeln umzugehen
1. Gott liebt dich trotzdem
Mach dir das immer wieder klar: Gottes Liebe lässt sich von deinen Zweifeln nicht beeinträchtigen. Gott liebt die Gottlosen (Röm 4,5), also auch die Zweifelnden. Er liebt nicht deine Zweifel, aber er liebt dich, auch wenn du zweifelst. Darum musst du in deinen Zweifeln nicht verzweifeln. Du musst keine Angst haben, dass Gott dich verwirft. Denn dann müsste er alle Menschen verwerfen. Du bist sogar in guter Gesellschaft mit deinen Zweifeln, wie schon Jesu Jünger zeigen.
2. Steh zu deinen Zweifeln
Es ist ungeheuer anstrengend, ständig gegen seine Zweifel anzukämpfen. Lass dir nicht einreden, dass du sie besiegen müsstest. Das schaffst du sowieso nicht. Lege vielmehr dein ganzes Leben und auch deine Zweifel in Gottes Hände, indem du betest: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben" (Mk 9,24). Nur Gott kann deine Zweifel besiegen. Wenn du ihn in dir wirken lässt, wird dein Glaube wachsen. Und wenn du offen bist für Gottes Wirken und dennoch Zweifel bleiben, dann steh dazu, dass du ein zweifelnder Christ bist. Vielleicht will Gott dich gerade so. Und denk an das Wort Jesu, das auch dir gilt: „Meine Gnade genügt dir; denn die Kraft kommt in der Schwachheit zur Vollendung (oder: zum Ziel)" (2Kor 12,9).
3. Such nicht nach Beweisen dafür, dass Gott da ist
Es ist zwecklos, denn es gibt keine Beweise. Es gibt für Gottes Existenz keine belastbaren Daten, die jedermann anerkennen müsste. Wer Beweise sucht, sucht etwas Materielles, etwas Sichtbares. Jesus war sichtbar unter den Menschen, aber sie haben ihm nicht geglaubt. Auch seine Wunder galten ihnen nicht als Beweise. Und Jesus selbst hat jeden Glauben, der auf Wundern beruhte, abgelehnt (z.B. Mt 12,38f; 16,1-4; Mk 8,11-13). Es gibt nur deine persönlichen Erfahrungen und Gewissheiten. Die sind aber nur für dich selbst überzeugend. Sei dankbar dafür und suche nicht nach mehr.
4. Es kommt nicht auf deine Befindlichkeit an
Unsere Gefühle und Stimmungen schwanken, Gottes Liebe aber bleibt. Darum enthalte dich der beständigen Nabelschau. Sie führt dich nicht weiter. Vertrau auch deine Gefühle und Stimmungen Gott an. Er kann etwas daraus machen. Und wenn du dich unendlich fern von Gott fühlst, dann sei gewiss, dass er dir näher ist, als du zu träumen wagst.
5. Steh den Zweifelnden bei
Das mag dich überraschen. Aber es kann sein, dass gerade dies deine Gabe ist: den Zweifelnden beizustehen. Aufgrund deiner eigenen Zweifel weißt du ja, wie es einem zweifelnden Menschen geht und was ihn bewegt. Du kannst mit seinen Nöten mitfühlen, kannst ihm barmherzig begegnen, kannst ihm Trost zusprechen. Der Judasbrief, eine der kürzesten Schriften der Bibel, ruft genau dazu auf (Vers 22): „Erbarmt euch derer, die zweifeln!"
Langsam nur lichtete sich der Nebel in meinem Kopf. Nach und nach traten die quälenden Fragen in den Hintergrund und eine mehr positive Stimmung setzte sich durch. Keine Rede davon, dass alle Fragen beantwortet waren. Aber sie verloren ihre bedrückende Macht. Ich lernte, mit Fragen zu leben. Auch die Zweifel büßten etwas von ihrer zerstörerischen Kraft ein. Doch es dauerte noch Jahre, bis sich eine Gewissheit durchsetzte, die ich nicht für möglich gehalten hatte.
Es war ein langwieriger, quälender Prozess. Heute denke ich: Gottes Arbeiten an mir. Wenn er uns formt und prägt, wenn er uns fest und stark macht, dann oft so, dass es uns Schmerzen bereitet. Die Gefahr ist, den Schmerzen auszuweichen; den Glauben, der Probleme bereitet, aufzugeben; mit dem Gott, der mich peinigt, zu brechen.
Ich danke Gott, dass ich standfest bleiben konnte. Die Zweifel haben meinen Glauben gefestigt. Er ist keinesfalls vollkommen, sondern durchsetzt von dem Misstrauen, das an Gottes Liebe zweifelt. Aber er ist gewachsen. Und auch dein Glaube kann wachsen und fester werden, wenn du durchhältst.
1. Petrus 1,6 und 7
Ihr werdet jubeln, die ihr jetzt, wenn es nötig ist, für kurze Zeit betrübt worden seid durch verschiedene Anfechtungen, damit die Echtheit eures Glaubens sich als kostbarer erweise als das Gold, das [zwar auch] durch Feuer geläutert wird, aber vergänglich ist.
* * * * *
Ist nicht von mir, habe ich, meine ich, mal bei Heiner Geißler gelesen. Finde ich aber gut.
Ich kenne diese These. Wahrscheinlich ist sie richtig. Bei mir persönlich war es aber anders: Als Jugendlicher war für mich die Hauptfrage nicht, ob es Gott gibt, sondern ob ich vor ihm bestehen kann, und zwar ethisch und glaubensmäßig. Ich zweifelte also massiv daran, ob Gott mir gnädig ist, d.h. mit all meinen Grenzen und Schwächen annimmt. Gott sei Dank habe ich diese Zweifel überwinden können, wie oben beschrieben.
Die Antwort auf "Wo ist Gott?" lautet: Wo ist meine Liebe? Was ist Liebe? Welche moralischen Entscheidungen werde ich treffen? Was bin ich bereit als Liebe zu tun?
Der Zweifel ist nur das Nebenprodukt des freien Willens und sollte an Antrieb für den Glauben genutzt werden und nicht sich selbst dienen. Nur so kommt man einen entscheidenden Schritt weiter. Wer die Realität auf unsere Sensoren beschränkt, beschränkt die Allmacht Gottes.
Gott wird alles wieder neu und besser machen, eine neue Welt und einen neuen Körper für die, die dem Geist der Liebe nachfolgen, wohin diese Wahrheit auch immer uns führt.
Die Liebe ist auch für mich etwas Zentrales. "Wo ist meine Liebe?" ist eine berechtigte Frage. Ich bemühe mich um sie und scheitere dennoch immer wieder an ihr. Daher rührten meine Zweifel, ob ich vor Gott bestehen kann. Heute bin ich gewiss, dass Gott selbst die Liebe ist (aber nicht unsere Liebe Gott ist) und dass er mir aufgrund seiner unendlichen Liebe trotz meines Mangels an Liebe mit nichts anderem als Liebe begegnet. Das macht mich frei. Meine wahre Freiheit besteht darin, von Gott unwiderruflich geliebt zu sein. Der freie Wille hingegen scheint mir nicht so frei zu sein, wie wir immer meinen. Das sieht man an den Folgen unserer Taten, die wir, wie du ja auch sagst, tragen müssen. Wohl die meisten Menschen wollen in Liebe leben - und schaffen es einfach nicht. Darum bedürfen sie alle der vergebenden Liebe Gottes. Und alle, die diese Liebe für sich gelten lassen, werden ein neues Leben, das Gott schaffen wird, bekommen.
Es ist absurd: Wir brauchen nichts anderes, als uns von Gott lieben zu lassen, um ein vollkommenes Sein in Liebe zu erhalten. Aber gerade dies, sich von Gott lieben zu lassen, lehnen wohl die meisten Menschen ab.
Es stimmt die meisten Menschen wollen in Liebe lieben. Die entscheidende Frage hierbei ist: Was ist ihnen die Liebe bzw. die Liebe Gottes wert? Was sind sie dafür bereit zu opfern? Gott hat das Liebste, seinen Sohn geopfert - für uns. Was sind wir bereit zu opfern? Was ist uns wertvoll? Unser Leben?! Unser Ego. Leider lassen sich sehr viele Menschen verführen, versuchen, kaufen, erpressen ... usw. damit wird ihre Wahrhaftigkeit früher oder später nichtig und völlig unglaubwürdig. Sie werden das Wilde Tier = das Lieblose anbeten und glorifizieren die Macht. Sie werden ihre Entscheidung treffen, wie alle Menschen die den Durchlauf hier auf Erden haben. Wir sind nur hier um unsere Entscheidung zu treffen und abzugeben. Dann ist es Zeit zu gehen. Und diese Entscheidung bestimmt dann unseren weiteren Weg nach dem Verlassen dieser menschlichen Körper. Hierin liegt die einzige Freiheit, die der Mensch hat, in dieser Entscheidung. Wer den Weg der Liebe unaufhaltsam geht, trotz des Stolpern und der Stürze, der findet all die Vergebung und Gnade und Kraft die er braucht, um ihn ewiglich in Demut und Mitgefühl weitergehen zu können.
Absurd, vielleicht. Weil der Herrscher dieser Realität ein Geistwesen ist, dass noch alle Fäden in der Hand hält. Ja, die Erde ist unter seiner Administration. Wer Gott kennt blickt aber darüber hinaus und sieht das Licht in der Finsternis. Gott ist gut, immer und überall - auch wenn der freie Willen Gutes oder Böses zu tun, diese Realität geschaffen hat, in all seinen Ausprägungen.
Du kannst immer bestehen. ER wird nur das hoffen zu finden, was uns möglich ist mit allen Schwächen, die in uns sind. Wer allerdings seine Schwächen nährt, pflegt und fördert, vergeudet allerdings seine Zeit. Nur wer los lässt, kann Besseres empfangen!
Bei allem Scheitern also niemals zu sehr entmutigt sein, Demut, Verständnis und Mitgefühl für andere ist wichtig. Das brauchen auch wir, in aller Heiligkeit, die unvollkommen ist. Das Scheitern dient uns zu erkennen, was zu ändern ist, wo Weichen zu ändern sind, damit wir vorwärts kommen, damit die Liebe in uns auch eine Paradies für andere wird. Und was kann es Schöneres geben als die Liebe. Die Liebe Gottes, die stärkste und herrlichste Kraftquelle in dieser Realität.
Aber ich bin gewiss, dass mir jede Sünde vergeben wird und dass Gott mir gnädig sein wird; dass nichts (auch ich selber nicht) mich von seiner Liebe trennen kann (Röm 8,38f). Wenn das nicht so wäre – wer könnte dann gerettet werden? Es gibt keine Einlassbedingungen für das Reich Gottes. Nur wer partout nicht rein will, muss dann wohl draußen bleiben. Aber kann man sich das eigentlich vorstellen, dass jemand vor der Himmelstür steht und sich dann weigert, hindurchzugehen?
Wir dürfen uns über die Sünde nicht täuschen. Für Paulus ist sie eine Macht, derer wir aus eigener Kraft nicht Herr werden können. Nur im Heiligen Geist können wir die Sünde, nämlich die Lieblosigkeit Gott und unseren Nächsten gegenüber, überwinden. Darum ist es so wichtig, dass Gott uns den Geist schenkt. Man sieht daran einmal mehr: „Wir sind Bettler, das ist wahr" (Martin Luther). Oder mit den Worten des Paulus: „Was hast du, das du nicht empfangen hast?" (1Kor 4,7).
Ohne den heiligen Geist können wir die Sünde nicht überwinden. Die Liebe Gottes für alle da, ein Angebot, eine Einladung, ein Geschenk. Jeder entscheidet, ob er die neuen Kleider anziehen will für eine neue Persönlichkeit, die ihn tauglich macht für nächste Realität. Wir sollen ja nicht, dass Menschen in den Himmel kommen um dort wieder die gleichen Probleme zu schaffen, die wir schon zu Erdzeiten angerichtet haben.
Es gibt am Ende unserer menschlichen Existenz eine Art Qualitätskontrolle. Die einen werden brauchbar sein, andere nicht, und wieder andere erhalten in einer Art "Gericht" eine Bewährungsfrist zur Nachbesserung. Gottes Liebe ist immer auch gerecht. Und das Schöne ist, solange in einem Menschen noch die Fähigkeit zur Reue existiert bekommt er auch eine Chance. Allerdings sorgt Gott für den nötigen Zeitdruck, damit alles auch mal ein Ende findet. Schade, dass der Pharao aus Ägypten trotz vieler Chancen keine Nutzen wollte und wie die Offenbarung sagt, die Menschen, die wie Sand am Meer sind, sich gegen Gottes Liebe stellen werden. Aber diese Willensfreiheit macht gerade die Liebe aus. Jeder soll seine eigene Antwort abgeben und so lernen wir auch unseren himmlischen Vater und seinen Geist der Liebe und Gerechtigkeit besser kennen.
Wer Jesus folgen will, muss sich in dieser Welt selbst verleugnen. Der wird sein Todesurteil annehmen und tragen, bis er von dieser unreinen und sündigen Realität und Herrschaft befreit ist.
Wir leben in einer Welt, die die wahrhaftig guten, liebevollen und gerechten Menschen schnellstmöglich verführt, versucht, einschüchtert und ggf. beseitigt. Bei Jesus hatte dies bekanntlich nicht lange gedauert.
Zu deinen ersten Fragen. Du musst dich Fragen, woran hänge ich in dieser Welt, an Materiellem, menschlichen Beziehungen (wie Adam), ... oder an Gottes Liebe und Werte. Du wirst dich für das entscheiden, was du am Meisten liebst. Wo ist dein Herz? Woran hängt dein Herz? Du wirst ohnehin sterben, als Märtyrer eben nur früher, d.h. durch ein geistiges Krebsgeschwür. Die Frage lautet wie schon Jesus zu Petrus sagte und dies 3 mal: Liebst du mich? ... Dann liebe die, die mich lieben oder mich noch lieben werden ... Wir alle brauchen einander, gerade in solch einer Welt, die nicht wir verändern werden, die aber uns verändern will.
Darum finde ich es ganz wichtig, was du sagst, nämlich dass wir ohne den heiligen Geist die Sünde, also Unglauben und Lieblosigkeit, nicht überwinden können. Und was können WIR dann noch tun? Die neuen Kleider anziehen, die Gott uns schenkt. Ich benutze gern das Bild eines Bettlers, der am Verhungern ist. Wir sind solche Bettler, und Gott bietet uns die rettende Nahrung an. Und was tun die meisten Menschen und wir selbst auch immer wieder? Wir lehnen die rettende Nahrung ab. Denn wir betrüben und dämpfen den Geist Gottes ja auch immer wieder. Unglaublich, aber wahr.
Von einer „Qualitätskontrolle" Gottes und von „Zeitdruck" würde ich dann aber nicht so gern sprechen, weil das sehr nach Überwachung und Druck klingt. Ich denke, auch im Gericht begegnet uns der LIEBENDE Christus, der uns beschenkt, das Beste für uns will und viel Geduld mit uns hat; er will die Menschen, wie schon zu seinen Lebzeiten, nicht hinrichten, sondern aufrichten (Joh 3,17; 12,47). Nach 1Petr 3,19; 4,6 verkündigt er ja sogar den Toten noch das Evangelium. Wer sich dann immer noch nicht retten lassen will, dem wird die Rettung auch nicht aufgezwungen (Joh 3,18; 12,48). Das Gericht würde ich so verstehen, dass Christus bzw. Gott unsere Entscheidung ernst nimmt und dass er das Böse, das dann noch in uns ist, vernichtet. Wir selbst werden gerettet, „doch so, wie durch Feuer hindurch" (1Kor 3,15). Diejenigen, die seine Liebe dann noch ablehnen, können auch nicht im Bereich seiner Liebe, in der Liebesgemeinschaft mit ihm leben. Sie sind zur Trennung von ihm verurteilt, wie immer das aussehen mag. Die Offenbarung spricht vom „zweiten Tod". Andererseits gibt es Stellen, die sagen, dass ihn am Ende ALLE anbeten werden. Darum möchte ich nicht ausschließen (aber auch nicht behaupten), dass seine Gnade schließlich doch größer ist als die größte Schuld. Aber das überlasse ich dann doch lieber Gott ...
Wir brauchen nur den Glauben von der Größe eines Senfkorns. Das reicht bereits um fast jeden Unglauben zu überwinden. Selbst wenn dieser Unglaube so groß ist wie ein Berg. Und alles andere überlassen im Gebet Gott. Dein Herz muss es wirklich von ganzen Herzen nur wollen und lieben. Glaube an die Liebe Gott, egal wie irrational und unlogisch das Göttliche in dieser Realität erscheinen mag. Bei ihm ist alles möglich. Seine Antwort orientiert sich nicht am kleinen beschränkten Menschen, denn er hat größeres im Sinn. Es öffnet die riesigen Türen von ganz alleine, wenn du dort ankommst und davor stehst. In der erdrückenden Finsternis ist er das kleine Licht, dass dich nicht alleine lässt. Die Puzzle-Teile fügen sich von selbst, weil der Geist Gottes sie ordnet.
Auch ich bin ein Sünder. Und trotz allem sehe ich aber auch die, die sich zu meinen Feinden machen, wie im Gleichnis vom Weizen und Unkraut. Ich bin nicht ihr Richter, sondern als ihr Retter aktiv. Nicht, dass ich sie wirklich retten könnte, sondern als jemand der demütig genug ist, ihnen zu zeigen, wie sie den Weg der Rettung finden und gehen können.
Wie ich schon schrieb. Gott möchte wissen, wofür unser Name bis zu Letzt steht. Auf wessen Seite wir stehen. Wer an irgend etwas in diesem Leben festhält (Frau, Kinder, Haus, Job, Vermögen, Freunde, Vergnügungen, ...) kann nicht eine gerade Furche ziehen wenn er vorwärts ins Reich Gottes hineingelangen will. Diese Christen beginnen irgendwann im Kreis zu drehen und kommen nicht mehr wirklich vorwärts und ermüden. Wer dem Unglauben an die Liebe Gottes ständig Raum gibt, läuft seine eigenen 40 Jahre in seiner eigenen Wüste und im Kreis. Das hat unser Vater bei allem was er für uns tut, nicht verdient. Ich wünschte mehr Menschen hätten seinen heiligen Geist.
Wie gesagt, egal was wir tun, er wird uns nicht zwingen zu ihm zu kommen und bei ihm zu bleiben. Er möchte eine freie Entscheidung, ein freies Bekenntnis zu seinen Werten und Idealen, bis in die letzte Konsequenz. Und das will er sehen, früher oder später. Wer sein Kreuz nicht annimmt wird es schwer haben. Wir müssen aufpassen, dass unsere Toleranz nicht dazu führt, in der Gefahr zu stehen, wie die 7 Gemeinden möglicherweise zu scheitern. Gottes Liebe und Toleranz hat Grenzen. Wir können nicht Sklaven zweier Herren sein!
Egal was man auch alles tut, man mache das nicht, um es zu verdienen, sondern weil man Gott zeigen möchte, dass man voll und ganz hinter seinen Wegen und Werten steht. Es ist mein Bekenntnis. Ein Bekenntnis wofür diese Welt mich hassen wird, weil sie nach mehr Freiheit strebt, als ihr gut tut und sie in die Sklaverei der Sünde führt, in die Hände dessen der aktuell diese Welt im geistigen Bereich unter seiner Verwaltung hat. Ich rede nicht wie jemand der Worte von Büchern zitiert muss, um etwas zu belegen, denn ich bezeuge was mir der Vater gezeigt hat.
Gott wird die Welt in Böse und Gut einteilen (denn nur er ist gut und gerecht), und wer das wilde Tier letztendlich anbetet und bewundert, hat ein Kennzeichen an seiner Stirn und seine Wahl getroffen, die endgültig ist. Diese Entscheidung treffen nicht wir über andere, diese trifft jeder für sich, wir können nur jeden eindringlich warnen dieses Malzeichen abzulehnen.
Ich diene aus Liebe, Wertschätzung, Dankbarkeit, Mitgefühl in Demut und bin ständig froh von der überfließenden und reichlichen Gnade Gottes Nutzen ziehen zu dürfen, während ich diese Welt zu überwinden suche. Denn wie alle, will ich das Böse mit Gutem überwinden. Bei mir und bei anderen. Doch mein Versagen in Verbindung mit der Unverdienten Güte Gottes gibt mir die Geborgenheit und das Vertrauen von unserem himmlischen Vater, dass alle die gleichen Prüfungen zu meistern haben. Also seien wir im Geist Gottes guten Mutes, dieses Leben ist nur der Anfang. Die erste Entscheidung von uns Menschen ist die erste Weiche, aber eine Weiche, die es in sich hat. Sie schont niemanden, aber ist zwingend notwendig. Die Tür ist eng, der Weg schmal und viele(s) wird uns daran hindern dorthin zu gelangen. Daher lasst uns laufen, so, dass wir den Siegeskranz erlangen! Denn wir kennen den Namen des Weges und das Ziel.
Du nimmst gerne das Bild vom Bettler, was auch mir sehr gefällt! Es verbindet und offenbart die Relation. Ich benutze gerne ein sehr ähnliches Bild von einem Gefangenen. Egal was er für eine Begnadigung auch tut, aufgrund der Gerechtigkeit, kann er sie nicht einfordern.
Vielen Dank für alle dienen lieben und guten Gedanken. Ich hoffe meine konnten dich irgendwie und irgendwo ermuntern. Zudem möchte ich dich wissen lassen, ER hört alles, nichts entgeht ihm, nicht der kleinste Gedanke und kleinste Emotion mit einem Gedanken entgeht ihm. Und wenn es manchmal sich anfühlt, als ob er schweigt oder nicht da ist, dann deshalb weil schon alles geregelt ist und er deine Entscheidung wissen und deinen Wege sehen möchte.
Alles Liebe und Gut von mir ...
werde mal sehen ob ich einen anderen Artikel von dir finde zu dem ich schreiben möchte.
Irritiert hat mich etwas dein Satz, du würdest nicht aus Büchern zitieren, weil du das bezeugst, was dir der Vater gezeigt hat. Aber du berufst dich doch auch auf die Bibel. Darin und in Jesus Christus zeigt sich uns ja der Vater. Aber vielleicht meinst du ja andere Bücher und nicht die Bücher der Bibel, die du nicht zitieren willst.
Zum Geschenk des Glaubens, den wir nicht selber machen können, habe ich etwas geschrieben in meinem Artikel "Geschenkte Wahrheit" vom 24.4.20.
Meinen Schreibfehler im vorigen Kommentar würde ich gern korrigieren "Malzeichen ablehnen" sollte natürlich "Malzeichen annehmen" sein.