Der lange Ausweg
Klaus Straßburg | 05/01/2022
Die Bibel ist das Buch der Ausweggeschichten: Geschichten, die einen oft langen und leidvollen Weg durch das Labyrinth des Lebens beschreiben, auf dem von Gott keine Spur zu sein scheint und die dennoch einen guten Ausgang nehmen.
Es kann eine Erlösung sein, einen Ausgang zu finden aus dem Labyrinth einer ausweglos erscheinenden Situation. Wenn alle Türen geöffnet, alle Wege gegangen, alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden, doch ohne Erfolg – dann wachsen die Verzweiflung und die Angst, keinen Ausweg mehr zu finden.
Bekannte Ausweggeschichten der Bibel sind: die Josephsgeschichte (1Mo/Gen 37-50), die Geschichte vom Auszug Israels aus der Gefangenschaft in Ägypten (2Mo/Ex 1-20), die Geschichte des Propheten Jona (Jon 1-4) und die Geschichte Jesu (z.B. Mk 1-16).
Wie fern Gott manchmal im Leben zu sein scheint, wird in der Josephsgeschichte deutlich: In ihr ist kaum einmal überhaupt von Gott die Rede. Und trotzdem begleitet er Joseph durch sein Leben, leitet und segnet ihn. Das sagen die wenigen Stellen, an denen Gott ausdrücklich vorkommt.
Das biblische Buch, das Martin Luther 2. Buch Mose nannte, beschreibt den Auszug Israels aus Ägypten. Darum heißt es auf Latein Exodus, eine Ableitung aus dem griechischen Exodos (gesprochen exhódos, Betonung auf der 2. Silbe). Das Wort bedeutet Auszug, Ausgang, Ausweg. In der Wissenschaft und in der katholischen Kirche wird das 2. Buch Mose bis heute Exodus genannt.
Den Ausweg aus Leid und Tod gibt es nur durch Leid und Tod hindurch. Darum liegt vor dem Ausweg das Durchhalten.
Um den Leidensweg zu ermessen, den die Menschen, von denen die biblischen Geschichten erzählen, gehen mussten, bis ihnen ein Ausweg gewiesen wurde, und um Gottes Wirken im Leben dieser Menschen zu verstehen, muss man die biblischen Geschichten einmal ganz lesen. Es lohnt sich.
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erinnert mich irgendwie an die Fliegen an den Fensterscheiben im Sommer. Ihr Verstand sagt ihnen, ich sehe die Welt da draußen ganz nah, aber irgendwie finde ich den Weg nicht dort hin.
Immer schön, wenn die Liebe einer größeren Endlichkeit, dann der Fliege das Fenster öffnet. ...
ja, das Fenster muss uns geöffnet werden, von selbst schaffen wir das nicht. Gut, dass es einen gibt, der es öffnet ...
statt sich an dem täuschenden Hindernis zu verausgaben, zu erschöpfen, zu resignieren und zu verzweifeln in Leid und Kummer, sollte man gelassen, geduldig und klug - sichtbar und hörbar sein, damit die Hilfesignale von gütiger und höhere Stelle vernommen werden können, um uns den Ausweg ins wohlgefällige Leben zu weisen.
im schweren Leid gelassen und geduldig zu bleiben ist sicher nicht leicht, und auch wenn wir es nicht schaffen, sondern nur noch schreien und klagen können, werden diese Hilfeschreie sicher gehört. Der Ausweg öffnet sich nicht immer im irdischen Leben, sondern erst danach, und deshalb sollen wir nicht resignieren und verzweifeln, sondern versuchen, geduldig zu warten.