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Auferstehung - gleich nach dem Tod oder am Jüngsten Tag?

Christsein verstehen
Veröffentlicht von in Theologie verständlich · 7 November 2024
Tags: EwigkeitParadiesZeit

Auferstehung – gleich nach dem Tod oder am Jüngsten Tag?
Wann beginnt das ewige Leben?
Klaus Straßburg | 07/11/2024

Werden wir gleich nach dem Tod zum ewigen Leben erweckt oder erst am Jüngsten Tag? Weil diese Frage offensichtlich viele Menschen bewegt, bin ich mal den biblischen Aussagen dazu nachgegangen.

Und es ist wie in so manchen Fragen, die uns beschäftigen: Die Bibel ist nicht so eindeutig, wie wir es gerne hätten.

Es gibt zwei unterschiedliche biblische Aussagereihen dazu, wann das ewige Leben beginnt. Nach der ersten Aussagenreihe beginnt das ewige Leben gleich nach dem Tod des Menschen. Der zweiten Aussagenreihe zufolge beginnt das ewige Leben aber erst mit der Wiederkunft Christi und dem Ende der Welt.


1. Das ewige Leben beginnt gleich nach dem Tod

Die bekannteste Aussage dazu ist wohl das Wort Jesu an den reuigen Verbrecher, der mit ihm zusammen gekreuzigt wurde. Nachdem der Verbrecher seine Reue ausgedrückt hatte, wandte er sich an Jesus (Lk 23,42f):

Und er sagte: "Jesus, gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst." Und er [Jesus] sprach zu ihm: "Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein."

Damit scheint deutlich gesagt zu sein, dass der Mensch unmittelbar nach seinem Tod im Paradies sein wird. In diese Richtung weist auch Jesu Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus, die beide sofort nach ihrem Tod an je verschiedene Orte kommen – der Reiche ins "Totenreich" und Lazarus in "Abrahams Schoß" (Lk 16,22f).

Auch Paulus war diese Auffassung offensichtlich nicht fremd, denn er schrieb aus dem Gefängnis an die Gemeinde in Philippi, dass er am liebsten sterben und dadurch "bei Christus sein" möchte, zugleich aber auch weiterleben will, um seiner Verkündigungsaufgabe auch in Zukunft nachzukommen (Phil 1,23f). Paulus wollte seiner Verantwortung für das Evangelium also weiterhin gerecht werden, obwohl er seiner mühsamen Verkündigungsarbeit wohl etwas überdrüssig war und sich wünschte, stattdessen sofort bei Christus zu sein.


2. Das ewige Leben beginnt erst mit dem Ende der Welt

Hierzu gibt es dem Johannesevangelium eine deutliche Aussage Jesu, der zu seinen Jüngern sagte (Joh 5,28f):

Die Stunde kommt, in welcher alle, die in den Gräbern sind, seine [Gottes] Stimme hören werden, und sie werden [aus den Gräbern] herauskommen: die das Gute getan haben zur Auferstehung zum Leben, die aber das Böse verübt haben zur Auferstehung zum Gericht.

In diese Richtung weisen auch zwei Gleichnisse Jesu: Die "Kinder des Reiches", also die zu Gott Gehörenden, werden am Ende der Welt von den "Kindern des Bösen" geschieden (Mt 13,40.49). Ebenso spricht Jesus nach Mt 25,31f von einer Scheidung der Guten und Bösen bei der Wiederkunft Christi.

Auch Paulus sprach sehr deutlich von der Auferweckung der Toten erst dann, wenn Christus wiederkommt (1Kor 15,22f; 1Thess 4,16). Doch an einer anderen Stelle verbindet Paulus den Gedanken, dass wir sofort nach dem Tod bei Gott sein werden, mit dem anderen Gedanken, dass das ewige Leben erst mit dem Jüngsten Gericht am Ende der Welt beginnt. Er schrieb in seinem 2. Brief an die Korinther (2Kor 5,8-10):

Wir haben Lust dazu, aus dem Leib auszuwandern und daheim beim Herrn zu sein. Deswegen suchen wir auch unsere Ehre darin, [...] ihm zu gefallen. Denn es ist nötig, dass wir alle vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder gemäß dem empfange, was er im irdischen Leben getan hat, ob es Gutes oder Böses war.

Paulus würde gern sofort daheim beim Herrn sein. Zugleich weist er darauf hin, dass wir erst, wenn Christus wiederkommt, vor seinen Richterstuhl treten werden. Man könnte meinen, dass Paulus hier beides zusammenzieht: die Auferweckung der Toten sofort und am Jüngsten Tag. Und vielleicht ist das ja auch gar nicht so unmöglich, wie es uns zunächst erscheint.


3. Martin Luthers Antwort

Unsere Bibelübersetzungen sprechen oft davon, dass ein gestorbener Mensch "entschlafen" sei (z.B. Mt 27,52; Apg 7,59; 1Kor 11,30; 15,18.20). Das griechische Wort, das dort steht, heißt eigentlich "schlafen", "einschlafen". Wir sagen bis heute, ein lieber Mensch sei "entschlafen". Und auch Martin Luther hat den Tod mit einem Schlaf verglichen und daraus eine Antwort auf unsere Frage abgeleitet, ob wir gleich nach unserem Tod auferweckt werden oder erst am Jüngsten Tag. Hier einige Aussagen Luthers dazu:

Wenn Adam am Jüngsten Tag von den Toten erweckt werden wird, wird er sagen: Ach, ich habe nur ein Viertelstündchen geschlafen!1

Sobald die Augen zugehen, wirst du auferweckt werden. Tausend Jahre werden sein, als wenn du ein halbes Stündlein geschlafen hättest. Gleichwie wir nachts den Stundenschlag [das Schlagen der Kirchenuhr] nicht hören, nicht wissen, wie lange Zeit wir geschlafen haben, so noch viel mehr im Tode sind tausend Jahre [im Nu] hinweg; ehe sich einer umsieht, ist er ein schöner Engel.2

Hier muss man die Zeit aus dem Sinn nehmen und wissen, dass in jener Welt nicht Zeit noch Stunde sind, sondern alles [ist] ein ewiger Augenblick.3

Luther sagt damit, dass es im ewigen Leben eine Zeit, so wie wir sie kennen, nicht mehr gibt. Deshalb erleben wir im Tod tausend Jahre so, als hätten wir eine halbe Stunde geschlafen. Wir sterben, und im nächsten Moment erwachen wir zum ewigen Leben. Auf Erden sind vielleicht tausende Jahre vergangen – für uns, die wir der Zeit entnommen sind, war's nur ein Augenblick.

Denn in der Ewigkeit gelten nicht die Gesetze unserer Zeitlichkeit. Wir nehmen im Tod keine Zeit mehr wahr, weil es irdische Zeit für uns als Tote nicht mehr gibt. Weil Ewigkeit aber auch nicht einfach Zeitlosigkeit ist (denn das wäre absoluter Stillstand), muss man sagen: Ewigkeit hat ihre ihr eigene, göttliche "Zeit", die anders ist als alles, was wir als Zeit kennen.

Natürlich ist der Tod etwas anderes als ein Schlaf. Unser Schlafen ist nur ein Gleichnis, ein unzulängliches Bild für den Tod. So sind auch die biblischen Texte zu verstehen, die den Tod mit einem Schlaf vergleichen (Dan 12,2) oder vom Entschlafen eines Menschen sprechen.

Dennoch ist der Schlaf ein schönes Bild für den Tod. Und das Wort "Auferweckung" knüpft daran an: Wir werden vom Todesschlaf auferweckt. Das ist die gewisse Hoffnung, die Christinnen und Christen haben. Diese Hoffnung geht nicht auf menschliche Worte zurück, sondern auf Gottes Zusage. Darum ruhen wir nicht im Grab, sondern im Wort Gottes, in seiner Verheißung.

So sagt es auch ein Gedicht des evangelischen Theologen und geistlichen Dichters Heinrich Vogel (gest. 1989):

Sein Wort ist meine Wiege,
in der kein Tod mich schreckt,
ich schlafe sanft und liege,
bis Gott mich auferweckt.4


* * * * *


Quellennachweise:
1 Zitiert nach Kraus: Systematische Theologie, S. 563f.
2 Zitiert nach Althaus: Die christliche Wahrheit, S. 687. Dort zitiert nach WA 14,71. Ich haben den Luthertext sprachlich an unser heutiges Deutsch angepasst.
3 Zitiert nach Althaus: Die christliche Wahrheit, S. 687. Dort zitiert nach WA III, 194. Ich habe den Luthertext sprachlich und orthographisch an das heutige Deutsch angepasst.
4 Siehe Vogel: Gott in Christo, S. 1046.

Verwendete Literatur:
  • Paul Althaus: Die christliche Wahrheit. Lehrbuch der Dogmatik. Carl Bertelsmann Verlag. 4. Aufl. Gütersloh 1958. S. 684-688.
  • Hans-Joachim Kraus: Systematische Theologie im Kontext biblischer Geschichte und Eschatologie. Neukirchener Verlag des Erziehungsvereins GmbH. Neukirchen-Vluyn 1983. S. 563f.
  • Heinrich Vogel: Gott in Christo. Ein Erkenntnisgang durch die Grundprobleme der Dogmatik. Teil 2. Gesammelte Werke Band 2. Radius-Verlag GmbH, Stuttgart 1982. S. 1043-1047.

Foto: Klaus Straßburg.




12 Kommentare
2024-11-10 18:45:03
Kein Mensch weiß es.
2024-11-10 22:06:44
Man kann es nur glauben.
2024-11-11 08:46:32
Man schließt die Augen im alten Körper und öffnet sie gleich wieder mit einem neuen Körper .. als ob nichts passiert ist, da Zeit im Tod völlig bedeutungslos und nicht wahrnehmbar ist.
So kommt es einem vor, als ob nur 1 Sekunde beim dem Wechsel verging.
Die gerichtliche Weiche bzw. Versiegelung wird gestellt mit dem eigenen Tod. Da auf Erden alle Menschen in Züge einsteigen, sollte man sein Ziel oder die Richtung weise wählen. Bekanntlich erntet man bei der Ent-Scheidung was man gesät hat. So ähnlich wie unsere Bildungssysteme. Allerdings in den Bildungssystemen der göttlichen Liebe werden dann die Verantwortungen anders übertragen, als bei dem endlichen Aufenthalt auf der Erde.
2024-11-11 10:27:33
"Da auf Erden alle Menschen in Züge einsteigen, sollte man sein Ziel oder die Richtung weise wählen."
Möge Gott vielen Menschen überall auf Erden diese Weisheit schenken und den Mut, in den Zug zum Heil für die Welt tatkräftig einzusteigen.
Dennis
2024-11-15 03:47:14
Es existiert in der gesamten Heiligen Schrift keine einzige Aussage, die besagt, der Mensch würde sofort nach dem Tode leben. Denn dann wäre er nicht tot, sondern lebendig.

Was das heidnische, gottlose Christentum mit seinen "im Himmel umhefliegenden Seelen" lehrt, ist Platonismus, Hermetik und Hinduismus, und hat nichts mit der Heiligen Schrift zu tun.

Der HERR Jhesus Christus hat dem Mörder am Kreuze nicht versprochen, ins Paradies zu "fliegen", sondern hat seinen Namen im Himmel angeschrieben. Das Christentum leugnet das Buch des Lebens und die Auferweckung der Toten und die Verklärung und den Tag des Gerichts.
2024-11-15 12:27:08
Dass nur die Seelen auferweckt werden, ist sicher nicht der Bibel entsprechend. Allerdings hat Jesus dem Verbrecher am Kreuz zugesagt, "noch heute" mit ihm im Paradies zu sein.
Dennis
2024-11-15 19:02:32
Dein falscher "Jesus" sagt "noch heute".

Ich werde nicht mit einem gottlosen Heiden über den Wahrhaftigen HERRN Jhesum Christum disputieren. Bleib du bei deinem Fake-"Jesus", der nichts ist als eine verlogene Projektion deiner selbst und eine narzisstische Wahnvorstellung.

Anathema, maharam motha. Verflucht, zum Tode verdammt.

Dennis
2024-11-15 19:03:30
Du hast das Evangelium gelöscht, du elender Hund.
Dennis
2024-11-15 19:08:19
Und du hast alles gelöscht, was ich schrieb, weil du ein verfluchter Heuchler und Lügner bist, der anderen predigt, sie sollen "offen sein", während du die Wahrheit hasst und verfolgst.

Anathema, maharam motha!
2024-11-15 22:19:26
Sachliche Kommentare beantworte ich gern. Beschimpfungen und Beleidigungen haben auf meiner Website nichts zu suchen.
2024-11-29 11:58:25
Du verwechselst, das seit Beginn der Menschheit vorhandene Leben nach dem Tod mit dem "ewigen Leben". Auf dieses "Leben nach dem Tod" weist Jesus den Schächer hin, und er stellt dar, dass im Jenseits keine Änderung möglich ist. Dort ist man das, was man wirklich ist, und nicht, wie man auf Erden erscheint oder über sich denkt.
"Ewiges Leben" dagegen ist ein Qualitätsbegriff. Er meint, sündloses Leben, ein Leben, das weder Böses, Krankheit, Leid noch Tod kennt - also pures Leben. Dieses "bekommt" man durch die "Wiedergeburt" (s. Gespräch m. Nikodemus). In dieser identifiziert sich der Mensch, nicht mehr mit dem, was er seit der natürlichen Geburt geworden ist und was er da alles angestellt hat, sondern mit dem "Leben an sich", das ewig ist. Nun wächst aus dieser Wurzel ein "guter Baum", der, wenn die Zeit gekommen ist, den Tod überwunden haben wird (1. Kor. 15,26). Das ist dann die tiefste Frucht der Heiligung, es ist die Auferstehung. Das alles kann man genauer auf meinem Blog https://manfredreichelt.wordpress.com/ und auf academia https://independent.academia.edu/ManfredReichelt nachlesen (Anmelden lohnt sich!)
2024-11-29 15:58:52
Danke für deinen wichtigen Hinweis. Es gibt tatsächlich einen Unterschied zwischen dem ewigen Leben nach dem Tod und dem erneuerten Leben, das als "neue Schöpfung" eines Menschen schon jetzt beginnt. Dieser Unterschied ist mir bekannt und ich habe darauf schon mehrfach in Blogartikeln hingewiesen. Das Neue Testament und die kirchliche Tradition verwenden den Begriff "ewiges Leben" allerdings auch speziell für das Leben nach dem Tod (z.B. Röm 2,7; Apostolisches Glaubensbekenntnis). Ebenso hat er sich im allgemeinen Bewusstsein als Terminus für das nach dem Tod beginnende Leben der Glaubenden eingebürgert. Ich habe den Begriff deshalb in diesem Artikel für das Leben nach dem Tod verwendet, weil er den meisten Menschen verständlich ist und weil es mir in diesem Artikel nicht darum ging, den Aspekt des neuen Lebens vor dem Tod zu akzentuieren.
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