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Alles hat seine Zeit

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Alles hat seine Zeit
Klaus Straßburg | 21/02/2021

Das dritte Kapitel des Predigerbuches hat es bis in die Popmusik geschafft und wurde von verschiedenen Künstlern unter dem Titel „Turn! Turn! Turn!" eingespielt. Der Songtext ist eine Bearbeitung von Pred 3,1-8 und stammt von dem amerikanischen Folkmusiker Pete Seeger (1919-2014). Wahrscheinlich legte er den Text der King James Bible zugrunde. Erstmals veröffentlicht wurde das Lied von ihm im Jahr 1962. Am bekanntesten ist die Version der amerikanischen Band The Byrds, die 1965 in den US-Single-Charts drei Wochen lang Platz 1 belegte.

Der hebräische Name des biblischen Buches lautet übrigens „Kohelet", was wahrscheinlich „Redner in einer Versammlung" bedeutet.

Wer die Melodie des Liedes kennt, dem geht sie wahrscheinlich so schnell nicht aus dem Kopf. Den englischen Songtext findet man zum Beispiel in der Wikipedia, wo er sogar dem englischen Bibeltext gegenübergestellt ist.

Ich zitiere hier Prediger 3,1-8 in der deutschen Übersetzung der Zürcher Bibel:

Alles hat seine bestimmte Stunde,
jedes Ding unter dem Himmel hat seine Zeit.
Geboren werden hat seine Zeit,
und Sterben hat seine Zeit.
Pflanzen hat seine Zeit,
und Ausreißen hat seine Zeit.
Töten hat seine Zeit,
und Heilen hat seine Zeit.
Einreißen hat seine Zeit,
und Bauen hat seine Zeit.
Weinen hat seine Zeit,
und Lachen hat seine Zeit.
Klagen hat seine Zeit,
und Tanzen hat seine Zeit. [...]
Umarmen hat seine Zeit,
und Sich-Meiden hat seine Zeit.
Suchen hat seine Zeit,
und Verlieren hat seine Zeit. [...]
Schweigen hat seine Zeit,
und Reden hat seine Zeit.
Lieben hat seine Zeit,
und Hassen hat seine Zeit.
Der Krieg hat seine Zeit,
und der Friede hat seine Zeit.

Das ganze Leben in ein paar Zeilen gefasst, könnte man meinen. Die Grundaussage aber ist: Wir machen in unserem Leben gegensätzliche Erfahrungen. Das ist nichts Außergewöhnliches, sondern so ist unser Leben. Wir können daran nichts ändern. Wir können auch nicht bestimmen, was zu welcher Zeit dran ist. Obwohl wir das gerne täten, können wir unser Leben nur sehr bedingt bestimmen. Das Leben kommt einfach auf uns zu mit seinen unterschiedlichen und gegensätzlichen Polen.

Ich finde das tröstlich. Das Negative gehört zum Leben dazu. Es gibt kein Leben, das nur Positives kennt. Das Negative muss uns darum, wenn es kommt, nicht überraschen oder gar erschrecken. Wir können es gelassen hinnehmen. Es hat seine Zeit, und seine Zeit wird auch wieder vergehen. Dann kommt wieder eine andere, bessere Zeit.

Man könnte meinen, Hassen und Krieg sollten eigentlich nicht zu unserer Zeit gehören. Aber das gilt für all die genannten Leid bringenden Dinge. Dass sie zum Leben gehören, bedeutet ja nicht, dass sie etwas Gutes sind oder gar gottgegeben. Im Gegenteil. Das Negative widerfährt uns zwar, aber es wird dadurch nichts Positives.

In Pandemiezeiten ist besonders relevant: Umarmen hat seine Zeit, und Sich-Meiden hat seine Zeit. Wir leben gerade in der Zeit des Sich-Meidens. Aber auch diese Zeit wird vergehen, und dann bricht wieder die Zeit des Umarmens an.

Klagen hat seine Zeit, und Tanzen hat seine Zeit. Heute wird viel geklagt über die Lockdown-Maßnahmen. Manche haben Grund zu klagen, andere sollten vielleicht lieber denken: Wie lange habe ich mich freuen und tanzen können, dann will ich auch geduldig die Zeit des Klagens aushalten. Sie wird ein Ende nehmen.

Übrigens kann es für Christ*innen hilfreich sein, sich selber das Klagen zu gestatten. Sie müssen nicht immer im Glauben fröhlich sein. Auch das Klagen hat im Glauben seine Zeit.

Suchen hat seine Zeit, und verlieren hat seine Zeit. Der Prediger meinte wohl nicht nur das Verlieren und Suchen eines Gegenstandes. Manchmal verlieren wir auch die gute Stimmung und bekommen zum Beispiel den Corona-Blues. Oder wir verlieren den Lebenssinn. Oder unseren Glauben.

Wenn die melancholische Stimmung uns ergreift, können wir uns sagen: Nun ist also wieder die Melancholie da. Ich kann es nicht ändern. Ich muss das ertragen und kann es auch Gott klagen. Mag sein, dass dieses Stimmungstief länger anhält. Aber ich weiß, dass es ein Ende nehmen wird. Ich werde also nicht aufgeben, die gute Stimmung zu suchen und auf sie zu hoffen.

Wenn der Lebenssinn verloren gegangen ist, scheint alles in der Sinnlosigkeit zu versinken. Wozu soll ich noch leben? Aber wir können wissen: Auch das wird vorbeigehen. Ich suche nach neuen Zielen, die mir sinnvoll erscheinen. Und ich bitte Gott, dass ich sie bald finde.

Wenn die Zweifel uns den Glauben streitig machen wollen, können wir sagen: Hallo, ihr Zweifel, seid ihr schon wieder da? Ich kann euch den Eintritt nicht verwehren, aber glaubt nicht, dass ich euch Hof halten werde. Ich werde vielmehr auf euch pfeifen und euch keine Minute länger Aufmerksamkeit schenken, als es unbedingt nötig ist. Und im übrigen werde ich mich auf mein klein bisschen Glauben konzentrieren, das noch da ist, und mir das Leben so angenehm wie möglich machen. Glaubt bloß nicht, dass ich euch den Gefallen tue, über euch nachzugrübeln und euch in den Mittelpunkt zu rücken. Im Gegenteil, ich werde euch ignorieren, so gut ich kann. Ich weiß auch, dass eure Zeit begrenzt ist. Denn Gott wird mir auch wieder Glauben schenken zu seiner Zeit.

Das Negative hat also nur begrenzte Zeit. Auf der anderen Seite sollten wir uns nicht zu sicher sein, wenn es uns gut geht. Auch das Positive bringt seine Gefahren mit sich. Geht es uns längere Zeit relativ gut, meinen wir schnell, es müsse immer so weitergehen. Kommt dann Leidvolles über uns, kann es geschehen, dass ein Mensch damit gar nicht zurecht kommt. Er hat sich ja schon so an das unbeschwerte Leben gewöhnt und will es nicht wahrhaben, dass es auch anders kommen kann. Manchmal denke ich, dass nicht wenige Menschen heute mit schwierigen Situationen gar nicht mehr so recht umgehen können.

Jedenfalls hat auch das Gute nur begrenzte Zeit, und das Negative kann schnell an seine Stelle treten. Beides gehört zu unserem Leben. Der Prediger wusste es, und das war weise. Sein Buch gehört zur sogenannten Weisheitstradition des Alten Testaments.

Übrigens hatte der Prediger auch einen Tipp, wie man das Leben so richtig genießen kann (Prediger 9,7-9). Es ist ein Tipp, den man in der Bibel so gar nicht erwartet. Aber man sollte ihn beherzigen und dementsprechend leben, wann immer es möglich ist.

Geh, iss mit Freuden dein Brot
und trink deinen Wein mit fröhlichem Herzen;
denn längst hat Gott dein Tun gebilligt.
Trage allezeit weiße Kleider
und lass deinem Haupte das Öl nicht mangeln.
Genieße das Leben mit dem geliebten Weibe,
alle die Tage des flüchtigen Daseins,
das dir verliehen ist unter der Sonne;
denn das ist dein Teil am Leben und bei der Mühe,
mit der du dich abmühst unter der Sonne.


* * * * *




14 Kommentare
2021-02-22 08:42:17
Mein Sohn, meine Tochter ... lass dich von der Wahrheit einer fürsorglichen Weisheit warnen.
Höre eindringlich, was das Ende all dieser guten und bösen Zeit-Phasen betrifft:
Deine Werke aus Ehrfurcht und Gehorsam gegenüber Gott in all den Zeit-Phasen, darauf kommt es an!
Denn Gott hat immer eine Zeit bestimmt,
um jedes (selbst dein verborgenes) Werk zu richten,
es sei gut oder böse.
Bedenke immer, alles Materielle (Staub) ist gefangen in Kreisläufen,
aber nur der Geist kehrt zurück zu Gott.
Mögen die Werke deines Geist nicht als "Tekel" gewertet werden.
2021-02-22 17:30:19
Hallo Pneuma,

ich möchte deine "Warnung" nicht einfach in den Wind schlagen, würde allerdings nicht behaupten, dass es auf unsere Werke ankommt, denn dann wird es wohl schlecht um uns bestellt sein - es sei denn, jemand von uns ist ein vollkommener Mensch oder zumindest fast vollkommen oder doch so vollkommen, dass seine guten Werke die schlechten überwiegen. Aber wer kann das von sich behaupten?? Stattdessen würde ich mich lieber allein auf Gottes Werk der Versöhnung am Kreuz verlassen und gar nicht auf meine Werke schauen, wie "gut" oder "schlecht" sie auch immer sein mögen.

Lieber Pneuma, ist das nicht unsere gemeinsame Grundlage? Gottes Werk, und nicht unsere Werke? Und ist der Richter nicht der, der uns vergibt? Ist es nicht das, was uns frei macht, nämlich frei davon, auf unsere eigenen Werke zu schauen und daran festzuhalten? Paulus drückt es doch deutlich aus, dass unsere Werke uns nicht retten werden, oder?

Vielleicht meinst du es ja auch nicht so. Natürlich soll unser Glaube auch Werke hervorbringen, aber bitte so, dass die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut. Wenn du aber davon schreibst, worauf es am Ende unserer Zeit, wenn Gott richtet, ankommt, dann muss ich sagen: gewiss nicht auf unsere Werke, sondern auf Gottes Gnade.

Zum Richten Gottes habe ich übrigens gerade zu Beginn des Artikels "Corona - Strafe oder Lehre?" etwas geschrieben. Gottes Richten wird im Alten Testament mit Jubel begrüßt, weil es ein gnädiges Richten ist.
2021-02-26 10:04:04
Es sind nicht meine Warnungen, sondern die eines weisen "Predigers" in 12:12-14 der alles erlebt hat, alles kennt, und dann alles auf die Waagschale legt.
2021-02-26 10:23:51
Hallo Pneuma,

schade, dass du nicht auf meine Sachfragen antwortest, dann könnten wir uns über die Rolle unserer Werke und des Werks Jesu austauschen. Du verweist auf Pred 12,12-14. Was du oben geschrieben hast, ist aber nicht der wörtliche Text des Predigers, sondern deine Bearbeitung und Interpretation dieses Textes. Das ist ein Unterschied. Lies man den wörtlichen Text ohne deine Auslassungen und Veränderungen, dann klingt es ganz anders, und dem kann ich voll zustimmen.
2021-02-26 10:27:45
Mich würde auch interessieren, was dir an meinem Artikel eigentlich missfällt, der ja sehr stark die Texte des Predigers in den Mittelpunkt stellt. Oder - falls ich dich falsch verstanden habe und dir gar nichts missfällt: was du mit deinem Kommentar eigentlich in Bezug auf meinen Artikel sagen wolltest ;-)
2021-02-27 09:25:44
In meiner Interpretation ist der Kontext eingearbeitet und ausgerichtet auf die Zeiten, während die ursprüngliche Struktur des Gedankengang nicht gehindert sondern gefördert werden sollte.

Wie auch immer. Am Ende bleibt immer die göttliche Gnade trotz aller menschlichen Werke. Die Gnade Gottes ist allerdings nur bedingt neutral! Siehe Ninive (Ungerechten wird gepredigt, Rettung durch Reue) und Sodom (Gerechte müssen gehorchend fliehen um gerettet zu werden, Ungerechte werde nicht gerettet). Schlussendlich gibt es nur Gnade bei Wohlgefallen und Vergebung bei Reue. Und wenn diese nicht auf Wohlgefallen oder Reue gegründet sind, dann wird sie aus Liebe vorübergehend geliehen mit geduldiger Hoffnung, dass es dazu kommt, aber immer mit einer Deadline auf Zeit. Glaube und Werke sind für mich wie der Hausbau. Ein Werke-Haus ohne Glaubens-Fundament ist alles andere als eine weise Entscheidung, daher ist der Glaube immer die Grundlage für alles, was darauf gebaut wird. Der Glaube bringt völlig andere Werke hervor als der derjenige ohne Glaube es vermag. Die Qualität der Werke ist eine völlig andere. Bei Gott gilt Qualität vor Quantität. Meine Erfahrung ist, sie befruchten sich gegenseitig und bedingen einander, wie zwei Seiten einer Münze. Gebären sie, dann kommt es zu wirklichem geistigem Fortschritt in der Heiligkeit. Aber die entscheidende Grundlage ist immer der Glaube, damit die Qualität der Werke möglich wird. Damit ist der Glaube immer zielgerichtet auf die Werke. Verdienen kann man sich damit bei Gott nichts, was aber viel wichtiger ist, ist die Tatsache dass die Werke zu unserem eigenen Bekenntnis werden, egal ob viel oder wenig. Und dennoch werden wir alle gemäß unseren Werken gerichtet, da sie von unserem Glauben erzählen (Deshalb die Richtverfahren bei den beiden Auferstehungen incl. deren Folgen gemäß bei der Offenbarung des Herrn). Es ist jedoch unbestreitbar, Gott wünscht sich, dass wir viele Werke (Frucht) hervorbringen, da es niemals um geistige Selbstbefriedigung geht, sondern um das Wohl und gegen das Leiden aller Menschen geht, damit sie Gott verherrlichen können, als der der er ist.
Damit erzählen sie davon wer er ist und wer wir sind. Seine Werke und unsere Werke erzählen davon.

Wie du richtig verstanden hast ... es missfällt mir am Artikel nichts, warum auch. Er ist wirklich gut geschrieben. Ich mag insbesondere deine positive Perspektive und Betonung auf die Begrenztheit. Mein Zusatz sollte nur als notwendiger nächster Schritt verstanden werden.
2021-02-27 20:52:23
Jetzt sind wir an einem wirklich entscheidenden Punkt, nämlich an der Frage, wie sich Gottes Heilswerk zu unseren Werken verhält. Darüber streitet die Christenheit wohl schon so lange, wie es sie gibt.

Ich stimme mit dir überein darin, dass der Glaube immer Werke mit sich bringt und dass die Werke im Glauben gründen. Allerdings stellt man manchmal fest, dass scheinbar glaubende Menschen fürchterliche Werke vollbringen und andererseits Menschen, die sich selbst als nicht gläubig betrachten, viel Liebe üben. Bei den ersten müsste man wohl sagen, dass ihr Glaube jedenfalls in der Situation, in der sie „Böses" taten, nicht stark oder gar nicht vorhanden war. Bei den zweiten müsste man wohl zugestehen, dass Gott auch denen Liebe schenken kann, die nicht an ihn glauben.

Ich weiß nicht, ob du an diesem Punkt anderer Meinung bist. Unten komme ich nochmal darauf. Ich halte jedenfalls eine saubere Trennung der Glaubenden von den nicht Glaubenden für eine Illusion. Das würde ja bedeuten, dass die Glaubenden immer und in vollkommener Weise glauben und keinen Funken Unglauben in sich haben und andererseits die nicht Glaubenden vollkommen verdorben sind und auch nicht einen Funken Glauben in sich haben können. Das halte ich für falsch und für ein schwarz-weißes Bild der Wirklichkeit. Ich erlebe vielmehr, dass der Riss zwischen Glaube und Unglaube durch uns alle geht und dass es keinen vollkommenen Menschen gibt – außer Jesus. Wenn wir aber annehmen, dass es heute auch solche vollkommen im Glauben stehenden Menschen gibt, dann müssten wir sie Jesus gleichstellen. Damit würde Jesus seine einzigartige Stellung verlieren.

Wenn aber der Riss zwischen Glaube und Unglaube durch alle Menschen geht, dann kann es nicht stimmen, dass die Werke der Glaubenden prinzipiell und immer eine andere Qualität haben als die der nicht Glaubenden. Auch Glaubende tun Böses, und nicht Glaubende üben Liebe. Weil ich davon überzeugt bin, dass sie das nicht aus sich selbst heraus tun, gehe ich davon aus, dass Gott ihnen diese Liebe aus Gnade schenkt.

Ich stimme dir zu, wenn du sagst, verdienen könne man sich mit seinen Werken nichts. Es klingt aber dann doch so, wenn du sagst: „Schlussendlich gibt es nur Gnade bei Wohlgefallen und Vergebung bei Reue." Mit der Einschränkung: „Und wenn diese nicht auf Wohlgefallen oder Reue gegründet sind, dann wird sie aus Liebe vorübergehend geliehen mit geduldiger Hoffnung, dass es dazu kommt, aber immer mit einer Deadline auf Zeit." Ich finde die Einschränkung richtig. Ich denke sogar, dass Gott auch nicht glaubenden Menschen sehr viel Gnade schenkt, z.B. ein gesundes Leben oder liebevolles Verhalten oder auch die Vergebung von Sünden. Ich denke nicht, dass Gott ein Erbsenzähler ist, der ständig abwägt, wem er nun seine Gnade schenken kann und wem nicht. Wahrscheinlich sind wir darin auch einig. Wenn das so ist, dann könntest du wahrscheinlich auch damit einverstanden sein, dass Gott auch denen Liebe schenken kann, die nicht an ihn glauben.

Was mich an der Einschränkung stört, ist die Deadline. Da würde ich Gottes Geduld mit uns höher einschätzen. Und wenn ein Mensch mit seinem letzten Atemzug zu glauben beginnt, würde ich vermuten, dass Gott ihm gnädig sein wird. Das Evangelium wird ja nach 1Petr 3,19; 4,6 sogar den Toten noch verkündigt. Auch nach dem Tod scheint es also so etwas wie Gnade zu geben.

„Schlussendlich gibt es nur Gnade bei Wohlgefallen und Vergebung bei Reue." Diesen Satz könnte ich so nicht sagen. In vielen Heilungsgeschichten der Evangelien vergibt Jesus Sünden, ohne dass vorher von Reue der betreffenden Menschen die Rede ist. Paulus schreibt sogar, dass Gott die Gottlosen gerechtspricht (Röm 4,5) und Christus für Gottlose gestorben ist (Röm 5,6). Und das ist nun meiner Meinung nach das entscheidende Werk überhaupt. Paulus hat es ja selbst erlebt, dass bei ihm sein Wohlgefallen an Gott nicht der Gnade und seine Reue nicht der Vergebung voranging. Er wurde vielmehr von Gottes Gnade überwältigt, inmitten seiner Verfolgung der Christen. Alles andere stellt die Verhältnisse auf den Kopf.

Gott spricht uns gerecht ohne Vorbedingungen. Christus ist für alle Menschen gestorben ohne Vorbedingungen. Jetzt ist es nur an uns, diese Gnade und dieses Heilsgeschehen für uns gelten zu lassen. Die Werke spielen dabei überhaupt keine Rolle. Wir sollen uns allein auf Gottes Gnade verlassen, nicht auf unsere Werke. Nach Luther: solus Christus, sola gratia, sola fide (nur Christus, nur die Gnade, nur durch Glauben). Das sollten wir immer ganz deutlich sagen, weil das das Evangelium, die Frohe Botschaft für alle Menschen, ist. So wie Paulus es deutlich sagte: „Als es dem, der mich von meiner Mutter Leib an ausgesondert und durch seine Gnade berufen hat, gefiel, seinen Sohn an mir zu offenbaren ..." (Gal 1,15f). „Wenn die Gerechtigkeit durch das Gesetz [das uns die Werke befiehlt] kommt, dann ist ja Christus umsonst gestorben" (Gal 2,21). „Christus hat uns von dem Fluch des Gesetzes [das auf Werke aus ist] losgekauft" (Gal 3,13). „Dem der keine Werke verrichtet, sondern an den glaubt, der den Gottlosen gerechtspricht, dem wird sein Glaube zur Gerechtigkeit angerechnet" (Röm 4,5). „... aus Werken des Gesetzes kein Fleisch vor ihm gerechtgesprochen werden wird ..." (Röm 3,20). „So halten wir nun dafür, dass der Mensch durch den Glauben [durch das Vertrauen auf Gottes Heilswerk in Jesus Christus] gerechtgesprochen wird ohne Werke des Gesetzes" (Röm 3,28).
2021-03-01 18:39:11
Hallo Klaus und Pneu,

das Buch Kohelet mag ich sehr gern und nehme viel abgeklärte Weisheit bei seinem Autor oder seinen Autoren wahr.

Die Diskussion hat sich im Verlauf mMn weit davon entfernt, ich habe sie trotzdem mit viele Interesse gelesen, besonders deine längeren Ausführungen, Klaus, am Ende. Da spricht so richtig die lutherische Schulung, von der ich ja auch als normales, zeitweise auch theologisch interessiertes Gemeindemitglied das Eine oder Andere mitbekommen habe.

Ich halte das Alles aber nicht, in der einen wie der anderen Hinsicht, für ausreichend logisch ableitbar und gut genug begründet, um es für mich mit tiefster Überzeugung übernehmen zu können. Wir wissen noch nicht einmal, ob es Gott überhaupt gibt, wir glauben es nur, geschweige denn wissen wir, wie er genau ist. Das begrenzt für mich die Bauhöhe theologischer Gebäude. Inwiefern und Gott liebt und inwiefern er uns richtet, ist reine Spekulation.

Was ich glaube, ist Gott als den Schöpfer und Jesus Christus als seine einmalige Inkarnation in einem Menschen. Ich habe schon immer viel davon gehalten, dass man viel reden kann, wenn der Tag lang ist, wenn es sich aber am Ende nicht im Tun abbildet, war es nicht viel wert. Deswegen habe ich mir als Konfirmationsspruch auch „Seid aber Täter des Wortes … usw.“ aus dem Jakobusbrief ausgesucht.

Das Thema „Werkgerechtigkeit“ ist für mich ein vorwiegend historisches. Die katholische Kirche hatte die verlangten guten Werke irgendwann zu einem handhabbaren und sehr profitablen Machtinstrument für die Organisation umgeformt. Dagegen hat Luther zu seiner Zeit zu Recht protestiert und das auch mit den damals theologisch richtigen Mitteln getan. Ewige Wahrheiten sind das für mich aber auch nicht. Heute ist die Situation eine ganz andere, und die evangelische Kirche läuft Gefahr, einen Weg darzustellen, wie man Christ ist, ohne dass es jemand merkt. Diese letzte Formulierung habe ich nicht erfunden, nur irgendwo gehört oder gelesen, fand sie zwar überzeichnet, aber doch einen wahren Kern enthaltend.

So viel zunächst als Rückmeldung von mir

Thomas
2021-03-01 22:51:10
Hallo Thomas,

die Formulierung finde ich richtig gut: die „Gefahr, einen Weg darzustellen, wie man Christ ist, ohne dass es jemand merkt." Das wäre in der Tat fatal. Darum habe ich in meinem letzten Post schon festgestellt, „dass der Glaube immer Werke mit sich bringt". Die andere Gefahr sehe ich allerdings darin, einen Weg einzuschlagen, dass man sich als Christ*in fühlt aufgrund dessen, was man Gutes tut. Davor hat schon Jesus gewarnt, indem er sagte, die linke Hand solle nicht wissen, was die rechte tut (Mt 6,3). Ich stimme dir aber voll zu darin, dass der Glaube sich am Ende im Tun abbilden muss. Wenn das aber nicht geschieht (wie bei uns allen mehr oder weniger nicht), dann bleibt nur Gottes Gnade und Vergebung. Ich könnte auch sagen: seine Liebe. Und die ist für mich alles andere als Spekulation. Sie ist der Grund meines Glaubens.

Aber natürlich hast du auch wieder recht darin, dass wir nicht WISSEN können, ob es Gott überhaupt gibt und wie er genau ist – eine bestimmte Art von Wissen vorausgesetzt. Wir können natürlich aufgrund dessen, was wir erfahren und erleben, niemals unhinterfragbar wissen, ob es Gott gibt und wie er ist. Der ganze Glaube kann auch eine Illusion sein. Kein empirischer Beleg, keine philosophische Logik und keine psychologische Einsicht kann uns ein unbezweifelbares Wissen um Gott verschaffen. Das Wissen um Gott ist ein Wissen anderer Art, ein Wissen, für das es keinen Beleg gibt, das aber von einer inneren Gewissheit sein kann, die alle anderen Gewissheiten übersteigt. Es KANN so eine innere Gewissheit geben, aber sie muss sich für einen Menschen nicht einstellen. Wir können sie nicht machen, nicht herstellen, so wie wir mathematisch-empirische oder mathematisch-logische Erkenntnisse gewinnen können. Diese innere Gewissheit, dieses „Wissen" ist tatsächlich nicht logisch ableitbar und begründbar. Logisch und begründet soll nur unser Reden von diesem „Wissen" sein. Und auch dieses „Wissen" und Reden darüber bleibt immer Stückwerk (1Kor 13,12), denn Gott ist uns nicht ergründbar wie empirische oder mathematisch-logische Gegenstände dieser Welt.

Es gibt nach meiner Erfahrung Christ*innen, die zweifelnde Christ*innen sind und vielleicht auch bleiben. Ich sage denen immer: „Dann bist du eben ein zweifelnder Christ. Sei es mit frohem Herzen, freu dich über das Maß des Glaubens, das du hast. Und bitte Gott, dass er, wenn er will, dir festeren Glauben schenken möge." Mehr können wir nicht tun. Und wer sagt uns überhaupt, dass ein zweifelnder Christenmensch weniger über Gott „weiß" als einer, der sich seines Glaubens vollkommen sicher ist? Da haben sich wohl schon viele getäuscht. Ich will nicht den Zweifel rechtfertigen, aber manchmal glaube ich, dass wir vielleicht auch solche zweifelnden Christen brauchen. Vielleicht deshalb, damit die anderen sich ihrer Sache nicht zu sicher werden. Oder weil es gut ist, immer wieder Fragen zu stellen. Auf der anderen Seite könnte es aber, so vermute ich manchmal, auch Menschen geben, die es sich in ihren Zweifeln bequem gemacht haben und sich sehr interessant mit ihnen fühlen und die darum gar nicht von ihnen lassen möchten. Die Gefahren lauern wieder einmal auf allen Seiten – für uns alle. DARUM – und nicht, weil der Glaube ohne Werke auch in Ordnung ist – ist es mir so wichtig, dass Gott uns OHNE Vorbedingungen annimmt. Es gibt keine Einlassbedingungen für das Himmelreich, außer vielleicht die, dass wir die Gratis-Eintrittskarte auch nutzen. Aber das wäre eigentlich keine Bedingung Gottes, sondern sein Verzicht auf eine Zwangseinweisung.

Viele Grüße
Klaus
2021-03-12 10:44:33
Wenn es keine Einlassbedingungen gäbe und die Menschen nur ein Verzicht vom Himmelreich trennt, dann ist es eine Entscheidung und ein Bekenntnis des Menschen und damit dem freien Willen geschuldet. Die Frage lautet dann, wie gelangt jemand zu einer solch bekennenden Entscheidung, da es keine neutrale Zone gibt, insbesondere wenn es keine voreingestellte Ausrichtung gibt?
2021-03-12 11:50:22
Ich will versuchen zu erläutern, was ich meinte. Mein Gedanke war, dass Gott uns nicht zwangsweise ins Himmelreich holt - so, wie er auch niemanden zum Glauben zwingt. Er wartet geduldig darauf, dass wir uns auf seine Liebe einlassen. Dieses Sich-Einlassen meinte ich damit, dass wir die Gratis-Eintrittskarte nutzen. Dieses Nutzen kann man auch wieder als eine Bedingung verstehen: Nur unter der Bedingung, dass man die Karte nutzt, kommt man auch ins Himmelreich. Aber ich kann dieses Nutzen der Karte eigentlich nicht als Tat verstehen, zu der sich der Mensch entscheidet, indem er vorher überlegt und abwägt, Vor- und Nachteile bedenkt und sich schließlich dazu durchringt, die Karte zu nutzen. Sondern das Nutzen der Karte ist doch eigentlich etwas Selbstverständliches, das Natürlichste von der Welt: Wenn ich eine Gratis-Eintrittskarte zum Himmelreich bekomme, dann gibt es doch nichts zu überlegen und abzuwägen, sondern dann gehe ich sofort los und nutze die Karte. Und es wäre völlig verrückt, unbegreiflich, irgendwie abstrus, die Karte nicht zu nutzen. Gerade das aber passiert: Menschen fangen an zu überlegen, ob sie die Gratis-Einladung annehmen sollen oder besser doch nicht. Diese unbegreifliche (Ziel-)Verfehlung nennt die Bibel Sünde. Der mit Glauben beschenkte Mensch aber stellt keine Abwägungen an, sondern handelt spontan und tut das einzig Selbstverständliche. Kann man das noch eine Entscheidung nennen? Ich finde nicht. Ich nenne es spontanes Tun des Selbstverständlichen.
2021-03-12 14:55:56
Vielen Dank für den sehr aufschlussreichen und hilfreichen Einblick in deine Sichtweise.
Wie verstehst du dann die Worte Jesu z.B. aus dem Gleichnis über das Hochzeitsfest des Königs mit den Worten:
"Als aber der König hereinkam, die Gäste zu besehen, sah er dort einen Menschen, der nicht mit einem Hochzeitskleid bekleidet war."
Deuten nicht der Fokus, die Einstellung und Reaktion des Königs auf folgendes hin:
Die Einladung annehmen genügt nicht, ich wollte ein vereinigendes Bekenntnis zu mir und zur Hochzeit. Scheinbar geht es darum, würdig zu sein und zu handeln, die wohlgefälligen Früchte hervorzubringen (Mat 21:41; 22:1-14)

Für mich ist das daher weniger eine "unbegreifliche (Ziel-)Verfehlung". Eher eine Entscheidung für eine Leben ohne Gott, in "maximaler" Freiheit (was aber in maximale Sklaverei führt, da wir nicht alleine sind) so wie Adam und Eva es dann auch wollten. Leider ... vielleicht sollte man mal auf den himmlischen Vater hören bzw. auf die Liebe hören ... Schade ...
2021-03-12 21:55:33
Danke für deine Nachfrage zu Mt 22,1-13. Ich finde solche Nachfragen gut, weil sie mich dazu bringen, meinen Standpunkt zu präzisieren oder auch zu korrigieren. Darum habe ich in meiner Literatur nachgelesen und bin zu folgender Auslegung gekommen (die nun sehr lang geworden ist, aber es hat mir Freude gemacht, mir selbst und hoffentlich auch dir die Sache zu verdeutlichen):

Die Einladung zur Hochzeitsfeier durch einen König zu bekommen, ist natürlich eine ausgesprochene Ehre. Eine solche Einladung schlägt man nicht in den Wind, sondern nimmt sie selbstverständlich an. Wer immer kann, wird an dem Fest teilnehmen. Schon im dörflichen Umfeld Israels würde wohl niemand auf die Idee kommen, der Feier, an der das ganze Dorf teilnimmt, fern zu bleiben. Wie viel mehr bei der Einladung durch den König.

Das hochzeitliche Gewand war nach dem Brauch ein sauberes, gewaschenes Kleidungsstück. Eine unsaubere, ungepflegte Kleidung musste eine Beleidigung des Gastgebers sein. So würden wir es heute wohl auch empfinden. Wer mit beschmutzter und ungepflegter Kleidung zur Hochzeit erscheint, nimmt weder den Gastgeber noch das Fest ernst.

Wenn man fragt, wofür das „Hochzeitskleid" in Vers 11 steht, lautet die Antwort: für die guten Taten des Menschen (vgl. Offb 19,8). Wichtig ist jedoch auch festzuhalten, dass nach Vers 10 „Böse und Gute" ohne Rücksicht auf ihre Taten eingeladen sind und in den Hochzeitssaal geführt werden. Die guten Taten sind also keine Bedingung dafür, eingeladen zu werden.

Dennoch sind die Taten nicht bedeutungslos. Sie gehören vielmehr dazu, so wie die saubere und gepflegte Hochzeitskleidung. Es geht bei den Taten um die Umkehr zu Gott entsprechende Frucht (vgl. Mt 3,8), um ein dem Glauben entsprechendes Handeln, um einen der Gnade Gottes, derer er uns würdigt, angemessenen, freiwilligen (also nicht erzwungenen oder erpressten) Gehorsam. Mit anderen Worten: Man kann nicht ernsthaft die Einladung annehmen und zugleich seine schlechten Taten weiterverfolgen. Wenn das geschieht, ist die Umkehr, d.h. das Annehmen der Einladung, nicht echt.

Die Gnade Gottes ist also kein Freibrief für die Fortsetzung meines gottlosen Lebenswandels. Zwar gilt die Einladung Gottes auch dem Bösen, aber die Einladung muss ernst genommen werden. Das heißt: Der Gastgeber und sein Fest müssen ernst genommen werden. Und das zeigt sich daran, dass mein Handeln der Einladung angemessen ist. Die Werke sind also das Kennzeichen dafür, wie ernst es der Eingeladene wirklich meint; wie ernst es ihm damit ist, die Einladung anzunehmen, also das Fest mitzufeiern und den Gastgeber zu ehren.

In diesem Sinne verstehe ich die guten Taten nicht als etwas Zweites neben oder nach der Annahme der Einladung, sondern als die andere Seite der Medaille. Die guten Taten sind nichts Zweites neben dem Glauben und unabhängig von ihm, sondern die andere Seite des Glaubens. Sie sind ein selbstverständlicher Teil des Glaubens, des Ernstnehmens Gottes, der mich in seine Gemeinschaft eingeladen hat.

Wichtig ist mir dabei, dass wir niemals in vollkommener Weise glauben und der Berufung würdig leben können. Zwar sagt Jesus: „Ihr sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist" (Mt 5,48), doch dieses gute Ziel ist für uns in dieser Welt nicht erreichbar. Das zeigt das Beispiel des Petrus, der im Matthäusevangelium nicht besonder gut wegkommt (Mt 14,31; 16,23; 26,34.40). Es sollte uns auch beim Lesen der Bergpredigt aufgehen, dass wir sie niemals vollkommen werden erfüllen können. Insofern werden wir immer auch der guten Werke entbehren.

Wir können es also nicht schaffen, besser als Petrus zu sein und uns selbst ein „Hochzeitskleid" anzulegen. Wir können es nicht schaffen, uns einen Vorrat an guten Werken anzulegen, die wir dann vor Gott vorzeigen könnten. Ich will damit sagen: Wir können uns nicht auf unsere guten Werke berufen.

Wir sind zwar aufgerufen, Gutes zu tun und so einen „Schatz im Himmel" zu haben (Mt 19,21); aber bei allem Bemühen wird dieser Schatz doch hinter dem zurückbleiben, was Gott von uns erwartet. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns mit unserer Unvollkommenheit zufriedengeben und es uns in ihr bequem machen. Wir sollen uns vielmehr aufrichtig um das Gute bemühen, und das heißt: Gott ernst nehmen und ihn ehren.

Wir werden aber nicht von Gott angenommen, weil wir gute Werke getan haben. Sondern wir werden von ihm angenommen, weil wir seine Einladung und ihn selbst ernst genommen haben. Und dass wir das getan haben, wird Gott auch an unseren guten Werken erkennen.

Es ist wohl nicht unwichtig, dass GOTT es ist, der unsere Ernsthaftigkeit an unseren guten Werken erkennt. WIR sollen gar nicht auf unsere Werke schauen (Mt 6,3!), und WIR sind noch nicht einmal in der Lage, unsere guten Werke als gut zu erkennen (Mt 25,37-39). So sind wir gar nicht in der Lage, uns auf unsere guten Werke zu berufen, und wir sollen es auch nicht. Was UNS bleibt, ist nur, nach Kräften zu versuchen, Gottes Gnade und ihn selbst ernst zu nehmen und ihm damit die Ehre zu geben.

Kann man nun von „Einlassbedingungen ins Himmelreich" sprechen? Ich denke, nicht in dem Sinn, dass Gott Bedingungen stellt, mit denen wir uns den Einlass verdienen können. So, als gäbe es eine Strichliste, und wenn wir die erfüllt haben, dann wird uns Einlass gewährt. Wohl aber kann man von Einlassbedingungen sprechen in dem Sinn – und nur in dem Sinn! –, dass wir, so gut es uns möglich ist, ernst machen sollen mit dem Glauben und den guten Taten. Weil wir aber von uns aus (weil wir „böse sind"; Mt 7,11) diesen Glauben und diese Taten gar nicht aufbringen können, gehört zum Ernstnehmen Gottes auch, dass wir ihn immer wieder darum bitten (Mt 7,7-11; 21,21f).

Gott ernst zu nehmen und seine Einladung anzunehmen, das ist das Selbstverständliche, von dem ich in meinem letzten Post sprach. Zum Selbstverständlichen muss man sich nicht durchringen. Zur Hochzeit des Königs geht man selbstverständlich hin, weil man einer größeren Ehre gar nicht gewürdigt werden kann. Wer da nicht hingeht und sich nicht entsprechend kleidet, wer sich bewusst dagegen entscheidet, der muss irgendwie gestört sein, krank oder absolut verirrt – er tut Unfassbares, er handelt nämlich gegen sich selbst. Er nimmt sich die Ehre und die Freude, die ihm gewährt wird. Wer aber im Ernst (und nicht nur vordergründig oder halbherzig) die Einladung annimmt und sich auf den Weg macht zum Fest (in all seiner Unvollkommenheit!), der würdigt den Gastgeber und damit auch sich selbst als jemanden, der vom Gastgeber des Festes gewürdigt ist.
2021-03-13 08:16:23
Vielen Dank für deine Erläuterungen.

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