Wer ist klug?
Klaus Straßburg | 02/01/2023
Gestern habe ich kurz in den katholischen Radiogottesdienst reingehört. Der Prediger erinnerte sich gerade an seine Großmutter. Sie habe am ersten Tag eines neuen Jahres immer gesagt: "Reingekommen sind wir. Ob wir rauskommen, wissen wir nicht."
Das ist erdverbundenes, realistisches Denken: Wir wissen nicht, wie lange wir noch über diese Welt laufen werden.
Diese Einsicht erinnerte mich an das Psalmwort "Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden", wörtlich: "auf dass wir Weisheit zum Herzen kommen lassen" (Ps 90,12).
Klug und weise ist demnach nicht, wer intelligent und gebildet ist, wer Abitur hat und viel Geld verdient, wer sich viel Wissen angeeignet hat, wer schlau ist und gut argumentieren kann.
Sondern klug und weise sind wir, wenn wir uns unsere Begrenztheiten bewusst machen, nämlich:
- dass unser Leben ein Ende haben wird
- dass uns der Zeitpunkt dieses Endes unbekannt ist
- dass wir die Zukunft niemals perfekt planen können, so sehr wir uns auch darum bemühen mögen
- dass wir abhängig sind von Ereignissen und Menschen, über die wir nicht verfügen
- dass unser eigenes Wissen immer nur ein klitzekleiner Ausschnitt des gesamten menschlichen Wissens sein wird
- dass wir niemals eine Frage vollkommen werden beantworten können, soviel Wissen wir auch immer haben mögen
- dass wir niemals 100prozentig wissen, was gut und was böse ist
- dass wir in den Urteilen, die wir uns bilden, nicht objektiv sind, sondern abhängig von den Prägungen und Fragestellungen, die wir mitbringen
- dass unser irdisches und ewiges Heil nicht von uns selbst abhängt, sondern von dem, der unbegrenzt und unendlich ist in seiner Liebe zu uns.
Die alttestamentlichen Weisheitsschriften (Sprüche, Prediger, Hiob, einige Psalmen) beschreiben all dies als klug und weise. Wer also um die Begrenztheit all seines Wissens, Denkens und Handelns weiß, ist klug und weise. Wer weiß, wie klein und vergänglich er ist, und wer sich nicht für größer halten und als größer darstellen muss, als er ist, der ist in Wahrheit groß. Wer im Wissen lebt, dass er von Gott abhängig ist, ist frei von aller Abhängigkeit von sich selbst und allem Irdischen.
Aber warum ist ein Mensch eigentlich klug, wenn er um all das weiß? Er ist klug, weil sein Wissen um seine Begrenztheit ihn davor schützt, egozentrisch, eigensinnig, rechthaberisch, überheblich oder gar größenwahnsinnig zu werden und dann auch seinen Mitmenschen dementsprechend gegenüberzutreten. Er ist sich vielmehr im Klaren darüber, dass er sich irren kann, schuldig wird, ein Leben lang von den anderen lernen kann und in seinen Einsichten auf den Geist Gottes angewiesen ist. Ein solcher Mensch wird dann auch seinen Mitmenschen zuhören, sie anerkennen und verständnisvoll, dialog- und lernbereit, kurz: liebevoll mit ihnen umgehen.
Und all diese Klugheit und Weisheit lässt sich in dem einfachen Satz einer Großmutter zusammenfassen: "Reingekommen ins neue Jahr sind wir. Ob wir rauskommen, wissen wir nicht." Mit anderen Worten: Bleib mal auf dem Teppich! Was ist mit all deiner Klugheit, wenn du in ein paar Tagen gar nicht mehr da bist?
Eine solche Frage kann erschreckend sein, aber im Sinne eines befreienden Schreckens: Sie befreit von Illusionen über sich selbst, von Selbstüberschätzung und Überheblichkeit.
Manchmal gibt es Großeltern, die in all ihrer Einfachheit, mangelhaften Schulbildung und Unwissenheit gebildeter und klüger sind als all die scheinbar so gebildeten und schlauen Autoritäten um sie herum.
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Foto: Michaela auf Pixabay.
Ist es klug, sich in Auferstehungshoffnungen zu flüchten?
das ist ein Argument, das oft von nicht Glaubenden vorgebracht wird: Die Auferstehungshoffnung sei ja nur eine Flucht aus dem Diesseits.
Für mich ist sie keine Flucht, weil eine Flucht ja voraussetzt, das Hier und Jetzt möglich schnell hinter sich zu lassen, weil es gefährlich oder unerträglich für uns ist. Ich kenne aber keinen Christen, der das Leben in dieser Welt für so gefährlich oder unerträglich hält, dass er sich nach dem Tode sehnt – es sei denn in schweren Leiden oder bei psychischer Erkrankung.
Das Argument, die Auferstehungshoffnung sei eine Flucht aus dem Diesseits, setzt auch voraus, dass das Diesseits scharf gegen das Jenseits abgegrenzt ist und dadurch eine Entwertung des Diesseits besteht. Beides ist aber gar nicht der Fall.
Wenn ich das Jenseits als "ungestörtes" Zusammensein von Gott und Mensch sowie Mensch und Mensch verstehe (um den etwas abgegriffenen Begriff "Gemeinschaft" mal zu vermeiden), dann soll ja dieses Zusammensein nicht erst im Jenseits stattfinden, sondern schon im Diesseits beginnen. Zwar gibt es im Diesseits noch kein ungestörtes Zusammensein, aber immerhin ein unvollkommenes, zerbrechliches und insofern bedrohtes und gestörtes. Ich will damit sagen, dass uns Gott schon im Diesseits nahe ist und nicht erst im Jenseits und dass wir uns diese Nähe gefallen lassen sollen. Wenn wir das tun, dann werden wir schon im Diesseits etwas vom Zusammensein Gottes mit uns spüren. Und wir sollen auch das Zusammensein zwischen Mensch und Mensch nicht auf das Jenseits verschieben, sondern schon jetzt praktizieren. Beides wird uns nicht in vollkommener Weise gelingen, aber es kann in unvollkommener Weise schon im Diesseits Wirklichkeit werden.
Insofern besteht also kein klarer Bruch zwischen Diesseits und Jenseits, sondern das Jenseits beginnt ansatzweise bereits im Diesseits. "Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen", predigte Jesus, und das heißt: Es ist nicht einfach eine Sache des Jenseits, sondern es ist mit seiner Person und mit der Gabe des Geistes schon im Diesseits angebrochen.
Insofern besteht auch keine Entwertung des Diesseits durch das Jenseits, im Gegenteil: Das Diesseits erhält durch das Jenseits erst seinen wahren Wert (oder, um den Begriff "Wert" zu vermeiden: seine wahre Würde). Das Diesseits ist gewürdigt, eine Station auf unserem Weg zum Jenseits zu sein. Wir können schon jetzt etwas vom Zusammensein Gottes mit uns und vom Zusammensein der Menschen erleben und uns in diesem Zusammensein bewähren. Das Diesseits ist also nicht durch Ziellosigkeit bestimmt, sondern es ist ein Weg zum Ziel, auf dem uns die Möglichkeit gegeben ist, mit Freude dem Ziel entgegenzugehen und das Ziel bereits ansatzweise vorwegzunehmen: Wir können in aller Vorläufigkeit und Unvollkommenheit schon jetzt "Gemeinschaft" mit Gott und untereinander haben, können schon jetzt in unvollkommener Weise die Liebe leben, die wir im Jenseits in vollkommener Weise leben werden.
Wie kann man das kurz zusammenfassen? Das Diesseits ist kein Jammertal, aus dem man fliehen müsste, sondern eine sehr gute Schöpfung, die nach dem Sündenfall allerdings einige Mängel hat und meist von uns selbst in ihrer Güte beeinträchtigt wird. Das Diesseits ist aber trotz allem nach Gottes Willen ein Ort, an dem er uns nahe ist und an dem wir ihm im Glauben und Handeln nahe sein sollen. Es ist also ein gesegneter Ort, der ein Ort der Freude für uns sein soll und kann. Wir können das auch im Glauben erfahren, wenngleich mit Anfechtungen und Zweifeln durchsetzt.
Wenn den Christen der Vorwurf gemacht wird, dass sie aus dem Diesseits in eine Jenseitshoffnung fliehen, dann tragen die Christen selbst Mitschuld daran, weil sie das Diesseits zu lange ausschließlich als Jammertal betrachtet haben, aus dem man erlöst werden müsste. Wahrscheinlich gibt es auch heute noch Menschen, die so denken.
Heute Nachmittag hatte ich den Gedanken, dass man auch mal darüber nachdenken könnte, ob es nicht auch eine Flucht ins Diesseits vor dem Jenseits gibt, also vor Gott. Statt sich der Gottesfrage zu stellen und sich auch von ihr in Frage stellen zu lassen, sucht der Mensch sich lieber im Diesseits auszuleben und zu verwirklichen und flüchtet sich damit in illusorische Diesseitshoffnungen oder in ein heroisches Standhalten der Hoffnungslosigkeit. Wenn das richtig ist, wäre der Fluchtvorwurf an die Christenheit auch ein Verschleiern der eigenen Flucht.
Ich danke dir für deine Frage, die mich wieder einmal zum Nachdenken angeregt und sogar auf neue Gedanken gebracht hat!
Viele Grüße
Klaus
danke für Deinen ausführlichen Kommentar. Ich kann durchaus verstehen, dass die Auferstehungshoffnung eine gute Perspektive und mentale Überlebenshilfe für z. B. Sklaven war, die täglich und aufgrund von schlichter Willkür um ihr irdischen Leben fürchten mussten. Das hat bestimmt einen Teil der Zugkraft des Christentums ausgemacht.
Ich denke aber bei "Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen" immer an ein ganz starkes Verwiesensein auf das Diesseits. Ich habe bei Bonhoeffer mal etwas dazu gelesen, es nicht auf Anhieb gefunden, dafür etwas anderes, was auch gut passt:
"Ich spüre übrigens immer wieder, wie alttestamentlich ich denke und empfinde; so habe ich in den vergangenen Monaten auch viel mehr Altes Testament als Neues Testament gelesen. Nur wenn man die Unaussprechlichkeit des Namens Gottes kennt, darf man auch einmal den Namen Jesus Christus aussprechen; nur wenn man das Leben und die Erde so liebt, daß mit ihr alles verloren und zu Ende zu sein scheint, darf man an die Auferstehung der Toten und eine neue Welt glauben (...). Wer zu schnell und zu direkt neutestamentlich sein will, ist m. E. kein Christ" (Dietrich Bonhoeffer, Brief an E. Bethge vom 2. Advent 1943).
Dass Auferstehung nicht unbedingt im Sinn einer klaren zeitlichen Abfolge nach dem leiblichen Leben verstanden werden muss, sehe ich im Übrigen auch so.
Viele Grüße
Thomas
ich denke auch, dass das Bibelwort einen deutlichen Diesseitsbezug hat. Das ist schon daran ersichtlich, dass vom Sterben die Rede ist, Sterben aber ein Vorgang ist, der zum Leben gehört. Außerdem gibt es im AT keine so starke Auferstehungshoffnung wie im NT. Jedenfalls ist die Endlichkeit des Lebens thematisiert und gesagt: Wenn wir uns diese bewusst machen, ist das klug.
Ich habe eine Bonhoeffer-Ausgabe mit Stichwortverzeichnis und dadurch diese Stelle gefunden:
Ich habe in den letzten Jahren mehr und mehr die tiefe Diesseitigkeit des Christentums kennen und verstehen gelernt; nicht ein homo religiosus, sondern ein Mensch schlechthin ist der Christ, wie Jesus - im Unterschied wohl zu Johannes dem Täufer - Mensch war. Nicht die platte und banale Diesseitigkeit der Aufgeklärten, der Betriebsamen, der Bequemen oder der Lasziven, sondern die tiefe Diesseitigkeit, die voller Zucht ist, und in der die Erkenntnis des Todes und der Auferstehung immer gegenwärtig ist, meine ich. [...] Später erfuhr ich und ich erfahre es bis zur Stunde, dass man erst in der vollen Diesseitigkeit des Lebens glauben lernt. Wenn man völlig darauf verzichtet hat, aus sich selbst etwas zu machen - sei es einen Heiligen oder einen bekehrten Sünder oder einen Kirchenmann [...], einen Gerechten oder einen Ungerechten, einen Kranken oder einen Gesunden - und dies nenne ich Diesseitigkeit, nämlich in der Fülle der Aufgaben, Fragen, Erfolge und Misserfolge, Erfahrungen und Ratlosigkeiten leben, - dann wirft man sich Gott ganz in die Arme [...]. (Brief an Eberhard Bethge vom 21.7.44, am Tag nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler)
Vielleicht ist das ja der Text, den du meintest. In ihm wird deutlich, wie eng Diesseits und Jenseits zusammenhängen. Bonhoeffer meint wohl, dass nur denen, die das Leben (als von Gott geschenktes und mit Aufgaben versehenes) lieben und ernst nehmen, die Auferstehungshoffnung wichtig wird, und dass umgekehrt nur die, denen Tod und Auferstehung bewusst sind, das Leben in seiner Tiefe (wozu auch seine Begrenztheit gehört) ernst nehmen können.
Viele Grüße
Klaus
als Nicht-Theologe möchte ich gerne noch auf einen lebenspraktischen Aspekt von Klugheit hinweisen, der uns Heutigen vielleicht hilfreich sein könnte; die Fähigkeit nämlich trotz aller aktuellen Not, Ängste und innerer Bedrängnis nicht den eigenen Humor zu verlieren - auch, wenn es fast banal klingt. Gerade wir nicht gerade zur Leichtigkeit und zu Humor neigenden Deutschen vergessen häufig, dass Humor mitten im Leben auch eine Form von "sozialer Auferstehung" sein könnte, ein winziger kleiner Moment, das eigene Leben plötzlich mit einer neuen Pointe, einem anderen neuen Licht zu sehen. Über meine/unsere Gegenwart einmal kurz innezuhalten und zu lächeln, kann auch eine Befreiung sein - so diesseits und zeitlich begrenzt sie auch erscheinen mag ...
herzliche Grüsse
Michael
danke für deine wichtige Ergänzung! Ich habe gerade den Gedanken, dass vor allem der Humor doch ein Ausdruck der Einsicht in die Begrenztheit der Welt und der eigenen Person ist. Denn wer über die Welt, wie sie ist, und über sich selbst lacht, nimmt sie ja nicht "todernst", sondern erkennt ihre begrenzte Geltung an. Mit anderen Worten: Die Welt ist nicht die "letzte Wirklichkeit" und ich selbst habe nicht die "letzte Erkenntnis" über sie. Insofern ist es gerade in schweren Zeiten hilfreich, über sich selbst und die Welt auch (!) lachen zu können.
Viele Grüße
Klaus
die von dir zitierte Stelle trifft das Thema auch. Ich habe jetzt die Stelle gefunden die ich eigentlich meinte, hier nur kurz und auszugsweise: "Oft frage ich mich, warum mich ein 'christlicher Instinkt' häufig mehr zu den Religionslosen zieht, und zwar nicht in der Absicht der Missionierung, sondern ich möchte fast sagen 'brüderlich'. (...) Der Auferstehungsglaube ist nicht die Lösung des Todesproblems. (...) Die erkenntnistheoretische Transzendenz hat mit der Transzendenz Gottes nichts zu tun. Gott ist mitten in unserem Leben jenseitig. Die Kirche steht nicht dort, wo das menschliche Vermögen versagt, sondern mitten im Dorf. So ist es alttestamentlich und in diesem Sinne lesen wir das Neue Testament noch viel zu wenig vom Alten her" (WE, Brief vom 30.4.1944).
Den ganzen Brief finde ich ausgesprochen lesenswert.
Viele Grüße
Thomas
danke für den Hinweis auf den Bonhoeffer-Brief. Ich habe den ganzen Brief mal im Zusammenhang gelesen und kann ihm zustimmen und nicht zustimmen. Es geht Bonhoeffer ja um ein religionsloses Reden von Gott. Ich finde es richtig, von Gott nicht nur an den Grenzen menschlicher Erkenntnis zu reden oder ihn als Lückenbüßer dort einzusetzen, wo wir mit unserem Latein am Ende sind. Auch sollte man unlösbare Probleme nicht einer Scheinlösung zuführen. Bonhoeffer will von Gott reden in der Kraft, im Leben und Guten der Menschen. Andererseits hat Jesus sich ja selbst an die Seite der Schwachen gestellt. Und es wäre doch sehr unrealistisch, wenn wir nur angesichts des Schönen, Starken und Guten, das es auch gibt, von Gott reden würden (entsprechend der Werbung, die uns dauernd eine schöne heile Welt vorgaukelt, die es nicht gibt). Ich möchte jedenfalls nicht, wie es in manchen christlichen Gemeinden geschieht, nur (immer lächelnd) von der Freude des Glaubens, der Kraft des Geistes (die man beständig spürt) und den Wundern, die Gott täglich tut, reden. Das erscheint mir unrealistisch und sowohl am Glauben, der auch Zweifel und Verzweiflung kennt, als auch am Leben, das auch Nöte kennt, in denen kein Wunder geschieht, vorbei.
Bonhoeffer schreibt: "Der Auferstehungsglaube ist nicht die "Lösung" des Todesproblems." Ich weiß nicht, was er hier mit "Lösung" meint. Jedenfalls hat er selbst sich vor seiner Hinrichtung von seinen Mitgefangenen mit den Worten verabschiedet: "Das ist das Ende - für mich der Beginn des Lebens." Ob das für ihn eine "Lösung" war, weiß ich nicht, aber wohl doch ein Trost, der keine Vertröstung war. "Vertröstung" würde ja bedeuten: Das Leben wird auf später verschoben, und das Diesseits ist noch gar kein richtiges Leben, ist unbedeutend und belanglos. Das hätte Bonhoeffer sicher - zu Recht - nicht gesagt.
Es ist schade, dass man mit Bonhoeffer nicht darüber diskutieren kann. Aber vielleicht ja "im Himmel" ... (das soll aber keine "Lösung" des Todesproblems sein 😷).
Viele Grüße
Klaus
Bonhoeffers Briefe aus WuE haben mich wieder ein Stück weit eingefangen, als ich schon drauf und dran war, mich entnervt von der Kirche, zumindest aber von der Auseinandersetzung mit Theologie und Theologen abzuwenden.
Ich hatte den Eindruck: hier ist jemand, der in der Moderne angekommen und trotzdem gläubig und Theologe geblieben ist. Wir, ganz überwiegend Ingenieurstudenten, haben WuE in der ESG an der TU Stück für Stück gelesen und darüber diskutiert.
Es ist schade, dass er den Krieg nicht überlebt hat. Er hätte der Nachkriegskirche sicher wertvolle Impulse geben können.
Viele Grüße
Thomas
P.S.: Ich war übrigens ausgesprochen irritiert, als ich später einmal sein früheres Werk "Nachfolge" gelesen habe. Wenn ich damit angefangen hätte, wäre mir vermutlich das Interesse an Bonhoeffer komplett vergangen.
ja, es ist wirklich schade, dass Bonhoeffer das Kriegsende nicht überlebt hat. Aber er hat auch so seine Spuren hinterlassen und wird bis heute in der Theologie diskutiert, ja gilt als einer der großen Theologen des 20. Jahrhunderts neben Barth und Bultmann. Mehr kann man eigentlich als Theologe nicht erreichen.
Was die "Nachfolge" betrifft, die 1933 erschien (!), macht sie wohl deutlich, dass Bonhoeffer gerade als politisch denkender und handelnder Mensch ein an das Wort Gottes gebundener war und dass der Christ, der sich ganz auf die Probleme der Welt einlassen wollte, eben dieser Welt nur protestierend gegenübertreten konnte. Das "religionslose Christentum" bedeutet nicht, sich der Welt in irgendeiner Weise anzugleichen (damals Gleichschaltung von Staat und Kirche), sondern ihren religiösen Tendenzen (in der NS-Ideologie) mit dem an die Schrift gebundenen christlichen Glauben scharf zu widersprechen.
Viele Grüße
Klaus