War Jesus gut?
Klaus Straßburg | 28/11/2020
Wir wollen alle gute Menschen sein. Wir bemühen uns darum, Gutes zu tun. Und meistens glauben wir auch, dass wir (jedenfalls in aller Regel) gute Menschen sind.
Jesus wurde einmal mit "guter Meister" angeredet. Daraufhin fragte er zurück: "Was nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott allein" (Mk 10,17f; Lk 18,18f; leicht abgewandelt Mt 19,16f).
Jesus wollte also nicht "gut" genannt werden. Warum eigentlich nicht?
Die Meinungen darüber gehen auseinander. Deutlich ist aber, dass er auf Gott verweisen wollte: Er ist der einzige Gute.
Ich verstehe das so: Jesus war sich bewusst, dass er gut sein konnte nur von Gott her. Sein Gutsein gründete nicht in ihm selbst, sondern in Gott. Gott ist der einzige Gute, und alles, was auf Erden gut ist, ist es nur deshalb, weil Gott ihm an seinem Gutsein Anteil gegeben hat.
Darum war auch Jesus nicht aus sich selbst heraus gut. Sein Gutsein war Anteilhabe am Gutsein Gottes.
Das heißt, dass wir, was auch immer wir tun, nicht von uns aus gut sein können. Nicht im Glauben gut und auch nicht im Handeln. Denn der Glaube ist das vollkommene Vertrauen zu dem guten Gott. Wir sind aber nicht vollkommen. Und wer meint, er sei ein moralisch guter Mensch, der lese einmal die Bergpredigt und nehme ernst, was da steht (Mt 5-7). Das Gefühl des eigenen Gutseins vergeht einem da schnell.
Wenn es geschehen soll, dass wir gut sind, dann nur dadurch, dass Gott uns mit Gutsein beschenkt: dass Er dafür sorgt, dass wir glauben und gut handeln. Oder dass Er aus unserem gar nicht guten Glauben und Handeln etwas Gutes werden lässt.
Das widerspricht unserem Selbstbild, denn wir halten uns ja meist für recht gute Menschen. Und daraus leiten wir dann auch noch einen Anspruch ab, den wir angeblich vor Gott haben: dass wir als gute Menschen doch gut bei ihm angesehen sein müssen.
Aber wenn schon Jesus nicht "gut" genannt werden wollte, wie können wir uns dann für gut halten?
Wenn wir aber nicht gut sind, was bleibt dann für uns zu tun? Uns beschenken zu lassen, mehr nicht. Es uns gefallen zu lassen, dass Gott gut zu uns ist und uns würdigt, Gutes durch uns entstehen zu lassen. Und nicht mehr von uns aus gut sein zu wollen.
Wir brauchen uns nicht selbst gut zu machen, damit wir uns groß fühlen. Denn unsere Größe besteht darin, dass Gott uns gut machen will.
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Aber, wenn man wissen will, was Gut oder Gut zu sein ist, dann kommt an unweigerlich nicht mehr an Gott vorbei, der das Gute voll und ganz verkörpert, und dies, er allein, weil er die Definition des Guten ist. Man merkt Jesus schnell an, dass er von seinem Vater ungemein beeindruckt ist und ihn sehr sehr hoch achtet und schätzt, so dass es in förmlich drängt Ihm die alleinige Ehre dafür zu geben. Für die meisten Menschen war Jesus ein Guter, allerdings sein Vater der Guteste. Schließlich bestimmt er die Definition von Gut, durch Gebote, also in eine Art von geordnete Struktur von erhabenen Informationen in der die - Liebe lebendig - ist, so dass sich Beziehungen auf eine Weise gegenseitig befruchten, wobei es alle Ebenen und Tiefen einer Person durchdringt. Wo stehen wir da als Menschen, mit all unseren Unvollkommenheiten und Schwächen. Da sagt uns unsere Demut und Sündhaftigkeit ... vergib mir bitte... für leider so manches Unterlassenes oder Getanes.
Was die Lehre einer Trinität betrifft, die ist für mich nicht "rettungs-relevant", daher auch nur nebensächlich von Bedeutung.
Zugehörigkeit und Wohlgefälligkeit sind, wie ich finde, wichtige Aspekte der Beziehung zwischen Vater und Sohn und gehören zur Liebe zwischen beiden. Wobei die Einzigartigkeit der Zugehörigkeit und Wohlgefälligkeit Jesu ihn von uns anderen Menschen unterscheidet. Darum ist er der "ein(zig)geborene Sohn": Er ist eben vollkommen dem Vater zugehörig und wohlgefällig, was man von uns nicht sagen kann. Diese Vollkommenheit drückt m.E. die Trinitätslehre aus: Vater und Sohn sind so sehr einander zugehörig und der Sohn ist dem Vater so sehr wohlgefällig, dass er alles mit ihm teilt und auf diese Weise eins mit ihm wird. Eigentlich versucht die Trinitätslehre den wichtigen Gedanken zu denken, dass Jesus (wie auch der heilige Geist) das "Ebenbild Gottes" ist (2Kor 4,4; Kol 1,15; Hebr 1,3) und nicht nur eine (überholbare, nicht letztgültige) Erscheinungsweise Gottes.