Party im Himmel
Was uns die Engel zu sagen haben
Klaus Straßburg | 20/09/2022
Alles Suchen nach Leben außerhalb der Erde ist bisher vergeblich gewesen. Aber jetzt ist es klar: Es gibt Leben nicht nur auf der Erde. Der Schöpfer hat lebendige Wesen erschaffen, die für uns weder sichtbar noch erreichbar sind. Eine vielfältige Welt von Geschöpfen tut sich auf.
Ich meine damit die Engel. Engel sind merkwürdige Wesen, mit denen wir heute eigentlich nicht mehr viel anfangen können – außer vielleicht mit der volkstümlichen Gestalt des Schutzengels, der so etwas ist wie ein jenseitiger Retter in letzter Sekunde. An ihn erinnern sich Menschen meistens dann, wenn sie gerade noch mal davongekommen sind. Danach ist er aber auch schnell wieder vergessen.
Die Bibel macht Aussagen über die Engel, die uns mitunter ziemlich schräg vorkommen. Eine ganze Welt äußerst merkwürdiger Gestalten wird da beschrieben. Der Himmel und die Erde scheinen von geisterhaften Wesen durchsetzt zu sein. Muss man das heute noch glauben?
Nun, von einem Müssen rede ich in Glaubensdingen nicht gern. Ich möchte aber die vielen biblischen Aussagen über Engel auch nicht einfach ignorieren. Denn es könnte ja sein, dass es im Bereich des Geschaffenen, also in der Wirklichkeit, mehr gibt als das, was uns vor Augen ist.
1. Der Himmel
Es gibt nämlich einen für uns unsichtbaren Bereich der Schöpfung. Die Bibel nennt ihn "Himmel". Der Himmel ist sozusagen Gottes Wohnort. Diesen Ort hat Gott selbst geschaffen – er hat sich sozusagen ein Haus gebaut. Es ist ein Ort innerhalb der Schöpfung, aber ein für uns nicht zugänglicher Ort.
Vielleicht sollten wir gar nicht von einem Ort sprechen, sondern besser von einer Dimension. Der Himmel ist nicht über den Wolken, sondern das Wort "Himmel" umschreibt eine uns unzugängliche Dimension der Schöpfung, in welcher der unsichtbare Gott existiert. Der unsichtbare Gott existiert also nicht in einem unendlich fernen Jenseits, sondern sozusagen in einem nahen Jenseits. Er ist in der Schöpfung gegenwärtig.
Der erste Mensch im Weltall, der russische Kosmonaut Juri Gagarin, soll nach seiner Rückkehr im Jahr 1961 gesagt haben: "Ich bin in den Weltraum geflogen – Gott habe ich dort nicht gesehen." Der Satz ist ziemlich dumm. Denn der Himmel, in dem Gott wohnt, ist keine physikalische Sphäre.
Der Himmel ist auch nicht mit Gott zu verwechseln. Der Schöpfer ist ein anderer als der von ihm erschaffene Himmel (1Kön 8,27). Deshalb ist der Ausruf „Ach du lieber Himmel!" nur dann ein christlicher Satz, wenn man dabei an Gott denkt – oder auch an die Wesen, die um ihn herum sind.
2. Die Engel
Man könnte meinen, im Himmel muss es für Gott ziemlich langweilig und einsam sein. Aber das Gegenteil ist der Fall. Im Himmel ist richtig was los. Gott ist umgeben von unzähligen lebendigen Wesen. Wir sprechen meistens von Engeln und denken an freundliche, weiß gekleidete Gestalten mit Flügeln. Die Bibel spricht eher von himmlischen Heerscharen oder Gottes Hofstaat.
Okay, man hat sich den Himmel nach dem Muster eines patriarchalischen Königshauses vorgestellt: im Zentrum der König auf seinem Thron, und um ihn herum diejenigen, die ihm dienen und huldigen. Wir sind eben Menschen und müssen uns menschliche Vorstellungen machen. Andere haben wir nicht zur Verfügung.
Nehmen wir mal vom Patriarchat und von der Monarchie Abschied (außer natürlich im Vereinigten Königreich von König Charles III.). Gott existiert im Himmel in all seiner Macht und Herrlichkeit – unbeschreiblich und nur in Bildern aussagbar, die all unsere Vorstellungen durchbrechen: Jesaja sah Gott "auf einem hohen und erhabenen Thron sitzen, und die Säume seines Gewands füllten den Tempel" (Jes 6,1).
Preisfrage: Wie groß ist Gott, wenn nur die Säume seines Gewands den Tempel füllen? Antwort: Das sprengt alle irdischen Dimensionen.
Merkwürdige Gestalten sind um Gott herum (Jes 6,2). Auch sie durchbrechen alle uns vertrauten Ordnungen. Im Himmel geht es eben anders zu als auf Erden. Jedenfalls kann keine Rede sein von einem einsamen Gott, der vor sich hin sinniert und sich irgendwie die Zeit – sorry, die Ewigkeit vertreibt. Ein solcher Himmel wäre tödlich langweilig.
Gott ist also kein einsamer Herrscher, der alle Macht auf sich konzentriert, so dass für andere Gestalten gar kein Raum mehr ist. Gott ist nicht der Eine und Einzige, der keine anderen neben sich dulden kann.
Die anderen neben ihm – wer sind und was tun sie eigentlich? Nun, es sind geschaffene Wesen (1Mo/Gen 2,1; Röm 8,38f). Der Schöpfer wollte offensichtlich reiches Leben neben sich haben. Nicht weil er es bedurft hätte, sondern weil er ein lebensfreundlicher Gott ist.
Dem entspricht es, dass die Wesen im Umfeld des Schöpfers sich offensichtlich ihres Lebens freuen. Denn sie danken dem Schöpfer und preisen ihn in den höchsten Tönen. Der Himmel ist mit ihrem Lobgesang erfüllt – Freude pur, könnte man sagen, so dass selbst die tragenden Schwellen des Tempels ihre Fassung verlieren und Rauch die in Stein gemeißelte Wirklichkeit vernebelt (Jes 6,3f). Der Gedanke drängt sich auf an den künstlich erzeugten Nebel eines Rock-Konzerts, das uns aus der kalten Wirklichkeit verifizierbarer Fakten ein Stück weit herausreißen will.
(Nichts gegen verifizierbare Fakten, aber einiges gegen die Illusion, sie könnten die ganze Wirklichkeit abbilden.)
Aber zurück zu den Engeln: Sie danken und loben den Schöpfer nicht nur, weil er sie als Einzelne erschaffen hat, sondern weil er die gesamte Geschöpfwelt erschaffen hat. Deshalb ist ihr Lob immer zugleich Aufforderung an alle Geschöpfe, in dieses Gotteslob einzustimmen (Ps 103,20-22). Wohlgemerkt: Nicht etwa die Engel sollen angebetet werden, sondern allein der Schöpfer, den auch die Engel anbeten (Offb 22,8f).
Die derart von Freude erfüllten himmlischen Wesen sind keine Müßiggänger. Sie sind ihrem Schöpfer zu Diensten und bringen seine Botschaften vom Himmel auf die Erde. Es können eigentlich nur Freudenbotschaften sein.
3. Eine überkomplexe Wirklichkeit
Aber schauen wir uns diese Wesen einmal genauer an. Sie werden unterschiedlich beschrieben: mal mit mehreren Gesichtern, mal halb Tier, halb Mensch, meist mit Flügeln (z.B. Hes/Ez 1,5-14). In Gegenwart von Menschen treten sie weniger irritierend auf, mitunter sogar in Menschengestalt (z.B. 1Mo/Gen 18,1-16).
Die Gestalten erinnern an aktuelle Fantasy-Filme. Phantastische Wesen haben Hochkonjunktur. Doch die Engel sind weit mehr als Phantasie-Gestalten. Man muss nicht annehmen, dass die biblischen Visionen die Engel in ihrer äußeren Gestalt beschreiben, um diesen Beschreibungen einen Sinn abzugewinnen.
Ich verstehe die Engel als Kreaturen, welche über die uns zugängliche Wirklichkeit hinausgehen. Insofern stellen sie eine Wirklichkeit dar, die für uns überraschend, unzugänglich und nicht erkennbar, aber dennoch erfahrbar ist. Mit anderen Worten: Die Wirklichkeit umfasst mehr als das, was wir erkennen können. Und sie ist komplexer, als unsere Vernunft sie beschreiben kann.
Denn die Engel widersprechen der uns vertrauten Ordnung der Welt. Als Mischwesen zwischen Mensch und Tier haben sie größere Fähigkeiten, als ein Mensch oder ein Tier sie hat. Mit ihren tierischen Fähigkeiten sind sie den Menschen zum Beispiel an Stärke und Schnelligkeit überlegen. Mit ihren menschlichen Fähigkeiten sind sie den Tieren zum Beispiel an Verstand überlegen.
Die Engel machen uns klar, dass unsere Macht und Wirklichkeitswahrnehmung begrenzt ist. Die Komplexität der Wirklichkeit übertrifft unsere Wahrnehmung.
4. Gottes Macht und Herrlichkeit
Bei alldem sollten wir nicht vergessen, dass die Engel keine eigenen Ziele verfolgen, sondern allein Gott dienen, ihn anbeten und auf ihn verweisen. Deshalb spiegeln die Engel nichts anderes als die unermessliche Macht und Herrlichkeit Gottes wider.
Um Gottes Macht und Herrlichkeit widerzuspiegeln, reichen offensichtlich ein paar Engel nicht aus. Deshalb ist ihre Zahl unvorstellbar groß: nach Dan 7,10 sind es 10.000 mal 10.000 Engel, die Gottes Hofstaat bilden. Unvorstellbar groß ist also Gottes Macht und Herrlichkeit.
Gottes Herrlichkeit hat nichts mit der eines Popstars oder eines weltlichen Königs zu tun. Seine Macht ist auch nicht die eines weltlichen Machthabers. Wenn man Gott schon als König bezeichnen will, dann ist er ein König ganz anderer Art.
Denn Gottes Herrlichkeit besteht nicht in materiellem Reichtum, in überlegener Stärke, Ruhm oder Ehre. Sie besteht vielmehr im Reichtum seiner Liebe zu seinen Geschöpfen und in der Überlegenheit, für seine Geschöpfe sogar zu leiden. Entsprechend gründet seine Macht nicht auf Gewalt und Zwang, sondern darauf, sich aus Liebe erniedrigen zu lassen und dennoch an seinen Geschöpfen festzuhalten.
Gottes Macht ist die Macht der Liebe. Gerade darin zeigt sich seine Überlegenheit über alle weltliche Macht.
Weil Gottes Macht nicht auf Gewaltanwendung beruht, ist auch die Macht der Engel nicht von dieser Art. Jesus hat bei seiner Verhaftung die Legionen von Engeln nicht zu Hilfe gerufen, um sich von ihnen gegen seine Verfolger verteidigen zu lassen (Mt 26,53). Darum ist es nicht Aufgabe der himmlischen "Heerscharen", Gewalt anzuwenden – es sei denn, das Böse wird vernichtet.
5. Gott handelt durch Engel auf Erden
Engel umgeben Gott und begleiten sein Handeln – im Himmel und auf Erden. Als Boten Gottes richten die Engel Gottes Botschaften aus. Am bekanntesten ist der Engel aus der Weihnachtsgeschichte: "Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volke widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren!" (Lk 2,10f). Das Ereignis ist so überwältigend wichtig, dass der Engel plötzlich von den himmlischen Heerscharen umgeben ist, die einen Lobgesang auf Gott anstimmen (Lk 2,13f).
Aber nicht nur der Heiland ist den Engeln wichtig. Sie nehmen auch an unserem Geschick Anteil (Lk 15,7.10). Wir sind Gott anscheinend so wichtig, dass er jedem Menschen einen himmlischen Engel zugeordnet hat (Mt 18,10; Apg 12,15). Was das konkret bedeutet, beschreibt das Neue Testament nicht. Jedenfalls macht es deutlich, dass wir wahrgenommen werden und dass niemand auf Erden im Himmel vergessen ist. Die populäre Vorstellung eines Schutzengels stammt daher.
Nach Lk 16,22 wird der kranke Bettler Lazarus nach seinem Tod von Engeln ins ewige Leben getragen. Der reiche Mann hingegen, der in Saus und Braus lebte, wird einfach begraben. Es scheint, dass der Tod für die Armen und Kranken ein schöneres Erlebnis sein kann als für diejenigen, denen es in diesem Leben prächtig ging. Gut, dass es himmlische Wesen gibt, die den Armen und Kranken ins Himmelreich verhelfen.
Wie schon erwähnt, können Engel aber auch in menschlicher Gestalt auftreten. Bekannt sind die drei Besucher, die Abraham im hohen Alter noch die Geburt eines Sohnes ankündigen. Abraham erweist sich als gastfreundlich gegenüber den Fremden (1Mo/Gen 18,1-16). Gastfreundschaft ist sowieso angebracht. Es könnte sein, dass man damit Engel beherbergt (Hebr 13,2).
Andersherum gesagt: Wer sich Fremden gegenüber abweisend verhält, verbaut sich möglicherweise die Begegnung mit Boten Gottes.
Wie bei der Geburt des Erlösers, so werden die Engel auch dabei sein, wenn der Erlöser am Ende der Zeiten wiederkommen und endgültig sein Reich aufrichten wird. Es wird dann Menschen geben, die ihn dankbar aufnehmen, und andere, die ihn abweisen. Im Auftrag des Erlösers werden die Engel diese Entscheidung bestätigen, indem sie die Menschen in beide Gruppen aufteilen – mit den Folgen, die das für die einzelnen Menschen hat (z.B. Mt 13,41; 24,31).
Jeder Mensch wird dann mit seiner Entscheidung ernst genommen werden – aber von wem? Von den Engeln? Nein, von Jesus Christus. Das ist wichtig. Denn Jesus Christus wird am Ende der Tage nicht weniger gnädig und vergebungsbereit sein als zu seinen Lebzeiten auf Erden.
Aber ehrlich: Man kann schon mal fragen, was all diese Geschichten und die ganze bizarre Engelwelt eigentlich sollen. Ist das nicht Mythologie aus längst vergangenen Zeiten?
6. Und was fangen wir damit an?
Tatsächlich handelt es sich bei der Rede von den Engeln um mythologische Redeweise. Offenbar kann die Wirklichkeit, um die es geht, nicht anders beschrieben werden. Auch das Reden von Gott und von Jesus Christus ist nicht frei von Mythologie. Mythologie ist also nicht prinzipiell falsch. Auch wenn sie heute vielen Menschen fremd zu sein scheint, spricht das nicht dagegen, dass die mythologisch beschriebene Wirklichkeit existiert.
Übrigens ist der Mythos uns gar nicht so fremd, wie wir vielleicht meinen. Die Fantasy-Romane und -Filme sind voll von Mythologie – von Wesen und Ereignissen, die noch viel bizarrer sind als die in der Bibel geschilderten. Diese Romane und Filme werden millionenfach gelesen und angeschaut. Warum nicht auch die biblische Mythologie?
Man muss sich die Engel nicht als bizarre Wesen vorstellen. Man kann sie auch als Sphären der Wirklichkeit verstehen, die Gottes Herrlichkeit mit sich bringt. Engel sind dann komplexe Konzentrationen göttlicher Macht, die allerdings etwas Personales an sich haben – wie Gott selber ja auch.
Mit der Vorstellung von Engeln kann man natürlich auch viel Unfug treiben. Engel sind keine Lichtgestalten in esoterischem Sinn. Wir können sie uns nicht durch unser Verhalten verfügbar machen. Sie sollen auch nicht an die Stelle Gottes treten und angebetet werden. Sie existieren überhaupt nicht unabhängig von Gott und seinem Willen.
Für mich ist wichtig: Gott ist nicht allein. Der Himmel ist kein trostloser Ort der Langeweile. Im Gegenteil. Etwas flapsig gesagt: Im Himmel ist Party.
Die Himmelswelt ist bunt, vielgestaltig und kreativ. Ein vielfältiges Treiben und ein Ort unermesslicher Freude. Für uns vielleicht merkwürdig und irritierend, aber jedenfalls nicht langweilig. Es passiert eine Menge im Himmel.
Natürlich ist die Party im Himmel kein wildes Saufgelage à la Ballermann, sondern Freude pur. Weltlich gesprochen: Auch Musik und Gesang fehlen nicht, aber alles ist auf Gott und seine Herrlichkeit ausgerichtet. Nicht im eigenen Interesse, also um selbst Spaß zu haben, wird dort gefeiert, sondern im Interesse Gottes, ihm zur Ehre. Aber gerade dadurch entsteht dann auch der eigene Spaß! In dieser Freude und im Gotteslob sind alle miteinander verbunden.
Die Engel dienen auch dazu, die himmlische Party auf die Erde bringen: die Vielgestaltigkeit des Lebens, die Dankbarkeit und Freude, das Gotteslob trotz alles Beklagenswerten, das es auf Erden gibt.
Es macht Mut zu wissen, dass unsere beklagenswerte Wirklichkeit nicht die einzige Wirklichkeit ist; dass es im Himmel einen Ort vielstimmiger Freude gibt, einer Freude, die sich durch nichts und niemanden trüben lässt.
Die himmlische Party ist ein Mehr an Wirklichkeit, ein Mehr an Leben und Lebensfülle, als wir es kennen. Es ist ein für uns nur in Grenzen vorstellbares Leben. Aber ich bin froh, dass es dieses Leben gibt.
* * * * *
Literatur:
- Michael Welker: Die Engel und Gottes Gegenwart in der Schöpfung: Beeindruckende Logik, aber hyperkomplexe Wirklichkeit. In: Derselbe: Schöpfung und Wirklichkeit. Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1995. S. 69-88.
- Hans Bietenhard: Engel, Bote. In: Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testament. Hg. von Lothar Coenen, Erich Beyreuther und Hans Bietenhard. R. Brockhaus Verlag. 9. Auflage = 1. Sonderausgabe 1993. S. 226-230.
- Karl Barth: Die Kirchliche Dogmatik. Dritter Band: Die Lehre von der Schöpfung. Dritter Teil, § 51: Das Himmelreich, Gottes Botschafter und ihre Widersacher. Theologischer Verlag Zürich, Zürich 1950. S. 426-623.
Foto: Jason Goh auf Pixabay.
in den Himmeln geht es leider nicht ganz so zu, wie man es erwarten würde. Aber alles hat seine Zeit. Denn auch dort sorgt der "Freie Wille" eines jeden Lebewesens dafür, dass die gut- und bös-artigen Geistgeschöpfe sich irgendwann von einander trennen, wobei die finale und endgültige Scheidung noch in ihrer Dramatik hier auf Erden erfahrbar sein wird und bevorsteht. Wenn man über Engel redet sollte man nicht bei ihren Möglichkeiten und Macht an Überlegenheit vergessen, dass viele sie auch heute noch gegen Menschen und für eigene Zwecke und Interesse einsetzen. Und das sind alles andere als Rand-Erscheinungen!
wenn ich dich recht verstehe, spielst du auf die bösen Engel an, die man auch Dämonen nennt. Ich finde es wichtig, dazu festzuhalten: Man kann, wie bei den Engeln von guten Mächten ("Von guten Mächten wunderbar geborgen ..."), so bei den Dämonen von bösen Mächten sprechen. Diese bösen Mächte sind, wie die guten, Gott unterworfen. Ihre Macht ist bereits gebrochen: Sie sind in der Hand Gottes, auch wenn sie noch wütend zappeln und uns quälen. Den Glaubenden können sie nichts anhaben, im Gegenteil, sie haben, wie Jesus selbst, Macht über die bösen Mächte (Lk 10,17-20). Sie spielen eigentlich keine Rolle mehr; deshalb sollen die Jünger Jesu sie auch nicht allzu ernst nehmen (Lk 10,20). Dem entspricht es, dass die Dämonen in der Bibel eine Nebensache sind, vor allem, wenn man die biblischen Schriften mit den alttestamentlichen Apokryphen vergleicht. Eine Angst vor Dämonen gab es damals im heidnischen und jüdischen Volksglauben. Aber die an Christus Glaubenden sind von dieser Angst befreit!
Ich finde es wichtig, das zu betonen, wenn man von Dämonen oder bösen Mächten spricht. Dass die bösen Mächte dennoch in geradezu dämonischer Weise Unheil in der Welt verbreiten, können wir täglich erleben. Es bleibt aber dabei, dass diese Mächte der Vergangenheit angehören, weil ihre Macht Jesus Christus unterliegt. Er kann sogar das Unheil dieser Mächte zum Heil wenden, auch wenn Leiden dadurch nicht ausgeschlossen werden. Aber das Heil besteht nicht in irdischer Leidfreiheit, sondern im Blicken auf die zukünftige himmlische Leidfreiheit (noch einmal Lk 10,20).
So wie es Gustav Heinemann einmal ausdrückte: "Laßt uns der Welt antworten, wenn sie uns furchtsam machen will: Eure Herren gehen, unser Herr aber kommt!" Man könnte umformulieren: Eure bösen Mächte und Gewalten gehen, unser guter Herr und Gott aber kommt!
Auf diese Zukunft zu blicken, und nicht auf die dämonischen Mächte, macht froh!