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Krisenpolitik
Klaus Straßburg | 26/10/2022
Eine Spur zu forsch ist mir ihr Gangeinen Hauch zu laut ihre Stimmeein wenig zu markig sind mir die Wortemit Lösungen, perfekt und wahrzu unbesorgt scheint ihre Ruhezwei Sekunden zu lang währt ihr Lachenals dass ich ihre Sicherheitihnen glauben könnteHinter all dem, so scheint mirverbirgt sich veränstigt ein Kinddas rennt und schlägt und trotzig schreitbehütete Welten sich erträumtin falscher Sicherheit sich wiegtVerzweifelt sucht es einen Wegdoch ohne Hand und Haltkann sein, es weiß nicht, was es ist:des gnädigen Gottes Kind.
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Foto: Gerd Altmann auf Pixabay.
Jede Krise erzeugt eine Menge von Möglichkeiten. Auch die Möglichkeit so zu tun als ob die aktuelle Krise einfach (d.h. mit Waffen) gelöst werden könnte. Es kommt heute allerdings darauf an einen Ausgleich zwischen Krisen und unserem Überleben zu sichern. Dabei kann uns der Glauben helfen Lösungen zu entdecken, an die wir vorher nie geglaubt hätten. Es gibt lebensichernde Lösungen - auch wenn uns die aktuellen Probleme übermächtig erscheinen....
vielen Dank für deine Ergänzung, der ich voll zustimme. Ich selbst kämpfe gerade darum, mich nicht auf die Krisenlage zu konzentrieren und von ihr vereinnahmen zu lassen, sondern im Glauben das lebenssichernde Wirken Gottes in den Mittelpunkt zu stellen. Da ich nicht gut im Verdrängen bin, fällt es mir nicht leicht, Gottes Wirken all den Krisen überzuordnen und nicht selbst in "Krisenstimmung" zu verfallen. "Herr, ich glaube; hilf meinem Unglauben!"
Vielleicht besteht ja der heutige "Unglaube" darin, dass wir uns in den letzten Jahrzenten zu sehr darin gewöhnt haben, an jenen grosszügigen Gott zu glauben, der uns ohne grosse Anstrengungen das Geschenk unseres Lebens und gemeinsamen Weiterlebens gewährt hat. Vielleicht fehlt uns die Einsicht, dass Glaube auch etwas damit zu tun hat, unsere Selbstgefälligkeit des Immer-weiter-so aufzukündigen. Das Über-Leben wird zukünftig anstrengender als früher werden ....und unser Glaube?
>Geschenk< ?
Doch nicht nur etwas, das uns Menachen aus der Gnade Gottes zufällt. Ein Geschenk ist ja - leider aber auch zum Glück - auch eine Form des Nicht-Wissens. Vielleicht eine Gabe, die nicht nur Gott allein gehört?
Wir wissen, dass wir vieles - inklusive uns selbst - werden verändern müssen, können aber nicht genau formulieren, welche Schritte dazu nötig sind. Schärfer gesagt: wir haben, aufs Ganze gesehen, immer weniger Zeit, ahnen aber aber, dass unser Vertrauen auf Geschenke am Ende nicht unbegrenzt ist.
Anders gesagt: Verpflichtet mich mein Glaube nicht auch zum Hinausdenken auch über meine je eigenen Grenzen und Gewohnheiten meines Wissens ....?
ps:
Geschenke sind auch Ideen: Anregungen zu meinen Gedanken kann man in Armin Nassehi' s Buch UNBEHAGEN ausführlicher studieren.
Was ist ein Geschenk? Ich würde die Frage noch konkreter so formulieren: Was ist ein Geschenk Gottes? Denn ein Geschenk Gottes kann ja durchaus etwas anderes sein als das, was wir unter uns Menschen gemeinhin "Geschenk" nennen.
Zwischenmenschliche Geschenke haben es so an sich, dass man oft nicht weiß, was man geschenkt bekommt – sie sind eine Überraschung, eine "Form des Nicht-Wissens", wie du es nennst, wenn ich dich richtig verstanden habe. Auch Gottes Geschenke können durchaus überraschend sein. Andererseits gibt es Geschenke, die uns Gott verheißen hat: Er hat sie uns versprochen, wenn wir sie ernsthaft begehren und bereit sind, sie von ihm zu empfangen.
Ich denke, dass beides wichtig ist: Das Überraschende eines Geschenks einerseits und das ernsthafte Begehren sowie die Empfangsbereitschaft andererseits. In einer Situation, wie du sie beschreibst, in der wir uns verändern müssen, aber nicht genau wissen, wie das geschehen soll, müssen wir tatsächlich "über die Grenzen und Gewohnheiten unseres Wissens hinausdenken". Das können wir nur, indem wir uns für das, was wir (noch) nicht wissen, öffnen, in diesem Fall für die überraschenden Geschenke Gottes. "Wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt", schrieb schon Paulus. Wir wissen also nicht, worum wir bitten sollen, ob wir uns nicht irren mit unseren Wünschen, ob unser Begehren nicht zu dem gehört, was sich nicht "gebührt", was wir gerade nicht begehren sollten. Es könnte sein, dass wir die falschen Ideen haben, um ein Problem zu lösen, für das es, wie man jetzt öfter sagt, kein "Skript" gibt, keine Vorlage, keine Erfahrung.
Wie kommen wir aus dieser fatalen Situation heraus? Paulus ergänzte: "Der Geist [Gottes] kommt unserer Schwachheit zu Hilfe. Der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern" (alles Röm 8,26). Hier wird es spannend: Nicht nur die Problemlösung ist ein Geschenk Gottes, sondern schon das Beten um die Problemlösung. Schon das rechte Bitten und Empfangen, schon die Offenheit für das überraschende Geschenk Gottes ist ein Geschenk Gottes. Ohne die kräftige Wirksamkeit Gottes in uns und ohne das Anteil nehmende Seufzen des Geistes Gottes angesichts unserer Schwachheit läuft nichts. Mit anderen Worten: Gott weiß um unsere Fehlbarkeit und Schwachheit, er weiß auch um die "Begrenztheit unseres Vertrauens auf seine Geschenke". Das alles bewegt ihn aber gerade nicht dazu, uns aufzugeben, sondern im Gegenteil dazu, uns seinen Geist zu schenken. Insofern kann die menschliche Verirrung gar nicht so groß sein, als dass sie nicht durch Gottes Geist, d.h. durch ihn selbst, überwunden werden könnte. Es kann keine hoffnungslose Situation geben.
Ich weiß nicht, ob ich deine Gedanken und Fragen damit richtig verstanden habe. Aber um auf den von dir genannten Buchtitel "Unbehagen" zu kommen: Ich empfinde ein tiefes Unbehagen mit der gegenwärtigen Situation. Wir tappen, wie auch die politisch Handelnden, im Dunkeln. Es gibt, wie gesagt, kein "Skript" für das, was zu tun ist – jedenfalls keins, das uns zur Verfügung stünde. Ich kann in dieser Situation nur Gott darum bitten, dass er sich der Menschheit erbarmt und sie nicht in ihr selbstgemachtes Unheil laufen lässt. Ich kann nur darauf hoffen, dass er uns rechtzeitig Wege aus den Krisen heraus weist und dass er uns den Geist schenkt, diese Wege dann auch zu gehen. Denn es mangelt ja nicht gerade an hilfreichen Ideen, sondern an der Bereitschaft, diese ganz praktisch umzusetzen.
Zum Unbehagen, das ich empfinde, gehört auch, dass ich nicht weiß, wie Gott reagieren wird. Es gehört die Sorge dazu, dass das Leid, das wir schon jetzt schaffen, sich noch potenzieren wird. Und es gehört sicher auch das mangelnde Vertrauen dazu, dass Gott uns auch im Leid die Kraft geben wird, es zu tragen. Das ist der Kampf, den ich kämpfe. Ich hoffe, dass am Ende die wunderbare Erfahrung stehen wird, dass Gott es besser mit uns macht, als ich je zu hoffen wagte.