Kein Platz für Gott?
Klaus Straßburg | 23/11/2020
Der Artikel Theorien zum Bewusstsein vom 16.11.2020 hat zu einer ausführlichen Diskussion geführt. Daran möchte ich heute anknüpfen und etwas schreiben zu der Frage, wie man sich Gottes Eingreifen in das Weltgeschehen vorstellen kann. Die Naturwissenschaften gehen ja davon aus, dass alles, was in der Welt geschieht, innerhalb der Naturgesetze geschieht. Wo ist dann noch Platz für ein Eingreifen Gottes?
Die Frage ist für Christ*innen von großer Bedeutung, denn es geht darum, ob und wie der Gott, den sie im Gebet anrufen, in ihrem Leben, in der Weltgeschichte und in der Natur handelt. Kann Gott, wenn alles nach Naturgesetzen abläuft, überhaupt die Bitten der an ihn Glaubenden erfüllen?
Der britische Biologe Richard Dawkins (geb. 1941) hat dies verneint. In seinem Buch „Der Gotteswahn" hat er dies unter anderem im Anschluss an Charles Darwin (1809-1882) damit begründet, dass die Entwicklung des Lebens auf der Erde nach den Mechanismen von Ursache und Wirkung verlaufen sei. Wenn jede geschichtliche Entwicklung eine natürliche Ursache habe, gebe es für ein übernatürliches Eingreifen Gottes keinen Raum mehr. Damit vertritt Dawkins einen Naturalismus, d.h. eine Weltanschauung, die zum Beispiel auch menschliches Bewusstsein und Wollen auf rein biologische Vorgänge im Gehirn zurückführt.
Eine andere Sicht vertritt zum Beispiel die in den USA entstandene Bewegung des Intelligent Design (intelligente Gestaltung). Die Vertreter dieser christlichen Richtung behaupten, bestimmte Eigenschaften des Universums und Entwicklungen des Lebens auf der Erde ließen sich nur als planvolle Gestaltung einer intelligenten Macht verstehen.
Die Frage ist nun aber, ob und gegebenenfalls wie solch eine planvolle Gestaltung des Universums zu den naturwissenschaftlich aufweisbaren Gesetzen passt, nach denen das Universum sich vollzieht. Mit anderen Worten: Widerspricht ein göttliches Eingreifen nicht den naturgesetzlich festgelegten Abläufen? Und wenn nicht, wie passt es mit diesen Abläufen zusammen?
Um darauf eine Antwort zu finden, müssen wir uns zunächst einige Erkenntnisse der Naturwissenschaft vergegenwärtigen.
1. Die klassische Physik: Ursache und Wirkung
Der englische Naturforscher Isaac Newton (1642-1726) formulierte als Gesetz der klassischen Physik, dass es in der Natur keine Wirkung ohne Ursache gebe. Dieses Gesetz bestimmte lange Zeit die naturwissenschaftliche Forschung und ist bis heute in vielen (wahrscheinlich auch in unseren) Köpfen verankert. Denn genau so erleben wir die Wirklichkeit jeden Tag: Wenn ich mit dem Kopf gegen eine Wand stoße, tut es weh. Die Ursache des Stoßens hat die Wirkung des Schmerzes. Das können wir beliebig oft wiederholen, und jedes Mal wird die Ursache dieselbe Wirkung hervorbringen (darum vermeiden wir es tunlichst, mit dem Kopf gegen eine Wand zu stoßen).
Der französische Physiker und Astronom Pierre-Simon Laplace (1749-1827) soll einmal von Napoleon nach der Rolle Gottes im Planetensystem gefragt worden sein und darauf sinngemäß geantwortet haben: „Stellen Sie sich ein Wesen vor, das ein so gewaltiges Gehirn besitzt, dass es die Orte und Geschwindigkeiten aller Teilchen im Universum in einem einzigen Augenblick exakt erfassen und berechnen kann. Dann kennt dieses Wesen die Entwicklung des gesamten Universums von Anfang bis zum Ende bis in die kleinsten Kleinigkeiten hinein. Denn da alles durch die Naturgesetze vollständig festgelegt ist, kann es alles vorausberechnen." Napoleon soll ihn daraufhin gefragt haben „Und wo bleibt Gott in diesem Universum?" Laplace antwortete: „Diese Arbeitshypothese haben wir nicht mehr nötig."
Die Gedanken vieler Menschen sind heute noch von diesem Muster bestimmt, wenn sie darüber nachdenken, ob es einem Gott möglich sein könne, in der Welt zu wirken. Weil alles strikt nach vorausberechenbaren Gesetzen ablaufe, scheide Gott als jemand, der in die Abläufe eingreift, aus. Denn die Naturgesetze gelten immer und überall. Ein übernatürliches Geschehen, das sich nicht innerhalb der Naturgesetze vollzieht, ist dann nicht denkbar. Biblische Wunder und manche Gebetserhörungen sind dann ebenfalls nicht mehr vorstellbar. Und ein Weltregiment Gottes könnte dann nur noch darin bestehen, das naturwissenschaftliche Gesetz von Ursache und Wirkung zu vollziehen. Dann kann man aber auf Gottes Wirken auch gleich verzichten.
Die These der klassischen Physik geht davon aus, dass es nur drei räumliche Dimensionen gibt, in der sich alles Geschehen abspielt. Doch man kann auch anderer Ansicht sein.
2. Die vieldimensionale Geometrie
Zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die These aufgestellt, dass es statt einer dreidimensionalen Geometrie eine vieldimensionale Geometrie mit beliebig vielen Dimensionen geben könne. Wenn es aber mehr als die drei uns zugänglichen Dimensionen gibt, die Einfluss auf die Naturvorgänge nehmen, dann könnte es auch ein göttliches Eingreifen in sie geben.
In diesem Zusammenhang ist ein Roman über ein-, zwei- und dreidimensionale Welten interessant, der 1882 von einem Engländer geschrieben wurde. Eine veränderte Version dieser Idee könnte so lauten (angelehnt an Literaturangabe 1 unten):
Auf einer ebenen Fläche leben zweidimensionale Wesen, die sich gerne mögen. Sie sehen aus wie Teile des Tetrisspiels. Diese Wesen würden sich gerne einmal fest umarmen, so dass kein Zwischenraum zwischen ihnen bleibt. Leider sind sie aber so geformt, dass sie sich nur berühren können. Ihre Formen passen einfach nicht zusammen. Immer wieder bleiben Lücken zwischen ihnen. Ein Mensch, der dies beobachtet, greift aus der dritten Dimension ein: Er nimmt eins dieser Wesen und dreht es. Nun passen die Formen genau zu einem anderen Wesen, so wie das Teil eines Tetrisspiels, das man so gedreht hat, dass es ohne Lücken zu einem anderen Tetristeil passt. Dieses Wesen kann nun ein anderes fest umarmen. Für diese beiden Wesen ist ein Wunder geschehen.
Nun könnte man sagen: Wie der Mensch aus der dritten Dimension in das Leben dieser Wesen eingreift, so könnte Gott aus einer uns unzugänglichen Dimension in unser Leben eingreifen. Die Natur wäre dann etwas, in das jederzeit aus einer höheren Dimension eingegriffen werden kann. Die Kette von Ursache und Wirkung wäre dadurch außer Kraft gesetzt. Jedes Wunder und das Weltregiment Gottes wäre so erklärbar.
3. Das deterministische Chaos
Will man naturwissenschaftliche Gesetze formulieren, so kommt alles auf genaue Messungen an. Messungen sind aber nie zu hundert Prozent genau. Im 19. Jahrhundert dachte man, dass kleine Abweichungen beim Messen auch nur zu kleinen Abweichungen im Ergebnis führen. Das ist auch richtig für viele Bereiche, aber nicht immer. Heute weiß man: Es gibt Systeme, bei denen kleine Abweichungen in den Anfangsbedingungen am Ende zu einem völlig anderen Ergebnis führen. Interessant fand ich folgendes Beispiel (ebenfalls aus Literaturangabe 1):
Würde man, wenn es möglich wäre, die Bahnen von Billardkugeln über lange Zeit genau vorausberechnen und dabei in der Berechnung nichts vergessen – außer die Anziehungs-
kraft von einem Elektron am Rande der Milchstraße – – – dann liegt man in der Berechnung schon nach einer Minute völlig falsch. Der unvorstellbar kleine Einfluss dieses einen vergessenen Elektrons verändert das Geschehen in so großem Maße.
Nun weiß ich auch, warum Wettervorhersagen so schwierig sind. Weil nie alle Faktoren von uns einbezogen werden können und schon kleine Abweichungen große Folgen haben, können wir das Wettergeschehen nie exakt vorausberechnen. Der berühte Sack Reis, der in China umkippt und in Amerika einen Wirbelsturm auslöst ... (nicht der Sack Reis allein löst den Wirbelsturm aus, aber er könnte das Zünglein an der Waage sein, das sich potenziert und in Amerika den entscheidenden nicht berechneten Faktor ausmacht).
Man nennt solche Systeme „Deterministisches Chaos" – deterministisch, weil alles nach Naturgesetzen abläuft, und Chaos, weil schon kleinste Faktoren die zukünftige Entwicklung radikal verändern können.
Nun könnte man sich Gott so vorstellen, dass er irgendwo einen Sack Reis umkippen lässt und so Einfluss auf das Weltgeschehen nimmt, ohne dass wir es bemerken können. Dabei braucht er sogar noch nicht einmal die Naturgesetze zu durchbrechen, sondern alles läuft exakt nach ihnen ab.
4. Die Heisenbergsche Unschärferelation
Die Problematik des Messens verschärft sich noch, wenn man die Quantenmechanik einbezieht, also das Verhalten von Elementarteilchen. Werner Heisenberg (1901-1976) stellte fest, dass man Ort und Geschwindigkeit eines Elektrons nicht gleichzeitig genau messen kann. Je genauer man den Ort misst, desto ungenauer kann man die Geschwindigkeit messen und umgekehrt. Misst man also zum Beispiel die Geschwindigkeit des Teilchens ganz genau, so kann man überhaupt nicht mehr feststellen, wo das Teilchen eigentlich ist.
Genaue Vorausberechnungen sind also im Bereich des Mikrokosmos nicht mehr möglich. Heisenberg erhielt für die Begründung der Quantenmechanik im Jahr 1932 den Physik-Nobelpreis.
Heisenberg äußerte sich auch philosophisch. Er verstand die kleinsten Einheiten der Materie nicht als gewöhnliche „Objekte", sondern eher als Formen und Strukturen, als Ideen im Sinne Platons, also als geistige Größen. Zugleich kritisierte er die platonische Spaltung zwischen Materie und Geist, Körper und Seele und betonte die Einheit von Stoff und Kraftfeld: Der Stoff, die Materie sei nichts anderes als Energie.
Fraglich oder zumindest umstritten ist jedoch in der Physik bis heute, was Energie bzw. Materie eigentlich ist (siehe das Zitat von Richard Feynman in einem Kommentar von Jochen zum Artikel Theorien zum Bewusstsein).
5. Physikalische Wahrscheinlichkeiten statt Sicherheit
Denkt man die Entdeckungen Heisenbergs weiter, so kommt man zu dem Schluss, dass es in der atomaren und subatomaren Welt keine festen Naturgesetze wie in der von uns erfahrenen Welt mehr gibt. Das Gesetz, dass jede Ursache eine bestimmte Wirkung habe, gilt nach heutigem Erkenntnisstand im atomaren Bereich nicht.
Man kann zum Beispiel nicht voraussagen, sondern nur eine Wahrscheinlichkeit dafür angeben, wann ein Atomkern zerfällt. Er zerfällt in einem bestimmten Zeitintervall (man denke an die sog. Halbwertszeit) – mehr können wir nicht wissen. Und wir können auch nicht wissen, warum er zu einem bestimmten Zeitpunkt zerfallen ist und nicht zu einem anderen. Wir kennen die Ursache seines Zerfallens nicht. Es gibt sogar Physiker, die bezweifeln, ob es überhaupt eine Ursache dafür gibt.
Damit ist das physikalische Weltbild des 19. Jahrhunderts zerschlagen. Damals dachte man, alles sei durch Ursache und Wirkung erklärbar und prinzipiell berechenbar. Wahrscheinlich stellen sich die meisten Menschen bis heute die Natur so vor. Wir erfahren sie ja auch täglich so. In Wirklichkeit jedoch gibt es nur noch Wahrscheinlichkeiten. Die fundamentalsten Naturprozesse sind nach unseren heutigen Kenntnissen nicht exakt vorausberechenbar.
Nun kann man fragen, ob diese atomaren Prozesse überhaupt Auswirkungen auf unser Leben haben. Normalerweise scheint ja doch alles nach dem Prinzip Ursache – Wirkung zu funktionieren. Das aber ist ein Irrtum.
So kann zum Beispiel das Gen einer Keimzelle durch radioaktive oder kosmische Strahlung mutieren. Die Strahlung aber ist nicht nach berechenbaren Prozessen, sondern innerhalb eines Wahrscheinlichkeitsraumes entstanden. Sie hätte also nicht unbedingt die Keimzelle treffen müssen, wenn sie früher oder später entstanden wäre. Wenn dann aus dieser mutierten Keimzelle ein neues Lebewesen entsteht, kann es die durch die Mutation entstandene Eigenschaft an viele Nachkommen weitergeben. So kann ein sozusagen zufälliger atomarer Vorgang das Leben in unserer Welt entscheidend verändern.
Für den christlichen Glauben könnte man daraus folgern, dass Gott das Eintreten eines atomaren Vorgangs innerhalb seines Wahrscheinlichkeitsraumes in die Wege leiten kann, ohne dabei die Naturgesetze außer Kraft setzen zu müssen. Jedenfalls stellt sich das nach unseren heutigen Erkenntnissen so dar. Diese Einschränkung ist nicht unwichtig, wie ich unten noch ausführen werde.
6. Diskussionen um Natur, Geist und Wunder
In der Naturwissenschaft wird schon länger diskutiert, ob die physikalischen Zusammenhänge durch „geistige Prinzipien" bestimmt werden. Dabei spielt unter anderem die Tatsache eine Rolle, dass das Verhältnis zwischen der Schwerkraft des Universums und der Explosivkraft des Urknalls genau ausgependelt ist. Man nennt das die kosmologische Feinabstimmung. Wäre der Urknall schwächer ausgefallen, so wäre der Kosmos bald schon in sich zusammengefallen. Wäre der Urknall stärker gewesen, so hätte sich die Materie so schnell ausgebreitet, dass keine Galaxien entstanden wären. Wäre die Kraft der Explosion nur um ein 10 hoch 60stel (ein Bruch mit einer 1 im Zähler und einer 1 mit 60 Nullen im Nenner) stärker oder schwächer gewesen, würde unser Universum nicht existieren (Angaben nach Paul Davies, siehe unten Literaturangabe 3). Auch andere wesentliche physikalische Naturkräfte (die sog. Naturkonstanten) sind so genau ausgependelt, dass nur geringfügige Abweichungen jedes Leben auf der Erde unmöglich machen würden. Das Universum besitzt also Eigenschaften, die die Entstehung von Leben und intelligenten Wesen zulassen oder sogar über kurz oder lang notwendig hervorbringen.
Daraus wird von manchen der Schluss gezogen, dass eine geistige Kraft bei der Entstehung des Universums am Werk gewesen sein müsse. Dass geistige Prinzipien die Entwickung und Ordnung des Universums mitbestimmen, wurde schon von bekannten Physikern wie Werner Heisenberg, Max Planck und Carl Friedrich von Weizsäcker angenommen. Aber auch Forscher der frühen Neuzeit wie Johannes Keppler und Isaac Newton waren keinesfalls Atheisten, sondern fanden in der Natur Spuren des Wirkens Gottes.
Die Theologie reagierte teilweise anders auf den naturwissenschaftlichen Forschungsstand. Friedrich Schleiermacher (1768-1834), der berühmteste Theologe der Aufklärungszeit, meinte, Gott handele nur durch die Naturgesetze in der Welt oder dadurch, dass er auf das Bewusstsein des Menschen Einfluss nehme. Nach dieser Anschauung sind Wunder, wenn man sie als Ereignisse versteht, die die Naturgesetze außer Kraft setzen, nicht mehr denkbar.
Der bekannte Neutestamentler Rudolf Bultmann (1884-1976) betonte, die historische Forschung an den biblischen Schriften arbeite mit einer rein weltlichen Methode und gehe daher von einem geschlossenen Zusammenhang von Ursachen und Wirkungen aus. Diese Methode der Geschichtsforschung könne daher kein Eingreifen übernatürlicher Mächte in die Geschichte und keine Wunder feststellen. Die historische Wissenschaft dürfe allerdings auch nicht behaupten, dass es ein Eingreifen Gottes und Wunder nicht gebe und dass ein Glaube daran eine Illusion sei. Sie könne diese eben nur nicht wahrnehmen, was aber nicht bedeute, dass es keine Wunder geben könne. Bultmann selbst hat allerdings versucht, den Sinn der neutestamentlichen Wundererzählungen jenseits des geschichtlichen Ereignisses zu sehen. Er wollte nicht unbedingt daran festhalten, dass die Wunder wirklich geschehen sind, aber er wollte ihnen dennoch eine christliche Bedeutung jenseits des faktischen Geschehens geben. Man nannte dies die Methode der Entmythologisierung.
Es gab auch einige Theologen, die ein Eingreifen Gottes in die Geschichte und die Möglichkeit von Wundern durchweg bezweifelten. Inzwischen ist die Entwicklung in der Theologie aber dahin gegangen, dass dies nicht mehr in Frage gestellt wird. Man geht davon aus, dass Gottes Welthandeln und Wunder zum Grundbestand des Alten und Neuen Testaments gehören und dass es theologisch unzulässig sei, das faktische Ereignis von seiner Bedeutung zu trennen, wie Bultmann es getan hatte.
7. Biblische Beobachtungen
In der ersten biblischen Schöpfungsgeschichte gibt es einen für unser Thema interessanten Gedanken. Gott sagt nämlich zweimal, dass die Erde aus sich selbst etwas hervorbringen solle. „Gott sprach: Die Erde lasse sprossen junges Grün ..." und „Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebende Wesen ..." (1Mo/Gen 1,11.24). Diese kreativen Potenzen der Erde sind ihr durch Gottes Wort eingestiftet: Gott legt in die Materie etwas hinein, was sie dazu bringt, selber schöpferisch zu wirken. Die Schöpferkraft kommt von Gott, aber sie geht in die Materie ein.
Das passt mit der naturwissenschaftlichen Einsicht zusammen, dass es in der Entwicklung der Arten „Sprünge" gibt: Ereignisse, die nicht im voraus exakt zu berechnen sind, sondern aufgrund von Zufällen zu neuen Entwicklungen (Mutationen) führen. Der Materie kommt also ein gewisses Maß an kreativer Selbstständigkeit zu. Sie organisiert sich in Grenzen selbst, weil Gott ihr diese Fähigkeit eingestiftet hat.
An die Stelle des Wortes Gottes, das der Schöpfung zugrunde liegt, tritt in späteren Schriften die Weisheit Gottes. Sie war schon vor der Schöpfung bei Gott (Spr 8,22-31) und durchwaltet das Universum. Man könnte sagen, sie ist die Kraft, welche die Welt im Innersten zusammenhält (Weisheit Salomos 8,1, ein apokryphes Buch), die Kraft also, die schon Goethes Dr. Faust suchte.
Im Neuen Testament tritt an die Stelle der Weisheit Jesus Christus. Nun ist der Sohn Gottes das von Ewigkeit her bei Gott existierende Wort, durch das alles geworden ist (Joh 1,2f), und er ist derjenige, der „alles [das All] durch das Wort seiner Macht trägt" (Hebr 1,3). Alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen und hat in ihm seinen Bestand (Kol 1,16f; vgl. Röm 11,36; 1Kor 8,6). In philosophischer Sprache bedeutet das: Jesus Christus ist der Seinsgrund, der Grund und das Ziel alles Seins, und er hat damit eine kosmische Dimension.
Insofern könnte man sagen, dass Gott durch sein Wort, seine Weisheit und seinen Sohn in die Schöpfung eingeht und in ihr wirkt. Sie sind die geistigen Kräfte, welche die Schöpfung bestimmen und tragen. Sie werden aber nicht mit der Schöpfung identisch. Die Schöpfung wird nicht vergöttlicht. Es wird auch nicht alles, was in ihr geschieht, von Gottes lebenschaffendem Geist bewirkt. Denn in der Schöpfung gibt es nicht nur eine lebensförderliche Ordnung, sondern auch ein Leben zerstörendes Chaos. Gottes Geist geht also nicht so in die Schöpfung ein, dass er in ihr aufgeht. Er bleibt der Geist, der sich selbst nicht im Schöpfungschaos verliert, sondern das Geschehen in der Schöpfung bestimmt, wo und wann er es will. Und so lenkt er sie – auch durch ihre chaotischen Dimensionen – auf das Ziel hin, das Gott für sie beschlossen hat.
8. Fazit
Was für ein Fazit kann man nun aus alldem ziehen? Zuerst scheint mir wichtig, dass das Schema der klassischen Physik, das davon ausging, dass alles in der Natur durch Ursache und Wirkung bestimmt sei, naturwissenschaftlich längst überholt ist. Wer immer noch in diesen Kategorien denkt, ist nicht hinreichend informiert. Die Begrenztheit naturwissenschaftlicher Erkenntnismöglichkeiten ist heute in der Naturwissenschaft unbestritten.
Darüber mag man sich nun als Christ*in freuen, weil man in den Lücken naturwissenschaftlicher Erkenntnis hervorragend Gottes Wirken unterbringen kann. Dieses Unternehmen ist aber nicht ganz ungefährlich. Denn was macht man, wenn die Naturwissenschaft irgendwann einmal diese Lücken schließen kann? Dann entfällt der Ort, an dem wir Gottes Wirken untergebracht haben.
Ich persönlich denke aber dennoch, dass niemals alles Geschehen in der Welt vom Menschen berechenbar sein wird. Das, was die Naturwissenschaft heute über das deterministische Chaos und die Quantenmechanik mit ihren Folgen weiß (siehe oben Abschnitte 3 bis 5), hat mich voll überzeugt. In den nicht berechenbaren Ereignissen, die wir „Zufall" nennen, wird immer genug Raum für Gottes Wirken bleiben.
Gott kann also genug Einfluss auf die natürlichen Abläufe nehmen, ohne die Naturgesetze durchbrechen zu müssen. Trotzdem frage ich mich auch: Warum sollte der Schöpfer der Naturgesetze diese eigentlich nicht durchbrechen können und dies auch (zumindest manchmal) tun? Ich denke dabei nicht an ein spektakuläres Mirakel, sondern an ein für uns gar nicht nachvollziehbares Handeln Gottes, wie zum Beispiel eine sogenannte Spontanheilung. So bezeichnet man medizinisch unerklärliche Heilungsvorgänge.
Man kann sicher daran glauben, dass Gott zuweilen die Naturgesetze durchbricht, aber man muss es nicht. Einmal angenommen, dass er es tut, wirkt Gott doch kaum durch aufsehenerregende Wundertaten, die vor aller Welt offenbar sind, sondern viel eher im Kleinen, Unsichtbaren, Unspektakulären, das aber ein Stück Welt radikal verändern kann.
Ein Wunder kann übrigens auch etwas Unerwartetes in meinem Leben sein, eine Entwicklung, mit der ich nie gerechnet hätte, die aber durchaus erklärbar ist. Für mich selbst ist es etwas, vor dem ich nur staunend und dankbar stehen kann und das mir daher ein Wunder ist. Für andere aber ist es ein ganz normales Ereignis. Bei alledem ist deshalb auch zu bedenken, dass ein Handeln Gottes in der Geschichte nie ein Gottesbeweis sein kann, der für alle Menschen nachvollziehbar ist.
Ein solcher Gottesbeweis ist auch nicht nötig. Denn der christliche Glaube lebt nicht von Beweisen. Er lebt auch nicht von Wundern. Darum hat Jesus nach dem Johannesevangelium die Forderung nach einem klaren Zeichen dafür, dass Gott wirkt, abgewiesen (Joh 4,48).
Der christliche Glaube lebt nämlich nicht davon, dass er Gottes Wirken sieht, sondern davon, auf Gottes Wirken zu vertrauen, auch wenn er nichts davon sieht. Das wird sogar der Normalfall des Glaubens sein. Und so wird derjenige, der Gott nicht vertraut, auch sein Wirken in der Welt nicht sehen. Für denjenigen aber, der Gott vertraut, gibt es nichts in der Welt, in dem Gott nicht auf verborgene Weise am Werk ist – und zwar so, dass Gott auch das Widergöttliche für sich in Dienst nimmt. So muss sogar das Widergöttliche gegen seinen Willen Mensch und Welt dem von Gott bestimmten Ziel entgegenführen.
Literatur:
(Dort unter 1. "Eingeladene Vorträge" die Nr. 20.)
Die obigen Abschnitte 1 bis 5 gehen weitgehend auf diesen Vortrag zurück.
Weltanschauung? Ein Beitrag zur Diskussion über "Intelligent Design" und zu Richard Dawkins
Vereinnahmung der Naturwissenschaften für eine atheistische Weltsicht.
3. Davies, Paul: Gott und die moderne Physik. 5. Aufl. München 1986.
4. Dürr, Hans-Peter / Zimmerli, Walther Ch. (Hg.): Geist und Natur. Über den Widerspruch zwischen
naturwissenschaftlicher Erkenntnis und philosophischer Welterfahrung. Bern u.a. 1989.
* * * * *
Der Quellcode für diese Realität (Holodeck) benötigt einen Programmierer. Oder schreiben sich solche Programme von selbst. Und falls ja, dann gibt es dafür jemand, der einen Plan hatte.
Egal wie man diese endliche Struktur anpackt. Sie führt immer zu einer Person und nicht nur zu einer Eigenschaft, aber schon gar nicht zum Zufall. Warum sollte ein Zufall sich stabil verhalten?!
Die naturwissenschaftliche Zufallstheorie verstehe ich so, dass bei Milliarden von Zufällen auch mal etwas Strukturiertes herauskommt. Aber so eine Struktur wie die des Universums mit unserem Planeten? Es gibt ein Beispiel mit einem Affen: Die Aussichten, dass sich das Universum durch bloßen Zufall zu der vorhanden Ordnung entwickelt hat, sind ungefähr so groß wie die Wahrscheinlichkeit, dass ein Affe, der auf einem Klavier herumklimpert, eine wohlbekannte Melodie spielt.
du stellst oben die Frage:
"Warum sollte der Schöpfer der Naturgesetze diese eigentlich nicht durchbrechen können und dies auch (zumindest manchmal) tun?"
Für mich stecken darin bereits mehrere Missverständnisse oder Einladungen zu Missverständnissen. Erstens verstehen wir "Gott" nicht, wie wir bei einem anderen deiner Beiträge gemeinsam festgestellt haben. Ich bin der Auffassung, dass wir z. B. die Entstehung von Leben aus unbelebter Materie als Hinweis auf einen Schöpfer sehen können, den wir Gott nennen. Aussage (im Indikativ) wie die folgende: "Gott ist der Schöpfer und hat die Naturgesetze gemacht" halte ich aber für nicht ausreichend begründet, jedenfalls nicht, um damit gegen die Naturwissenschaften anzutreten.
Der Begriff "Naturgesetze" legt eine Analogie mit juristische Gesetzen nahe, gegen die man durchaus verstoßen kann und man im Gesetzgebungsverfahren auch ändern kann. Bei den sog. Naturgesetzen handelt sich aber um etwas grundsätzlich anderes, nämlich um der Natur einbeschriebene Regelmäßigkeiten, die auch ihre Entstehung und Entwicklung beschreiben. Diese Entwicklung sehe ich in einem Wechselspiel von Zufall und Notwendigkeit passieren. Und diesen Zufall sehe ich auch nicht nur als eine Messungenauigkeit, sondern als echten Zufall (Heisenbergsche Unschärferelation).
Bei Wundern, die anscheinend naturwissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechen, mache ich Unterschiede. Dass sog. Spontanheilungen möglich sind, wissen wir. Deswegen ist meine Toleranz gegenüber Wunderberichten in dieser Beziehung relativ hoch.
Wenn es aber um Dinge geht, die klar gegen einen gut getesteten und weithin anerkannten naturwissenschaftlichen Wissensstand verstoßen wie z. B. das "Anhalten der Sonne" (eigentlich der Erddrehung) durch Josua oder die Verwandlung von Wasser in Wein innerhalb kurzer Zeit und unter Haushaltsbedingungen, dann kann ich das nicht glauben und bin auch seit einiger Zeit nicht mehr bereit, so zu tun, als wollte ich das.
Viele Grüße
Thomas
vielen Dank für deine Ergänzungen! Was deine Anmerkungen zum Begriff „Naturgesetze" anlangt, kann ich dir voll zustimmen. Juristische Gesetze sind etwas vollkommen anderes. Interessant finde ich, dass du den Zufall, wenn ich dich richtig verstehe, den der Natur eingeschriebenen Regelmäßigkeiten integrierst oder ihn zumindest nicht als Widerspruch zu diesen Regelmäßigkeiten verstehst. Das Wechselspiel von Zufall und Notwendigkeit ist demnach den „Naturgesetzen" schon eingeschrieben. Danke auch für den Hinweis, dass der Zufall keine Messungenauigkeit ist, sondern auf der Heisenbergschen Unschärferelation beruht.
Deine Unterscheidung bezüglich der Wunder finde ich auch hilfreich. Beim „Anhalten der Sonne" hätte ich auch Schwierigkeiten und würde die Geschichte lieber metaphorisch deuten. Ich habe zwar keine inneren Bedenken, Gott das nicht zuzutrauen (das ist aber nur mein persönliches Empfinden, man kann das naiv nennen und muss das auch nicht übernehmen), aber ich denke, dass der Sinn dieser Wundergeschichte (Jos 10,12-14) auf einer anderen Ebene als der historischen liegt und dieser Sinn auch nicht verloren geht, wenn man sie metaphorisch deutet, sondern eher zutage tritt. Denn man konzentriert sich dann ja nicht auf ein spektakuläres Mirakel, sondern versucht zu deuten, was der Erzähler eigentlich mit dieser Geschichte zum Ausdruck bringen wollte (zum Beispiel Gottes allumfassende Macht, vor allem gegenüber den Göttern der Feinde, oder Gottes Macht über Sonne und Mond, die von anderen Völkern als Götter verehrt wurden; 5Mo/Dtn 4,19).
Wie ich aber schon im Artikel schrieb, KANN man an daran glauben, dass Gott die Naturgesetze durchbricht, aber man MUSS es nicht und kann trotzdem Christ*in sein. Wichtig finde ich nur, dass man überhaupt von einem Wirken Gottes in der Welt ausgeht und nicht Gott ins ferne Jenseits verabschiedet, so dass er auf Erden nichts mehr tut oder tun kann (wie z.B. Dorothee Sölle meinte). Ich denke, der Sinn vieler Wundergeschichten liegt nicht auf der historischen Ebene (spektakuläres Ereignis), sondern auf der metaphorischen (Bedeutung des Geschilderten). Bei anderen Wundern wie z.B. Krankenheilungen, Totenerweckungen, Auferstehung Jesu würde ich persönlich gern festhalten, dass sie wirklich geschehen sind, weil sie nicht nur metaphorisch die Macht Gottes ausdrücken, sondern auch als geschichtliche Ereignisse Sinn machen. Aber, wie gesagt, ich denke, das Festhalten daran oder die Ablehnung ist kein Kriterium für Christsein oder nicht mehr Christ sein. Jeder Mensch wird hier seine eigene Sichtweise haben, ohne dass einer dem anderen seinen Glauben absprechen sollte (wie es leider manchmal geschieht).
Die These, dass wir Gott nicht verstehen können, möchte ich etwas differenzieren: Wir können Gott VON UNS AUS nicht verstehen. Es kann aber das Wunder geschehen (ohne Durchbrechung der Naturgesetze), dass Gott sich uns zu verstehen GIBT. Siehe den zweiten Kommentar zum Artikel „Nichts als Theologie" mit dem Hinweis auf den sehr interessanten Barth-Aufsatz.
Viele Grüße
Klaus
Ich hoffe, dass damit etwas deutlicher geworden ist, wie ich mir das Verhältnis von Gotteserkenntnis und Geheimnis vorstelle.
danke für deine weiteren Erklärungen. Dass Gott eine Person ist, ist auch nicht mehr als eine Annahme. Es ist menschengemäß und insofern praktikabel, das anzunehmen, aber es ebenso wenig objektiv nachweisbar wie die Existenz Gottes überhaupt. Sog. primitive Kulturen verehren oft Bäume und Berge wie Personen, und sog. Hochreligionen wird das mit abstrakteren Gottesvorstellungen getan. Was hilft es, eine Annahme mit einer anderen abzustützen, wenn beide nicht wirklich überprüfbar sind?
Bei solchen Offenbarungstheorien, wie du sie hier anführst, muss ich immer an Archimedes denken mit seinem Ausspruch: Gebt mir einen festen Punkt in der Luft, und ich hebe die ganze Welt aus den Angeln!
Ich weiß nicht, inwieweit es dir bewusst ist, aber mir gegenüber ist es eher kontraproduktiv, sich auf Karl Barth zu berufen. Mein Verhältnis zu seiner Theologie würde man, in Beziehungsbegriffen gesprochen, als zerrüttet und geschieden bezeichen. Details und Hintergrund bei Interesse hier:
https://schwerglaeubiger.blogspot.com/2015/09/karl-barth-und-die-zugeschlagene-tur.html
Dir einen gesegneten Adventssonntag!
Thomas
ich kann dir eigentlich nur zustimmen. Wir bewegen uns bei allem, was ich hier schreibe, im Bereich des Glaubens und nicht des naturwissenschaftlichen Beweisens und Überprüfens. Natürlich sollte der Glaube so bezeugt werden, dass der Gedankengang möglichst in sich schlüssig ist (was beim "Gegenstand" Gott auch innere Spannungen einschließen kann).
Dass ich hin und wieder Karl Barth zitiere, hat nichts mit dir zu tun, sondern mit meiner theologischen Nähe zu ihm und seinen "Schülern" (zu denen ja auch Helmut Gollwitzer gehört, den wir beide schätzen). Ich fühle mich aber nicht als "Barthianer", die wollte Barth auch gar nicht haben. Manche seiner Ansichten sehe ich durchaus kritisch. Und zwischendurch zitiere ich ja auch andere Theologen :-)
Viele Grüße
Klaus
interessanter Beitrag. Ich möchte darauf hinweisen, dass in der Regel in der Lehrbuchliteratur z. B. über Quantenmechanik eher wenig explizit von "Zufall" geschrieben wird, sondern von "statistischer Interpretation" oder von "statistischen Gesetzen". Insofern sind Naturwissenschaftler erstaunlich vorsichtig, bzw. minimalistisch, was die Deutung als "Zufall" in elementaren Prozessen angeht.
Beim Weinwunder von Kana, gegen das häufig polemisiert wird, sieht es so aus, als wäre lediglich der zweite Hauptsatz der Thermodynamik verletzt - ein Gesetz über Wahrscheinlichkeiten. Denn der Kohlenstoff für das Ethanol, die Polyphenole und all das was einen hervorragenden Wein ausmacht, hätte aus der Luft kommen können. Unter mäßiger Abkühlung der Umgebung zur Brechung der chemischen Bindungen wäre das im Rahmen des ersten Hauptsatzes in der Tat möglich, nur - wie gesagt - unter gewöhnlichen Bedingungen so unwahrscheinlich, dass es nicht eintritt. In Kana, so versteh ich das Johannes-Evangelium, hat Jesus doch im Grunde nur das wortwörtlich ausgeführt, was in der Beracha über den Wein wahrscheinlich schon damals jeder Gottgläubige in der Gegend ausdrückte: "Schöpfer der Frucht des Weinstocks". Also regelkonform, vorausgesetzt man erkennt dass Jesus Gott ist. Und daran scheiden sich heute eben immer noch die Geister (seh ich aus Erfahrung durchaus selbstkritisch), nur dass es heute eben die Naturgesetze sind, die scheinbar im selben Maß auf eine absolute Ebene gehoben werden, in dem die Bibel entmythologisiert wird.
vielen Dank für deine Ergänzung aus naturwissenschaftlicher Sicht. Du wärst sicher viel kompetenter für solch einen Beitrag gewesen als ich.
Mich würde noch interessieren, ob die Formulierungen "statistische Interpretation" und "statistische Gesetze" auf die Wahrscheinlichkeit eines physikalischen Vorgangs abheben, so dass man das, was ich "Zufall" nannte, als Möglichkeit im Rahmen der statistischen Wahrscheinlichkeit auffassen könnte.
Danke auch für den Hinweis, dass man die Naturgesetze auf eine absolute Ebene heben kann, so dass sie geradezu eine göttliche Stellung einnehmen. Ich würde dafür plädieren, Naturgesetze und Gottes Wirken nicht gegeneinander auszuspielen, sondern, soweit möglich, miteinander zu verbinden: Gott wirkt durch die Naturgesetze oder umgekehrt: Die Naturgesetze lassen dadurch, dass ihr Eintreten immer einer Wahrscheinlichkeit unterliegt, das Wirken Gottes zu (ich hoffe, das richtig ausgedrückt zu haben).
in der Tat ist es so, dass in der Quantenmechanik die "möglichen" Zustände eines Systems eine wichtige Rolle spielen. Angenommen ich hätte zwei Atome und genau eines der beiden Atome wäre in einem angeregten Zustand. Ohne Messung muss der Zustand dieses Systems als Überlagerung der beiden möglichen Zustände "Atom 1 angeregt" und "Atom 2 angeregt" beschrieben werden. Aus diesem "verschränkten" Zustand lassen sich nach den Postulaten der Quantenmechanik präzise die Wahrscheinlichkeiten für die Messergebnisse angeben.
Naturgesetze und Gottes Wirken nicht gegeneinander ausspielen: ich finde das ist ein guter Standpunkt.
unter einem Wunder verstehe ich etwas, das sich letztlich nicht erklären lässt. Das schrieb ich auf der oben anklickbaren Seite und erläuterte es anhand von Beispielen. Der oft thematisierte Verstoß gegen Naturgesetze ist mir dabei nicht wesentlich.
Gruß, Hans-Jürgen
ich kann deinem Wunderverständnis voll und ganz folgen. Nicht die Durchbrechung von Naturgesetzen ist das Wesentliche am Wunder, sondern das von Gott Geschaffene oder auch das in der Geschichte von ihm Bewirkte, das für uns manchmal ganz überraschend und unerwartet geschieht. Auch bei der Jungfrauengeburt würde ich deshalb sagen: Es geht darum, dass Jesus nicht einfach nur Mensch ist wie alle anderen Menschen, sondern dass er derjenige ist, in dem Gott Mensch geworden ist. Es geht gar nicht um die Außerkraftsetzung von Naturgesetzen. Siehe dazu auch meinen Artikel "Wunder gibt es immer wieder" vom 05.06., am besten auf der Startseite zu finden oder unter https://christseinverstehen.de/blog/index.php?wunder-gibt-es-immer-wieder.