Verzagte Worte, die wie Geschosse explodierenWährend menschliche Götter ihre Ziele anvisierenAngefangen von Spielzeugpistolen, die funkelnBis zu fleischfarbenen Christussen, die glühen im DunkelnDie Einsicht ist klar und lässt sich nicht verdunkelnDass es nicht viel gibtWas noch heilig ist.Priester predigen von bösen TatenLehrer vermitteln Wissen in RatenUnd dass Gala-Diners auf den Tüchtigen wartenUnd dass Wissen beflügelt zu guten TatenDoch selbst der Präsident der Vereinigten StaatenSteht eines TagesMal nackt da.Andere verteidigen jederzeitMit Killerinstinkt ihre SicherheitUnd mancher hat schon bitter bereutDass er glaubte, des Todes GerechtigkeitHalte für ihn eine Ausnahme bereitDoch manchmal wirdsEinsam im Leben.Überfüllte Friedhöfe dringen auf mich einFalsche Götter, ich fange an zu schrei'nWie kann man so borniert und kleinkariert seinIch geh in Handschellen, geh fast daran einStrample und trete, um mich zu befrei'nSag: na gut, ich geb auf, lass seinWas kannst du mir sonst noch geben?Bob Dylan
Menschliche Götter kennen nichts Heiliges mehr – außer sich selbst. Doch wenn das wahrhaft Heilige verloren geht, erstirbt das Leben.
Der menschliche Gott, der glanzvolle Christus, der Erlöser-Befreier, russischer Präsident, der Gute, Kluge und Allmächtige – er will Unsterblichkeit erlangen in den Geschichtsbüchern, indem er über Leben und Tod entscheidet. Er geht seinen Weg über Leichen, verbreitet Angst und Schrecken, füllt die Friedhöfe mit stummen Schreien.
Und doch erreicht er niemals sein Ziel: Er ist lebendig schon tot. Der schwerreiche Präsident ist unter den Armen der Ärmste. Er kann es nicht hindern, als bloßer Mensch nackt dahinzufahren und besudelt mit Blut vor Gott zu stehen.
Wir stehen machtlos, wie gefesselt, wütend, weinend. Kann uns jemand Halt geben?
Abraham zeigt uns, was Glauben bedeutet: „Er glaubte an den Gott, der die Toten lebendig macht und das, was kein Sein hat, ins Sein ruft. Er glaubte voller Hoffnung, wo es nichts mehr zu hoffen gab" (nach Röm 4,17f).
Quelle: Bob Dylan. Texte und Zeichnungen. Deutsch von Carl Weissner. Copyright 1973 by Bob Dylan. Deutsche Ausgabe: Copyright 1975 by Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1975, S. 533.537. Die Orthographie wurde der neuen deutschen Rechtschreibung angepasst. Die zitierten Strophen sind aus Bob Dylans Song „It's Alright, Ma (I'm Only Bleeding)" aus dem Jahr 1965.