Der Sturz des Bösen
Klaus Straßburg | 26/08/2023
Ein Bild der letzten Tage geht mir nicht mehr aus dem Sinn. Es ist das abstürzende Flugzeug, in dem der Chef der Wagner-Truppe Jewgeni Prigoschin gesessen haben soll. Auch wenn es Mutmaßungen gibt, das Ganze könnte nur ein Täuschungsmanöver gewesen sein, gehe ich davon aus, dass Prigoschin wirklich im Flugzeug saß. Das Flugzeug war offenbar so stark beschädigt, dass es wie ein Stein vom Himmel stürzte.
Das erinnerte mich an ein Jesuswort aus Lukas 10,18:
Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.
Das Flugzeug fiel zwar nicht wie ein Blitz vom Himmel, aber immerhin wie ein Stein. Und ich will Prigoschin auch nicht mit dem Satan identifizieren, aber als Chef einer brutalen Privatarmee ist er für mich ein Massenmörder und symbolisiert das abgrundtief Böse.
Sein plötzlicher Tod macht für mich deutlich, wie schnell es mit dem Bösen ein Ende nehmen kann. Es tobt sich eine Zeit lang aus, spuckt große Töne, sonnt sich in seiner Macht, fühlt sich unbesiegbar – und stürzt wie ein Blitz aus heiterem Himmel in den Tod.
Genau das wollte Jesus mit seinem Wort vom Satan sagen. Während der Satan sich noch großspurig in den Vordergrund drängt und seine Macht ausspielt, hat Jesus schon sein Ende gesehen. Damit hat er die Zukunft vorweggenommen.
Ich muss ehrlich sagen, dass mir das in diesen unruhigen und bedrohlichen Zeiten ein Trost ist. Natürlich sterben nicht alle abgrundtief Bösen eines plötzlichen unnatürlichen Todes. Aber sie sterben, und das heißt, ihre Macht ist eng begrenzt, wie immer sie auch heißen mögen.
Ihre Opfer müssen noch unter ihnen leiden, so wie viele Unschuldige unter den Händen von Prigoschin und seiner Truppe leiden und sterben mussten. Aber ein Trost für die Opfer ist es, dass ihre Peiniger nicht in Ewigkeit über sie triumphieren werden. Sie werden von Gott ihr gerechtes Urteil empfangen.
Das ist das Tröstliche des Gerichtes Gottes: Es wird Gerechtigkeit geben. Die Bösen werden erniedrigt und ihre Opfer werden über sie erhöht werden.
Jesus hat übrigens seinen Jüngern die Macht gegeben, das Böse schon jetzt in seine Schranken zu weisen. Seinem Wort über den vom Himmel fallenden Satan fügte er hinzu (Lk 10,19f):
Siehe, ich habe euch die Macht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten, und Macht über alle Gewalt des Feindes; und er wird euch keinen Schaden zufügen. Doch nicht darüber freut euch, dass die [bösen] Geister euch untertan sind; freut euch vielmehr, dass eure Namen in den Himmeln aufgeschrieben sind!
Das ist natürlich nicht so gemeint, dass wir uns gedankenlos in Gefahr begeben sollen, weil uns ja nichts passieren kann. Es kann uns noch eine ganze Menge passieren, und darum gilt es, vorsichtig und "klug wie die Schlangen" (Mt 10,16) zu sein, wie Jesus bei anderer Gelegenheit sagte. Aber Jesus will uns ermutigen, nicht zu schnell klein beizugeben und dem Bösen das Feld zu überlassen. Wir sollen vielmehr dem Bösen mutig Paroli bieten, so gut wir es können.
Vielleicht müssen wir dabei noch unter manchen Handlangern des Bösen leiden. Zuletzt aber wird niemand den Kindern Gottes das Leben bei ihrem Vater nehmen können. Darum sollen sich die Jünger nicht darüber freuen, dass sie Macht über die bösen Geister haben, sondern darüber, dass ihre Namen im Buch des Lebens stehen.
Ich kann für mich nur sagen: Ich freue mich sehr darüber und es ist mir ein echter Trost, dass das Ende des Bösen schon besiegelt ist und dass dieses Ende sogar manchmal ganz deutlich vor unseren Augen erscheint – und sei es durch einen simplen Flugzeugabsturz.
Aber das Ende des Bösen ist ja vielleicht – wie das Böse selbst – eine ganz simple, banale Sache.
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