"Worauf freuen Sie sich nach dem Tod?"
Klaus Straßburg | 13/04/2023
Diese Frage hat der Journalist Volker Weidermann Schriftstellerinnen und Schriftstellern gestellt. Darüber erschien in der Osterausgabe der ZEIT (Nr. 15 vom 5. April 2023, S. 54f) ein Artikel. Die Antworten der Autorinnen und Autoren sind "tröstlich", so DIE ZEIT auf ihrer Titelseite. Sie spiegeln die Vielfalt der gesellschaftlichen Vorstellungen von dem, was nach dem Tod kommt. Die kirchliche Lehre hat darin allerdings kaum einen Ort.
1. Aspekte der traditionellen kirchlichen Lehre
Die Kirchen haben es schwer mit ihrer Botschaft von der Auferstehung der Toten. Das liegt nicht so sehr an der Vorstellung, dass es nach dem Tod irgendwie weitergeht. Daran glauben viele. Das kirchliche Problem hat wohl mehr damit zu tun, dass die Kirchen ihre Darstellung des ewigen Lebens jahrhundertelang mit schwer verdaulichen Beigaben befrachtet haben.
Gleich zu Beginn des ewigen Lebens steht nach traditioneller christlicher Lehre das Jüngste Gericht. Der Einlass ins Land des Lebens ist demnach genau geregelt: Jeder Gestorbene muss vor den Richterstuhl Gottes treten und sich von Gott das ihm entsprechende Urteil sprechen lassen. Dieses Urteil lautet: Himmel oder Hölle. Dazwischen gibt es nichts. Der großen Mehrzahl der Angeklagten wird der Weg in den Himmel versagt: Sie müssen den Weg in die Hölle antreten, aus der es kein Entkommen gibt und wo ewige Qualen sie erwarten.
Es ist nicht ohne Bedeutung, dass der Richter, der in dieser Weise zeitliche Sünden mit ewiger Verdammnis bestraft, der Gott der Liebe sein soll. Wenn Zeitliches mit Ewigem bestraft wird, würde man juristisch sagen: Das ist unverhältnismäßig. Warum sollte jemand, der verschwindend kurze 80 oder 90 Jahre lang sein eigener Gott sein wollte und seine Mitmenschen malträtiert hat, in Ewigkeit, also ohne Ende, schlimmste Qualen erleiden müssen? Kann, wer so etwas verfügt, ein liebevoller, barmherziger Gott sein, den die Kirchen doch verkündigen wollen?
Vielleicht hat die katholische Kirche diesen Widerspruch gespürt und sich auch deshalb als Verwalterin des Heils inszeniert. In schlimmen Zeiten konnte man sich durch Geld die Absolution erkaufen, in nicht so schlimmen Zeiten reichte die Teilnahme an der Eucharistiefeier aus. Die evangelische Kirche war diesbezüglich kritischer und hat stattdessen den persönlichen Glauben zur Eintrittskarte in den Himmel gemacht. Demnach darf die verschwindend kleine Schar der Gläubigen ewige Freuden im Himmel genießen. Ob man sich wirklich freuen kann, wenn man weiß, dass die große Masse der Menschen nebenan in der Hölle ohne Hoffnung auf Erlösung im ewigen Feuer brennt – diese Frage haben die Kirchen nicht beantwortet.
Hinzu kommt, dass auch der beste Glaube durchsetzt ist mit reichlich Unglauben und sogar die heute so hochgeschätzten guten Taten so gut nicht sind, wie es sich die Glaubenden wünschen. Diese Selbstkritik am Glauben und an den Taten kennen die Kirchen sehr wohl. Jesus nannte seine Jünger oft "Kleingläubige" (z.B. Mt 8,26), und was die Taten anlangt, war er deutlich: "Niemand ist gut außer Gott allein". Immerhin war dieser Satz den Evangelisten Markus, Lukas und Matthäus so wichtig, dass sie ihn, bei Matthäus leicht abgewandelt, alle überliefern (Mk 10,18; Lk 18,19; Mt 19,17).
Aber wie kann es dann sein, dass ein klein wenig Restglaube und kaum gut zu nennende Taten den Himmel erwerben können – während alle, die unterhalb des Maßstabs "Kleinglaube" bleiben und sich vielleicht gar nicht schlechter im Leben betragen haben als die Kleingläubigen, vom Himmel ausgeschlossen bleiben, ja sogar ewig in der Hölle leiden müssen?
Man kann verstehen, dass angesichts solcher offenen Fragen das Verlangen der Bevölkerung nach kirchlicher Belehrung rapide abgenommen hat. Womit nicht entschuldigt werden soll, dass viele mit dem christlichen Glauben heute nichts mehr anfangen können. Denn die Theologie und Verkündigung der Kirchen ist in vielen Punkten längst weiter als die geschilderte traditionelle Lehre. Dennoch wird an dieser in manchen Kreisen rigoros festgehalten – was ihrem Anklang bei den meisten Menschen offenbar nicht guttut.
2. Das Rad der Wiedergeburten
Werfen wir einen Blick auf einige Aussagen der Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Sie haben sich alle schon literarisch mit dem Tod auseinandergesetzt. Mithu Sanyal, Tochter einer polnischen Mutter und eines indischen Vaters, freut sich auf das, was nach dem Tod kommt:
Also, ich glaube daran, dass Menschen und Tiere sterben, aber danach glaube ich zutiefst an eine Transformation. [...] Ich glaube an Wiedergeburt. Ich glaube an Seelenpakete, ich glaube daran, dass ich bestimmte Seelen wiedertreffen werde. Aber nicht in einer als Himmel imaginierten Ewigkeit, sondern im nächsten Leben.
Damit gibt Sanyal einen populären Standpunkt wieder. Der hinduistische und buddhistische Glaube an eine immerwährende Folge von Leben ist weit verbreitet. Nach diesem Leben ist Schluss, aber das nächste folgt sogleich. Und danach das übernächste. Und so weiter.
Mir persönlich bleibt allerdings verschlossen, was daran erfreulich und tröstlich sein soll. Bringt doch das Leben nicht nur Freude mit sich, sondern auch viel Unerfreuliches. Ob man sich wirklich eine dauerhafte Wiederholung dieser Mischung aus Erfreulichem und Unerfreulichem wünscht? Noch dazu, wenn nach der Lehre vom Karma das nächste Leben davon abhängt, was man in diesem Leben Gutes vollbracht hat? Dann muss man nämlich in der ständigen Angst leben, im nächsten Leben (sagen wir mal) als Made wiedergeboren zu werden. Und wer in diesem Leben ein elendes Dasein in Armut oder Krankheit fristen muss, ist selbst daran schuld, weil er im vorherigen Leben nicht genug Gutes getan hat.
Ich kann dem nichts abgewinnen, worauf ich mich freuen könnte. Und so streben auch Hinduismus und Buddhismus nach der Erlösung vom Rad der Wiedergeburten und vom Leiden. Das wird von den Anhängern dieser Lehre allerdings meist vergessen.
Angesichts solcher Aussichten kann man fast verstehen, wie einer der bekanntesten deutschen Philosophen, Peter Sloterdijk, auf die Frage des Journalisten hin schmallippig ausrichten ließ:
Jetzt ist mal genug gestorben!
Mit anderen Worten: Davon will ich jetzt nichts hören! Verdrängt der Philosoph, der doch der Wahrheit verpflichtet sein sollte, das, was auch ihn in nicht allzu langer Zeit erwartet? Ich weiß es nicht. Vielleicht hat er sich auch schon genug mit dem Tod beschäftigt, als dass er jetzt noch Lust dazu hätte. Irgendwann muss ja auch gelebt werden. Dafür könnte sprechen, dass er zur Zeit der Anfrage des Journalisten offenbar gerade mit einer Trauerrede für einen Freund beschäftigt war.
Diese Aufgabe und die zusätzliche Anfrage hat den Philosophen offenbar überfordert. Nicht auszudenken, wenn er sich mit vier oder fünf Trauerreden pro Woche zu beschäftigen hätte, wie es Pfarrerinnen und Pfarrern durchaus widerfahren kann. Und ich darf aus eigener Erfahrung sagen: Man kann das machen und trotzdem in vollen Zügen das Leben genießen.
3. Der Tod im positiven Licht
Der norwegische Autor Karl Ove Knausgård bringt einen interessanten Aspekt zum Verhältnis zwischen Leben und Tod ein. Im Gespräch mit Weidermann pocht er darauf, dass wir den Tod brauchen – fürs Leben:
Wir brauchen diese große Idee des Todes, um eine große Idee vom Leben zu haben. Das Nichts, the nothingness, ertragen wir nicht. Ich selbst will noch ein paar Jahre leben, bis meine jüngsten Kinder groß sind. Dann ... ist es okay. Es ist nicht wichtig, ob ich lebe oder nicht.
Auf den Einwand Weidermanns, seine Lebensgeschichte sei unglaublich vielen Menschen auf der Welt wichtig, antwortet er:
Ich weiß. Aber die haben nicht recht. Ich bin nicht wichtig.
Es könnte tatsächlich sein, dass uns das Leben auf Erden nichts wert wäre, wenn wir nicht wüssten, dass es ein Ende hat. Vielleicht lässt uns erst der Tod das Leben schätzen. Ein Leben zu leben, das nichts wert wäre, weil es keinen Preis hat, ein Leben, das ein unbedeutendes Nichts wäre, weil es ein endloses Alles ist – ein solches Leben könnten wir nicht ertragen. Im Blick auf den unweigerlich kommenden Tod aber freuen wir uns am Leben. Auch dann, wenn wir meinen, selbst nicht wichtig zu sein.
Aus christlicher Perspektive könnte man sagen: Der Tod gibt unserem Leben zwar nicht seinen Wert, aber er macht uns bewusst, dass wir endliche Geschöpfe sind – im Gegensatz zum Schöpfer. Der Aussage Knausgårds, dass er nicht wichtig sei, muss aber vom Schöpfer her widersprochen werden. Der Schöpfer hat ihn, Knausgård, und uns alle geschaffen, weil wir ihm alle, ausnahmslos, wichtig sind. Ich betone: ausnahmslos. Auch die Ungläubigen und die Lebenzerstörer sind ihm wichtig. Sie selbst, nicht ihre Taten.
Das sollten die Kirchen bedenken, bevor sie vorschnell von der Hölle sprechen. Dem Schöpfer sind seine Geschöpfe wichtig. Er will sie nicht von Ewigkeit zu Ewigkeit in der Hölle quälen. Er muss es auch nicht, weil er sich nicht an ein Strafgesetzbuch gebunden hat, das ihm seine Entscheidungsfreiheit nimmt. Oft genug wird vielmehr in der Bibel berichtet, dass Gott sich des Unheils, das er über Menschen verhängt hatte, gereuen lässt – und Gnade vor Recht ergehen lässt (z.B. 2Sam 24,16; Jer 26,19).
Auch der ungarische Schriftsteller Péter Nádas hat den Tod positiv erlebt. Er hatte ein Nahtoderlebnis und beschrieb es in seinem Buch "Der eigene Tod" so:
Frei werden, zuerst von den ewigen Körperempfindungen, dann vom Denken, das man für so wichtig gehalten hat. Rückkehr zu einem Urzustand, wo es kein begriffliches Denken mehr gibt.
Frei zu werden verheißt auch der christliche Glaube. Er meint die Freiheit im ewigen Zusammensein mit dem Schöpfer, befreit von den Leiden des Geschöpfs und eins mit sich selbst, mit den anderen und mit Gott. Von Gott allerdings mag Nádas nicht sprechen:
Gott ist leider in der Totalität der Zeit nicht zu entdecken, ich muss einsehen, dass er nicht existiert, ich habe mich getäuscht. Wie lächerlich war ich mit meiner ganzen menschlichen Leichtgläubigkeit.
Wenn Nádas zugleich, wie Weidermann feststellt, von einem "Licht" und "Getragenwerden" spricht, von einem "Schweben im All" und einer "Kraft, die außerhalb von ihm wirkte", dann könnten das Symbole für das Licht und die Kraft Gottes sein. Vielleicht hatte der Dichter einen Gott in personaler Gestalt erwartet, die er in seinem Nahtoderlebnis nicht angetroffen hat. Aber Gott ist mehr als Person. Er ist als Person eine Kraft, und als Kraft auch Person. Diese könnte als "Licht" oder "Kraft von außen" wahrgenommen werden. Fraglich bleibt auch, inwiefern ein Nahtoderlebnis, das eben kein Toderlebnis ist, überhaupt als Anschauungsmaterial für eine Gottesbegegnung taugt.
Beeindruckend ist dennoch, welche Einsichten dieses Erlebnis Nádas eröffnete:
Es ist sehr schwierig, aus dem kosmischen Raum zurückzufinden, muss ich sagen. Ich brauchte etwa fünf Jahre, mich mit dem doppelten Perspektivwechsel zu versöhnen. Wir sind sehr laut und grob, auch wenn wir nicht Kriege führen und nicht Menschen absichtlich zugrunde richten. Wir denken grob, wir verhalten uns grob. Unsere eifrig ausgetauschten Höflichkeiten sind lauter Grobheiten.
Es klingt wie ein Blick auf die Welt und uns selbst aus einer Distanz heraus, die das Alltägliche in neuem Licht erscheinen lässt. Nur wer vom Leben zurücktritt, kann es wirklich beurteilen und die selbstverständlich gewordenen Grobheiten aufdecken. Wer sind wir wirklich? Die Nähe des Todes kann offenbar Einsichten darüber vermitteln. Sie zeigt uns die offenen und verborgenen Todesseiten unseres Lebens, für die wir im ungebrochenen Lebenstaumel blind sind.
4. Die bleibenden Fragen
Der muslimische Schriftsteller Navid Kermani stellt zwar die Existenz Gottes nicht ausdrücklich in Frage, lässt aber bei der Beschreibung dessen, was nach dem Tod kommt, Vieles im Ungewissen. "Freude" scheint ihm kein passender Begriff dafür zu sein,
weil der Zustand, wenn er einer ist, sich doch wohl allen menschlichen, also sprachlichen Zuschreibungen entziehen wird. Wenn schon, scheint mir Frieden beziehungsweise die Ruhe, die die Religionen gewöhnlich mit dem Tod assoziieren, als Analogie näherzuliegen, und daran knüpft sich eine große, ja, die eigentliche Hoffnung im Lebens- und erst recht im Todeskampf. Die Frage ist nur, auf welche Art wir ein Bewusstsein haben davon und ob – also ob wir in irgendeiner Weise mitbekommen, dass wir selig sind. Ich bin gespannt.
Freude, Frieden und Ruhe – das sind in der Bibel Umschreibungen für das Leben in der Gemeinschaft mit Gott (z.B. Röm 14,17; Hebr 4,8-10). Diese Gemeinschaft beginnt im Diesseits und vollendet sich im Jenseits. Was das Jenseits betrifft, muss aber deutlich bleiben, dass die biblischen Aussagen nur Bilder sind für das, was all unser Denken überschreitet. Insofern drückt Kermani etwas aus, was auch christlicher Theologie wichtig ist: dass unser Reden und Denken vom Göttlichen nur Analogien sein können, weil "Gott" und "Ewigkeit" von uns nicht begrifflich fixiert und definiert werden können.
Analogien drücken das, was sie beschreiben, durch etwas anderes aus als durch das, was sie beschreiben. Das gilt im Grunde für alles, was wir in Worte fassen. Worte sind etwas anderes als die Gegenstände, für die sie stehen. Das gilt in besonderem Maße für Worte, die ein anderes Sein beschreiben als das uns zugängliche. Gott und Ewigkeit beschreiben ein kategorial anderes Sein als das uns zugängliche weltliche Sein. Das bedeutet aber nicht, jedes Reden von Gott und Ewigkeit aufzugeben. Denn Gott kann sich durch unsere menschlich-unzulänglichen Analogien sehr wohl zu erkennen geben. Er hat sich ja auch durch den Menschen aus Fleisch und Blut Jesus zu erkennen gegeben.
Christlicher Glaube bekennt sich dazu, dass wir ewiges Leben erleben werden. Er lässt offen, wie wir es erleben werden. Er weiß um die Ruhe und den Frieden des Lebens bei Gott. Er stellt es Gott anheim, wie wir diese Ruhe und diesen Frieden genau erleben werden.
Fragen bleiben auch für den amerikanischen Autor George Saunders in seiner Antwort an Weidermann:
Also, ich freue mich, dann endlich Antworten auf die Fragen zu bekommen: Warum sind wir eigentlich hier? Wer hat uns hierhin gebracht? Und – wie war ich? Aber dafür muss es dann natürlich 'ein Ich, das nach Antworten sucht' noch geben. [...] Ich jedenfalls freue mich auf neue Einsichten – entweder noch hier im Leben oder in der letzten Lebensphase, oder, wie Sie vorschlagen, direkt danach.
Tatsächlich bleiben viele Fragen offen, in jedem Leben. Nur einige Fragen werden im Diesseits beantwortet – die andern im Jenseits (Joh 16,23). Die Frage "Warum sind wir hier?" gehört zur ersten Gruppe: Wir sind hier, weil der Schöpfer uns hierher gestellt hat. Und er hat uns eine Bestimmung mitgegeben, die jeder Mensch auf seine Weise, an seinem Ort und mit seinen Begabungen erfüllen kann. Die Heilige Schrift ist voll von Antworten. Wer sie liest, kann sich schon jetzt auf neue Einsichten freuen.
5. Zwei "gläubige" Stellungnahmen
Helga Schubert ist nach Auskunft Weidermanns eine "gläubige Christin". Sie sollte etwas von der Heiligen Schrift wissen. Ihre Antwort auf die Frage nach der Freude lautet so:
Ich bin mir sicher, dass die mir nahen und wichtigen Menschen, auch nach ihrem Tod, in mir bleiben. Sie werden mich sehen und zu schützen versuchen, mich warnen und trösten, obwohl sie körperlich tot sind. Das würde aber auch bedeuten, [...] dass ich nach meinem Tod auch noch in den Menschen bleibe, denen ich nah und wichtig war, dass ich sie nun beschützen, warnen und trösten kann, wenn sie das wollen [...]. Darauf freue ich mich: auf eine Verbundenheit über den Tod hinaus, auf Leichtigkeit und Wohlwollen. Alle Schwere ist dann weg.
Die Vorstellung mag schön sein, würde mir aber nicht ausreichen. Statt einiger Menschen, die mich zu schützen versuchen, möchte ich mich lieber auf den Gott verlassen, der mich schützt und dies auch kann. Und meinen Lieben wünsche ich statt meines Schutzes lieber den Schutz Gottes. Es ist merkwürdig, dass Gott und Jesus im Statement der "gläubigen Christin" gar nicht vorkommen. Statt dass Jesus in uns und wir in ihm sind, wie es das Johannesevangelium ausdrückt (Joh 14,20; 15,5-7), ist ein Mensch im anderen. Man kann wohl annehmen, dass das eine das andere nicht ausschließt. Der Grund aber ist das Einssein mit Gott, der uns mit sich und darum uns miteinander versöhnt. In der Tat: Das versöhnte Leben nach dem Tod ist nicht anders vorstellbar, als dass alle, die dort leben, auch miteinander versöhnt sind.
Als der Theologe Karl Barth einmal gefragt wurde, ob wir im ewigen Leben alle unsere Lieben wiedersehen werden, antwortete er: "Ja, aber die andern auch." Das wäre eine Ergänzung zu Schuberts Aussagen. Sie spricht ja nur von den ihr nahen und wichtigen Menschen, mit denen sie über den Tod hinaus verbunden bleiben will. Versöhnung aber meint mehr: das Einssein auch mit denen, die mir fern und unwichtig waren, ja, die meine Feinde waren. Das ist nur möglich, wenn ein versöhnender Gott Feinde verwandelt, indem er sie in einen Raum des Friedens und der Versöhnung überführt, in dem sie mit Gott und mit sich selbst versöhnt sind und so ihre Feindschaft gegenstandslos wird.
Eine andere Stellungnahme gab der in Anatolien geborene deutsche Dichter Feridun Zaimoglu, ein "gläubiger Muslim", ab:
Ich bin, wie Du vielleicht weißt, gottgläubig. Ich freue mich auf den langen selbstvergessenen Schlaf bis zum Tag der Auferstehung, ohne Durst und ohne Hunger, ohne Schmerz und ohne Heftigkeiten. Ich freue mich, dass ich erblinde, ertaube und erlahme, bis der Ruf aus großer Höhe mein Grab scheitelt, dass ich entsteige dem alten, dunklen Unglück. Ich freue mich, dass ich als bloße Seele namenlos hinabsinke, um herauszusteigen, ich freue mich über die Erdklumpen und Zweigstücke, die sich von meinem neuen Fleisch lösen und fallen.
"Ein muslimischer Ostergruß aus Kiel. Wohl dem, der solchen Glauben hat", kommentiert Weidermann. Mit Recht. Es mutet merkwürdig an, dass ein Muslim das für mich deutlichste Bekenntnis abgab. Merkwürdig nicht deshalb, weil ich Muslime geringschätze, sondern deswegen, weil die "gläubige Christin" Schubert und alle anderen dahinter zurückbleiben.
In Zaimoglus Bekenntnis kommt Freude auf. Da geht es nicht um bleibende Fragen und Ungewissheiten, große Ideen und Freiheit von Empfindungen, Seelenpakete und Wiedergeburten. Sondern es geht um konkrete Empfindungen von Ruhe und Frieden, um ein Sein ohne Durst, Hunger, Schmerz und "Heftigkeiten" – und die Freude darüber. Es geht um einen Ruf, der uns auf(er)weckt aus dem Schlaf und dem "alten, dunklen Unglück" ein Ende bereitet. Da freut sich einer erdverbunden über ein neues Fleisch, von dem Erdklumpen und Zweigstücke abfallen. Das ist eine Auferstehung, die man riechen kann.
Zweierlei ist dazu anzumerken: Zunächst müssen wir uns klarmachen, dass auch diese konkreten Vorstellungen nur Bilder für etwas sein können, das unsere unzulänglichen Einsichten übersteigt. Es sind Analogien für etwas Größeres. Aber als solche Analogien haben sie ihr Recht.
Das zweite, Wichtigere ist die Frage: Warum fällt es eigentlich der Christenheit so schwer, in solcher Weise zu reden? Was hindert uns daran, konkret vom ewigen Leben zu sprechen? Ist es die Angst, ein Wort zu viel zu sagen? Ist es das uns von uns selber auferlegte Gebot des Schweigens über das, was sich unseren Vorstellungen entzieht, obgleich wir doch zum Reden davon aufgerufen sind? Ist es der Kniefall vor der aufgeklärten Vernunft, die uns gebietet, von dem uns Unzugänglichen könnten wir nichts wissen – obwohl doch Gottes Geist uns in alle Wahrheit leitet (Joh 16,13)?
Vielleicht macht uns ein Muslim vor, was ein kindlicher und in diesem Sinne naiver – nicht törichter und einfältiger, sondern argloser und unbefangener – Glaube ist. Und einer, der diesen Glauben offenbar nicht hat, ist beeindruckt ...
6. Theologische Aspekte
Einige theologische Aspekte möchte ich noch anfügen. Sie grenzen sich auch ab gegenüber den zu Beginn schon kritisierten schwer verdaulichen christlichen Lehren.
Es fällt auf, dass keine der skizzierten Vorstellungen vom Leben nach dem Tod von einem Glauben an Jesus Christus ausging. Es ist auch kein Wort gefallen über ein Urteil über unser Leben. Immerhin tauchte die Frage auf: "Wie war ich?"
a) Neue Geburt
Glaube an die Auferstehung der Toten ist in christlicher Sicht begründet in der Auferstehung Jesu Christi. Von diesem Ereignis her nahm der christliche Glaube seinen Ausgang. Nach der schweren Enttäuschung, die durch die Kreuzigung Jesu ausgelöst wurde, schöpften seine Jüngerinnen und Jünger nach seiner Auferstehung neuen Mut und erwartungsvolle Hoffnung. Dies bewegte sie dazu, die Botschaft von Jesus in die ganze Welt zu tragen.
Wiedergeburt ist daher im christlichen Sinn etwas grundlegend anderes als im fernöstlichen Sinn. Es ist die Neuschöpfung eines Menschen durch Gott, seine fundamentale innere Erneuerung, die im Neuen Testament nicht anders denn als neue Kreatur oder neue Geburt bezeichnet werden kann (2Kor 5,17; Joh 3,3-8). Diese Erneuerung ist Befreiung von den Mächten der Bosheit und des Todes. Sie beginnt im Diesseits und wird im Jenseits vollendet. Der wiedergeborene Mensch ist also sowohl der in der Zeit verwandelte als auch der in der Ewigkeit vollendete Mensch. Und er ist ein Werk Gottes, so dass die Wiedergeburt keinen Leistungsdruck beim Menschen erzeugt.
Damit sind Glaube und Liebe keine Taten des Menschen mehr, die er aus eigenem Vermögen vollbringt und auf die er infolgedessen stolz könnte (1Kor 1,26-31). Nicht der Mensch erhebt sich durch seinen Glauben und seine guten Taten in den Himmel, sondern er wird erhoben und ist dabei fast gänzlich passiv. Was ihm zu tun bleibt, ist nur, diese Erhebung dankbar anzunehmen, wie ein Verhungernder nach dem rettenden Brot greift. Das ist nun wirklich keine den Menschen erhebende und einen himmlischen Lohn begründende Tat. Es ist die Verzweiflungstat eines Sterbenden, der sich das Leben schenken lässt.
b) Liebevolle Beziehung
Diese Verwandlung und Vollendung des Menschen gründet in der Liebe Gottes zu seinen Geschöpfen. Dass Gott ein liebender Gott ist, zeigt die Person Jesu, von dem die Christenheit bekennt: In ihm ist Gott Mensch geworden, das heißt: Wie er war, so ist Gott. Weil er voller Liebe war bis hin zur Selbsthingabe, wissen wir, dass Gott ebenso ist. Weil er das Ebenbild Gottes war (z.B. Kol 1,15), glauben Christen nicht nur an Gott, sondern auch an Jesus Christus.
Der liebevolle Gott sucht die Beziehung zu jedem Menschen. Er will in der Zeit, aber auch in Ewigkeit mit seinem Geschöpf zusammen sein. Die "große Idee vom Leben" ist also, christlich verstanden, die ewige Beziehung zwischen Gott und Mensch. Das ewige Leben ist deshalb kein nebulöser kosmischer Raum, sondern eine konkrete Beziehung – eine so innige Beziehung, dass kein menschliches Wort für sie besser passt als: Liebe. Zwischen Gott und dem Menschen soll Liebe walten, und von daher auch zwischen dem Menschen und allen anderen Kreaturen.
Das bedeutet nicht, dass alle Fragen, die sich uns Menschen stellen, beantwortet wären. Aber es bedeutet, dass wir in dem Vertrauen leben können, dass Gottes Liebe zu uns auch trotz aller noch bestehenden Fragen gilt. Dieses ewige Leben als Beziehung der Liebe erscheint mir tröstlicher als jede erneute Transformation der Seele in ein anderes Lebewesen oder als ein Schweben im unendlichen kosmischen Raum, in dessen kosmischer Leere Beziehung gar nicht möglich erscheint.
c) Befreiende Wahrheit
Eine offene Frage ist auch die nach Himmel und Hölle. Selbst die neutestamentlichen Schriften geben hier keine eindeutige Auskunft. Wichtig scheint mir aber zu sein, dass der Übergang ins ewige Leben nicht einfach ein wohliges Hinübergleiten in eine andere Dimension ist. Die Opfer dieser Welt, die Geschundenen, in Armut Gehaltenen, um ihr Leben Betrogenen und Ermordeten verlangen danach, Recht zu bekommen. Dies kann nur durch einen Akt geschehen, der einem Gerichtsverfahren gleicht.
Darum ist die biblische Rede vom Gericht berechtigt. Gäbe es dieses Gericht nicht, so würden die Täter in Ewigkeit über ihre Opfer triumphieren. Nicht ein erboster, zorngesättigter und straffreudiger Gott fordert also das Gericht, sondern die Opferperspektive, die dieser Gott einnimmt und von der her er dann auch als Richter Recht spricht. Ziel ist, dass die Wahrheit ans Licht kommt und Täter wie Opfer durch die Wahrheit miteinander versöhnt werden. Zur Wahrheit gehört auch die Frage "Wie war ich?"
Wie Gott mit unserer Täterschaft umgeht, wird beispielsweise im letzten Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern deutlich. Auch Judas, der Jesus später verriet, durfte nach seiner Entlarvung daran teilnehmen. Er wurde von Jesus nicht vor die Tür gesetzt, sondern durfte das Brot und den Wein, die Jesu Leiden und Sterben aus Liebe symbolisierten, zu sich nehmen (z.B. Mk 14,17-25). Der Apostel Paulus wird später von der Gerechtsprechung nicht der Glaubenden oder Liebenden, sondern der Gottlosen sprechen (Röm 4,5; 5,6).
Daraus ergibt sich eine Hoffnung für alle Menschen, einen gnädigen Richter zu finden. Allerdings wird niemand zu seinem Glück gezwungen. Liebe zwingt nicht, sondern wirbt um Anerkennung. Wir würden uns bedanken, wenn Gott uns zu etwas zwingen würde. Wer sich also der Liebe Gottes dauerhaft widersetzt, muss dann auch ohne sie leben. Ob das für die Ewigkeit gilt, können wir nur Gott überlassen. Es muss daher offen bleiben.
d) Vertrauende Spannung
All das kann man glauben oder nicht. Es ist jedenfalls keine eigenwillige Spekulation, sondern der Versuch, die biblischen Schriften ernst zu nehmen. Das bedeutet, dass es sich nicht um für alle Zeiten fixierte unfehlbare Lehren handelt, sondern um Denkversuche, die der Ergänzung und Korrektur bedürfen. Alles darf gedacht werden im christlichen Glauben. Nur auf einem wird evangelischer Glaube bestehen müssen: dass sich alle alternativen Denkversuche auf die biblischen Schriften berufen und nicht durch freie menschliche Spekulation zustande kommen.
Wir leben noch nicht im Schauen dessen, was kommt, sondern im Glauben daran (2Kor 5,7). Das heißt: Wir sehen es noch nicht, haben keine handfesten Beweise dafür, aber wir vertrauen darauf. Diese Spannung bleibt bis zum Jüngsten Tag erhalten. Es ist keine beängstigende Spannung, sondern eine vertrauende und darum getröstete. In allem, was ungewiss bleibt, begegnet uns niemand anders als der uns liebende Gott. Trotz aller Ungewissheit sind alle, die ihm vertrauen, in seiner Liebe geborgen.
In dieser Liebe kann man dann getrost der Zukunft und auch dem Tod entgegensehen. Und mit Zuversicht und Vorfreude den Satz Navid Kermanis aufgreifen: "Ich bin gespannt."
* * * * *
Foto: PublicDomainPictures auf Pixabay.
Findet sich die Antwort über die Zukunft nicht schon in der Gegenwart, ja sogar in der Vergangenheit? Findet sie sich nicht schon bereits in allem um uns herum?
in der Vergangenheit Christi findet sich ein Teil der Antwort über unsere Zukunft: Seine Auferstehung sagt uns, was Gott uns in seiner großen Liebe schenken will. Wie es aber im Auferstehungsleben genau sein wird, bleibt uns jetzt noch verschlossen. Davon können wir nur in Bildern, in Analogien reden. Worin siehst du denn die Antwort über die Zukunft in Gegenwart und Vergangenheit?
Es geht bei meinen Gedanken vielmehr um Entscheidungsfindung zur Selektion, zum Auswahlverfahren, zur Auslese, usw. ... die Gott aber auch Menschen zu allen Zeiten schon gemacht hat und haben; so wie wir unsere nächsten Freunde, nächsten Partner, nächsten Bildungsweg, nächsten Job, nächsten Bekanntenkreis, nächsten Urlaubsbegleiter, nächste Hochzeitsgesellschaft auswählen ... dafür haben wir Kriterien und Voraussetzungen, aber so auch Gott. Im Reich Gottes wird es Geringe wie Große geben, etliche himmlische Lebensbereiche, aber auch welche, in denen wir besser nicht sein sollten und in anderen zu denen wir vorerst keinen Zugang finden werden. Nur wer die bestimmen Bedingungen erfüllt, bekommt gewisse Möglichkeiten geschaffen mit dem zugehörigen und passenden Umfeld bzw. Umgebung aber auch Körpern. Viel wichtiger als wie die neue Realität aussieht und sich darstellt, ist die Frage, von welchen Lebewesen ich umgeben sein werde und sein möchte; also kurz um, von welchem Geist, von welcher Art Geist und Gedankenstruktur.
Es macht keinen Sinn unreife Kinder zu Führungskräften zu machen, aber so ist es hier in dieser Welt zu Hauf. Unsere erste Welt mit diesen Körpern ist nur der Anfang. Wer im Kennenlernen, Glauben und Vertrauen von Gott sich weiterentwickelt und nicht jedem Geist folgt und zuhört kommt schneller durch die Endlichkeiten und wird in eine größere Liebe eingehen, mit den entsprechenden Realitäten und Funktionalitäten. Es ist wirklich viel leichter ein oder mehrere Universen als Unternehmen zu lenken und zu steuern, als selbst friedlich, barmherzig, dankbar, gütig oder demütig zu sein. Ohne einen zunehmenden heiligen Geist, lösen sich die Endlichkeiten in einer Art und Weise auf, die keine Fortsetzung kennt, entweder als Sackgasse oder als Rückschritt bis der Lernprozess als Lebensrecht abgebrochen wird. Wer von Gott lernt gelangt in immer bessere Realitäten, aber auch höhere Verantwortungen, die noch mehr Demut im Dienen abverlangen.
Es ist wie mit unseren selbstgebauten und viel hineininvestierten Häusern. Wir vertrauen nicht jedem die Schlüssel an. Wir vermieten nicht an jeden. Wir prüfen von Zeit zu Zeit was Veränderungen und Herausforderungen auslösen sollten. Wir laden nicht jeden ein und lassen nicht jeden rein ... Warum sollte Jah Gott da so viel anders sein? Wer will fruchtlose Endlos-Schleifen programmieren?
Die Bibel ist voll von diesen Selektionen von Adam bis Jesus und den Aposteln und danach. Nur weil viele die Vorteile eines Hochzeitsgastes genießen wollen (Kostenloses Essen, Musik, schönes Ambiente, nette Gesellschaft, usw.), heißt das nicht das solche die Hochzeit unterstützen wollen. Aber solche Gesinnungen wird Gott in seinen höheren Bereichen auch nicht hineinlassen.
bei diesem Beitrag wie auch bei dem zugrundeliegenden Zeit-Betrag fällt mir immer sofort eines meiner Lieblingsgedichte von Kurt Tucholsky ein, aus dem Gedächtnis zitiert, evtl. ungenau:
Als ick noch 'n kleena Junge war,
da hatten wir inne Schule
n Lehrer, den nannten wir nur Papa,
een jewissen Dokta Kuhle.
Und fragte der wat,
und der Schüler war dumm
und quatschte und klönte nur so rum,
denn sachte Kuhle feierlich:
Also: du weest et nich.
So nach'n Essen, da rooch ick jern
in'n Stillen ne jute Sßigarre,
und da frach ick so, inwieso und -wiefern,
und wie se so looft, die Karre.
Wer weeß dit, heute wähl'n wa noch rot,
und morjen sind wa schon alle dot.
Ick bin, ick werde, ick war jewesen.
Da ha'ck nu so viele Bücher jelesen,
und da steht de Wissenschaft uff de Kommode:
Wie wird det mit uns nachen Tode?
Die Kürche kommt jleich eilig jeloofen,
und es gibt 'n Waschkorb voll Philosophen.
Det lies man, und haste det hinter dir,
zweehundert Pfund bedrucktet Papier,
denn sachste, wie Kuhle, innerlich:
Sie wissen et nich. Sie wissen et nich!
Viele Grüße
Thomas
danke für deine ausführliche Beschreibung. Ich will dir das nicht ausreden, nur meinen persönlichen Eindruck wiedergeben: Das Reich Gottes, das du hier beschreibst, kommt mir vor wie ein großes Haus, bei dem Gott der Türsteher ist, der nichts anderes tut als zu bewerten, wer rein darf und wer nicht, und wer von denen, dir rein dürfen, in welchen Raum darf, wer also großen Luxus genießen darf, wer mit einem kleinen Zimmer zufrieden sein und wer im Kellerloch schlafen muss. Das erscheint mir ein wenig wie Heidi Klum in göttlicher Gestalt, also ein Bewerter-Gott, der Erbsen zählt und dadurch Menschen bewertet. Nichts für ungut, aber ist das nicht sehr menschlich gedacht? Einen liebevollen Gott, wie ihn das Neue Testament beschreibt, stelle ich mir eher vor wie einen Gastgeber, der seinen königlichen Tisch für seine Gäste gedeckt hat und sie alle mit Freude an seinen Tisch bittet. Dass evtl. auch jemand draußen bleiben muss, weil er "kein hochzeitlich Kleid" anhat, ist sicher möglich. Aber die Szene vom Festmahl macht auf mich einen anderen Eindruck als die von einem Himmelreich mit einem Bewerter am Eingang.
Ich denke auch, dass im Reich Gottes nicht alle gleich sind, Hitler, falls er dort überhaupt auftaucht, wird sicher einen anderen Stand haben als Anne Frank. Aber auch das ist nur eine Metapher für etwas, was wir nicht vollends verstehen können. Dass der Himmel unterschiedliche Räume, Körper und Annehmlichkeiten hat, ist mir ziemlich fremd. Ebenso, dass Menschen sich bis in Feinheiten voneinander unterscheiden und bewerten lassen, weil ich meine, dass in jedem Glaube und Unglaube, Liebe und Lieblosigkeit sind. Von der Bewertungsgesellschaft haben wir eigentlich auf Erden genug, davon brauchen wir im Himmel nicht noch mehr, finde ich. Dass es ein Gericht gibt, bestreite ich nicht (siehe der Artikel), aber wie wird es aussehen und was ist sein Ziel? Ich meine, es ist ein Gericht, das Versöhnung schafft und nicht Unterschiede zementiert. Paulus sagte ja immerhin, dass wir schon auf Erden alle einer sind: "Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Weib; denn ihr seid alle einer in Christus Jesus" (Gal 3,28).
Aber das ist nur meine Meinung. Vielleicht kannst du mich ja eines Besseren belehren 😷.
Respekt: das alles auswendig!
Nein, sie wissen et nich. Sie müssen aber trotzdem reden davon. Also reden sie, so wie sie es eben können, auch wenn es nur unzulängliche Bilder sind, weil auch die vor zweitausend Jahren schon davon redeten, und sie hoffen darauf, dass das, was sie nicht "wissen", weil sie es nicht sehen können, wovon sie aber gehört haben und was ihnen gewiss geworden ist, ohne es zu sehen, sich durch den selbst zu Gehör bringt, der es weiß und wissen muss, damit es möglichst vielen Menschen zur Gewissheit wird.
Viele Grüße
Klaus